Bluthochdruck, auch arterielle Hypertonie genannt, ist eine weit verbreitete Erkrankung, bei der der Druck in den Arterien dauerhaft erhöht ist. In Deutschland leidet mehr als jeder Vierte an arterieller Hypertonie, hat also dauerhaft einen Blutdruck von 140/90 mmHg oder höher. Chronischer Bluthochdruck kann auf Dauer der Gesundheit schaden - auch wenn Personen mit Bluthochdruck oft keine Beschwerden haben.
Ursachen von Bluthochdruck
Bluthochdruck (Hypertonie) kann viele verschiedene Ursachen haben. Mediziner unterscheiden zwischen primärem und sekundärem Bluthochdruck.
Primärer Bluthochdruck
Beim primären Bluthochdruck (primäre oder essenzielle Hypertonie) gibt es keine Grunderkrankung, die sich als Ursache des Bluthochdrucks nachweisen lässt. Diese essenzielle Hypertonie macht etwa 90 Prozent aller Bluthochdruck-Fälle aus. Wie die primäre Hypertonie beim Einzelnen genau entsteht, lässt sich nicht allgemein sagen. Entscheidend ist ein komplexes Zusammenspiel aus zahlreichen verschiedenen Faktoren, die je nach Einzelfall unterschiedlich ausgeprägt sind und in unterschiedlicher Weise zusammenwirken. Zu diesen Faktoren zählen der Alterungsprozess, bestimmte genetische Merkmale sowie verschiedene Umwelteinflüsse.
Konkret sind bislang folgende begünstigende Faktoren für die Entstehung von primärem Bluthochdruck bekannt:
- Bluthochdruck in der Familie oder familiäre Hyperlipidämie (erhöhte Blutfette)
- Übergewicht (Body-Mass-Index = BMI ab 25)
- Bewegungsmangel
- Hoher Salzkonsum
- Hoher Alkoholkonsum
- Fettreiche Kost
- Niedrige Kaliumzufuhr
- Rauchen
- Höheres Alter (≥ 65 Jahre)
- Psychischer Stress
Offenbar besteht bei Frauen auch ein Zusammenhang zwischen Hypertonie und den Wechseljahren: Bluthochdruck tritt bei Frauen nach dem Ende der fruchtbaren Jahre gehäuft auf. Ab einem Alter von 65 Jahren sind im Durchschnitt mehr Frauen von Bluthochdruck betroffen als Männer. Auch Schwangerschafts-bedingter Bluthochdruck kann als Vorbote für Bluthochdruck im Alter angesehen werden.
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Sekundärer Bluthochdruck
Beim sekundären Bluthochdruck (sekundäre Hypertonie) sind die Ursachen in einer anderen Erkrankung zu finden. Meist handelt es sich dabei um Nierenerkrankungen, Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Cushing-Syndrom) oder Gefäßkrankheiten.
So sind etwa Verengungen an den Nierenarterien (Nierenarterienstenose) sowie chronische Nierenleiden (zum Beispiel chronische Glomerulonephritis, Zystennieren) mögliche Ursachen für Bluthochdruck. Das Gleiche gilt für eine angeborene Verengung der Hauptschlagader (Aortenisthmus-Stenose).
Das Schlafapnoe-Syndrom (kurz: Schlafapnoe) gilt ebenfalls als möglicher Auslöser der sekundären Hypertonie. Es handelt sich dabei um eine Atemstörung im Schlaf.
Auch Medikamente kommen als Bluthochdruck-Ursachen infrage. Nicht zuletzt erhöhen meist auch bestimmte Drogen wie Kokain und Amphetamine den Blutdruck auf krankhafte Werte.
Seltener kommen Störungen des Hormonhaushalts als Bluthochdruck-Ursache in Betracht. Dazu zählen:
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- Cushing-Syndrom: Überschuss an Kortisol, entweder wegen übermäßiger Produktion (z.B. bei Stress) oder übermäßiger Zufuhr (über kortisonhaltige Medikamente).
- Primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom): Überproduktion des Hormons Aldosteron aufgrund einer Störung in der Nebennierenrinde (etwa durch einen Tumor).
- Phäochromozytom: Ein meist gutartiger Tumor der Nebenniere, der Stresshormone (wie Noradrenalin, Adrenalin) bildet. Der Hormonüberschuss bewirkt Bluthochdruck mit Kopfschmerzen, Schwitzen und Herzrasen.
- Akromegalie: Hier produziert ein (meist gutartiger) Tumor in der Hirnanhangsdrüse unkontrolliert Wachstumshormone. Dadurch vergrößern sich bestimmte Körperteile wie Hände, Füße, Kinn, Nase und Augenbrauenwülste.
- Adrenogenitales Syndrom: Bei dieser genetisch bedingten Stoffwechselkrankheit ist die Produktion der Hormone Aldosteron und Kortisol in der Nebenniere gestört.
- Funktionsstörung der Schilddrüse: Bluthochdruck tritt häufig im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) auf.
