Lücken im Lebenslauf und psychische Erkrankung – So meistern Sie die Herausforderung

Noch immer ist es für viele ein Tabuthema in der Arbeitswelt: Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen. Betroffene haben es oft schwer, am allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Stress, steigender Leistungsdruck und die Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes bedeuten wiederum eine enorme Belastung für all jene psychisch Erkrankten, die einen Job haben.

Lücken im Lebenslauf können für den Bewerber unangenehme Folgen haben, weil sie beim zuständigen Personalchef Fragen aufwerfen. Hat der Bewerber etwas zu verbergen? Steckt Arbeitslosigkeit oder eine psychische Krankheit dahinter?

Was sind Lücken im Lebenslauf?

Es gibt keine einheitliche Definition von Lücken im Lebenslauf. Auf jeden Fall kann sich diese aber auf deine Bewerbung negativ auswirken, wenn sie nicht plausibel erklärt werden kann. Als Faustregel kannst du dir merken, dass Leerstellen, die über zwei bis drei Monate hinaus gehen, als Lücken im Lebenslauf gelten - insbesondere, wenn du sie nicht rechtfertigen kannst. Wenn dir lediglich ein bis zwei Monate fehlen, ist das nicht weiter tragisch.

Lücken im Lebenslauf können vorkommen, sollten jedoch vermieden werden. Durch geschickte Formulierungen, Anpassungen an das Design und Einbettung anderer Tätigkeiten lassen sich Lücken im Lebenslauf füllen. Lücken sollten im Lebenslauf selbst nicht detailliert erklärt werden - das erweckt den Eindruck, dass du eine Ausrede finden möchtest.

Umgang mit Lücken im Lebenslauf

Ob Lücken im Lebenslauf schlimm sind, hängt erstens vom Grund und zweitens von der Dauer der Lücke ab. Wenn ein Freiraum entsteht, weil du beispielsweise den Job gewechselt oder gerade eine Ausbildung abgeschlossen hast, dann ist das völlig in Ordnung. Niemand erwartet, dass du nach der Ausbildung sofort einen Job findest oder nach dem Abitur unmittelbar weißt, was du machen möchtest.

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Problematisch wird es, wenn die Lücken im Lebenslauf mehr als zwei Monate bestehen und du sie nicht plausibel erklären kannst. Dies führt dazu, dass deine Bewerbung häufig bereits im Vorfeld ausscheidet. Wirst du dennoch eingeladen, musst du dich mit hoher Wahrscheinlichkeit der Frage stellen, was du in jenem Zeitraum, während der Lücken in deinem Lebenslauf, gemacht hast.

Grundsätzlich solltest du immer bei der Wahrheit bleiben. Falschangaben im Lebenslauf sind auch nachträglich ein Kündigungsgrund! Mit dieser permanenten Angst, enttarnt zu werden, solltest du wegen Lücken im Lebenslauf nicht leben müssen. Ein bisschen Kosmetik ist erlaubt, etwa wenn du eine Bildungsreise vorteilhaft formulierst.

Tricks zur Kaschierung von Lücken

Um Lücken im Lebenslauf zu kaschieren, können kleine Tricks helfen. Verwende zum Beispiel das antichronologische Modell des Lebenslaufs. Ebenso kannst du einfach die Monatsangaben weglassen und nur Jahreszahlen benutzen. Dadurch verschwinden selbst mehrmonatige Auszeiten wie von Geisterhand. Darüber hinaus werden aus einem zweiwöchigen Praktikum, etwa vom 25. November bis 6. Dezember, durch die Monatsnennung gleich zwei Monate, nämlich 11/2019 und 12/2019.

Jedem ist bewusst, dass Lücken im Lebenslauf eine unangenehme Sache sind. Aber um dich zu beruhigen, die Personaler wissen, dass sowas mal passieren kann.

