Neurotische Depression: Symptome und Behandlung

Es gibt unterschiedliche Arten von depressiven Störungen. Die Symptome reichen dabei von relativ schwach (aber dennoch körperlich einschränkend) bis sehr schwer. Die Depression zählt zu den affektiven Störungen und häufigsten psychischen Erkrankungen. Es entstehen Gefühle von Angst und Hoffnungslosigkeit, manchmal das Bedürfnis ständig zu weinen. Zudem werden Betroffene oft von Schuldgefühlen geplagt und neigen zu negativem Gedankengrübeln. Es fehlt die Energie und Interesse und Freude an den gewöhnlichen Aktivitäten gehen verloren.

Formen der Depression

Es gibt verschiedene Formen von Depressionen, darunter:

  • Major Depression
  • Bipolare affektive Störung
  • Zyklothyme Störung
  • Saisonal bedingte affektive Störung
  • Neurotische Depression

Früher wurde bei dem Begriff Depression die somatische "endogene Depression" und die "neurotische Depression" unterschieden, eine äthiologische Unterscheidung, die sich in der Praxis aber nicht bewährt hat. Die moderne Psychiatrie wählt einen objektiveren phänomenologischen Zugang, wie er sich auch im ICD 10 (einem Diagnoseschlüssel der WHO) zeigt. Eine letzte Einteilung erfolgt nach An- oder Abwesenheit von psychotischen Symptomen wie Halluzinationen oder Wahninhalten.

Neurotische Depression

Die sogenannte neurotische Depression weist die gleichen Symptome wie die Major Depression auf. Hier sind sie jedoch weniger ausgeprägt. Bei der neurotischen Depression dauern die Symptome allerdings länger an. Dagegen ist die neurotische Depression eine Form, die einen nicht so hemmenden Einfluss auf das Leben hat, hier ist der Antrieb nicht gestört, arbeiten kann man also gut gehen, aber die Stimmung ist betroffen.

Es entsteht eine Lustlosigkeit, nichts macht mehr wirklich Spaß und das merkt man oft nur am Abend, am Wochenende oder im Urlaub, weil man da Zeit hat, das überhaupt zu bemerken. Die Ursache sind nicht verarbeitete Lebensinhalte. Entweder geht es um nicht zu Ende getrauerte Verluste, oder überhandnehmende Belastungen oder Schuld oder blockierte Aggressionen.

Lesen Sie auch: Kupferspirale: Einflüsse auf das Wohlbefinden

Symptome der Depression

Depression ist eine psychische Krankheit, bei der die Stimmung des Menschen erkrankt ist. Das Erleben und das Befinden sind gestört, das Werterleben ist gestört und es besteht eine zurückhaltende Haltung zum Leben. Symptome sind u.a. „Losigkeitsgefühle“ wie Hoffnungslosigkeit, Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Interessenslosigkeit, Sinnlosigkeit. Aber auch Schlafstörung, Appetitverlust, Libidoverlust, Pessimismus, Versagensangst, Schuldgefühle können zu den Symptomen gehören.

Mit einer Depression fühlt man sich kraftlos, schwer, leblos, schleppend und gedrückt. Leben erscheint mühsam und sinnlos. Nichts macht Freude und man mag auch nichts mehr. Als ob man von einer schweren Last von Außen oder von Innen niedergedrückt wird und sich all die Gedanken nur mehr um Sorgen und Probleme drehen. Alles erschöpft einen sofort und man hat keine Lust auf sozialen Kontakt. Der eigene Selbstwert wird als gering erachtet und alle anderen scheinen Leben besser zu meistern.

Von Depressionen spricht man hingegen, wenn über mindestens zwei Wochen eine depressive Stimmung vorhanden ist, das Interesse und die Freude an nahezu allen Aktivitäten verloren geht und der Antrieb deutlich reduziert ist. Depressive Episoden gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. 10-25% der Frauen und 5-12% der Männer weisen zumindest einmal im Leben eine depressive Episode auf.