- Diabetes mellitus: Gefäßschädigungen durch die zu hohen Blutzuckerwerte lassen die Gefäße versteifen - etwa in den Nieren, was eine Nierenerkrankung (diabetische Nephropathie) und in weiterer Folge Bluthochdruck auslösen kann.
Psychischer Stress als Risikofaktor
Daneben gibt es noch einen weiteren, häufig unterschätzten Faktor bei Bluthochdruck: Stress. Zwar gilt er nicht als alleinige Bluthochdruck-Ursache. Bei Menschen mit einer Neigung zur Hypertonie wirken sich häufiger Stress und nervliche Anspannung jedoch fast immer negativ aus.
Bluthochdruck ist nämlich oft psychosomatisch beeinflusst. Das bedeutet, dass er nicht allein auf körperliche Funktionsstörungen zurückzuführen ist, sondern mitunter auch psychische Ursachen hat.
Wie bei körperlicher Belastung, so steigen auch im Stress, wenn man sich aufregt, ärgert, kränkt, fürchtet usw. die Blutdrücke. Je höher das Ausmaß der seelischen Belastung, umso höher sind diese “Stressblutdrücke”. Das Ausmaß des Druckanstieges ist nicht vorhersehbar. In der Regel haben Personen mit Hochdruck auch unter Stress viel höhere Drücke als jene mit normalen Drücken.
Ein “Stresshypertoniker” hat im ruhigen Alltag normale, aber im Stress zu hohe Drücke. Seine Drücke steigen unverhältnismäßig stark an.
Behandlung von Bluthochdruck
Durch die Behandlung von Bluthochdruck können schwere Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall vermieden werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Ein erster Schritt zur Senkung des Blutdrucks ist Gewichtsabnahme und eine Veränderung von Lebensgewohnheiten, z.B. mehr Bewegung oder ein Rauchstopp.
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Die Behandlung von Bluthochdruck besteht meist aus mehreren Maßnahmen. Ziel ist, den Blutdruck zu senken und weitere Gesundheitsrisiken zu verringern. Nach der Diagnose von Bluthochdruck bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der Patientin oder dem Patienten, welche Behandlungen möglich und wichtig sind. Prinzipiell empfehlen medizinische Fachleute, den Blutdruck auf Werte unter 140/90 mmHg zu senken. Je nach persönlicher Situation kann die Ärztin oder der Arzt aber auch andere Werte empfehlen.
Bei der Wahl der Therapie ist aber nicht nur die Höhe des Blutdrucks entscheidend, sondern auch der Gesundheitszustand. Damit die Ärztin oder der Arzt einschätzen kann, wie gefährlich der erhöhte Blutdruck für die betroffene Person ist, wird nach weiteren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesucht. Das Risiko für Folgeerkrankungen wird u.a.
Stressabbau als Therapieansatz
Stressabbau gilt seit alters her als eine wertvolle Maßnahme, um den Bluthochdruck zu behandeln. Vor 50 Jahren, als es noch keine Medikamente zur Senkung erhöhter Blutdrücke gab, hatten die Ärzte ihre Hypertoniker mit Schlaf- und Beruhigungsmittel behandelt. So mancher Hypertoniker nutzt diese Substanzklassen auch heute noch. Wenn der blutdrucksteigernde Stresseffekt wegfällt, sind die Werte niedriger. Der Blutdruckabfall ist in erster Linie eine indirekte Folge der Stressbehandlung.
Im Unterschied zum Fitnesstraining wird Stressabbau trainiert. Dazu eignen sich verschiedene Techniken:
- Autogenes Training
- Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
- Meditationsübungen
- Ayurveda
- Yoga
- Tai Chi
Viele dieser Techniken werden als Kurse bei den Volkshochschulen angeboten.
Wenn Stress und Ärger bei der Bewältigung von Alltagsproblemen auftreten, wird diese Stressquelle besser durch einen Psychologen als mit Beruhigungsmitteln behandelt.
Weitere wichtige Bausteine der Behandlung
Wichtige Bausteine der Behandlung von Bluthochdruck sind die Veränderung der Lebensgewohnheiten und die Therapie mit Medikamenten. Patientinnen und Patienten tragen zum Erfolg der Behandlung bei, wenn sie die mit der Ärztin oder dem Arzt besprochenen Maßnahmen genau beachten.
Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, den Blutdruck zu senken und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Bei einem leicht erhöhten Blutdruck kann es reichen, wenn die betroffene Person bestimmte Lebensgewohnheiten ändert. Beispielsweise sich ausgewogen ernährt, auf ihr Gewicht achtet und sparsam mit Salz und Alkohol umgeht. Auch regelmäßige Bewegung, wie in den Österreichischen Bewegungsempfehlungen beschrieben, und Nichtrauchen tragen dazu bei, den Blutdruck zu senken.
Um den Blutdruck zu senken, kann es beispielsweise schon reichen, wenn man eine halbe Stunde am Tag spazieren geht oder dreimal in der Woche joggt oder Fahrrad fährt. Die Ärztin oder der Arzt bespricht mit der Patientin oder dem Patienten, welche Lebensstil-Maßnahmen den Blutdruck senken können und wann eine Therapie mit blutdrucksenkenden Medikamenten angezeigt ist.
