Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine weit verbreitete Erkrankung, die durch einen dauerhaft hohen Druck in den Gefäßen gekennzeichnet ist. Dieser Hochdruck beginnt bei 140/90 mmHg. Auf Dauer schädigt Bluthochdruck die Gefäße und trägt so zur Entstehung von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall bei.
Was ist Bluthochdruck?
Bei Bluthochdruck (Hypertonie) sind die Blutdruckwerte dauerhaft zu hoch. Die Blutdruckwerte entstehen dadurch, dass das Herz bei jedem Herzschlag Blut in die Blutgefäße pumpt. Dabei übt das Blut von innen Druck auf die Gefäßwand aus. Abhängig von der Herzaktion unterscheiden Mediziner zwei Blutdruckwerte - einen oberen und einen unteren:
- Systolischer Blutdruck (oberer Wert): Er entsteht in der Phase, in der sich das Herz zusammenzieht (Systole). Dabei pumpt es das Blut aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader (Aorta) und somit in den Körperkreislauf; die entstehende Druckwelle breitet sich in die Arterien aus und ist auch in weiter entfernten Körperregionen (wie Armen und Beinen) messbar.
- Diastolischer Blutdruck (unterer Wert): In der Diastole dehnt sich der Herzmuskel aus, damit sich die Herzkammern erneut mit Blut füllen. In den Gefäßen herrscht noch immer ein gewisser Druck, der jedoch niedriger ist als der systolische Blutdruck. Der niedrigste Druck in den Gefäßen in der Entspannungsphase entspricht dem diastolischen Blutdruck.
Bei jedem Menschen unterliegt der Blutdruck gewissen Schwankungen. So lassen zum Beispiel Aufregung und körperliche Anstrengung den Blutdruck steigen, während er in Ruhe und im Schlaf deutlich niedriger ist.
Diese Blutdruck-Schwankungen sind normal und dienen der körperlichen Anpassung an die jeweilige Situation. Beim Gesunden pendeln sich die Blutdruckwerte immer wieder im Normalbereich ein. Erst wenn der Blutdruck dauerhaft zu hoch ist, muss er oft behandelt werden.
Den Begriff Bluthochdruck verwenden Ärzte und Ärztinnen meist im Sinne von arteriellem Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), also erhöhten Blutdruckwerten im Körperkreislauf. Es gibt aber noch andere Formen von Hypertonie, etwa den Bluthochdruck im Lungenkreislauf (pulmonale Hypertonie, Lungenhochdruck).
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Blutdruckwerte
Die Messeinheit für den Blutdruck ist mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Ein Messwert von beispielsweise 126/79 mmHg (sprich: 126 zu 79) bedeutet, dass der systolische Blutdruck bei 126 und der diastolische bei 79 mmHg liegt.
Ein optimaler (nicht erhöhter) Blutdruck liegt unterhalb von 120 mmHg systolisch und 70 mmHg diastolisch. Hier ein Überblick über die Blutdruck-Klassifikation nach den aktuellen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC, 2024):
| Blutdruck-Kategorie | Systolisch | Diastolisch |
|---|---|---|
| nicht-erhöhter Blutdruck | < 120 mmHg | < 70 mmHg |
| erhöhter Blutdruck | 120-139 mmHg | 70-89 mmHg |
| Bluthochdruck (Hypertonie) | ≥ 140 mmHg | ≥ 90 mmHg |
| Isolierte systolische Hypertonie | ≥ 140 mmHg | < 90 mmHg |
Die isolierte systolische Hypertonie ist ein rein systolischer Bluthochdruck. Der systolische Blutdruck beträgt hier bei 140 oder mehr, der diastolische Blutdruck dagegen liegt unter 90. Eine mögliche Ursache dafür ist eine Funktionsstörung der Aortenklappe (eine der Herzklappen).
Die in der Tabelle angegebenen Werte beziehen sich auf Blutdruckmessungen in der Arztpraxis.
Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen
Bluthochdruck betrifft nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche, insbesondere in der Pubertät. Immer mehr junge Menschen weisen einen zu hohen Blutdruck auf. Deshalb empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Bluthochdruck (European Society of Hypertension, ESH), regelmäßige Blutdruckmessungen bereits ab dem dritten Lebensjahr im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen.
