Psychischer Durchfall: Ursachen und Behandlung

Durchfall, medizinisch als Diarrhoe bekannt, ist ein häufiges Symptom, das fast jeder Mensch kennt. Er kann akut oder chronisch auftreten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Alle netDoktor.at-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Was ist Durchfall (Diarrhoe)?

Als Durchfall bezeichnen Ärzt:innen eine Stuhlentleerung, die mehr als drei Mal täglich erfolgt. Von Durchfall spricht man dann, wenn man täglich öfter als drei Mal Stuhlgang von einer breiigen bis flüssigen Konsistenz hat. Meist macht sich Durchfall durch ein anfänglich unangenehmes Gefühl im Bauch und generelles Unwohlsein bemerkbar. Veränderte Konsistenz oder erhöhter Wassergehalt des Stuhls sowie das Bedürfnis, das stille Örtchen häufiger als sonst besuchen zu müssen, sind typische Anzeichen.

Akuter vs. Chronischer Durchfall

  • Akuter Durchfall: Plötzlich auftretender Durchfall, der zumeist von einer Infektion, einer Unverträglichkeit oder der Konsumation von verdorbenen Lebensmitteln ausgelöst wird.
  • Chronischer Durchfall: Hält der Durchfall über einen Zeitraum von vier Wochen an, spricht man von chronischem Durchfall. Bei Kindern ist diese Grenze schon nach zwei Wochen erreicht.

Ursachen von Durchfall

Diarrhoe ist keine Krankheit, sondern ein Symptom - und das kann zahlreiche Ursachen haben. Durchfall kann die unterschiedlichsten Ursachen haben.

Ursachen für akuten Durchfall

Akuter Durchfall entsteht in der Regel aufgrund einer Viren- oder Bakterieninfektion. Wichtige Ursachen für akuten Durchfall sind:

  • Akute Magen-Darm-Infektionen mit Bakterien oder Viren wie E. coli (Kolibakterien), Salmonellen, Campylobacter, Shigellen, Listerien, Clostridium botulinum, Noroviren, Rotaviren
  • Infektionen mit Parasiten: Amöben, Lamblien
  • Vergiftungen, etwa durch Pilze, Nikotin, Insektizide, Eisen oder Chemikalien
  • Medikamente: z.B. magnesiumhaltige Magenschutz- oder Abführmittel, Antibiotika (wie Ampicillin, Clindamycin, Erythromycin), Zytostatika (Medikamente bei Chemotherapie)
  • Bestrahlung (Strahlentherapie) im Bauch- oder Beckenbereich
  • Akute psychische Belastungen (Aufregung, Angst, Belastungssituationen, Stress etc.)
  • Starke körperliche Belastung: z.B. Durchfall nach Sport, insbesondere nach dem Laufen unter großer Belastung wie bei Marathonläufen ("runner‘s diarrhea oder "Läufer-Durchfall").

Bei Durchfall durch Hitze sind vermutlich ebenfalls eine Stressreaktion des Körpers und eine Minderdurchblutung des Darms ursächlich beteiligt. Aber manche Menschen reagieren auf eiskalte Getränke mit Bauchschmerzen und Diarrhoe. Tritt Durchfall nachts auf, kann Rauchen, Alkoholkonsum oder schwerverdauliches Essen am Abend eine Rolle spielen.

Lesen Sie auch: Die Voderholzer Methode

Psychische Belastungen als Ursache

Ja, psychische Belastungen wie Stress, Angst oder Nervosität können spürbare Auswirkungen auf die Verdauung haben - bis hin zu plötzlichem Durchfall. Viele von uns kennen Durchfall infolge von Stress, ob privat oder im Berufsleben. Prüfungssituationen, Bewerbungsgespräche oder eine Rede, die vor einer größeren Zuhörerschaft gehalten werden muss - all diese Momente sind mit Stress verbunden und können dazu führen, dass der normale Rhythmus des Verdauungssystems gestört wird. Das Ergebnis ist häufig ein nervöser Durchfall, der ohne weitere körperliche Symptome auftritt, aber für Betroffene sehr belastend sein kann.

Das sogenannte „Bauchhirn“, ein Teil des enterischen Nervensystems, reagiert sehr sensibel auf emotionale Reize. Die Muskeln des Darms sind für das Durchmischen und Weiterschieben des Speisebreis verantwortlich. In rhythmischen Wellen spannt sich die Darmmuskulatur an und entspannt sich wieder. Man spricht von Darmbewegungen, oder auch von der ‚Peristaltik‘. Die Bewegungen werden vom Nervensystem des Darms gesteuert, das mit dem zentralen Nervensystem des gesamten Körpers zusammenhängt.

Adrenalin - ein Hormon, das ursächlich für Angst, Kampf oder Flucht ist - wird vom Körper hergestellt, wenn man Nervosität verspürt. Ein Ansteigen des Blutdrucks und des Pulsschlages sowie eine Abnahme der Darmbewegungen sind die Folge. Doch nicht nur Adrenalin wird in angespannten Situationen vermehrt ausgeschüttet.

