Bluthochdruck: Psychosomatische Ursachen und ihre Auswirkungen

Der Begriff „Psychosomatik“ (psyche = Seele, soma = Körper) beschreibt das Wechselspiel zwischen körperlichen und seelischen Vorgängen. Mit anderen Worten: Jedes Gefühl führt zu einer körperlichen Reaktion und jede körperliche Reaktion löst bestimmte Gefühle aus.

Psychosomatische Erkrankungen und Bluthochdruck

Psychosomatische Erkrankungen stellen eine pathologische Form des Zusammenspiels zwischen Körper und Seele dar. Hier wirken sowohl körperliche als auch psychische Faktoren für die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten zusammen.

Seelisch-körperlicher Zusammenhang: Symptome äußern sich körperlich, wurden aber durch psychische Faktoren ausgelöst.

Häufige psychosomatische Leiden:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck)
  • Atemstörungen
  • Akute und chronische Erkrankungen des Verdauungstrakts
  • Somatoforme Funktionsstörungen des urogenitalen Systems
  • Hauterkrankungen
  • Gynäkologische Beschwerden
  • Störungen der Sinneswahrnehmungen
  • Psychosomatisch relevante Störungen in den Bereichen Hals, Nasen und Stimme
  • Psychosomatisch relevante Augenprobleme
  • Psychosomatisch relevante Zahnprobleme
  • Psychosomatisch relevante Bewegungsstörungen
  • Psychosomatisch relevante Schmerzstörungen

Im Grunde kann jedes körperliche Leiden psychische Hintergründe haben.

Stress als Auslöser von Bluthochdruck

Wie bei körperlicher Belastung, so steigen auch im Stress, wenn man sich aufregt, ärgert, kränkt, fürchtet usw. die Blutdrücke. Je höher das Ausmaß der seelischen Belastung, umso höher sind diese “Stressblutdrücke”.

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Das Ausmaß des Druckanstieges ist nicht vorhersehbar. In der Regel haben Personen mit Hochdruck auch unter Stress viel höhere Drücke als jene mit normalen Drücken. Ein “Stresshypertoniker” hat im ruhigen Alltag normale, aber im Stress zu hohe Drücke. Seine Drücke steigen unverhältnismäßig stark an.

Arzt- oder Praxishypertoniker sind Personen, die im Alltag normoton, beim Arzt hyperton erscheinen. Sie brauchen keine drucksenkenden Medikamente.

Chronischer Stress und seine Folgen

Insbesondere chronischer Stress schädigt Herz und Kreislauf. Unter seelischem Druck schaltet der Körper in den Alarmmodus: Er aktiviert das sympathische Nervensystem und schüttet verstärkt Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol aus. Atmung und Herzschlag beschleunigen sich, der Blutdruck steigt, und entzündliche Prozesse werden aktiviert. Folgen sind dann Bluthochdruck und verstärkte Arteriosklerose - zwei Hauptfaktoren unter anderem für Herzinfarkt und Herzschwäche.

Einen großen Anteil daran hat sicherlich Stress, der sich aus dauerhafter Überlastung einerseits, und dem Nicht-Wahrnehmen psychischer Anstrengungen andererseits ergibt. Häufig glauben viele Menschen, dass einschneidende Erlebnisse, wie eine Trennung, der Tod einer nahestehenden Person, Arbeitsplatzverlust, etc. schnell verarbeitet werden müssen.

Daraus kann jedoch eine psychische Überforderung entstehen, die sich mitunter auch körperlich manifestiert. Auch dauerhafte innere Zwiespältigkeit, meist nicht bewusst, wie Ärger, Kränkungen, Neid, udgl. können sich in Körpersymptomen äußern. Diese ergeben sich entweder aus aktuellen Anlässen, aber auch traumatische Ereignisse aus der Vergangenheit können an einer Krankheitsentstehung mitwirken.

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Psychische Verletzungen, wie bspw. körperliche u./o. sexuelle Gewalt, verändern das Erleben und Bewerten bestimmter körperlicher Vorgänge. Der Umgang mit dem eigenen Körper, wie Gesundheit vom Einzelnen definiert wird, wie Körperreaktionen wahrgenommen, analysiert und bewertet werden, all das macht den Unterschied, ob eine Körperempfindung bereits als Krankheit oder als harmloses Unwohlgefühl definiert wird.