Die Symptome einer Dysthymie entsprechen denen einer klassischen Depression - in weniger ausgeprägter Form. Es gehören dazu:

  • Verminderter Antrieb
  • Schlafstörungen
  • Geringes Selbstvertrauen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Sozialer Rückzug
  • Interessenverlust
  • Verminderte Gesprächigkeit
  • Pessimistische Zukunftssicht
  • Schwierigkeiten mit Routineaufgaben
  • Tendenz zum Weinen
  • Hoffnungslosigkeit

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen von Depressionen sind vielfältig. Heute geht man davon aus, dass das gemeinsame Auftreten verschiedene Faktoren zur Ausprägung einer Depression führt (multifaktoriell). Genetische, biologische Faktoren im Sinne von Funktionsstörungen der Neurotransmitter bzw. Als wichtige Ursachen sind vor allem belastende Lebensereignisse, wie Arbeitswechsel, Arbeitsverlust, Tod von nahestehenden Personen, Stress, chronische Erkrankungen, etc.

Lesen Sie auch: Kognitive Beeinträchtigungen bei Depressionen

Bestimmte negative Gedanken wie „Ich bin dem hilflos ausgeliefert.“ „Es wird alles immer schlimmer.“ „Ich bin eine Belastung für die Familie.“ „Ich bin schuld an . . . Weiters spielen ungünstige Einflüsse bei der Entwicklung im Kindes- und Jugendalter eine Rolle, wie z.B. Genetische Einflüsse sind teilweise ebenfalls vorhanden, wobei Geschwister nur in 15-20% ein gleichzeitiges Auftreten von Depression zeigen.

Studien zu den Ursachen von chronischen Depressionen zeigten, dass viele Patienten eine frühe Traumatisierung, wie zum Beispiel Missbrauch in der Kindheit, erlebt haben. Frauen sind als Erwachsene häufiger von Dysthymia betroffen als Männer. Im Kindesalter dagegen findet sich diese Form der Depression bei beiden Geschlechtern gleich häufig.

Diagnose

Die Diagnose von neurotischen Störungen erfolgt aufgrund der Symptome, welche die verschiedenen Störungsbilder aufweisen. Zu den häufigsten Symptomen gehören Ängste, Phobien und depressive Verstimmungen.

Nach der Definition der Internationalen Statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) müssen folgende Kriterien für die Diagnose der Dysthymia vorliegen:

  • Die depressiven Symptome zeigen sich konstant über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren oder treten in dieser Zeit regelmäßig auf. Phasen mit normaler Stimmungslage dauern kaum länger als einige Wochen an. Eine leicht gesteigerte Stimmung (Hypomanie) kommt nicht vor.
  • Die Phasen sind nicht so schwer, dass sie die Kriterien für eine rezidivierende depressive Störung erfüllen.
  • Mindestens drei der typischen Depressions-Symptome liegen während einer depressiven Phase vor.

Behandlung

Vergessen Sie nicht: Eine Depression kann behandelt werden und es gibt effektive Behandlungsmöglichkeiten. Bei dieser Form der Depression kann die Behandlung auch ohne Medikamente geschehen, eine Psychotherapie ist aber unumgänglich, weil hier langsam wieder der Kontakt zu den eigenen verdrängten Gefühlen hergestellt werden muss.

Lesen Sie auch: Erfahrungsberichte Depression

Trauer ist hier das zentrale Heilungselement und das Weinen steht hier an erster Stelle. Viele Menschen weinen fast nie oder nie und schämen sich ihrer Tränen. Auch gesellschaftlich ist das Weinen nicht anerkannt. Dabei ist das Weinen das Mittel zur seelischen Reinigung und lässt unser Leben wieder in uns fließen. Es ist wie das Lachen, das auch zur Reinigung und Entspannung dient.

Nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) wird eine Dysthymia mit einer Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie behandelt. Eine alleinige Psychotherapie ist bei einer Dysthymie nicht so effektiv wie die Gabe von Medikamenten. Ebenfalls wichtig ist die sogenannte Psychoedukation.

Psychotherapie

Bei der psychologischen Therapie gibt es verschiedene Ansatzpunkte. Bei der kognitiven Umstrukturierung geht es darum, bestimmte negative Gedanken zu identifizieren, die häufig die Ursache für die Depression sind. Depressive Personen neigen oft dazu, sich selbst übermäßig zu kritisieren („Ich kann das nicht.“ „Ich bin schuld.“, etc.) und unangenehme Erfahrungen eignen psychischen, moralischen oder körperlichen Mängeln zuzuschreiben.

