Spektrum Störung ADHS Unterschied: Eine umfassende Betrachtung

Neurodiversität beschreibt die Vielfalt neurologischer Entwicklungen und Denkweisen und umfasst dabei alle Variationen der Gehirnfunktionen über verschiedene neurologische Gruppen von Menschen hinweg. Im Konzept der Neurodiversität werden unter anderem Personen mit Autismus, ADHS, Dyskalkulie, Legasthenie, Dyspraxie, Tourette-Syndrom, bipolarer Störung und Hochbegabung zu den neurodivergenten Menschen gezählt.

Was ist ADHS?

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS oder ADS) beinhaltet Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeit, Konzentration, Impulsivität und der Selbstregulation. In vielen Fällen kommt auch eine ausgeprägte körperliche Unruhe, bekannt als Hyperaktivität, hinzu.

Die Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e.V. beschreibt das Störungsbild wie folgt: „Eine ADHS liegt vor, wenn unaufmerksames und impulsives Verhalten mit oder ohne deutliche Hyperaktivität ausgeprägt ist, nicht dem Alter und Entwicklungsstand entspricht und zu deutlicher Beeinträchtigung in verschiedenen sozialen Bezugssystemen und im Leistungsbereich von Schule und Beruf führt“.

ADHS ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Die Angaben dazu schwanken je nach angewandten Diagnosekriterien, Erhebungsmethoden und untersuchten Bevölkerungsgruppen zwischen 2,4 bis sieben Prozent. Im Vorschulalter liegen sie bei ca. 1,8 Prozent. Untersuchungen weisen darauf hin, dass ADHS kulturübergreifend mit ähnlicher Häufigkeit auftritt. So wird in einer Metastudie (Regressionsanalyse von Polancyk et al., 2007) eine weltweite Prävalenzrate von 5,29 Prozent gefunden.

Ursachen und Pathomechanismen

Die Pathomechanismen der ADHS sind nicht im Detail geklärt. Man geht von einer multifaktoriellen Genese aus, wobei genetische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen. Zu den als nicht genetischen Einflussgrößen diskutierten Faktoren zählen Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen (Eklampsie, verringertes Geburtsgewicht, höheres Alter der Mutter, fetaler Stress, Frühgeburtlichkeit) sowie Nikotin- und Drogenkonsum während der Schwangerschaft (Voeller, 2004).

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Auf neurobiologischer Ebene wird die ADHS als ein heterogenes Störungsbild mit Dysfunktionen in Regelkreisen zwischen präfrontalem Kortex, parieto-occipitalem Kortex, Basalganglien und Vermis cerebelli auf dem Boden einer Neurotransmitterfunktionsstörung im dopaminergen System gesehen, wobei das noradrenerge und das serotonerge System ebenfalls betroffen sind (Faraone et al., 2001; Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e.V. nach ICD-10/DSM-IV bzw.

Klinische Merkmale werden dann auch mit der Dysfunktion in den betroffenen Arealen in Verbindung gebracht: Unaufmerksamkeit, Antizipationsschwierigkeiten etc. (präfrontaler Kortex); Stimmungslabilität, Ängstlichkeit etc. (limbisches System); Hyperaktivität, Tics etc. (Basalganglien); Impulshaftigkeit (Vermis cerebelli).

Reifungsmechanismen - im Sinne einer primären „Unreife“ dieser Systeme (mit der Chance der Nachreifung - z.B. Abnahme der Hyperaktivität im Erwachsenenalter) scheinen eine Rolle zu spielen.

Symptome und Erscheinungsformen

Die Symptome von ADHS treten mit lebensalter- und geschlechtstypischer Ausprägung vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter auf. Bei Jugendlichen nimmt die hyperaktive Symptomatik tendenziell ab, Aufmerksamkeitsstörung und Impulsivität bleiben eher bestehen. Bei Erwachsenen wird eher eine Abnahme der Anzahl von Symptomen beobachtet, wobei die verbleibenden Beeinträchtigungen jedoch persistieren und mit steigendem Alter tendenziell zunehmen (Solanto et al., 2012). Die drei Kernsymptome des ADHS sind Aufmerksamkeitsdefizit, motorische Hyperaktivität und mangelnde Impulskontrolle (Tabelle 2).

Während hyperaktive Symptome bei Erwachsenen oft abnehmen, bleiben Schwierigkeiten in der Organisation, dem Zeitmanagement und der Aufmerksamkeit bestehen. Betroffene kämpfen häufig mit beruflichen und sozialen Anforderungen.

