Die Psychologie des Gebens ist ein vielschichtiges Feld, das untersucht, warum Menschen geben, welche Faktoren ihr Gebeverhalten beeinflussen und welche Auswirkungen das Geben auf den Geber selbst und die Gesellschaft hat. Im Folgenden werden einige Forschungsergebnisse zu diesem Thema vorgestellt.
Forschung in der Personzentrierten und Experienziellen Psychotherapie
Die Forschung in der Personzentrierten und Experienziellen Psychotherapie hat in den letzten Jahrzehnten wichtige Erkenntnisse geliefert. Ein narrativer Review von Keil, Korunka, Topaloglou, Kurl & Käfer-Schmid (2021) sowie Käfer-Schmid, Kurl, Keil, Korunka & Topaloglou (2022) gibt einen Überblick über die Forschung in diesem Bereich von 2008 bis 2019.
Frühere Arbeiten von File, Hutterer, Keil, Korunka & Macke-Bruck (2008) untersuchten die Forschung in der Klienten- bzw. Personzentrierten und Experienziellen Psychotherapie von 1991 bis 2008. Auch Korunka, Keil & Haug-Eskevig (2003) leisteten einen Beitrag mit ihrer Bestandsaufnahme der klientenzentrierten Psychotherapie in Österreich aus praxeologischer Sicht.
Die Forschung in diesem Bereich umfasst verschiedene Aspekte, darunter:
- Wirksamkeit von personzentrierten und erlebnisorientierten Therapien (Cooper, Watson & Hölldampf, 2010; Elliott, Greenberg & Lietaer, 2004; Elliott, Greenberg, Watson, Timulak & Freire, 2013)
- Empirische Forschungsansätze in der klientenzentrierten Psychotherapie in Österreich (File, Keil, Schabus & Sauer, 2014)
- Kritische Würdigung von Carl Rogers als Psychotherapieforscher (Korunka, Nemeskeri & Sauer, 2001)
- Studien über die therapeutische Beziehung und ihre Auswirkungen (Rogers, Gendlin, Kiesler & Truax, 1967)
Psychische Gesundheit und Soziale Eingebundenheit
Soziale Eingebundenheit beugt psychischen Erkrankungen vor und kann vor Depression schützen. Es ist wichtig, Freundschaften zu pflegen und positive Einstellungen über das Älterwerden zu entwickeln.
Lesen Sie auch: Voraussetzungen Psychologie Studium: Erlangen im Fokus
Umgang mit Emotionen und Zielen
Achtsamkeit im Umgang mit Emotionen ist entscheidend, da Angst und Stress zu verminderter Gedächtnisleistung führen können. Klare Ziele und Pläne für die Zukunft zu formulieren, kann ebenfalls zur psychischen Gesundheit beitragen.
Forschung zu Zugehörigkeit und Konflikten
Gegenwärtige soziale Spaltungsprozesse und Radikalisierungstendenzen stellen Zugehörigkeitsgefühle und -bedürfnisse in den Mittelpunkt. Forschungen untersuchen, inwiefern diese konfliktbezogenen Aushandlungen von Zugehörigkeiten mit der Aufarbeitung der deutschen Nachkriegszeit zusammenhängen (Becker, Neuhaus & Paloni, 2024). Bezugstheorien umfassen Dealing with the past-Ansätze, Perspektiven der sozialpsychologischen Friedens- und Konfliktforschung und ein psychosoziales Zugehörigkeitskonzept.
Die Forschung von Becker, Brixel, Neuhaus & Paloni (2023) befasst sich mit Zugehörigkeitserleben, Geschichte und Gegenwart in der deutschen Nach-Nachwendegeneration.
Psychische Gesundheit von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung (IB)
Menschen mit IB können psychisch krank oder psychisch gesund sein. Es gibt jedoch noch keine etablierte Theorie oder Definition für psychische Gesundheit bei Menschen mit IB, was zu einer Benachteiligung führen kann. Forschung in diesem Bereich wird durch Co-Forscher:innen mit Lern-Schwierigkeiten unterstützt.
Perinatale Psychische Gesundheit
Der Beginn der Elternschaft bringt Veränderungen in Beziehungen, Rollen und Bindungsdynamiken mit sich. Gefühle der Einsamkeit und unzureichende soziale Unterstützung können zu depressiven Symptomen beitragen. Psychische Probleme der Eltern haben weitreichende Auswirkungen auf ihre Familien und Unterstützungssysteme. Ein kollaboratives und multidisziplinäres Team befasst sich mit der perinatalen psychischen Gesundheit, gestaltet unterstützende Angebote, setzt gezielte Interventionen um und evaluiert deren Wirksamkeit.
Lesen Sie auch: Ursachen für häufigen Partnerwechsel
Forschung zu Persönlichkeitsstörungen
Persönlichkeitsstörungen (PD) gehen mit persönlichen und interpersonellen Schwierigkeiten einher und stellen eine sozioökonomische Belastung dar. Junge erwachsene Patient:innen mit Persönlichkeitsstörungen rücken zunehmend in den Mittelpunkt der Forschung. Eine Studie untersucht Patient:innen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren mit unterschiedlichen Schweregraden der Persönlichkeitsdesorganisation im Verlauf einer 12-wöchigen psychodynamischen Behandlung.
Bindungsforschung
Die Bindungsforschung untersucht die Bedeutung von Bindungserfahrungen für die psychische Gesundheit und Entwicklung. Studien beschäftigen sich mit Bindungsrepräsentationen bei Jugendlichen (Gander et al., 2022) und den neuronalen Korrelaten von Bindungs- und Trauerprozessen (Labek et al., 2022).
Depressionsforschung
Die Depressionsforschung untersucht klinische Veränderungsprozesse und neuronale Konnektivität bei Depression während einer stationären Behandlung (Del Monte, 2017).
Schlafforschung
Die Schlafforschung untersucht den Zusammenhang zwischen nächtlicher Hypoxie und kognitivem Abbau bei älteren Menschen.
Intergenerationelle Weitergabe von Misshandlung
Forschungen identifizieren Risiko- und Resilienzfaktoren im intergenerationellen Kreislauf von Misshandlung (Buchheim et al., 2022).
Lesen Sie auch: Definition psychischer Störungen
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) 2024
Vom 16. bis 19. September 2024 findet der 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie an der Universität Wien statt. Über 2.500 Wissenschafter*innen diskutieren unter dem Motto "Menschen - Mitwelt - Medien", wie die Psychologie zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen kann. Im Fokus stehen unter anderem die Auswirkungen von Medien auf die psychische Gesundheit, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt und im Alltag, sowie die psychologischen Herausforderungen des Klimawandels und der Umweltveränderungen.
Der Kongress wird in einem teilhybriden Format aus Präsenzveranstaltungen und Online-Übertragungen stattfinden. Die Universität Wien ist mit ihren Veranstaltungsräumen und Hörsälen an mehr als 60 verschiedenen Standorten einer der bedeutendsten Kongress-, Tagungs- und Veranstaltungsorte in Österreich.
Psychologe/Psychologin in Österreich
In Österreich darf man sich als „Psychologe“ oder „Psychologin“ bezeichnen, wenn man bestimmte Studienbedingungen erfüllt. Für die selbständige Tätigkeit im Gesundheitsbereich ist eine Listeneintragung des Gesundheitsministeriums erforderlich. Es gibt unterschiedliche Berufsberechtigungen wie „Klinischer Psychologe“, „Gesundheitspsychologe“ oder „Psychotherapeut“.
tags: #Psychologie #des #Gebens #Forschung