Emotionale Abhängigkeit von der Mutter: Ursachen und Folgen

Emotionale Abhängigkeit durch Ursachen aus der Kindheit kann das gesamte Leben eines Menschen beeinflussen. In diesem Artikel erfährst du, welche Faktoren in der Kindheit zur emotionalen Abhängigkeit führen, wie sich diese im Erwachsenenalter zeigt und welche Wege es gibt, um sie zu überwinden. Dabei schauen wir uns auch an, warum ein geringes Selbstwertgefühl, negative Glaubenssätze und übermäßige Verlustangst eine Rolle spielen.

Was ist emotionale Abhängigkeit?

Der Begriff emotionale Abhängigkeit beschreibt eine Situation, in der eine Person übermäßig stark auf die emotionale Bestätigung durch andere angewiesen ist. Menschen mit emotionaler Abhängigkeit haben Schwierigkeiten, eine eigene Identität außerhalb ihrer Beziehungen zu entwickeln. Gerade in der Partnerschaft zeigt sich dieses Muster besonders stark.

Ursachen emotionaler Abhängigkeit in der Kindheit

Die Ursachen emotionaler Abhängigkeit liegen oft in frühen Kindheitserfahrungen. Die Mutter-Kind-Beziehung spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der emotionalen Sicherheit eines Menschen. Ein Kind, das nicht die nötige Fürsorge erhält, entwickelt eine tief verwurzelte Angst davor, verlassen zu werden.

Unsichere Bindung in der Kindheit ist eine der Hauptursachen für emotionale Abhängigkeit. Ein geringes Selbstwertgefühl ist eine der häufigsten Ursachen emotionaler Abhängigkeit. Die Abhängigkeit im Erwachsenenalter äußert sich oft in toxischen Beziehungsmustern. Die Verlustangst ist ein zentrales Element der emotionalen Abhängigkeit.

Unsere Kindheitserlebnisse und die Beziehungen, die wir zu unseren Eltern aufbauen, haben einen nachhaltigen Einfluss auf unser gesamtes Leben. Besonders die Beziehung zu unserer Mutter kann eine tiefgreifende Rolle in unserem Liebesleben spielen. Das liegt vor allem daran, dass „Mama“ für uns alle die erste große Liebe war. Kein Wunder also, dass wir viele Prägungen, die durch die Beziehung zu ihr entstanden sind, auch in unsere romantischen Beziehungen mitnehmen.

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Mutterwunden und ihre Entstehung

Mutterwunden entstehen grundsätzlich, wenn die emotionale Verbindung zur Mutter gestört oder belastet ist. Alle Eltern machen Fehler. Auch die besten Mütter machen Fehler. So individuell wie jede Beziehung zwischen Mutter und Kind ist, so individuell ist auch jede Mutterwunde.

Ursachen für Mutterwunden:

  • Mütter, die aufgrund eigener Herausforderungen nicht in der Lage sind, angemessen auf die emotionalen Bedürfnisse ihres Kindes einzugehen, was zu einem Gefühl von Vernachlässigung führen kann.
  • Eine übermäßig kontrollierende oder dominante Mutter kann die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen des Kindes beeinträchtigen, was später zu Problemen in Bezug auf Autonomie und Intimität führen kann.
  • Wenn eine Mutter aufgrund eigener emotionaler Schwierigkeiten nicht in der Lage ist, eine sichere Bindung herzustellen, kann dies zu Unsicherheiten bezüglich der eigenen Persönlichkeit führen.
  • Mütter, die sehr hohe Erwartungen an ihre Kinder stellen, die kaum erfüllt werden können und sich anschließend enttäuschend zeigen, prägen das Selbstwertgefühl ihres Kindes negativ.
  • Wenn die Mutter eigene ungelöste Traumata oder emotionale Belastungen hat, kann dies die Interaktion mit dem Kind beeinflussen und zu emotionalen Verwundungen führen.