Gelingt es nicht, durch eine Veränderung der Lebensgewohnheiten den Blutdruck zu senken, empfehlen Ärztinnen und Ärzte zusätzlich zu einem gesunden Lebensstil blutdrucksenkende Medikamente. Ist der Blutdruck höher als 140/90 mmHg, raten Fachleute, sofort blutdrucksenkende Medikamente einzunehmen.
Gemeinsam mit der betroffenen Person sucht die Ärztin oder der Arzt nach dem am besten geeigneten Medikament. Dabei spielen Faktoren wie die Höhe des Blutdrucks, das Lebensalter und Begleiterkrankungen der betroffenen Person eine Rolle. Oft ist zu Beginn der Behandlung Geduld gefragt: Meist dauert es drei bis vier Wochen, bis das Medikament richtig wirkt und den Blutdruck ausreichend senkt. Zudem muss sich der Körper erst an den niedrigeren Blutdruck gewöhnen. So fühlen sich viele Betroffene zu Beginn der Behandlung schlapp und müde. Das wird aber mit der Zeit besser.
Jeder Mensch spricht unterschiedlich auf die blutdrucksenkenden Medikamente an und verträgt diese auch unterschiedlich gut. Zur Auswahl stehen verschiedene Arten von blutdrucksenkenden Mitteln mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Oft werden verschiedene Wirkstoffe kombiniert. Das hat unter anderem den Vorteil, dass die einzelnen Wirkstoffe geringer dosiert werden können.
Selbsthilfe und Prävention
Menschen mit Bluthochdruck können den Verlauf ihrer Erkrankung maßgeblich selbst beeinflussen. Den Blutdruck regelmäßig selbst messen: So kann u.a. Betroffene Personen können auch an Schulungsprogrammen teilnehmen. Steigt der Blutdruck plötzlich auf Werte über 180/110 mmHg, sprechen Fachleute von einer Blutdruckentgleisung oder hypertensiven Krise.
Ist nur der Blutdruck stark erhöht und hat die betroffene Person sonst keine Beschwerden, raten Fachleute, Ruhe zu bewahren, sich hinzulegen und den Blutdruck nach einer halben Stunde nochmals zu messen. Wenn die betroffene Person zusätzlich zum stark erhöhten Blutdruck akute Beschwerden hat, kann es sich um eine lebensbedrohliche Situation handeln. Es sollte unverzüglich die Rettung - Notruf 144 - verständigt werden. Bei einem hypertensiven Notfall können Organe wie beispielsweise Herz, Nieren, Gehirn oder Augen massiv geschädigt werden. Herzinfarkt, Schlaganfall, Gehirnblutungen oder Nierenversagen können u.a.
Blutdruck bei Kindern und Jugendlichen
Zum Welt-Hypertonietag am 17. Mai macht die MedUni Wien auf die steigende Zahl von Kindern und Jugendlichen mit erhöhtem Blutdruck aufmerksam. Vor allem in der Pubertät treten immer öfter gesundheitlich bedenkliche Werte auf, wobei Burschen drei bis vier Mal häufiger betroffen sind als Mädchen: Bereits rund 20 Prozent der männlichen Jugendlichen haben Bluthochdruck.
Hauptursache für das immer häufiger auftretende gesundheitliche Risiko im jungen Alter ist wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge Adipositas: Während primäre Hypertonie bei 1,4 Prozent der normalgewichtigen und 7,1 Prozent der übergewichtigen Jugendlichen auftritt, erhöht sich der Anteil bei adipösen Teenagern auf 25 Prozent. Bewegungsmangel wiederum führt zu einem dreifach erhöhten Risiko für Hypertonie. Auch die im Kindes- und Jugendalter zunehmenden langanhaltenden Belastungen mit Angst, Druck und Stress stehen im Zusammenhang mit einem Blutdruckanstieg. Direkte Auswirkungen haben vor allem zuckerhaltige Getränke und salzreiche Nahrung. Darüber hinaus lässt starkes Größenwachstum, wie es in der Pubertät vor allem bei Burschen auftritt, den Blutdruck oftmals in die Höhe schnellen.
Bei Kindern unter 15 Jahren werden bei der Bluthochdruck-Messung Faktoren wie Alter, Geschlecht und Körpergröße berücksichtigt. Bei Jugendlichen ab 16 Jahren gelten wie bei Erwachsenen nach drei unabhängigen Messungen Werte über 140/90 als hypertensiv.
Tabelle: Risikofaktoren für Bluthochdruck
| Risikofaktor | Einfluss |
|---|---|
| Alter | Steigendes Alter erhöht das Risiko |
| Genetische Veranlagung | Familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko |
| Übergewicht | Erhöht das Risiko deutlich |
| Bewegungsmangel | Erhöht das Risiko |
| Salzkonsum | Hoher Salzkonsum erhöht das Risiko |
| Alkoholkonsum | Hoher Alkoholkonsum erhöht das Risiko |
| Psychischer Stress | Kann das Risiko erhöhen, besonders bei Veranlagung |
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