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Diagnose von ADHS

Beginn der Symptomatik in der Kindheit (ICD-10: vor dem 6. Lebensjahr; DSM-5: vor dem 12. In Deutschland und Österreich wird zur Diagnosestellung von ADHS (noch) das ICD-10 der WHO verwendet. Das moderne DSM-5 der American Psychiatric Association ist mittlerweile etabliert, obwohl Änderungen für Diskussionen sorgten. Tabelle 3 zeigt die wichtigsten Unterschiede.

Komorbide Störungen sind häufig und betreffen zwei Drittel bis drei Viertel der Kinder mit der Primärdiagnose ADHS (Tabelle 4). Dabei stehen oppositionelle Störungen, Störungen des Sozialverhaltens und Suchtverhalten im Vordergrund. Relativ häufig werden auch Schlafstörungen, depressive Störungen, Angst- und Tic-Störungen sowie umschriebene Entwicklungsstörungen gesehen. Mehrfachdiagnosen kommen häufig vor.

Grundsätzlich ist ADHS eine klinische Diagnose, die fachärztlich, auf Basis von Psychopathologie und Anamnese, gestellt wird. Unterstützend und ergänzend werden dafür validierte diagnostische Instrumente, psychologische Befundung und funktionelle Diagnostik angewandt. Somatische Untersuchungen dienen lediglich der Differenzialdiagnostik. Nach der Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e.V. (2007) lässt sich die Diagnose wie folgt überblicksmäßig darstellen.

  • Anamnese: Die Einbeziehung anderer Kinder und Jugendlicher, der Eltern, der Erzieher und Lehrer ist demnach eine wichtige diagnostische Maßnahme. Sie ist unverzichtbar, um die Kernsymptome der ADHS, assoziierte Störungen und deren Entwicklung und Auswirkungen in der Biografie sowie wichtige Differenzialdiagnosen zu erkennen.
  • Klinische Untersuchung: Der klinische Untersuchungsbefund und Verhaltensbeobachtungen sind ebenfalls von wesentlicher Bedeutung für ein umfassendes Bild der Betroffenen. Aktuelle Psychopathologie sowie soziales Funktionieren im Einzel- und Gruppensetting können dabei beurteilt werden. Hyperaktivität auf Basis von z.B. Deprivation, Depression, Bindungsstörungen oder Minderbegabung kann dann differenziert beurteilt werden. Auch physische Beeinträchtigungen wie Hör- oder Sehschwächen können verhaltensbeeinflussend sein. Auf neurologischer Ebene können sensomotorische Störungen (z.B. auf Basis von perinatalen Komplikationen) relevant sein.
  • Diagnostische Instrumente: ADHS-spezifische Fragebögen fokussieren auf bestimmte diagnosetypische Verhaltensweisen und ermöglichen damit bis zu einem Grad eine standardisierte Diagnostik und eine Abgrenzung der Erscheinungsformen. Eine Liste findet sich auf der Homepage des Universitätsklinikums Köln www.zentralesadhs- netz.de.
  • Testpsychologische Untersuchungen: Diese werden ergänzend zur klinischen Diagnostik eingesetzt. Die standardisierte Beurteilung des Verhaltens, der Entwicklung, Intelligenz, Aufmerksamkeitsspanne und Impulsivität kann wichtige Hinweise auf das Vorliegen von ADHS geben.
  • Videoaufzeichnungen: Sowohl für Diagnostik und Therapie als auch für die Verlaufskontrolle können optionale Videoaufzeichnungen von Nutzen sein. Eltern und je nach Alter auch Patienten können Auffälligkeiten in Mimik, Gestik und Körpersprache sowie unangepasstes Verhalten - inklusive der Reaktion der Eltern - demonstriert werden.
  • Laboruntersuchungen, EEG, Gehörprüfung, Visusüberprüfung, MRT: Diese Untersuchungen dienen ausschließlich zur Differenzialdiagnostik (z.B.

Therapeutische Ansätze bei ADHS

Aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen von ADHS erfordert das therapeutische so wie das diagnostische Vorgehen ein multimodales und multidisziplinäres Vorgehen. In einem Konsensus-Statement wurde dazu ein Algorithmus nach den Deutschen AWMF-Leitlinien zusammengefasst (Abbildung rechts). Das Behandlungssetting ist üblicherweise ein ambulantes.