Auswirkungen von Mutterwunden

Einige Auswirkungen habe ich bereits bei den obigen Ursachen angeschnitten. Eine Mutterwunde kann dazu führen, dass wir Schwierigkeiten haben, unseren eigenen Wert anzuerkennen. Das kann in Beziehungen zur Folge haben, dass wir die fehlende Anerkennung in der Kindheit versuchen, beim Partner einzufordern, indem wir z. B. Außerdem kann es durch einen geringen Selbstwert zu einem Hoch-Tief-Gefälle in der Partnerschaft kommen. In der Praxis bedeutet das, dass sich ein Partner dem anderen unwürdig fühlt und zur Unterordnung oder sogar Unterwerfung neigt.

Die Unfähigkeit, eine gesunde emotionale Verbindung zur Mutter aufzubauen, kann in erwachsenen Liebesbeziehungen dazu führen, dass Intimität in Beziehungen als bedrohlich empfunden wird. Oft wünscht man sich zwar die Nähe, hat aber gleichzeitig Angst davor. Der Klassiker: es dem Partner immer recht machen wollen, um gebraucht und geliebt zu werden. Oft geht das so weit, dass der Co-Abhängige die Bedürfnisse und Wünsche seines Partners so sehr in den Vordergrund rückt, dass er seine eigenen gar nicht mehr erkennen kann bzw. Menschen mit Mutterwunden suchen oft unbewusst nach Partnern, die ähnliche Eigenschaften wie ihre Mütter haben. In der Regel tun wir dies, weil uns alles, was wir gewohnt sind, als sicher erscheint.

Parentifizierung: Wenn Kinder Elternrolle übernehmen

Die Parentifizierung, die Rollenumkehr in der Eltern-Kind-Beziehung, ist ein Entwicklungstrauma. Es gibt verschiedene Ausprägungen der Parentifzierung und doch ist die Grunddynamik immer die Gleiche: Es handelt sich um die Rollenumkehr zwischen Eltern und Kind. Dabei übernehmen die Kinder die Elternrolle - entweder in konkreten Alltagssituationen oder emotional. Doch nicht nur den späteren Erwachsenen ist die Rollenumkehr selten bewusst, sondern auch den Eltern. Für Betroffene ist es oft ein jahrelanger Weg sich aus der Rollenumkehr ganz zu lösen. In der Regel kennen sie es nicht anders und die Muster zeigen sich später in Partnerschaften, Freundschaften und im beruflichen Umfeld. Sie kommen dann in Therapie, weil sie sich ausgebrannt fühlen, Beziehungen scheitern, sich leer fühlen oder nicht ihr eigenes Leben leben.

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Um sich aus der Rollenumkehr zu lösen und in ein autonomes Leben hineinzuwachsen, ist die Arbeit an der Selbstverbindung und gesunden Grenzen zentral. Bei einer Parentifizierung sind die Rollen vertauscht. Kinder fühlen sich (unbewusst) nicht beschützt, geborgen oder gehalten. Im Gegenteil spüren Kinder bereits vorgeburtlich, wenn Eltern gestresst, traumatisiert oder krank sind, sich ständig streiten, selbst nicht genug Halt bekommen haben oder nicht ganz bei sich sind. Sind die wesentlichen Fähigkeiten für eine „holding environment“ (Winnicott) bei den Eltern nicht vorhanden, beginnen Kinder sich anzupassen und den Eltern das zu geben, was sie selbst bräuchten. Das führt zu einer hochgradigen Überforderung des Kindes und damit schon früh zu stressgeladenen Überlebensstrategien bzw. Das hohe Einfühlungsvermögen der Kinder macht die Rollenumkehr im Außen oft nicht sichtbar. Alles läuft ganz automatisch, wirkt „normal“, da die Kinder sehr angepasst sind und viel Leistung bringen.

Parentifizierungen zeigen sich nicht nur in der Eltern-Kind-Beziehung, sondern auch in Partnerschaften. Hier übernehmen die jeweiligen Partner eine (unbewusste) Elternrolle. Auch hier sind unerfüllte Kernbedürfnisse in der Kindheit eine tragende Rolle, dessen Erfüllung dann vom Partner übernommen werden sollen und immer zur Enttäuschung und Vorwürfen führen. Die Grenzen zwischen den Partnern verschwimmen. Auch ein Anfälligkeit für Süchte zeigt sich bei Kindern, die parentifiziert sind/waren. Die Bedürftigkeit ist immens groß, wie bei einem hilflosen Säugling. Die Ersatzbefriedigungen können den Mangel jedoch nicht ausgleichen. Im Gegenteil wird der Mangel größer.