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Die Blutdruckwerte bei Kindern und Jugendlichen sind in der Regel niedriger als bei Erwachsenen. Da sich ihr Körper noch in der Entwicklung befindet, lassen sich keine einheitlichen Referenzwerte wie bei Erwachsenen festlegen. Die Grenzwerte orientieren sich am Geschlecht, Alter und an der Größe des Kindes.
Dabei gibt es - wie für das Gewicht und die Körpergröße von Heranwachsenden - sogenannte Perzentilenkurven, die den Normalbereich des Blutdrucks bei Kindern definieren:
Kinder im Alter von 0 bis 15 Jahren haben dann Bluthochdruck, wenn ihr Wert die 95. Perzentile erreicht. So liegt der obere Grenzwert beispielsweise bei einem Jungen mit sechseinhalb Jahren und einer Körpergröße von 115 Zentimetern bei etwa 110/70 mmHg. Bei Jugendlichen ab 16 Jahren beginnt Bluthochdruck - wie bei Erwachsenen - ab 140/90 mmHg.
Wie lässt sich Bluthochdruck feststellen?
Viele Betroffene leben jahrelang mit Bluthochdruck (Hypertonie), ohne dies zu merken. Sie fühlen sich gesund, weil zu hoher Blutdruck oft lange keine Beschwerden verursacht. Erst Blutdruckmessungen (in Eigenregie beziehungsweise im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen) machen dann auf die auffälligen Werte aufmerksam.
Blutdruck messen
Die wichtigste Untersuchung, um einen Bluthochdruck festzustellen, ist die Blutdruck-Messung. Die einmalige Messung sagt aber noch nichts darüber aus, ob der Blutdruck behandlungsbedürftig ist oder nicht.
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Der Blutdruck schwankt nämlich im Laufe des Tages und ist etwa bei sportlicher Aktivität oder nach Kaffeegenuss erhöht. Manche Menschen sind zudem nervös, wenn ein Arzt oder eine Ärztin ihren Blutdruck misst, was den Blutdruck vorübergehend oftmals erhöht. Dieses Phänomen wird auch als „Weißkittelsyndrom“ bezeichnet.
Umgekehrt sind manche Hypertoniker bei Arztbesuchen so entspannt, dass ihr Blutdruck niedriger ist als sonst. Man spricht in diesem Fall von einer sogenannten „maskierten Hypertonie“.
Insgesamt gilt daher: Um aussagekräftige Blutdruck-Werte zu erhalten, sind mehrmalige Messungen (zum Beispiel zu drei verschiedenen Zeitpunkten) hilfreich und notwendig. Auch Langzeit-Messungen (über 24 Stunden) sind für die Diagnose von Bluthochdruck sinnvoll. Mit ihrer Hilfe können Ärztinnen und Ärzte tageszeitliche Schwanken genau erfassen.
Ohne ein geeignetes Blutdruckmessgerät lässt sich der Blutdruck nicht genau ermitteln. Um den Blutdruck messen zu können, gibt es spezielle Geräte für zuhause; alternativ können Sie auch bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin den Blutdruck messen lassen.
Weitere Diagnoseschritte
Meist fragen Mediziner die Patienten und Patientinnen im Rahmen der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) nach bestehenden Vorerkrankungen, die als Ursache einer sekundären Hypertonie infrage kommen. Das sind zum Beispiel Nieren- oder Schilddrüsenerkrankungen.
Eine körperliche Untersuchung gehört ebenfalls zur Abklärung von Bluthochdruck. Sie hilft dabei, das individuelle Herz-Kreislauf-Risiko abzuschätzen und mögliche Anzeichen für blutdruckbedingte Organschäden zu erkennen.
Oft wird der Bluthochdruck nämlich erst erkannt, wenn er bereits die Blutgefäße geschädigt hat. Dann entsteht zum Beispiel Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“). Davon betroffen sind vor allem die Gefäße von Herz, Gehirn, Nieren und Augen.
Auf Dauer nimmt bei Bluthochdruck auch der Herzmuskel Schaden und eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist die Folge.