Bei unklarer Diagnose oder schwerer Symptomatik und Gefährdung der sozialen Integration, bei ambulant schwieriger medikamentöser Einstellung oder komplexer klinischer Symptomatik (Komorbidität) sollte eine teilstationäre Therapie angedacht werden. Eine vollstationäre Aufnahme des betroffenen Kindes/Jugendlichen ist nur dann anzustreben, wenn die familiären Ressourcen überfordert sind und/oder wenn das Kind bzw.

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Generell wird immer die Etablierung einer ADHS-Elternberatung (mit vielen psychoedukativen Elementen) und eine strukturierende Therapie mit dem Ziel des Erwerbs von Selbstkontrolle und Selbststrukturierung für die Betroffenen empfohlen. Diese Empfehlung gilt bei leichter bis milder Ausprägung der Symptomatik, leichten bis mittleren Einschränkungen und (noch) belastbarem Umfeld (Eltern, Schule). Die Wirksamkeit der Therapie wird sich innerhalb von einigen Wochen und Monaten zeigen.

Bei unzureichendem Ergebnis, bei mittlerer bis schwerer Symptomatik mit massiven Einschränkungen und hochbelasteten Systemen wird dann eine zusätzliche medikamentöse Therapie etabliert. Eine Wirksamkeit zeigt sich dann innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen. Diese Empfehlungen basieren auf vielen Studien.

Bei der Reduktion der internalisierenden und aggressiven Begleitsymptome sowie der Verbesserung der sozialen Kompetenzen, der Eltern-Kind-Beziehung und der schulischen Leistungen erwiesen sich Pharmakotherapie mit ADHS-Beratung und Verhaltenstherapie als die effizientesten Methoden. Bei der Reduktion der Kernsymptome war die Pharmakotherapie mit ADHS-Beratung der reinen Verhaltenstherapie überlegen. Allerdings verminderten sich nach 36 Monaten die Unterschiede zwischen den einzelnen Methoden mit einer Stabilisierung der Therapieeffekte.

Bei der psychotherapeutischen Behandlung von ADHS stehen v.a. strukturierende, symptomorientierte psychotherapeutische Ansätze im Vordergrund. Diese Therapiemethoden (Verhaltenstherapien etc.) sind am besten evaluiert und haben sich auch in der Praxis bewährt. Dabei wird einerseits patientenzentriert, andererseits elternbzw. familienzentriert gearbeitet. Im besten Fall wird auch das schulische Umfeld einbezogen.

Essenziell ist eine entsprechend spezifische, umfassende Psychoedukation mit Patienten, Eltern, Schule etc., wobei das Krankheitsmodell und die Symptome erklärt sowie die therapeutische Beeinflussung erläutert und geübt werden.

Der Entscheidung für eine Pharmakotherapie der ADHS sollen mehrere Entscheidungskriterien zugrunde gelegt werden: Intensität der Störung, Akuität der Situation, Beeinträchtigung von Patient und Umfeld, Alter des Kindes/ Jugendlichen (für Vorschulalterkinder sind derzeit keine ADHS-Medikamente zugelassen), Verfügbarkeit der Pharmakotherapie, psychosoziales Umfeld und Compliance.

Bei den in Österreich zur Behandlung der ADHS zugelassenen Medikamenten handelt es sich um diverse Präparate aus der Gruppe der Stimulanzien (Amphetamin, Methylphenitat, Lisdexamphetamin), einen Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer (Atomoxetin) und ein zentral wirksames Sympathotonikum (Guanfacin).

