Verhalten nach einem Zeckenbiss: Was Sie wissen und tun sollten

Sobald es draußen wärmer wird, erwachen Zecken aus ihrem Winterschlaf. Sie überwintern im Boden, ab Temperaturen von ca. sieben Grad Celsius werden sie dann aktiv. Sehr wohl fühlen sie sich meist zwischen März und Oktober, insbesondere im Frühling und Herbst. Sie mögen feuchtes Wetter und Temperaturen bis zu 20 Grad Celsius. Auch in warmen Wintern ist es möglich Zecken zu sichten. Österreich ist stark zeckenverseucht und es werden jährlich mehr als zehn Prozent der Bevölkerung von Zecken gebissen. Deren Hauptaktivität liegt zwischen April und September. Zecken halten sich auf der Unterseite von Pflanzen bis zu 1,5 Meter über dem Boden auf und krabbeln beim Anstreifen auf die Haut.

Wie man Zeckenstichen vorbeugen kann

Wer sich in der Natur aufhält, kann durch vorausschauendes Verhalten Zechenstichen vorbeugen - einen absoluten Schutz gegen Zeckenstiche gibt es allerdings nicht. Der typische Lebensraum einer Zecke ist am Boden bzw. in Bodennähe in der niedrigen Vegetation. Man findet sie im hohen Gras, losen Laub, Gestrüpp, Gebüsch, Unterholz oder Dickicht. Zecken lassen sich nicht auf ihre Opfer fallen, sondern werden im Vorbeigehen oder Spielen am Boden unbemerkt abgestreift. Besonders gefährdet sind daher spielende Kinder in Bodennähe. Zecken kommen nicht nur auf dem Land und im Wald, sondern auch im städtischen Park oder Freibad vor. Mittlerweile findet man Zecken auch in Höhen von über 1.000 Meter über dem Meer.

Zudem helfen bestimmte Verhaltensregeln, einen Zeckenstich zu vermeiden:

  • Wenn möglich, typische Lebensräume von Zecken wie z.B. hohes Gras, Dickicht und Gebüsche meiden.
  • Beim Wandern z.B. Geschlossene Kleidung und Schuhe bieten Zecken keine freie Haut. Zecken stechen nicht durch Kleidung durch. Geeignet sind z.B. lange Hosen, lange Ärmel und festes Schuhwerk.
  • Das Auftragen von Zeckenschutzmittel (Repellent) wie z.B. Lotionen oder Sprays auf Haut und Kleidung bietet einen zeitlich begrenzten Schutz gegen Zecken.
  • Nach dem Aufenthalt in typischen Zeckenzonen (z.B. Gras, Gebüsch, Unterholz) Kleidung und Körper genau auf Zecken untersuchen. Vergessen Sie bei der Untersuchung des Körpers nicht auf schwer einsehbare Passagen wie z.B. Kniekehle, Achsel, Genitalbereich, Rücken, Nacken, Kopf, Ohren etc.
  • Zecken können leicht von Haustieren mit Freigang wie z.B. Katzen und Hunden auf den Menschen übergehen. Geeignete Zeckenschutzhalsbänder, Sprays etc. für Tiere gibt es im Fachhandel.

Was tun nach einem Zeckenstich?

Trotz aller Vorsicht finden Zecken immer wieder Wege an die Haut. Wichtig ist auch das Absuchen des Körpers auf Zecken nach dem Aufenthalt im Freien und das Entfernen einer Zecke.

Zecken richtig entfernen

„Die Wahrscheinlichkeit, dass nach einem Biss mit einer infizierten Zecke eine Krankheit ausbricht ist prozentuell gering, weil das menschliche Immunsystem sich sehr effektiv gegen die Krankheitserreger richtet und eine Anhaftungszeit von bis zu 24 Stunden für eine Erregerübertragung nötig ist. Daher ist es sehr wichtig sich und seine Lieben nach einem Aufenthalt im Freien gut nach Zecken abzusuchen und dieselben rasch zu entfernen“, so der Ärztliche Direktor des Landesklinikums Mistelbach-Gänserndorf Dr. Christian Cebulla.