Zur genaueren Untersuchung eventueller Folgeerkrankungen sind demnach weitere Untersuchungen nötig wie etwa ein EKG (genauer: ein 12-Kanal-EKG), manchmal auch ein Herzultraschall (Echokardiografie) oder eine Ultraschalluntersuchung der Nieren.
Ultraschalluntersuchung der Nieren
Eine Ultraschalluntersuchung der Nieren kann helfen, eine primäre von einer sekundären Bluthochdruckerkrankung zu unterscheiden.
Die Erkenntnisse aus solchen Untersuchungen helfen Medizinern, primären und sekundären Bluthochdruck gegeneinander abzugrenzen. Außerdem weisen sie im Idealfall auf Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie erhöhte Blutfettwerte) und eventuelle Organschädigungen hin (zum Beispiel anormale Nierenwerte, Auffälligkeiten im Ultraschall).
Bluthochdruck: Behandlung
Wie die Therapie von Bluthochdruck im Einzelfall aussieht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend sind vor allem die Höhe des Blutdrucks sowie das persönliche Risiko für Folgeerkrankungen wie KHK (Koronare Herzkrankheit), Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Außerdem berücksichtigen Mediziner bei der Therapieplanung das Alter der Betroffenen und eventuell bestehende Grund- oder Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus.
Ist ein erhöhter Blutdruck über 130/80 mmHg gesichert, sollte über drei Monate eine Lebensstiländerung versucht werden. So können Betroffene selbst viel tun, um ihren Blutdruck zu senken.
Klappt dies nicht, sollen blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz kommen. Bei gesichertem Bluthochdruck (Messwerten über 140/90 mmHg) sind sofort solche Medikamente ratsam (zusätzlich zu Lebensstiländerungen).
Blutdruck-Zielwerte
Die “European Society of Cardiology“ rät, den Blutdruck auf individuell angepasste Zielwerte zu senken. So sollte man bei erwachsenen Hypertonikern unter blutdrucksenkender Therapie versuchen, den Blutdruck auf 120-129/70-79 mmHg zu bringen (sofern die Therapie gut vertragen wird).
Im individuellen Fall können aber abweichende Zielwerte sinnvoller sein. Eher niedrigere Blutdruckwerte strebt man beispielsweise an bei:
- Bluthochdruck-Betroffenen jüngeren Alters
- guter Toleranz der Therapie
- hohem individuellem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Andere Begebenheiten rechtfertigen es, die Zielwerte zunächst etwas höher anzusetzen, zum Beispiel:
- höheres Alter (> 85 Jahre)
- kognitive oder funktionelle Einschränkungen
- unerwünschte Therapienebenwirkungen oder eine hohe Belastung durch die Behandlung
- geringe Lebenserwartung (< 3 Jahre)
Medikamente gegen Bluthochdruck
Es gibt fünf Hauptgruppen von Medikamenten, die bevorzugt bei Bluthochdruck zum Einsatz kommen. Diese Antihypertensiva senken den Blutdruck zuverlässig, werden über den Mund (als Tabletten) eingenommen und sind meist gut verträglich. Es gehören dazu:
- ACE-Hemmer
- Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten (Angiotensin-Rezeptorblocker, Sartane)
- bestimmte Diuretika ("Wassertabletten"): Thiazide und Thiazid-ähnliche Diuretika wie Indapamid
- Kalzium-Antagonisten
- Beta-Blocker
Wenn eine optimierte Behandlung mit solchen Antihypertensiva die Blutdruckwerte nicht ausreichend senken kann, verordnen Ärzte und Ärztinnen bisweilen noch andere Medikamente. Ein Beispiel ist Spironolacton - ein sogenannter Mineralkortikoid-Rezeptorantagonist, der den kaliumsparendem Diuretika zugerechnet wird.
Wann welche Medikamente am besten geeignet sind, hängt vom Einzelfall ab. Zudem gilt: Manchmal reicht die Einnahme eines einzelnen Medikaments aus, um den Bluthochdruck ausreichend zu senken (Monotherapie).
In anderen Fällen ist dazu eine Kombination verschiedener Medikamente notwendig (Kombinationstherapie), zum Beispiel aus einem ACE-Hemmer und einem Kalzium-Antagonisten.