Medikamentöse Behandlung

  • Stimulanzien: Die Wirksamkeit von Stimulanzien fußt auf der Katecholamin-Hypothese, die von einer Verminderung von Noradrenalin und Dopamin im synaptischen Spalt ausgeht, wobei auch das serotonerge System mitbetroffen sein dürfte. Für den Einsatz von Stimulanzien sprechen die lange Erfahrung mit diesen Medikamenten, die große Anzahl von mehr als 300 Studien und die gute Wirksamkeit. Etwa 80 Prozent der mit Stimulanzien behandelten Patienten sind Responder. Stimulanzien gelten als Standardtherapie der ADHS. Es stehen kurz- und langwirksame Präparate zur Verfügung (Tabelle 5 und 6), wobei auch Kombinationen je nach Anforderungen im Tagesverlauf angewandt werden. Die häufigeren Nebenwirkungen von Stimulanzien umfassen Appetitverlust, Kopf- und Bauchschmerzen, Arrhythmie, Puls- und Blutdruckveränderungen, Agitation und Schlafstörungen. Gelegentlich bis selten treten Dysphorie, Wachstumsstörungen, „Wesensveränderungen“ und psychotische Reaktionen auf. Sehr selten bzw. mit unbekannter Häufigkeit wurden Konvulsionen, Blutbildveränderungen, plötzlicher Herztod, zerebrovaskuläre Erkrankungen einschließlich Vaskulitis, Hirnblutungen, zerebrovaskuläre Ereignisse und zerebraler Verschluss beobachtet. Regelhaft sollten Puls, Blutdruck und Wachstum kontrolliert werden, gelegentlich sollten Kontrolle des Blutbilds und ein EKG erfolgen.
  • Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer: In Österreich ist aus dieser Wirkstoffgruppe Atomoxetin auf dem Markt. Das Medikament hemmt hochselektiv den präsynaptischen Noradrenalin-Rezeptor, erhöht die Wirkung von Noradrenalin im präfrontalen Kortex und wirkt indirekt auf den Dopaminspiegel. Etwa 50 bis 70 Prozent der mit Atomoxetin behandelten Patienten sind Responder. Die Wirksamkeit gilt allgemein als etwas geringer, hält allerdings - nach Einmalgabe - 24 Stunden an.
  • Zentrale alpha-Sympathomimetika: Es handelt sich um eine Substanzgruppe, die bereits 1979 als zentrale Antihypertonika eingesetzt wurden. Es zeigte sich eine zusätzliche Wirksamkeit bei ADHS, und die Substanz wurde in Fachkreisen als „Off-Label-Behandlung“ von ADHS bei mangelnder Wirksamkeit von oder Kontraindikation gegen Stimulanzien eingesetzt. In den USA wird seit 2011 nunmehr eine verbesserte Substanz mit Retard-Wirkung (Guanfacin) als ADHS-Medikament zur Anwendung gebracht und darf auch seit 2017 in Österreich (nach chefärztlicher Bewilligung) im Kindes- und Jugendalter eingesetzt werden. Vorteile sind u.a. eine 24-Stunden-Wirkung und fehlendes Missbrauchspotenzial. Als Nebenwirkungen können u.a.

Nicht-medikamentöse Therapie

Als nicht medikamentöse Therapie zeigt das allerdings aufwendige „Neurofeedback“ in einigen kleinen Studien erste positive Ergebnisse, die Effektivität muss aber erst bestätigt werden.

Als eine sinnvolle Nahrungsergänzung zur Verbesserung der Hirnleistung scheinen sich ungesättigte Fettsäuren zu erweisen (Richardson et al., 2005). Sie sollen „neuroprotektiv“ in den Nervenzellmembranen wirken. Bei Kindern mit ADHS wurden auch niedrigere Spiegel von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren im Plasma und in der Phospholipidmembran der Erythrozyten festgestellt, und so wurde auf Defizite im Bereich der Nervenzellen geschlossen.

Was ist Autismus-Spektrum-Störung (ASS)?

Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist eine komplexe Entwicklungsstörung, die sich auf die sozialen Interaktionen, die Kommunikation, die Emotionswahrnehmung und das Verhalten auswirkt. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und variieren stark in ihrer Intensität.

Einige Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen, da es ihnen schwer fällt die Emotionen anderer wahrzunehmen und einzuordnen und darauf zu reagieren. Einige haben auch spezielle Spezialinteressen. Wiederholende Verhaltensweisen (z. B.

Viele Erwachsene mit Autismus, insbesondere solche mit einer späten Diagnose, berichten von Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen und im Berufsleben. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um gezielte Unterstützung anzubieten.

Behandlung von Autismus

Die Behandlung von Autismus zielt darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Fähigkeiten zu fördern. Es gibt eine Vielzahl von Therapieansätzen, die helfen können, die Symptome zu managen und die Entwicklung zu unterstützen.

Verhaltenstherapie: Fördert Strategien zur Emotionsregulation, Aufmerksamkeitssteuerung, Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Frustrationstoleranz und Organisation. Ressourcen werden aktiviert und genutzt.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ADHS und Autismus

ADHS und Autismus wirken vielleicht auf den ersten Blick sehr unterschiedlich, doch beide verbindet, dass Kinder und Jugendliche, die davon betroffen sind, Reize (z.B. Lärm) sehr intensiv wahrnehmen. Dies kann dazu führen, dass sie mit aggressivem Verhalten oder mit Rückzugsverhalten auf diese überfordernden Situationen reagieren. Wichtig ist, dies frühzeitig zu erkennen oder schon vorher zu überlegen: welche Situationen könnten zu laut oder zu intensiv sein (z.B. zu Hause eine Rückzugsmöglichkeit anbieten.

