Überblick über Methoden der wissenschaftlichen Psychologie

Erst durch Forschung wird eine wissenschaftliche Arbeit auch wirklich wissenschaftlich. Um diese Forschung zielführend, valide und zuverlässig zu gestalten, ist die Methodik von essenzieller Bedeutung. Die Methodik kommt in allen wissenschaftlichen Arbeiten zum Einsatz. Der Begriff „Methodik“ beschreibt die Forschung, die du zum Beantworten deiner Forschungsfrage durchführst. Führst du qualitative Interviews für deine wissenschaftliche Arbeit durch, so ist dies deine Methodik.

In wissenschaftlichen Arbeiten sollte auf die Einleitung und den theoretischen Rahmen ein sogenannter Methodikteil folgen. Darin werden die Methoden dargelegt, die der Verfasser der Arbeit genutzt hat, um seine Forschungsfrage zu beantworten. Der Methodikteil sollte ca. 10% der Arbeit ausmachen. Bei einer durchschnittlichen Bachelorarbeit sind das ca. Die Methodik macht deine Arbeit nachvollziehbar und zeigt, dass du systematisch und wissenschaftlich gearbeitet hast. Die Methodik einer wissenschaftlichen Arbeit stellt das Fundament für die Resultate der Forschung dar. Sie sollte sich daher vor allem nach deiner Forschungsfrage richten.

Ziel von Forschung in der Psychologie und Pädagogik ist es, Aussagen und Theorien über den jeweiligen Forschungsgegenstand zu ermöglichen. Da Aussagen und Theorien nur dann wissenschaftlich sind, wenn sie eine über die subjektive Meinung und Alltagserfahrung des Einzelnen hinausgehende Gültigkeit beanspruchen können, bedient man sich zu ihrer Gewinnung spezieller Methoden. Insbesondere empirische Forschungsmethoden stellen sicher, dass alle am Wissenschaftsprozess Beteiligten (scientific community) das Zustandekommen der Ergebnisse der Forschung nachvollziehen können.

Forschungsmethoden bezeichnen somit den planmäßigen und systematischen Versuch, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Etwas methodisch zu tun, meint, bei der Gewinnung von Erkenntnis zielgerichtet, systematisch und überlegt vorzuugehen. Das bedeutet nicht, dass solche Methoden eine starre Abfolge von bestimmten Handlungen darstellen, die Schritt für Schritt ausgeführt wird, sondern alle Methoden müssen den jeweiligen Fragestellungen, Forschungszielen und Bedingungen angepasst werden. Im Forschungsprozess werden die gesetzten Handlungsschritte im Verlauf der Zeit wieder neu bewertet, wobei auch die jeweilige verwendete Methode stets wieder in Frage gestellt werden muss.

Die Vermittlung von Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der Forschungsmethoden, wie sie in fast allen sozialwissenschaftlichen Studien vermittelt werden, gelten heute auch als Schlüsselqualifikationen nicht nur des wissenschaftlichen Arbeitens, denn ein "wissenschaftliches", also systematisches und methodisch geleitetes Vorgehen ist in jedem Beruf von Nutzen. Die Methodenausbildung nimmt daher sowohl im Diplomstudiengang Psychologie als auch in den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen einen breiten Raum ein. Gerade im Grundstudium bzw. im Bachelorstudiengang widmet manches Institut der Methodenlehre mehr als 25% der gesamten Veranstaltungszeit. Viele Studienanfänger fragen sich, weshalb dieser Aufwand betrieben wird und wofür und weshalb in der Psychologie überhaupt Methoden benötigt werden. Die Begründung ergibt sich zum einen aus dem Gegenstand und zum andern aus dem Anspruch der Wissenschaft Psychologie. Es bedarf einer breiten Palette an Methoden zur Beantwortung der vielfältigen Fragen, die die Psychologie stellt. Methodenvielfalt ist auch deshalb nötig, da Erleben, Verhalten und Handeln oft nicht direkt beobachtbar sind und mit methodischer Hilfe erst erschlossen werden müssen (z. B. die Merkmale Intelligenz oder Gedächtnisleistung).

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Qualitative vs. Quantitative Forschung

Zunächst musst du entscheiden, ob du qualitativ oder quantitativ vorgehen möchtest. Diese Wahl orientiert sich vor allem daran, was besser zu deiner Forschungsfrage passt, aber auch an deinen Fähigkeiten solltest du dich orientieren. Für eine quantitative Methodik sind beispielsweise ein ausgeprägtes mathematisches Denken und Kenntnisse in der Statistik von großer Bedeutung. Quantitative Verfahren zeigen auf, wie etwas ist, während sich qualitative Forschungen mit der Frage auseinandersetzen, warum es so ist. Die beiden Methoden stehen also im Wechselspiel miteinander: Die qualitative Forschung bildet Hypothesen, die quantitative Forschung überprüft sie.