Offenlegung von Krankheit

Wenn Lücken im Lebenslauf durch Krankheit oder psychische Krankheit entstanden sind, dann solltest du das offenlegen. Die Art der Krankheit ist jedoch Privatsache und hat im Lebenslauf nichts zu suchen. Zielführend ist die Formulierung „Auszeit durch eine Erkrankung“ mit dem Ergänzungssatz „zwischenzeitlich vollständig genesen und einsatzfähig“.

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Solltest du tatsächlich eine chronische Krankheit haben oder psychisch vorbelastet sein, so kannst du dies gegenüber deinem potentiellen Arbeitgeber kommunizieren. Der Arbeitgeber darf per Gesetz dich nicht benachteiligen wegen einer Krankheit.

Gründe für Lücken im Lebenslauf

Lücken im Lebenslauf können schnell entstehen: längere Arbeitslosigkeit zwischen zwei Jobs, eine Auszeit vom Studium, Karenz, Krankheiten, die Pflege eines Angehörigen, eine Scheidung - Lücken im Lebenslauf sind normal. Daher solltest du auf jeden Fall darauf vorbereitet sein, dass dein*e zukünftige*r Chef*in sich dafür interessiert, was du in dieser Zeit gemacht hast.

Es gilt, die Lücken beim Vorstellungsgespräch richtig zu verkaufen, indem du sie mit glaubwürdigen Fakten ausfüllst. Bereite dich mit den häufigsten Interviewfragen im Vorstellungsgespräch gut auf das Gespräch vor.

Für manche Lücken im Lebenslauf entscheidet man sich aber nicht selbst, sondern passieren unverschuldet. Krankheiten oder Krisen können für solche Lücke im Lebenslauf sorgen. Nicht jeder hat nach Beendigung eines Arbeitsverhältnisses gleich einen neuen Job in Aussicht.

Weitere Tipps zur Überbrückung von Lücken

  • Warum überbrückst du diese Zeit nicht einfach mit einem Praktikum oder einer Weiterbildung, die dich qualifiziert?
  • Sogenannte „gap years“, „work and travel”-Programme, Au-pair-Aufenthalte oder die Mitarbeit bei sozialen Projekten im In- und Ausland sind wertvolle Erfahrungen.
  • Bleibe up to date. Mache beispielsweise Weiterbildungen oder Minijobs, um nicht ganz den Bezug zur Arbeitswelt zu verlieren.

Was Sie im Vorstellungsgespräch vermeiden sollten

Ganz egal, wie du eine kleinere oder größere Lücke im Lebenslauf auch erklärst, vermeide unbedingt Lügen im Lebenslauf! Vergesse nie, dass eine ehrliche Antwort beim Gegenüber besser ankommt als eine erfundene. Du musst nichts kaschieren, verschweigen oder gar lügen.

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Unterstützung durch Arbeitsassistenz

Unterstützung in diesen Fällen bietet die Arbeitsassistenz (Arbas), die Beratung ist kostenlos. Das Team versteht sich auch als Ansprechpartner für Arbeitgeber, die Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen beschäftigen. Dabei können Lösungswege genauso erarbeitet, wie Informationen zu den verschiedenen Erkrankungsformen geboten werden. Zudem gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten.

Marion Bogner vom Arbas-Büro in Wörgl ist für die Klienten aus dem Bezirk Kitzbühel zuständig: „Bei der Begleitung unterstützen wir offen oder im Hintergrund, je nach Wunsch der Klienten und Klientinnen. Häufige Themen in der Begleitung sind: Wie gehe ich mit meinen Lücken im Lebenslauf um, was habe ich für Stärken, welche Einschränkungen muss ich hinsichtlich meiner Krankheit beachten, welche Rahmenbedingungen brauche ich, damit das Ganze funktionieren kann?“

Die Arbas-Begleitung unterstützt allgemein bei Arbeitssuche und Arbeitsantritt. Auch bei etwaigen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz steht die Arbas den Betroffenen offen.