Ein Bereich, der bei ADHS und Autismus sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann, ist das Erkennen von Gefühlen, sowohl bei sich selbst als auch bei anderen Menschen. Betroffene mit ADHS haben oft sehr stark ausgeprägte Emotionen, zeigen diese sehr deutlich und haben ein besonderes Gespür für Gefühlszustände von anderen Personen. Autistische Kinder und Jugendliche hingegen erkennen Emotionen bei anderen Personen oft nur schwer oder, wenn doch, dann sind sie häufig überfordert und wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Auch ihre eigenen Gefühle können sie oft nicht gut wahrnehmen und/oder unterscheiden bzw. Wie machen sich diese Gefühle z.B.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS als auch jene mit Autismus Umweltreize sehr intensiv wahrnehmen. Ein Bereich, in dem sie sich jedoch stark unterscheiden, sind Gefühle: was bei Autismus zu wenig vorhanden ist (Einfühlungsvermögen in die Emotionen anderer Personen), ist bei ADHS oft sehr stark ausgeprägt. Beides kann zu Überforderungen in sozialen Situationen führen.

Psychotherapeutische Ansätze für neurodivergente Menschen

Wichtige Elemente einer Psychotherapie mit neurodivergenten Menschen Autismus-Spektrum-Störung (ASS):

  • Individuelle Anpassung der Therapieansätze an spezifische Bedürfnisse
  • Unterstützung bei sozialen Interaktionen und Kommunikationsfähigkeiten
  • Umgang mit sensorischen Überempfindlichkeiten und Überlastungen
  • Entwicklung von Strategien für Alltagsbewältigung und Struktur
  • Förderung von Stärken und Interessen im therapeutischen Prozess
  • Arbeit an Selbstakzeptanz und Identitätsfindung
  • Unterstützung bei der Integration in soziale und berufliche Umfelder
  • Sensibilisierung für und Anpassung an individuelle sensorische Bedürfnisse

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS):

  • Strategien zur Verbesserung der Konzentration und Selbstregulation
  • Unterstützung bei der Organisation und Strukturierung des Alltags
  • Umgang mit Impulsivität und emotionaler Reaktivität
  • Entwicklung von Bewältigungsstrategien für berufliche und soziale Herausforderungen
  • Förderung von positiven Verhaltensweisen und Fähigkeiten
  • Arbeit an Selbstwertgefühl und Selbstmanagement
  • Unterstützung bei der Integration von ADHS in den Lebenskontext

Allgemeine Ansätze in der neurodivergenten Psychotherapie:

  • Einsatz von integrativen und anpassungsfähigen Therapiemethoden
  • Unterstützung bei der Entwicklung von Selbstakzeptanz und Resilienz
  • Berücksichtigung von komorbiden Störungen und zusätzlichen Herausforderungen
  • Förderung von positiven Beziehungen und sozialer Unterstützung
  • Anpassung der Kommunikation und Interventionsmethoden an individuelle Bedürfnisse
  • Erstellung eines sicheren und unterstützenden Therapieumfeldes
  • Individuelle Anpassung von Therapieansätzen und Interventionen
  • Unterstützung bei der Bewältigung von stressbedingten Herausforderungen
  • Förderung von Alltagskompetenzen und sozialer Integration
  • Sensibilisierung für spezifische Bedürfnisse und Stärken

Tabellen

Tabelle 1: Genetische Faktoren bei ADHS
Genetische Faktoren Bedeutung
Erbliche Veranlagung Spielt eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von ADHS
Tabelle 2: Kernsymptome von ADHS
Symptom Beschreibung
Aufmerksamkeitsdefizit Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten
Motorische Hyperaktivität Übermäßiger Bewegungsdrang
Mangelnde Impulskontrolle Schwierigkeiten, impulsive Handlungen zu unterdrücken

Empfohlene Literatur

  • Döpfner Manfed (2019): Ratgeber ADHS.
  • Stefanie Rietzler (2023): Erfolgreich lernen mit ADHS und ADS: Praktischer Ratgeber für Eltern.
  • Russell A. Barkley (2023): Das große Handbuch für Erwachsene mit ADHS.
  • Janina Kitzerow (2017): Ratgeber Autismus-Spektrum-Störungen.
  • Janina Friedrich (2023): ASS Autismus-Spektrum-Störung: Ein Ratgeber für Eltern, Therapeuten und Pädagogen.
  • Ludger Tebartz van Elst (2021): Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter.

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