Weitere Hormone führen zu einem erhöhten Einstrom von Flüssigkeit, Elektrolyten und Schleim in den Darm. Der Darm kann jedoch weniger Flüssigkeit und Elektrolyte resorbieren. Das Ergebnis: wässriger Stuhl und ständiger Stuhldrang. Allein eine geringfügig verminderte Aufnahmefähigkeit von Flüssigkeit aus dem Darm in den Körper kann eine Durchfallattacke auslösen.

Ursachen für chronischen Durchfall

Chronischer Durchfall weist oft auf ernstere Ursachen oder Erkrankungen hin, zum Beispiel:

Lesen Sie auch: Ursachenforschung: Psychischer Stress

  • Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten wie Kuhmilchallergie, Laktoseintoleranz, Histaminintoleranz, Zöliakie (wichtiger Hinweis: Durchfall nach dem Essen)
  • Reizdarm-Syndrom: Manche Betroffene haben häufigen und zum Teil krampfartigen Durchfall. Oft begleiten Nahrungsmittelunverträglichkeiten den Reizdarm.
  • Malassimilationssyndrom: Nahrung wird nicht ausreichend verdaut (Maldigestion) oder nur unzureichend aufgenommen (Malabsorption), z.B. nach Magenoperationen, bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: z.B. Colitis ulcerosa (betrifft den Dickdarm), Morbus Crohn (kann den ganzen Verdauungstrakt betreffen)
  • Chronische Darminfektionen mit Viren, Bakterien oder Parasiten
  • Stoffwechselerkrankungen: Addisonkrankheit, Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion
  • Entzündung von Darmausstülpungen (Divertikulitis): Hier tritt zum Beispiel wässriger Durchfall oder Stuhl mit Schleim und Blutbeimengungen auf.
  • Tumorerkrankungen: z.B. Darmkrebs (oft Durchfall und Verstopfung im Wechsel), neuroendokrine Tumore, die Hormone absondern und so u.a.

Was hilft bei Durchfall?

Ernährung bei Durchfall

Bei Durchfall ist der Verdauungstrakt gereizt und braucht besonders leicht verdauliche Nahrung, die ihn nicht zusätzlich belastet. Besonders in der akuten Phase solltest du fettige, stark gewürzte, blähende und schwer verdauliche Speisen meiden.

  • Weißbrot, Zwieback, Reis, Kartoffelbrei ohne Fett: Diese stärkehaltigen Lebensmittel liefern Energie, ohne den Darm zu reizen.
  • Reife Banane: Eine der besten Früchte bei Durchfall. Reife Bananen enthalten viel Kalium, das der Körper bei flüssigem Stuhlgang schnell verliert.
  • Gekochte Möhren, Karottensuppe: Karotten haben eine nachgewiesene antidiarrhoische Wirkung.
  • Leicht gesalzene Brühe: Eine klare, leicht gesalzene Gemüse- oder Hühnerbrühe hilft, diesen Verlust auszugleichen und liefert gleichzeitig ein wenig Wärme und Energie.
  • Haferschleim oder Grießbrei: Diese klassischen Schonkostgerichte sind mild, magenfreundlich und liefern sanfte Energie.

Getränke bei Durchfall

Bei flüssigem Stuhlgang verliert der Körper nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Elektrolyte wie Natrium oder Kalium. Wichtig ist dabei nicht nur die Menge, sondern auch die richtige Wahl der Getränke. Am besten trinkst du über den Tag verteilt kleine Schlucke, statt große Mengen auf einmal.

  • Stilles Wasser oder leicht gesalzene Brühe: Stilles Wasser ist in der Akutphase das beste Basisgetränk - es belastet den Verdauungstrakt nicht und hält den Kreislauf stabil.
  • Kamillen-, Fenchel- oder Pfefferminztee: Kräutertees sind bewährte Hausmittel bei Magen-Darm-Beschwerden.
  • Schwarzer Tee: Schwarzer Tee enthält sogenannte Gerbstoffe (Tannine), die eine zusammenziehende Wirkung auf die Darmschleimhaut haben.

Medikamentöse Behandlung

Bei Durchfall wird häufig der Wirkstoff Loperamid eingesetzt, aber auch Gerb­stoffe oder Gallensäurebinder werden zur Behandlung verwendet. Weiters können Ballaststoffe und Pektin helfen, die Verdauung zu normalisieren. Bei Blähungen, die oft auch mit Krämpfen auftreten können, kommen entschäumende Arzneistoffe wie Simeticon oder Dimeticon zur Anwendung. Der Wirkstoff Butylscopolamin wird bei Bauchkrämpfen angewendet.

Wann zum Arzt bei Durchfall?

Bei starkem Durchfall, der länger als drei Tage dauert, sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden. Dies gilt auch bei heftigem Durchfall (eventuell mit Erbrechen), vor allem wenn kleine Kinder oder ältere Menschen betroffen sind. Der Gang in eine (haus)-ärztliche Praxis ist auch dann notwendig, wenn Betroffene hohes Fieber, starkes Schwächegefühl oder heftiges Erbrechen zeigen. Die Diagnose kann vielfältig ausfallen: Infektion, Reizdarmsymptomatik oder aber schwere Erkrankung wie etwa eine Colitis ulcerosa - erst eine genaue Diagnostik bringt hier Klarheit.

Lesen Sie auch: Berufsunfähigkeitsversicherung bei psychischen Leiden

tags: #psychischer #durchfall #ursachen #und #behandlung