Betroffene sind in einer Dynamik gefangen, niemanden zu brauchen, alles alleine zu bewerkstelligen oder sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Nach außen mag dies selbstbewusst oder eigenständig wirken, doch die Autonomie ist nur ein Schein und Ausdruck eine Überlebensstrategie. Die Überlebensstrategie ist eine Überabgrenzung und damit ein Kontaktabbruch. Daher fühlen sich Menschen tief im Inneren oft einsam oder leer.

Der Aufbau von gesunden Beziehungen, die eine konstruktive Art und Weise der Abhängigkeit beinhalten und von einem Geben und Nehmen getragen sind, sind für Menschen mit der Erfahrung der Parentifizierung schwer. Scham-und Schuldgefühle sind bei einer Parentifizierung vorprogrammiert. Wenn Kinder emotional missbraucht oder manipuliert werden, zeigen sich Schuldgefühle bei jeder Bewegung in Richtung Autonomie. Auch wenn sie hinaus in die Welt gehen, fühlen sie sich immer irgendwie verantwortlich für die Eltern und deren Wohlbefinden. Sie kümmern sich aufopfernd um die Eltern und leben nicht ihr eigenes Leben. In kindlicher Treue leben sie ein Leben für die Mutter, den Vater oder auch den PartnerIn.

Psychisch kranke Eltern, traumatisierte oder narzisstische Eltern sind Ursachen für die destruktive Beziehungsdynamik zwischen Eltern und Kind. Die Eltern sind nicht in der Lage für ihre unerfüllten Bedürfnisse selbst zu sorgen und missbrauchen emotional ihre Kinder. Sie sehen ihre Kinder nicht in ihren Bedürfnissen, sondern projizieren eigene Bedürfnisse auf sie. Oder die Eltern sind schwach und nutzen die Kraft der Kinder - emotional oder auch bei alltäglichen Aufgaben, wie auf Geschwister aufpassen, Besorgungen machen, den Haushalt führen, etc.

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Manchmal haben Kinder Angst, dass Eltern etwas zustoßen würde, wenn sie sich nicht um sie kümmern. Diese verstrickten/symbiotischen Beziehungen sind hochstressgeladen und massiv überfordernd. Sie ziehen Lebensenergie ab, die für das eigene Leben gebraucht wird. Um die stetige Überforderung zu verdrängen, werden Überlebensstrategien entwickelt.

Ein weiterer Aspekt der Folgen einer Parentifizierung zeigt sich in der Umkehr vom Opfer zum Täter. Das Muster anderen Menschen aufopfernd zu helfen, bleibt auch im Erwachsenenalter aufrecht, wenn dies nicht aufgearbeitet wird. So besteht die Gefahr vom Opfer zum Täter zu werden im Kleide eines Wohltäters. Sie projizieren die eigene Not in die Hilfsbedürftigen und haben ständig Menschen um sich herum, die ihre Hilfe benötigen. Das Helfen wird zum Selbstzweck und ist hoch egoistisch, da es um das Verbergen des eigenen Mangels geht und weniger um eine unabhängige Hilfe. Irgendwann werden Ansprüche, Forderungen gestellt oder Druck ausgeübt, um Anerkennung für die Aufopferung zu bekommen. Sie wiederholen die Dynamik der Rollenumkehr der Eltern-Kind-Beziehung und unterstützen nicht die Hilfesuchenden, sondern benutzen sie für ihre eigene Bedürfnisbefriedigung.

Ein Kind, dass auf seine Eltern oder Partner aufpasst, leidet. Es verliert an Freiheit und Leichtigkeit. Ein ganz wichtiger Schritt ist, anzuerkennen, dass man keine Schuld an den Problemen der Eltern hat und nicht für deren Wohlbefinden verantwortlich ist.