Aber Quantitäten sind nicht alles, wenn es darum geht, die Motive, Bedürfnisse und Entscheidungsgründe von Menschen aufzudecken und zu verstehen, wobei mit qualitativen Methoden wie Gruppendiskussionen, Fokus-Gruppen oder Tiefeninterviews Techniken des Hineinversetzens, Nachbildens und Nacherlebens eingesetzt werden, um die Erlebnisse, Verhaltenshintergründe und Motive der Menschen ganzheitlich zu untersuchen, wobei im Vordergrund die Frage nach dem "Warum" steht.

Menschen neigen dazu, die Gründe ihres Verhaltens als rationaler zu erleben und zu beschreiben als sie es tatsächlich sind, sodass verschiedene Techniken eingesetzt werden müssen, um die künstlichen, reflektierten Überlegungen der Menschen über ihre Motive zu vermeiden und daher z.B. nur das "liefern", was der Forscher erwartet. Möglichkeiten sind hier etwa Assoziationsverfahren wie freies, gestütztes oder fortlaufendes Assoziieren, projektive Techniken wie Satzergänzung, die Collagentechnik, das Rollenspiel, Strukturlegetechniken, Stehgreiferzählungen, das Vervollständigen von Szenen usw.

Insbesondere bei qualitativen Forschungen ist es wichtig, das Forschungsprogramm, d.h. Interview- oder Moderationsleitfaden sorgfältig und überlegt aufzubauen, denn wichtig ist nicht nur, was und wie man etwa mit GruppenteilnehmerInnenn diskutiert, sondern auch mit welchem Aufbau, denn die Zielrichtung, zunächst offen und unstrukturiert von den allgemeinen Alltagswahrnehmungen der Menschen zu strukturierteren und geführten Aussagen zu kommen, darf nicht aus den Augen verloren werden.

Methoden der Datenerhebung und -analyse

Wenn du die oberen vier Schritte bereits befolgt hast, weißt du bereits, welche Methode du wie verwenden willst. Nenne die Art der Datenquellen, die du verwendet hast. Das können beispielsweise Interviews, Umfragen, bei denen du Fragebögen erstellst, Experimente, Dokumentenanalysen oder Beobachtungen sein. Beschreibe beispielsweise die Stichprobe deiner Studie, also die Anzahl und die Auswahlkriterien der Teilnehmer oder Fälle.

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Beschreibe den Ablauf der Datenerhebung. Erkläre, wie du vorgegangen bist, um die erforderlichen Daten zu sammeln. Gib an, welche Instrumente oder Protokolle du verwendet hast, um die Daten zu erfassen, z. B. Bei Literaturrecherchen erklärst du, wo du diese Literatur gefunden hast (z.B.

Erläutere die Methoden, die du zur Analyse der gesammelten Daten verwendet hast. Das können statistische Verfahren wie Regression oder t-Tests sein, qualitative Codierungs- oder Inhaltsanalysen, oder andere spezifische Methoden, die zu deiner Studie passen. Beschreibe den Prozess der Datenanalyse und erkläre, wie du zu den Ergebnissen gekommen bist. Wichtig: Du stellst hier noch keine Ergebnisse vor. Du erklärst lediglich, wie du vorgegangen bist bzw.

Gehe auf ethische Überlegungen ein, die bei der Durchführung der Studie berücksichtigt wurden, und erläutere, wie die Validität deiner Ergebnisse gewährleistet wurde. Diskutiere die Einschränkungen und Grenzen deiner Methodik. Welche Limitationen tatsächlich eingetreten sind, beschreibst du später in der Arbeit genauer.

Überblick über verschiedene Methoden

Für deine Forschung stehen dir zahlreiche Methoden zur Verfügung, von denen sich nicht jede für alle Hypothesen und Forschungsfelder eignet. Literaturrecherche und Inhaltsanalysen bedeuten, dass du dich vorrangig auf die Ergebnisse vorheriger Forschungen stützt, diese miteinander vergleichst und/oder gegeneinander abwägst. Bei der Inhaltsanalyse wird neben Literatur auch auf Bild-, Ton- und Videomaterial zurückgegriffen.

Umfragen durchführen und Experteninterviews eignen sich gut für Arbeiten, in denen aktuelle Entwicklungen oder Geschehnisse genauer erforscht werden sollen. Als klassisches Werkzeug der Datenerhebung macht die Umfrage es möglich, sehr viele Teilnehmer in sehr kurzer Zeit zu erreichen und mithilfe konkreter Fragestellungen zu ihren Meinungen zu befragen, gerade wenn man eine Online-Umfrage erstellt. Danach kannst du die Umfrage auswerten. Aus der Analyse der Antworten werden dann allgemeine Schlussfolgerungen gezogen. Experteninterviews hingegen konzentrieren sich auf eine bestimmte Person, oft im Rahmen eines Leitfadeninterviews, die durch ihr Fachwissen helfen kann, eine Hypothese zu verifizieren oder zu widerlegen.

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Es gibt verschiedene Formen der Beobachtung. Möchtest du unbewusste Aspekte betrachten, sind wissenschaftliche Beobachtungen und Experimente gut für deine Forschungsarbeit geeignet. Bei Beobachtungen in der Bachelorarbeit erhebt der Forschende als außenstehende Person relevante Daten aus einer natürlichen Situation, die vorher aufgestellten Bedingungen entspricht. In einem Experiment hingegen wird eine Situation nachgestellt, also für die Überprüfung relevanter Informationen künstlich erschaffen.