Voraussetzungen für die Arbas-Begleitung

Voraussetzungen für die Begleitung ist zunächst eine psychische Gesundheitsproblematik, allerdings erfordert das Angebot gesundheitliche Stabilität, das heißt der Klient befindet sich derzeit nicht in einer akuten Krise. Das Angebot ist auch an ein bestehendes Dienstverhältnis gebunden bzw. der Klient muss beim AMS als arbeitssuchend gemeldet sein. Ein Jahr Berufserfahrung oder der Abschluss einer Berufsausbildung ist Voraussetzung. Zudem sollten ausreichende Deutschkenntnisse vorhanden sein, ebenso wie die Arbeitsmotivation und -fähigkeit.

Die Arbeitsassistenz bietet ihren Klienten eine Unterstützungsdauer von bis zu einem Jahr, Wiederaufnahmen sind dabei möglich. Weitere Informationen auch unter www.arbas.at.

Umgang mit Nervosität im Vorstellungsgespräch

Im Vorstellungsgespräch nervös zu sein, ist nichts Ungewöhnliches. Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch ist das A und O, um Nervosität zu bekämpfen. Informiere dich auch unbedingt im Internet über das Unternehmen, bei dem du dich beworben hast. Welche Philosophie verfolgt es, welche Geschichte steckt hinter der Firma? Ein weiterer Tipp für deine gestärkte mentale Erfolgshaltung: Du kannst punkten, indem du dir bereits Gegenfragen überlegst. Damit strahlst du Interesse und Neugier aus.

Versuche nicht, deine Nervosität beim Job-Interview um jeden Preis zu kaschieren. Je mehr du dich gegen sie sträubst, desto eher gerätst du in eine Angstspirale, die schlussendlich zum Blackout führen kann. Wenn du deinem zukünftigen Arbeitgeber offenbarst, dass du etwas nervös bist, wird das die Stimmung lockern, außerdem wirkt es authentisch. Denk daran: Auch dein Gegenüber ist nur ein Mensch. Er oder Sie wird verstehen, wenn du ein bisschen Lampenfieber hast. Immerhin ist auch ein:e Vorgesetzte*r irgendwann mal auf deinem Stuhl gesessen. Nervosität zeigt einem Personaler:in nur, dass dir die Stelle und das Gespräch etwas bedeuten.

Tipps zur Reduzierung von Nervosität

  • Plane dir viel Vorlaufzeit vor dem Termin ein, um alle Ursachen für eine Verspätung aus dem Weg zu schaffen.
  • Kontrollierte Atmung: Atme doppelt so lange aus, wie du einatmest und wiederhole das immer wieder.
  • Boxatmung: Atme zu Beginn vollständig aus. Über die Nase atmest du schließlich vier Sekunden ein, füllst deine Lungen, hältst den Atem vier Sekunden und atmest vier Sekunden wieder aus. Anschließend hältst du den Atem wieder für vier Sekunden und startest erneut.
  • 4-7-8 Übung: Atme zu Beginn vollständig aus. Dann atmest du vier Sekunden ein, hältst den Atem für sieben Sekunden und atmest acht Sekunden wieder aus. Dann startet die Übung erneut.
  • Achte grundsätzlich auf eine ausgewogene Ernährung.
  • Unmittelbar vor dem Gespräch empfiehlt es sich, einen kleinen Spaziergang einzulegen oder ein paar Treppen hochzulaufen.
  • Die Ankermethode ist eine beliebte Strategie, um Anspannung bei Stress zu lösen. Presse Daumen und Zeigefinger zusammen und denke dabei an eine positive Erinnerung, die dich glücklich macht.

Denk daran: Es gibt kein hundertprozentiges Heilmittel gegen Aufregung! Kein:e Personaler:in wird dir den Kopf abreißen, wenn du Anzeichen von Nervosität zeigst. Behalte immer im Hinterkopf: So wie dir ging den meisten anderen Menschen auch schon einmal. Versuch daher immer, in Gedanken positiv zu bleiben!

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