Angststörung und niedriger Puls: Ursachen und Zusammenhänge

Innere Unruhe, Anspannung und Nervosität können im Alltag sehr belastend sein. Einige Menschen empfinden dies nur hin und wieder in gewissen Situationen, andere begleitet dieser innere Druck permanent. Die Ursachen für innere Unruhe können somit vielseitig sein.

Das vegetative Nervensystem und seine Rolle

Das vegetative Nervensystem steuert automatisch ablaufende Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung. Es besteht aus zwei Gegenspielern:

  • Sympathikus: Versetzt den Körper in Anspannung, beschleunigt Herzschlag und Atmung (Kampf-oder-Flucht-Reaktion).
  • Parasympathikus: Zuständig für Entspannung und Regeneration.

Ein Ungleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus kann zu verschiedenen Symptomen führen, die manchmal als vegetative Dystonie eingeordnet werden.

Sympathikus und Parasympathikus im Detail

Die efferente Erregungsleitung erfordert zwei Nervenzellen. Die Umschaltung von der ersten auf die zweite Nervenzelle erfolgt in Ganglien. Ganglien sind Nervenzellansammlungen bzw. Nervenzellen bestehen aus einer Zelle, die Neuron genannt wird.

Das erste efferente Neuron, d.h. die Nervenzelle, die in den vegetativen Kernen liegt, wird auch präganglionäres Neuron genannt. Die erste, präganglionäre Nervenzelle wird daher auch cholinerg genannt. Die zweite Nervenzelle, d.h. die Muskel- bzw. Nervensystems auch cholinerg genannt werden. Das bedeutet, dass Acetylcholin in Vesikeln (Bläschen) gespeichert und bei Bedarf freigesetzt wird.

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Monoaminooxidase (MAO) und die Catechol-O-Methyl-Transferase (COMT) sind für den Abbau von Neurotransmittern verantwortlich. Medikamente, die hier eingreifen, wirken spezifischer.

Stressreaktionen des Körpers

Jeder Stressor bzw. jede psychische Belastung und Stress (z.B. Ängste, aber auch positive Gefühle wie freudige Erregung) bewirkt eine Aktivierung des Sympathikus. Diese neuronale und hormonelle Aktivierung (ausgelöst durch die Hormone Adrenalin, Noradrenalin, Kortisol) bereitet den Körper auf eine Reaktion vor ("fight or flight reaction").

Die Energiereserven des Körpers werden mobilisiert, was im Moment nicht lebensnotwendig ist, wird ausgeschaltet. Eine überproportionale Noradrenalinerhöhung gilt daher als Anzeichen für eine körperliche Belastung bzw. Kampfreaktion. Nach der Alarmreaktion erreichen diese Hormone ihren höchsten Blutspiegel.

Kortisol dient energieliefernden Prozessen bei Bedarf, z.B. einer akuten Bedrohung. Es dient auch der Bereitstellung von Zucker durch Umbau von Eiweiß, d.h. von Antikörpern (Immunglobuline) und der Verminderung der Lymphfunktionen. Dies kann jedoch auch negative Effekte zu vermeiden.

Die Rolle des Parasympathikus

Ein Teil der parasympathischen Nervenfasern läuft im Vagus (10. Hirnnerv), so dass man vereinfachend auch von vagotoner Aktivierung spricht. Die Prozesse des parasympathischen Nervensystems dienen der Erholung, Entspannung und dem Energieaufbau. Es kommt selten zu einer isolierten Erregung des gesamten Sympathikus bzw. Parasympathikus, sondern meist zu einer Kombination aus Symptomen beider Nervensysteme.

Angst und ihre Auswirkungen auf den Körper

Angstpatienten sind oft unbewusst ständig mit der bevorstehenden Belastung beschäftigt. Typisch sind Nervosität oft auch bei bevorstehenden positiven Ereignissen (z.B. Hochzeit). Es kann zu Widerstand und aktiver Auseinandersetzung mit dem Stressor kommen, aber auch zu Schwindelgefühlen und Ohnmachtsneigung.

Eine Schreckbereitschaft bzw. das Gefühl, den Umweltbedingungen wehrlos ausgeliefert zu sein, kann die Angst verstärken. Eine Aufmerksame Immobilität (Bewegungslosigkeit) kann ebenfalls eine Reaktion auf Reize sein. In manchen Situationen erscheint es nicht möglich oder sinnvoll, ausweichen zu können oder dem Anblick von Blut ausgesetzt zu sein, was zur vagovasalen Ohnmacht führen kann.

