Gemeinsam ist man stärker, besser vernetzt, schneller informiert und kann mehr erreichen. Dies sind nur einige der Beweggründe zur Gründung des „Netzwerk Autismus Schwerin und angrenzende Regionen“, das die Landeshauptstadt Schwerin sowie die Landkreise Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern umfasst.
Mitglieder und Ziele des Netzwerks
Mittlerweile sind rund 40 Mitglieder im Netzwerk engagiert - mit steigender Tendenz. Darunter sind neben Kostenträgern wie dem Jugend- und Sozialamt auch Mitarbeitende aus zahlreichen Einrichtungen wie:
- Gesundheitsamt
- Lebenshilfe
- Diakonie
- Volkssolidarität
- EUTB
- Sozialpädiatrisches Zentrum
- Sozialmedizinisches Erwachsenenzentrum
- Helios-Klinik Schwerin (Erwachsenenpsychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie)
- Median Klinik Schweriner See
- Landesverband Autismus MV
- Anker Sozialarbeit sowie Berufs- und Regelschulen
Zusammengefunden haben sich die Mitglieder mitten in der Corona-Pandemie 2020. In dieser von Kontaktverboten geprägten Krisensituation war der Bedarf nach regelmäßigem Austausch und Unterstützung besonders spürbar. Entsprechend groß war die Begeisterung bei der Gründung und die Erwartungshaltung an das Netzwerk.
„Im Fokus standen die bessere Gestaltung des Übergangs von Schule in Ausbildung, Arbeit und Beschäftigung, die Unterstützung von Schulen beim Unterrichten von Schülern mit Autismus, die Entwicklung von Wohnangeboten, die Vernetzung von Kitas und Frühförderstellen hinsichtlich der Kleinsten mit Autismus, die Zusammenarbeit der Autismuszentren und - ambulanzen vor Ort, eine Verbesserung der derzeitigen Situation für fachspezifische Diagnostik für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, der fachliche Austausch und die Erstellung eines Wegweisers, damit Betroffene und deren Familien kurze Wege haben“, erinnert sich Sylva Schlenker an diese erste Zusammenkunft.
Arbeitsgruppen und Aktivitäten
Beim folgenden großen Netzwerktreffen wurden bereits etliche Arbeitsgruppen (Qualitätszirkel) wie Wohnen, Arbeit, Kita/Vorschule/Frühförderung, Diagnostik/Therapie sowie Schule ins Leben gerufen, über deren laufende Tätigkeit jetzt regelmäßig informiert wird. Zusätzlich kamen Experten zu Wort, die sich und ihre Projekte vorstellten. Darunter war beispielsweise die Arbeit der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Schwerin durch den leitenden Psychologen Herrn Jürgen Wernicke und ein Vortrag von Dr.
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Künftig wird es einmal jährlich ein Netzwerktreffen mit Fachvorträgen geben. Erziehungsberatungsstellen, Jobcenter und andere Kostenträger werden dazu eingeladen. Aktuell wird eine Liste aller Kontaktdaten mit den verschiedenen Arbeitsschwerpunkten zusammengestellt.
Auch der Termin des nächsten großen Netzwerktreffens steht bereits fest: Es wird am Freitag, 22. September (14.30h - 16.30h) zum Thema „Autismus und Geschlechteridentität“ bei Salo+Partner im Bremsweg 9 in Schwerin stattfinden.
Welt-Autismus-Tag und Beratung
Der Welt-Autismus-Tag findet traditionell jeweils am 02. April eines Jahres statt. Der Tag, der 2021 auf den Karfreitag fiel, wurde am 18. Dezember 2007 von den Vereinten Nationen (UNO) beschlossen und erstmals 2008 veranstaltet. Er gilt als Welttag der Aufklärung und Sensibilisierung zum Thema Autismus und soll Bewusstsein und Akzeptanz von Menschen mit Autismus weltweit steigern.
An diesem Tag wird darauf hingewiesen, dass die Früherkennung und geeignete Forschungs- sowie Interventionsmaßnahmen für die Entwicklung der Betroffenen von entscheidender Bedeutung sind.
Anlässlich dieses besonderen Tages lädt SALO+PARTNER herzlich zur Beratung im neuen Autismus- Beratungs- und Förderzentrum ein: Am 15.04.2021 und 16.04.2021 in der Zeit von 9 - 18 Uhr, Bremsweg 9, 19057 Schwerin können Menschen mit Autsimus, deren Angehörige und Interessierte an Frau Antje Weilandt, Leiterin des Autismus- Beratungs- und Förderzentrum und Frau Sylva Schlenker, bundesweite Fachberatung Autismus bei SALO+PARTNER, für Fragen zur Verfügung stehen. Parkplätze sind für Sie ausreichend vorhanden.
