ADHS und Schmerzempfindlichkeit bei Erwachsenen

Chronischer Schmerz ist mehr als ein anhaltendes Symptom, er wird selbst zur Krankheit.

Definition von chronischem Schmerz

Im ICD-10 wird chronischer Schmerz nicht als eigenständige Krankheit, sondern in unterschiedlichen Kapiteln erfasst. Es gibt spezifische Diagnosen (z. B. chronische Migräne, Rückenschmerzen, neuropathische Schmerzen) und den Sammelbegriff „Somatoforme Schmerzstörung“ (F45.4), wenn keine organische Ursache nachweisbar ist.

„Chronisch“ bedeutet, dass Schmerzen länger als 3-6 Monate bestehen, unabhängig von akuten Verletzungen oder Krankheiten. Chronischer Schmerz ist damit sowohl Symptom als auch eigenes Krankheitsbild, da er das Nervensystem selbst verändert.

Während akuter Schmerz eine Warn- und Schutzfunktion hat, verliert der chronische Schmerz diese Bedeutung. Das Nervensystem bleibt in einer Art „Daueralarm“.

Schmerzen treten auf, obwohl keine akute Schädigung vorliegt oder die ursprüngliche Verletzung längst verheilt ist. Chronische Schmerzen sind nicht nur körperliche Phänomene, sondern betreffen auch die seelische, soziale und kognitive Ebene.

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Betroffene erleben Einschränkungen im Alltag, Rückzug, Hilflosigkeit und häufig einen Verlust an Lebensqualität.

Wie chronischer Schmerz entsteht

Bei chronischen Schmerzen verändern sich die Schmerzverarbeitungssysteme im Nervensystem. Durch wiederholte Reize kommt es zu einer Sensibilisierung von Schmerzbahnen: Nervenzellen reagieren überempfindlich, Schmerzsignale werden verstärkt oder auch ohne Auslöser gesendet.

Das Gehirn speichert Schmerz im „Schmerzgedächtnis“ - besonders in Regionen wie dem Thalamus, dem limbischen System und dem präfrontalen Kortex. So können Schmerzen weiterbestehen, auch wenn die ursprüngliche Ursache längst abgeklungen ist.

Gleichzeitig spielen Stresshormone (Cortisol, Adrenalin), Entzündungsbotenstoffe und eine verminderte Ausschüttung körpereigener Schmerzhemmer (Endorphine, Serotonin) eine Rolle.

Symptome von chronischem Schmerz

Das Leitsymptom ist anhaltender Schmerz - oft im Rücken, Kopf, Nacken, Gelenken oder Muskeln. Doch chronischer Schmerz geht fast immer mit weiteren Beschwerden einher: Schlafstörungen, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen, Ängste.

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Viele Betroffene entwickeln auch Schonhaltungen, die wiederum neue körperliche Probleme auslösen. Charakteristisch ist die Wechselwirkung von Körper und Psyche: Schmerzen verstärken Stress und Sorgen, diese wiederum verstärken die Schmerzwahrnehmung.

Ursachen und Risikofaktoren

Chronischer Schmerz hat viele Ursachen. Dazu gehören langanhaltende körperliche Belastungen (z. B. Bandscheibenvorfälle, Arthrose), Nervenverletzungen, Entzündungen, aber auch psychische Belastungen wie Traumata, Depressionen oder ungelöste Konflikte.

Risikofaktoren sind u. a.: Dauerstress, Bewegungsmangel, Übergewicht, schlechte Körperhaltung, Schlafdefizite und ein negativer Umgang mit Schmerz (Katastrophisieren, Hilflosigkeit).

Wichtig: Häufig liegt keine eindeutige Ursache vor, sondern ein komplexes Zusammenspiel von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren.

Chronischer Schmerz entsteht meist nicht plötzlich, sondern entwickelt sich schrittweise über verschiedene Phasen. Aus anfänglich akuten Beschwerden kann ein dauerhaftes Schmerzgeschehen werden, das sich im Nervensystem „einbrennt“.

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Prävention

Entscheidend ist es, diese Entwicklung frühzeitig zu erkennen und zu unterbrechen, um eine Chronifizierung und die Entstehung weiterer Begleiterkrankungen zu verhindern. Wichtige Präventionsstrategien sind: ausreichend Bewegung, ergonomische Arbeitsbedingungen, gesunder Schlaf, Stressabbau, ausgewogene Ernährung.

Betroffene profitieren von Selbstmanagement-Programmen, in denen sie lernen, Aktivität und Pausen klug einzuteilen. Soziale Unterstützung wirkt schützend: Austausch mit anderen Betroffenen oder Gespräche mit Familie und Freund:innen können den Leidensdruck verringern.

Ein entscheidender Punkt ist, nicht in Schonung zu verharren, sondern behutsam aktiv zu bleiben.

Gesellschaftliche Bedeutung

Chronische Schmerzen sind eine Volkskrankheit: Schätzungen zufolge leiden 15-20 % der Bevölkerung daran. Sie führen zu hohen Kosten durch Arbeitsausfälle und Behandlungen und beeinflussen ganze Familienstrukturen.

Gleichzeitig werden Betroffene oft missverstanden - weil keine „sichtbare“ Ursache erkennbar ist, zweifeln Umfeld und manchmal sogar Fachpersonen an der Realität der Schmerzen.

Chronischer Schmerz ist daher nicht nur eine medizinische, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung im Umgang mit Belastung, Anerkennung und Versorgung.

ADHS im Erwachsenenalter

Lange wurde die ADHS als eine auf das Kindesalter beschränkte Entwicklungsstörung höherer Hirnfunktionen betrachtet. Es zeigt sich aber, dass auch Erwachsene in ca. 50% aller Fälle unter den Folgen dieser Störung weiter leiden.

Die hyperkinetische Symptomatik verschwindet zwar häufig, die Aufmerksamkeitsprobleme (Zerstreutheit, Planungsprobleme, schlechtes Zeitgefühl), die emotionalen Störungen (Stimmungsschwankungen, innere Unruhe) und die Impulsivität halten hingegen an.

Die ADHS-Symptome können andere psychische Erkrankungen wie Depressionen, Sucht- und Angsterkrankungen hervorrufen oder mit ihren einhergehen.

Diagnose von ADHS

Die Diagnose wird durch die Erhebung der persönlichen und familiären Lebensgeschichte und die Verwendung strukturierter (Eltern- und Lehrer-) Fragebögen gestellt. Eine ärztliche Untersuchung muss das Vorliegen von anderen Erkrankungen, welche für das Störungsbild verantwortlich sein könnten (z.B. Epilepsie, Funktionsstörungen der Schilddrüse), ausschließen.

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