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Am besten entfernt man Zecken durch langsames Herausziehen mit einer Pinzette (knapp über der Hautoberfläche) oder ebenso gut durch Abrasieren der Zecke mit einem Einmalrasierer. Danach sollte man die Bissstelle desinfizieren. Zur Entfernung sollten keine Hilfsmittel wie Öl oder Klebstoff verwendet werden. Bleibt nach der Entfernung ein dunkler punktförmiger Rest zurück, ist dies unbedenklich. Es handelt sich um den Stachel, den die Haut von selbst bald abstößt. Er enthält kaum Krankheitserreger.

Hat sich die Zecke bereits festgesaugt, sollten Sie sie so rasch wie möglich entfernen. Verwenden Sie dazu eine geeignete Pinzette (Zeckenpinzette oder flache Pinzette) oder eine Zeckenkarte. Man kann die Zecke auch mit dem Fingernagel entfernen. Fassen Sie die Zecke so nahe wie möglich an der Haut und ziehen Sie sie gerade heraus. Achten Sie darauf, den Körper der Zecke nicht zu quetschen. Träufeln Sie keinesfalls Öl, Seife, Alkohol oder andere Mittel auf die Zecke. Das reizt das Tier und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es seinen möglicherweise infektiösen Speichel in die Wunde abgibt. Wischen Sie nach dem Entfernen der Zecke die Einstichstelle mit einem Desinfektionsmittel, das für die Haut geeignet ist, ab.

Verwenden Sie eine Pinzette mit angewinkelten Spitzen - aber keine Pinzette mit flachen Spitzen. Fassen Sie die Zecke möglichst nahe an der Einstichstelle und ziehen Sie diese langsam, unter gleichmäßigem Zug, möglichst gerade und ohne sie zu quetschen heraus. Zum Entfernen eignen sich auch Zeckenpinzette, -karte oder -haken. Wie Sie diese richtig anwenden, erklärt man Ihnen in der Apotheke. Falls kein geeignetes Hilfsmittel verfügbar ist, können Sie die Zecke auch mit den Fingernägeln entfernen. Fassen Sie dabei die Zecke möglichst nahe an der Einstichstelle und drücken sie beim Herausziehen nicht zusammen. Desinfizieren Sie danach die Einstichstelle.

Verbleibt der Zeckenrüssel (ein kleiner schwarzer Punkt) in der Wunde, kann eine leichte Entzündung entstehen. Diese ist in der Regel harmlos und vergeht von alleine wieder. Verwenden Sie keinesfalls Nagellack, Klebstoff, Zahnpasta, Alkohol, Öl oder Flüssigseife um Zecken zu entfernen. Dies kann das Infektionsrisiko erhöhen. Beobachten Sie nach der Zeckenentfernung die Einstichstelle mehrere Wochen. Eine kleine juckende Rötung rund um die Einstichstelle ist anfangs normal.

Wann ist medizinischer Rat einzuholen?

Die meisten Zeckenstiche haben keine gesundheitlichen Folgen. In manchen Fällen können infizierte Zecken Krankheiten übertragen. Am häufigsten sind das die Borreliose (auch Lyme‐Borreliose oder Lyme‐Krankheit) und die Frühsommer‐Meningoenzephalitis (FSME).

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Wenden Sie sich an eine Hausärztin/einen Hausarzt, wenn:

  • sich einige Tage oder Wochen nach dem Zeckenstich eine ringförmige Hautrötung um die Stichstelle bildet.
  • Sie innerhalb von sechs Wochen nach dem Zeckenstich grippeähnliche Symptome (wie Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen) haben.
  • sich die Einstichstelle stark entzündet.
  • die Zecke an einer schwer zugänglichen oder sehr empfindlichen Hautstelle zugestochen hat (z. B. Genitalbereich, Ohren, Augenlider).

Suchen Sie auch ärztliche Hilfe, wenn Sie nach einem Zeckenstich Beschwerden bekommen, die auf eine Borreliose oder FSME hindeuten könnten (z. B. Wanderröte, Gelenks‐ oder Muskelschmerzen, Fieber, …).

Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden können

Zum Blutsaugen bleibt die Zecke mehrere Tage auf dem Wirt, um dann von selbst abzufallen. Beim Saugen wird Speichel in die Haut abgegeben, der verschiedene Krankheitserreger enthalten kann. Zu den Krankheitserregern zählen vor allem Bakterien (Borrelien), welche die Lyme Borreliose verursachen können, und Viren als Auslöser der Frühsommermeningoenzephalitis, kurz FSME.