Stressabbau zur Blutdrucksenkung

Stressabbau gilt seit alters her als eine wertvolle Maßnahme, um den Bluthochdruck zu behandeln. Vor 50 Jahren, als es noch keine Medikamente zur Senkung erhöhter Blutdrücke gab, hatten die Ärzte ihre Hypertoniker mit Schlaf- und Beruhigungsmittel behandelt. So mancher Hypertoniker nutzt diese Substanzklassen auch heute noch.

Und sie scheinen zu wirken, besonders dann, wenn Blutdrücke im Stress gemessen und verglichen werden mit Drücken, nachdem die Erregung durch die Beruhigungsmittel abgeklungen ist. Wenn der blutdrucksteigernde Stresseffekt wegfällt, sind die Werte niedriger. Der Blutdruckabfall ist in erster Linie eine indirekte Folge der Stressbehandlung.

Im Unterschied zum Fitnesstraining wird Stressabbau trainiert. Dazu eignen sich verschiedene Techniken:

  • Autogenes Training
  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
  • Meditationsübungen
  • Ayurveda
  • Yoga
  • Tai Chi uam.

Viele dieser Techniken werden als Kurse bei den Volkshochschulen angeboten. Wenn Stress und Ärger bei der Bewältigung von Alltagsproblemen auftreten, wird diese Stressquelle besser durch einen Psychologen als mit Beruhigungsmitteln behandelt.

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Blutdrucksenkung durch Stressabbau

Das Ausmaß der Drucksenkung, das durch Stressabbau allein zu erwarten ist, ist ungewiss. Im Durchschnitt sind einige wenige mmHg (4-6 mmHg) zu erwarten.

Psychosomatische Therapie

Psychotherapie kann helfen, den psychosozialen Hintergrund, auf dem sich eine psychosomatische Erkrankung entwickelt hat, zu verändern. Darüber hinaus ist es wesentlich für die Betroffenen, dass sie eine bessere Beziehung zu ihrem Körper im Allgemeinen und zum erkrankten Körperteil im Besonderen aufbauen.

Allerdings kann auch die beste Psychotherapie medizinische Behandlung nicht ersetzen, sondern wirkt am besten in enger ärztlicher Zusammenarbeit.

Die psychosomatische Therapie kann im Zusammenspiel mit der notwendigen organischen Behandlung den Heilungserfolg erheblich voranbringen - und psychosomatische Verstärker ausbremsen. „Psychosomatik ist ein Schräubchen, das wir in vielen Fällen nutzen können“, sagt Henningsen.

Bei all dem ist die Psychosomatik keine Einbahnstraße: Nicht nur beeinflusst das Gehirn den Körper, körperliche Erfahrungen wirken sich umgekehrt auch auf das Hirn aus. Das kann die psychosomatische Therapie nutzen: Sie lässt die Patientinnen und Patienten neue Erfahrungen machen und verändert damit ihre Erwartungshaltung.

Erlebt ein Mensch mit chronischem Rückenleiden beispielsweise in der Körpertherapie, dass Bewegung auch ohne Schmerzen möglich ist, lässt sich der Teufelskreis aus Schmerz, Erwartung und rückenschmerzfördernder Bewegungsarmut durchbrechen.

Vor allem mit Hilfe psychotherapeutischer Maßnahmen lassen sich negative Erwartungen an Krankheitsverlauf und Therapieerfolg oder Zweifel an den eigenen Ressourcen aushebeln. Dabei ergänzen sich Einzelgespräche und Gruppensettings.

Hinzu kommt ein ganzes Arsenal therapeutischer Angebote: das Erlernen von Entspannungstechniken, Kunsttherapie und körperorientierte Therapien. Welchem Patienten was helfen könnte, wird individuell erarbeitet.

Gelingt es aber, die Beschwerden neu zu bewerten, verlieren sie die Macht über die Lebensqualität. Wichtig ist hier, den Fokus vom Symptom wegzulenken.

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