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Wünsche und Perspektiven
„Für unsere beiden Söhne wünschen wir uns, dass sie mit ihren Besonderheiten in der Gesellschaft anerkannt und wertgeschätzt werden. Wir wünschen uns, dass sie die nötige Unterstützung bekommen , um eines Tages ein selbstständiges Leben, vielleicht auch mit Hilfe, führen zu können. Wir wünschen uns das Erlernen eines Bewusstseins in der Gesellschaft, dass nicht unsere Jungs an die vorhandenen Gegebenheiten, wie z.B. Schule oder Ausbildung, angepasst werden müssen (das können sie nämlich fast gar nicht) sondern dass die Gegebenheiten sich an die Besonderheiten der Menschen mit Autismus anpassen müssen.
„Ich wünsche mir mehr Verständnis für das anstrengende Leben von autistischen Menschen und ihren Familien. Ich wünsche mir, dass sie frühzeitig fachlich diagnostiziert und gefördert werden (das ist bereits ab 1 ½ J. möglich!). Ich wünsche mir, dass Autismus als weitgehend angeborene Besonderheit anerkannt und nicht als Aufsässigkeit oder Erziehungsfehler abgetan wird. Ich wünsche mir mehr Geduld, dass in Kita, Schule und Berufsleben die Stärken dieser Menschen aufgebaut werden, statt rigide darauf zu beharren, dass sie dieselben Anforderungen „wie alle anderen“ erfüllen müssen.
„Betroffene und Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Autismus sind einer langen Wartezeit ausgesetzt, bis sie, in dem individuell notwendigen Maße, unterstützt werden. Sehr viele Anfragen und Bitten um Unterstützung beziehen sich auf die Diagnostik bei Verdacht auf Autismus: Welche Unterstützungen kann ich für konkrete Lebenssituationen beanspruchen?
„Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter bringen neben fachlicher Kompetenz langjährige persönliche Familienerfahrungen in Beratung, Begleitung und Fortbildungsangebote ein.
„Wenn der Jetzige gemeint ist, war und ist mir ein familiär-ähnliches Umfeld sehr wichtig sowie eine Arbeit, die nicht zu stressig ist und in der ich einen guten Beitrag für alle leisten kann. Familiär deshalb, weil es bedeutet, dass ich in einem kleinen Team arbeite. Ich kenne die Kollegen und kann sie mittlerweile gut einschätzen. Außerdem konnte ich mein Büro selbst gestalten, sodass es mir ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit durch private Bilder und Gegenstände gibt.
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„In einer Partnerschaft muss man sich gegenseitig akzeptieren, so wie man ist und Verständnis füreinander haben, auch für die Eigenarten des anderen.
Dr. med. (Oberarzt am Helios Klinikum Schwerin für Psychiatrie und Psychotherapie Schwerpunkte u.a. „In der Psychiatrie werden seelische Störungen beschrieben und behandelt. Den Autismus verstehen wir als Normvariante des menschlichen Seins. Menschen mit Autismus sind aber stärker gefährdet, psychische Erkrankungen zu erleiden. In solchen Fällen wird Autismus anhand der Defizite und der Mängel an Fertigkeiten bewertet. In der Therapie ist es hingegen wichtig, die Stärken und Fähigkeiten zur Selbstfürsorge herauszuarbeiten. Wir sprechen hier von Selbstakzeptanz und Selbstverantwortung. Das fällt den Menschen umso schwerer, desto mehr von ihren Schwächen die Rede ist. Akzeptanz kann man erlernen, beispielsweise indem man sich zunächst mit den eigenen Bedürfnissen beschäftigt. Fertigkeitsdefizite können mit anderem Blick auch als Bedürfnisse verstanden werden. Etwas nicht zu können oder nicht zu dulden, kann durchaus einen Grund haben. Dieser analytische Prozess des Verstehens ist oftmals sehr erhellend und entlastend. Die Menschen entdecken plötzlich Talente in sich, die früher als Makel erlebt wurden. Ich bin immer wieder bewegt, wenn mir Menschen mit Autismus berichten, wie sehr sie Sinnesreize wahrnehmen, wie sie Kommunikation und Interaktion erleben, wie sie ihren Alltag strukturieren, wie sie Sprache verstehen. Diese Menschen haben Talent zu Irritation, analytischem Denken, zu Logik und Skepsis (z.B. gegenüber althergebrachten Routinen und Konventionen).
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