Borreliose (Lyme-Borreliose)

Etwa drei bis sechs von 100 Menschen, die von einer Zecke gestochen wurden, infizieren sich mit Borrelien. In manchen Fällen entsteht einige Tage oder Wochen nach dem Stich ein roter Hautfleck, der sich irgendwo am Körper - manchmal auch an mehreren Stellen - ringförmig ausbreitet („Wanderröte“). Nach einem Einstich dauert es meistens ein bis zwei Tage, bis Borrelien übertragen werden. Das rechtzeitige Entfernen der Zecken vermindert das Risiko einer Infektion. Eine Infektion erkennt man am leichtesten durch die typische Wanderröte. Sie tritt erst einige Tage oder Wochen nach dem Zeckenstich rund um die Einstichstelle oder an anderen (mehreren) Hautstellen auf. Manche Menschen haben auch grippeartige Beschwerden.

Der weitere Verlauf der Erkrankung ist sehr unterschiedlich. Bei über 85 Prozent der Patientinnen und Patienten bleibt die Rötung die einzige Krankheitserscheinung. Bei etwa 10 bis 20 Prozent kommt es nach Wochen, Monaten oder manchmal auch erst nach Jahren zu Beschwerden, die vor allem das Nervensystem und die Gelenke betreffen.

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Ärztinnen und Ärzte können Borreliose meist gut erkennen und mit Antibiotika behandeln. Es sind normalerweise keine Laboruntersuchungen notwendig. Ohne Antibiotika kann es zu Spätfolgen kommen. Es gibt keine Impfung zum Schutz vor Borreliose. Auch eine durchgemachte Erkrankung bietet keinen Schutz vor einer neuerlichen Infektion.

Auf dem Markt werden viele Tests und Behandlungen für unbehandelte Borreliose angeboten, die wissenschaftlich nicht ausreichend untersucht und belegt sind (z. B. Lymphozytentransformationstest oder Antigennachweis aus Urin). Vorsicht ist auch bei Behandlungen angeraten, die keinen wissenschaftlichen Nachweis erbringen können.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Bis zu fünf Prozent der Zecken tragen FSME‐Viren in sich. FSME ist eine Erkrankung, die durch ein Virus hervorgerufen wird. Bei einer Infektion kommt es bei einem kleinen Teil der Patientinnen und Patienten zu einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten (Meningoenzephalitis). Die Mehrzahl aller infizierten Personen (70 bis 90 Prozent) hat keine Beschwerden.

FSME zeigt sich in Phasen: Erste Anzeichen einer Erkrankung treten ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich auf. Es kann zu grippeartigen Beschwerden, Erbrechen, Schwindel und mäßigem Fieber kommen. Es folgt dann häufig eine kurze Zeit (ca. eine Woche) ohne Beschwerden. Danach können Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Bewusstseinseintrübungen oder Verwirrtheit, Bewegungs‐, Gleichgewichts‐ und Sprachstörungen sowie Lähmungserscheinungen auftreten.

Impfung gegen FSME: Zum Schutz vor FSME gibt es eine Impfung. Der Impfplan Österreich empfiehlt sie ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Die Impfung erfolgt in Form von zwei Injektionen im Abstand von ein bis drei Monaten sowie einer Auffrischungsimpfung nach einem Jahr. Abhängig von Impfstoffhersteller und Alter der Patientin bzw. des Patienten werden danach Auffrischungsimpfungen alle drei bis fünf Jahre empfohlen. Der Impfschutz ist gut, die Nebenwirkungen sind gering.

Vorbeugende Maßnahmen und Impfungen

Kleidung mit langen Ärmeln und Beinen ist sinnvoll zur Vermeidung zukünftiger Zeckenbisse. Herkömmliche Repellents (Insektenabwehrmittel) halten Zecken für bis zu sechs Stunden ab. „Die FSME-Impfung schützt zu 98% gegen die viral übertragene Frühsommermeningoenzephalitis und ist stark zu empfehlen. Wichtig sind regelmäßige Auffrischungen bzw. Überprüfung des bestehenden Impfschutzes durch Bestimmungen des Antikörpertiters beim Hausarzt. Gegen die sehr viel häufiger auftretende Borreliose, welche in der Regel gut mit einem Antibiotikum behandelt werden kann, gibt es noch keine Impfung“, so Dr. Christian Cebulla weiter.

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