Eltern sind für sich selbst verantwortlich und ihre Kinder. Kinder tragen keine Verantwortung, wie man mit ihnen umgegangen ist und was man ihnen als wehrloses Kind angetan hat. Im therapeutischen Prozess wird immer wieder daran gearbeitet, die Verantwortung und die Lasten zurückzugeben. Wir können erst bei uns selbst ankommen, wenn wir uns aus der falschen Verantwortung lösen und damit die Verantwortung für uns selbst übernehmen können.

Der Aufbau einer gesunden Grenze zu den Eltern, den Generationen und auch zu unseren Partnern und Freunden ist dabei unumgänglich. Mit der Selbstverbindung sind wir im Kontakt mit unserem inneren Kern oder auch wahren Selbst. Das parentifizierte Muster anderen zu helfen, um Anerkennung oder Liebe zu bekommen, wird Schritt für Schritt mit dem wachsenden Selbstwert unterbrochen. So gelingt es neue Beziehungen aufzubauen, die von einer Begegnung auf Augenhöhe und Autonomie geprägt sind. Denn um diese möglich zu machen, muss der eigene Selbstwert stabil sein und die eigenen destruktiven Muster aufgelöst werden.

Projektionen werden aufgelöst, indem der eigene Mangel bewusst wird und die damit verbundene Bedürftigkeit gefühlt wird. Das kann schmerzhaft sein, doch es ist ein ganz gesunder Schmerz. Das Lösen aus einer Parentifizierung ist ein therapeutischer Prozess, wo die stressgeladenen Erfahrungen nachverarbeitet werden und Autonomie aufgebaut wird. Mit der lösungsorientierten Intensivtherapie werden Schritt für Schritt, die aus der Parentifizierung destruktiven Lebensmuster bearbeitet und gelöst.

Emotionale Abhängigkeit im Erwachsenenalter

Die Abhängigkeit im Erwachsenenalter äußert sich oft in toxischen Beziehungsmustern. Die Verlustangst ist ein zentrales Element der emotionalen Abhängigkeit. Wer emotionale Abhängigkeit entwickelt, hat oft das Gefühl, ohne den Partner nicht glücklich sein zu können.

Emotionale Abhängigkeit an sich ist keine offizielle psychische Krankheit, wird aber oft als Teil bestimmter psychischer Probleme betrachtet. Betroffene leiden oft unter einem geringen Selbstwertgefühl, ständiger Angst vor Ablehnung und einer tiefen Unsicherheit in Beziehungen.

Wege zur Überwindung emotionaler Abhängigkeit

Die Heilung von Mutterwunden erfordert Zeit und Selbstreflexion. Pflege eine liebevolle Beziehung zu dir selbst. Vergebung, sowohl sich selbst als auch der Mutter gegenüber, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung, auch wenn das nicht immer einfach ist. Komm deinen Mustern auf die Schliche. Finde die Ursache mit bewährten Tools und Lösungsschritten aus dem Inneren Kind-Mentaltraining.

Die Überwindung emotionaler Abhängigkeit ist ein Prozess, der Zeit braucht. Manchmal reicht es nicht aus, alleine an sich zu arbeiten.

Hier sind einige Schritte, die helfen können, emotionale Abhängigkeit zu überwinden:

  1. Selbsterkenntnis: Erkenne und akzeptiere, dass du emotional abhängig bist.
  2. Selbstwertgefühl stärken: Arbeite an deinem Selbstwertgefühl und lerne, dich selbst zu lieben und zu akzeptieren.
  3. Eigene Bedürfnisse erkennen: Lerne, deine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen.
  4. Grenzen setzen: Lerne, gesunde Grenzen zu setzen und für dich selbst einzustehen.
  5. Unterstützung suchen: Suche professionelle Hilfe, wenn du Schwierigkeiten hast, die emotionale Abhängigkeit alleine zu überwinden.

Die Mutterwunde kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser Liebesleben haben, aber sie muss nicht unser Schicksal sein. Durch Selbstreflexion und bewusste Veränderungen können wir die Muster durchbrechen, die uns daran hindern, erfüllende Beziehungen zu führen.

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