Nebenwirkungen der Blutdruckmedikamente
Trotz guter Verträglichkeit lösen Blutdruckmedikamente mitunter Nebenwirkungen aus. So verursachen manche Betablocker Durchblutungsstörungen, die dann mit einem allgemeinen Kältegefühl und häufig kalten Händen und Füßen einhergehen. Betroffene frieren dann öfters und zittern entsprechend.
Auch das Sexualempfinden kann unter der Bluthochdrucktherapie beeinträchtigt sein (bis hin zu Erektionsstörungen).
Falls Sie Nebenwirkungen Ihrer Medikamente bemerken oder vermuten, sprechen Sie umgehend mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Unter Umständen ist ein Wechsel des Präparates notwendig.
Behandlung von Grunderkrankungen
Bei sekundärer Hypertonie genügt es nicht, den Lebensstil anzupassen (z.B. mehr körperliche Aktivität) und gegebenenfalls Blutdrucksenker einzunehmen. Vielmehr muss der Arzt oder die Ärztin die Grunderkrankung und somit den Auslöser des Bluthochdrucks behandeln.
So lassen sich zum Beispiel verengte Nierenarterien (Nierenarterienstenose) in einem chirurgischen Eingriff aufweiten. Meist senkt das die Bluthochdruckwerte ab.
Ist Bluthochdruck gefährlich?
Die Prognose bei Bluthochdruck ist von Patient zu Patient verschieden und lässt sich nicht allgemein vorhersagen. Der Krankheitsverlauf hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen zum Beispiel die Höhe des Blutdrucks und das Vorliegen von Begleiterkrankungen.
Allgemein gilt: Je früher Bluthochdruck erkannt und behandelt wird, desto geringer ist das Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wird die Hypertonie dagegen nicht behandelt, steigt das Risiko für Folgeschäden. Das löst im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Erkrankungen aus und senkt die Lebenserwartung.
Um die Blutdruckwerte im Blick zu behalten und mögliche Folgeerkrankungen frühzeitig zu erkennen, ist es sinnvoll und wichtig, regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen.
Mit konsequenter Therapie lässt sich der Blutdruck in der Regel sehr gut einstellen und kontrollieren. Auch sind die Symptome des Bluthochdrucks allein oft nicht so schwerwiegend, sodass längere Krankheitszeiten und Arbeitsunfähigkeit grundsätzlich nicht zu erwarten sind.
Benigne und maligne Hypertonie
Früher sprachen Mediziner von "benigner (essentieller) Hypertonie", wenn im Krankheitsverlauf keine krisenhaften Blutdruckverschlechterungen (Exazerbationen) auftraten. Viele Experten lehnen diese Bezeichnung mittlerweile ab, weil auch eine "benigne" (= gutartige) Hypertonie unbehandelt sehr gefährlich ist und eine erhöhte Sterblichkeitsrate aufweist.
Als Gegenstück zur benignen Hypertonie gibt es die "maligne (= bösartige) Hypertonie". Definiert ist sie durch einen ständigen massiven Bluthochdruck (diastolisch meist > 120 mmHg). Dieser fällt auch nachts kaum ab und schädigt die kleinen Arterien in Niere, Netzhaut und Gehirn. Dadurch steigt - besonders ohne Behandlung - das Risiko, in den nächsten fünf bis zehn Jahren an einer Herz-Kreislauf-Komplikation zu versterben, deutlich an.
Gefahren
Bluthochdruck richtet auf Dauer im ganzen Körper Schaden an.
Folgen für das Herz: Im Bereich des Herzens begünstigt Bluthochdruck beispielsweise eine Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) der Herzkranzgefäße. Diese koronare Herzkrankheit (KHK) zieht oft eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Herzrhythmusstörungen nach sich. Auch ein Herzinfarkt ist möglich.
Folgen für das Gehirn: Hypertoniker erleiden häufiger als Menschen mit gesunden Blutdruckwerten einen Schlaganfall. Ohne ausreichende Behandlung löst der Bluthochdruck Durchblutungsstörungen aus, die auch die kleinsten Gefäße des Gehirns betreffen (Mikroangiopathie).
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