Weiters werden die Erfahrungen im Beruf und im Privatleben häufig als Niederlagen und Enttäuschungen erlebt. Schließlich wird auch für die Zukunft nichts Gutes erwartet (pessimistische Zukunftserwartungen). All dies führt zu Gefühlen der Wertlosigkeit, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Den negativen Gedanken ist gemeinsam, dass sie häufig übertrieben pessimistisch sind. Auch kleine positive Erlebnisse werden abgewertet („Das war nichts besonderes“) bzw.

Bei der kognitiven Umstrukturierung lernt der Patient, diese Gedanken gemeinsam mit dem Therapeuten zu erkennen und zu überprüfen, ob diese Gedanken einer Situation angemessen oder übertrieben negativ ausgeprägt sind. Es werden dann andere Interpretationen herausgearbeitet und der Patient lernt, eine Situation von verschiedenen Seiten zu sehen und nicht immer die schlechteste Variante als gegeben hinzunehmen. Weiters haben sich Ressourcen-Aktivierung und Achtsamkeit bewährt.

Sehr wirksame psychotherapeutische Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie, die analytischen Therapieformen und die interpersonelle Therapie. Die unterstützende Begleitung durch den Therapeuten ist vor allem zu Beginn der Behandlung enorm wichtig, da die Wirkung der Medikamente erst nach einigen Tagen oder sogar Wochen eintritt.

Ein speziell für die Behandlung der Dysthymia in den USA entwickeltes verhaltenstherapeutisches Verfahren ist das CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy). Bei diesem steht die persönliche Beziehung des Betroffenen zu seinem Therapeuten im Mittelpunkt. Der Therapeut macht dem Patienten klar, wie er auf andere wirkt - zum Beispiel, wenn er Mitmenschen im Gespräch nicht anschaut.

Medikamentöse Therapie

Als antidepressive Medikamente werden bei Dysthymia vor allem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) verschrieben, die den Gehalt des Nervenbotenstoffes Serotonin im Gehirn erhöhen. Sie liefern einen wichtigen Beitrag zur Regulierung der Botenstoffe, die bei Menschen mit Depressionen gestört sind.

Bei der medikamentösen Therapie kommen sogenannte Antidepressiva zum Einsatz. Heute werden vor allem SSRI (Selektive Serotonin Wiederaufnahme Hemmer) und SNRI (Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahme Hemmer) verwendet, die sich durch geringere Nebenwirkungen auszeichnen. Jedoch sind es diese Nebenwirkungen, die unangenehm sein können und dazu führen, dass die Medikamenteneinnahme manchmal abgebrochen wird. Zudem tritt die Wirkung erst nach 2-3 Wochen ein.

Zu Beginn der Therapie werden somit vor allem die Nebenwirkungen und weniger die eigentlichen Wirkungen verspürt; nach einigen Wochen lassen dann die Nebenwirkungen nach und die gewünschte Wirkung setzt ein. Es ist wichtig, dass sich der Patient auf diese „Anfangsprobleme“ einstellt, um die Therapie nicht frühzeitig abzubrechen. Bei Problemen sollte jedoch der behandelnde Arzt informiert und eventuelle Medikamentenänderungen besprochen werden.

Weitere Behandlungsansätze

Mit Hilfe Neurofeedback lernen die Patienten ihre Gehirnwellen zu verändern und dadurch die Stimmung nachhaltig zu verbessern. Bei depressiven Personen ist häufig ein Überwiegen von langsamen Wellen vorhanden (Theta) bzw. die natürliche Verteilung bestimmter Wellenmuster in der linken und rechten Gehirnhemisphäre wird wiederhergestellt. Dadurch werden die „Fehlfunktionen“ des Gehirns korrigiert und das Bewusstsein nachhaltig verändert.

In letzter Zeit haben auch pflanzliche Präparate, v.a. Mit speziellen Lichttherapie-Lampen wird ein helles Licht erzeugt (bis 10.000 lux), das dem Körper und der Psyche wieder auf die Sprünge hilft. Dazu ist es notwendig, dass man ca. 30-45 Minuten pro Tag vor dieser Lichttherapie-Lampe sitzt. Man kann daneben lesen oder fernsehen; einmal pro Minute sollte man direkt in das Licht sehen.