Die Schreckreaktion

Bei unzureichender Stressbewältigung kommt es zur („Alarmreaktion“). Zuerst erfolgt eine kurze Schockphase, der Zustand „Schrecksekunde“. Diese dient dem Abschätzen der Gefahr und kann zu einem dramatischen Abfall der Pulsfrequenz führen.

Eine Aktivierung des Sympathikus bewirkt eine Anspannung der Skelettmuskulatur u.a., um sich auf die aktuelle Stresssituation konzentrieren zu können. Die Mobilmachung beträgt etwa ½-1½ Minuten und führt zu Erregung und Aufmerksamkeit.

Niedriger Puls bei Angst

Ein niedriger Puls im Zusammenhang mit Angst kann verschiedene Ursachen haben:

  • Vagotone Aktivierung: Eine übermäßige Aktivierung des Parasympathikus kann zu einem Abfall der Herzfrequenz führen.
  • Schreckreaktion: Die initiale Schockphase einer Schreckreaktion kann mit einem plötzlichen Pulsabfall einhergehen.
  • Kreislaufprobleme: In manchen Fällen kann ein niedriger Blutdruck, der bei einer anfänglichen Schreckreaktion noch weiter sinkt, zu einem niedrigen Puls führen.

Brustschmerzen und Angst

Brustschmerzen sind ein häufiges Symptom, das oft mit Angst verbunden ist. Es ist wichtig, organische Ursachen auszuschließen. In vielen Fällen sind Brustschmerzen jedoch nichtorganisch bedingt und können durch Angst, Depression oder körperliche Fixierung verursacht sein.

Rund 15% der Herzinfarktpatienten erleben Panikattacken. Symptome wie Schweißausbrüche, Gesichtsröte und gelegentliche Atembeschleunigung können auftreten. Psychogene Schmerzzustände treten oft ohne körperliche Belastung auf.

Was tun bei innerer Unruhe?

Es müssen aber nicht immer gleich Medikamente und Therapien sein, sofern keine Erkrankung die Ursache für die innere Unruhe ist. Am wichtigsten bei innerer Unruhe und nervlicher Überbelastung ist die Entspannung.

Teilweise reicht es schon, wenn ein paar Mal richtig tief ein- und wieder ausgeatmet wird. Genauso gut können verschiedene Entspannungstechniken unterstützen. Bewegung ist generell gut. Auch ausdauernde, schnelle Sportarten eignen sich oft, um die innere Unruhe und Anspannung zu bekämpfen.

Medikamente und Therapie

Als Basisbehandlung steht nach wie vor das ärztliche Gespräch und die Beratung im Mittelpunkt, um psychosoziale und/oder somatische Belastungsfaktoren zu identifizieren. Zu Beginn der Behandlung können psychosoziale Maßnahmen, Entspannungstechniken und Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe sowie eine begleitende milde medikamentöse Therapie ausreichen.

Bei anhaltenden oder immer wiederkehrenden Ängsten ist die Einleitung einer psychotherapeutischen Behandlung mit begleitender Pharmakotherapie indiziert. Die medikamentöse und psychotherapeutische Kombinationstherapie ist am effektivsten.

Weitere Ursachen und Risikofaktoren

Die vegetative Dystonie hat oft keine klar abgrenzbare Ursache. Nicht selten spielen mehrere körperliche, seelische und soziale Umstände eine Rolle. Dazu zählen zum Beispiel permanenter Stress, Trauer, Sorgen und Ängste. Auch hormonelle Veränderungen etwa durch die Wechseljahre oder durch eine Schwangerschaft sind mögliche Auslöser.

Messung von Blutdruck

Der Blutdruck wird in Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg) gemessen. Als Normalwerte gelten:

  • Für 40-60jährige: 135-140/90-95 mm Hg
  • Ideal: 100/70-65 mm Hg

Ein erhöhter Blutdruck kann auf Verkalkung und Verhärtung der Arterien hinweisen.

Tabelle: Übersicht über Symptome, Ursachen und Behandlung

Symptom Mögliche Ursachen Behandlungsmöglichkeiten
Innere Unruhe Stress, Angst, Koffein, Nikotin, Alkohol, psychische Erkrankungen, hormonelle Störungen Entspannungstechniken, Bewegung, Therapie, Medikamente (in manchen Fällen)
Niedriger Puls Vagotone Aktivierung, Schreckreaktion, Kreislaufprobleme Behandlung der Grunderkrankung, Anpassung des Lebensstils
Brustschmerzen Angst, Depression, körperliche Fixierung, organische Ursachen (Herzinfarkt, Angina pectoris) Ausschluss organischer Ursachen, Therapie, Medikamente (je nach Ursache)

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