Qualitative Methoden

  • Unstrukturiertes Interview: Eine qualitative Interviewform, bei der es keine vordefinierten Fragen oder ein festes Interviewschema gibt.
  • Narratives Interview: Gehört zu den unstrukturierten Interviews, bei welchem die Geschichten, Erzählungen und individuellen Lebenserfahrungen der Teilnehmer im Vordergrund stehen.
  • Semistrukturierte Interviews: Verwenden vordefinierte Fragen, aber es gibt auch Raum für die Teilnehmer, ihre Antworten ausführlich zu erläutern und zusätzliche Themen einzubringen.
  • Literaturrecherche: Beinhaltet das systematische Sammeln und Auswerten von bestehenden wissenschaftlichen Quellen und Veröffentlichungen zu einem bestimmten Thema, um ein umfassendes Verständnis des aktuellen Forschungsstandes zu erlangen.

Quantitative Methoden

  • Experimente: Eine Methode zur Untersuchung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen variablen Faktoren.
  • Quasi-experimentelles Design: Eine Forschungsmethode, bei der die Teilnehmer nicht zufällig einer Experimental- oder Kontrollgruppe zugewiesen werden können.
  • Strukturiertes Interview: Eine quantitative Interviewmethode, bei der vordefinierte Fragen in einer festgelegten Reihenfolge gestellt werden.
  • Quantitative Beobachtungen: Verhaltensweisen oder Ereignisse werden systematisch beobachtet und mithilfe vorab festgelegter Kategorien oder Skalen quantifiziert.
  • Quantitative Umfragen: Mit geschlossenen Fragen werden den Teilnehmern vordefinierte Antwortoptionen vorgegeben, aus denen sie auswählen können.
  • Quantitative Inhaltsanalysen: Texte, Dokumente oder andere Medien werden systematisch analysiert, um zählbare und numerische Daten zu extrahieren.
  • Nutzwertanalyse: Eine Methode zur Bewertung und Vergleich von Alternativen oder Optionen anhand verschiedener Kriterien.
  • Sekundärdatenanalyse: Bereits vorhandene Daten, die von anderen Forschern oder Organisationen gesammelt wurden, werden erneut analysiert.
  • Längsschnittstudien: Verfolgen eine Stichprobe über einen längeren Zeitraum hinweg und sammeln wiederholt Daten von den gleichen Teilnehmern.
  • Querschnittsstudien: Daten werden zu einem bestimmten Zeitpunkt erhoben, um Informationen über eine Stichprobe zu erhalten.

Beispiele für Anwendungen

  • Qualitativ: Interviews mit Migranten, um ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Bewältigungsstrategien in einem neuen Land zu erforschen.
  • Qualitativ: Beobachtung des Verhaltens von Kindern auf einem Spielplatz, um Erkenntnisse über ihre soziale Interaktion, ihre Spielpräferenzen und ihre Beziehungen zu gewinnen.
  • Quantitativ: Durchführung einer Umfrage unter College-Studenten, um ihre Einstellungen, Meinungen und Erfahrungen in Bezug auf bestimmte soziale Themen oder politische Ansichten zu untersuchen.
  • Quantitativ: Inhaltsanalyse von Medienberichten über politische Ereignisse, um politische Frames, Tendenzen oder Diskurse zu identifizieren.
  • Qualitativ: Studie über das Erleben von Arbeitnehmern in prekären Beschäftigungsverhältnissen.
  • Quantitativ: Experiment, bei dem die Auswirkungen unterschiedlicher Düngemittel auf das Wachstum von Pflanzen in einem kontrollierten Gewächshausumfeld untersucht werden.
  • Experiment: Eine Doppelblindstudie ist eine spezifische Art von Experiment, bei der weder die Teilnehmer noch die Forscher, die die Studie durchführen, wissen, welcher Gruppe ein bestimmtes Interventionsmittel oder Placebo verabreicht wird.
  • Quantitativ: Umfrage zum Stresserleben von Arbeitnehmern, bei der Fragen zu Stressfaktoren, Bewältigungsstrategien und Auswirkungen auf das Wohlbefinden gestellt werden.
  • Experiment: Experiment, bei dem die Auswirkungen von Musik auf die Stimmung von Teilnehmern untersucht werden.

Zusätzliche Methoden und Instrumente

  • Pädagogik: Erstellung eines Unterrichtsentwurfs für eine Mathematikstunde, in der das Thema „Brüche“ behandelt wird.
  • Ansoff-Matrix: Ein Instrument zur Entwicklung von Wachstumsstrategien für Unternehmen.
  • Porter’s Five Forces: Ein Framework zur Analyse der Wettbewerbsintensität in einer Branche.
  • Balanced Scorecard: Ein Instrument zur ganzheitlichen Messung und Steuerung der Leistung eines Unternehmens.

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