Bevor ein Lichttherapie-Gerät gekauft wird, gibt es oft die Möglichkeit der Miete. Damit kann jeder vorab feststellen, ob die Lichttherapie den gewünschten Effekt erbringt. Vor der Therapie ist eine genaue Abklärung durch die medizinische und klinisch-psychologische Diagnostik wichtig. Bei Depressionen, die nicht durch Lichtmangel hervorgerufen wurden, ist eine Lichttherapie nicht wirkungsvoll.

Zusammenleben mit Menschen mit Depression

  • Depression eine Krankheit und hat nichts mit Faulheit oder Hypochondrie zu tun.
  • Helfen Sie dem depressiven Menschen, möglichst rasch psychotherapeutische Hilfe zu bekommen, Sie können ihm nicht helfen. Sagen Sie ihm, dass Sie überfordert sind, wenn er nicht in Psychotherapie geht und dass Sie auch wollen, dass es ihm besser geht.
  • In einer Depression kann man keine Entscheidungen treffen, bitte drängen Sie den depressiven Menschen nicht dazu. Wichtige Entscheidungen sollten bis nach der Depression verschoben werden und kleinere Entscheidungen treffen Sie inzwischen.
  • Üben Sie keinen Druck aus, in welcher Form auch immer, der depressive Mensch kann nicht, wenn er könnte, würde er es machen. Druck erhöht das Gefühl, ein Versager zu sein und kann die Depression noch verstärken. Auch Aktivitäten können sie nicht genießen und erleben diese nur als Qual.
  • Bestärken Sie den depressiven Menschen darin, seine Medikamente einzunehmen. Gegebenenfalls überwachen Sie die Einnahme diskret, sollten Sie sich nicht sicher sein. Die regelmäßige Einnahme ist sehr wichtig für die Heilung.
  • Sprechen Sie offen über Selbstmord, damit es nicht zu einem Tabuthema wird. Wenn Sie sich unsicher sind, dann reden Sie mit dem behandelnden Psychotherapeuten darüber.

Vorbeugung

Dysthymia entsteht, ebenso wie die klassische unipolare Depression, aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Es ist nicht möglich, ihr sicher vorzubeugen. Regelmäßige Bewegung und ein stabiles soziales Netzwerk haben schützende Effekte bei einer Depression.

Kräftepflege: auf die eigenen Erschöpfungsbereiche achten! Beim Erfüllen von Pflichten oder zu großer Anstrengung erschöpft man sich schnell und das bringt einen weiter in die Spirale des „nicht-Mögens“ hinein. (im Haushalt, beim Autofahren, bei Körperspannungen) unbedingt auf genug Schlaf achten, Erholungszeiten, Pausen, Sport, Wochenendplanung! „Was strengt mich an?“ das nicht machen!!

Wertepflege: Es genügt nicht, zu wissen, dass etwas gut ist, ich muss es als gut und wertvoll erleben können. Pflege schöner Erlebnisse, genießen und sich Zeit nehmen für das Genießen, Pflege von Beziehungen. Dinge, die einem kostbar sind, auch so behandeln. Sport und Bewegung können wie Antidepressivum wirken.

Zeiteinsatz beachten: Möglichst nur das tun, was einem wirklich wichtig ist. Wieviel Zeit vertue ich mir Nebensächlichkeiten? Beim Gefühl, Zeit zu vertun, steigt Depression. Nicht immer auf etwas verzichten und sich nicht immer zurückstellen!! Auf das eigenen Leben achten und es ernsthaft schätzen. Ist mit das, was ich tue, wichtige? Oder fülle ich meinen Tag mit Nebensächlichkeiten?

Zuwendung zu Gefühlen: Ausstehende Trauer und Enttäuschungen betrauern und Verluste verarbeiten. Da hilft Psychotherapie. Wenn man nie traurig darüber war, was einem im Leben vorenthalten wurde und was man versäumt hat, wird man leichter depressiv.

tags: #neurotische #depression #symptome #und #behandlung