Der flüchtige Blick in den Spiegel bleibt wieder einmal nicht ohne Folgen: Als die 18-jährige Verena einen Mitesser entdeckt, macht sie sich sofort daran, ihn zu entfernen. Mehr noch: Die nächsten zwei Stunden ist die Schülerin damit beschäftigt, weitere Unebenheiten im Gesicht zu beseitigen, indem sie die Haut quetscht, kratzt und darauf herumzwickt. Nach der „Schlacht“ ist die vorher schöne Haut übersät mit roten Flecken und kleinen Wunden.
Patientinnen wie Verena bekommt die Psychologin und Psychotherapeutin Univ. Prof. Dr. Anne Schienle von der Karl-Franzens-Universität Graz viele zu Gesicht: Es sind vor allem Frauen - der Anteil liegt bei 60 bis 90 Prozent -, die ihre Haut malträtieren, um etwa Mitesser oder Pickel zu beseitigen. Von einer „Skin Picking Disorder“, auch „Dermatillomanie“ oder „Haut-Kratz-Störung“ genannt, dürften in Österreich zwischen 1,5 und fünf Prozent der Bevölkerung - bis zu rund 400.000 Menschen - in unterschiedlicher Ausprägung betroffen sein.
Obwohl man die Symptome schon lange kennt, wurde das Problem erst 2013 offiziell als eigenständige psychische Störung anerkannt und den Zwangserkrankungen zugeordnet. Einen Eiterpustel auszudrücken, einen störenden Schorf abzukratzen - das machen viele. Der Übergang von normal zu zwanghaft ist oft fließend: „Dass die Leute an Mitessern rumspielen, diese ausdrücken oder den Schorf an einer kleinen Wunde wegkratzen, ist weit verbreitet“, bestätigt Schienle.
Das „Picking“ werde dann problematisch, wenn es ein bestimmtes Ausmaß übersteigt. Wenn Patientinnen wie Verena beispielsweise stundenlang am Kratzen und Kletzeln sind. „Sie würden gern aufhören, es gelingt ihnen aber nicht“, nennt Schienle ein Alarmsignal. Die bevorzugten „Tatorte“? „Häufig wird im Gesicht und an den Armen gekratzt und ganz besonders häufig im oberen, erreichbaren Bereich des Rückens“, zählt die Psychologin auf. Auch auf dem Kopf gebe es oft zig Verletzungen und offene kleine Wunden, welche die Patientinnen und Patienten sich zugefügt haben. Viele verspüren auch den Zwang, sich etwa im Analbereich zu kratzen.
Wieviel Zeit man in das Bearbeiten der Haut investiert, ist individuell unterschiedlich: Während Verena Stunden dafür aufwendet, tun andere es nur wenige Minuten. Die meisten Betroffenen haben mehrere Picking-Episoden pro Tag. Auch wenn sie mittelfristig unter dem Verhalten leiden, unmittelbar danach sind die Betroffenen oft erleichtert, weil sie eine Unebenheit geglättet haben. „Wenn sie einen Schorf oder Grind, weggekratzt haben, ist das für viele Patientinnen und Patienten zuerst eine Wohltat oder Erleichterung“, weiß Schienle.
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Zuweilen wird dann auch das „Elaborat“ - der Talg etwa, den man sich rausgequetscht oder der Schorf, den man abgekratzt hat - zufrieden begutachtet. In vielen Fällen verstärkt sich das Kratzen zwar, wenn die Betroffenen Stress verspüren. „Häufig aber kratzen sie sich ganz automatisiert, ohne es richtig zu merken“, beobachtet die Psychologin. Zwar bearbeiten die Betroffenen die Haut heimlich, die „Kratzspuren“ sind aber für alle sichtbar.
Schienle sieht in der Ambulanz viele Betroffene mit „schlimmen Vernarbungen, offenen Wunden und anderen Gewebeschäden der Haut.“ Und auch innere Narben bleiben: Scham- und Schuldgefühle etwa aufgrund des Verhaltens und der (vermeintlich) entstellten Hautareale. „Das geht so weit, dass die Betroffenen sich in der Öffentlichkeit nicht mehr zeigen wollen“, weiß die Psychologin. Sie verändern ihren Bekleidungsstil, schwitzen an einem heißen Sommertag im langärmligen T-Shirt.
Hinzu kommt, dass die „Skin Picker“ anfälliger für „andere psychische Störungen aus dem Zwangsbereich sind“, führt Schienle aus. Oft ist ein Hautproblem wie Akne der Einstieg in das Picking - nach und nach wird die Gewohnheit zur Obsession. Viele Betroffene berichten, dass sie in der Pubertät Akne hatten und mit dem Picking begannen - und dann weitergemacht haben, weiß Schienle. Andere wiederum hätten die „wunderschönste Haut“, die sie aber dennoch bearbeiten.
Ursachenforschung und Therapieansätze
Während das Beschwerdebild klar auf der Hand liegt, tappt man punkto Ursachen im Dunkeln. Als Grund wird zwar oft Stress genannt. Dieser sei aber „allenfalls ein moderierender, kein ursächlicher Faktor“, betont die Expertin.
Die Studie, welche die Psychologin Univ. Prof. Dr. Anne Schienle an der Grazer Karl-Franzens-Universität in den vergangenen Monaten mit ihrem Team durchgeführt hat, soll neue Erkenntnisse zur Skin Picking Disorder bringen: Erstmals wurde versucht, den Ursachen mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) auf den Grund zu gehen: Warum kratzen sich Betroffene zwanghaft? Geht es um Stressabbau? Steckt ein übersteigertes Reinlichkeitsbedürfnis dahinter oder stellt das Kratzen eine Art Belohnung dar?
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Die Studie soll jetzt Antworten auf diese Fragen bringen. Während den Betroffenen Bilder von Hautunreinheiten gezeigt werden bzw. sie selbst an betroffenen Stellen Hand anlegen, wird die Aktivität im Gehirn gemessen: Ist während des Kratzens eine gesteigerte Aktivität des Belohnungszentrums beobachtbar? Auch der Tastsinn wird unter die Lupe genommen: Wie empfinden die Patienten eine leichte Berührung wie Streicheln im Vergleich zum Kratzen?
Kennt man die Ursachen, lassen sich passende Therapieansätze entwickeln. „Im Moment arbeitet man mit relativ einfachen verhaltenstherapeutischen Prozeduren“, berichtet die Psychologin. Diese zielen darauf ab, sich des Verhaltens bewusst zu werden, es zu unterbrechen bzw. umzukehren. „Sollte sich herausstellen, dass der Tastsinn verändert ist, würde man anders therapieren“, betont Schienle und führt Fühl- und Tastübungen als Beispiele an.
Streicheln reduziert Drang zum Kratzen. Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen zeigten, dass Betroffene zugleich auch Schwierigkeiten bei der Regulation von Gefühlen bei verstärktem emotionalen Erleben zeigen; auch der auf die eigene Person gerichtete Ekel sei stärker ausgeprägt als bei nicht betroffenen Personen. Es zeigte sich aber, dass Streicheln den Drang zum Kratzen reduziert.
Der Zusammenhang zwischen Immunsystem und Zwangsstörungen
Viele Krankheiten des Kopfes - Depression etwa - sind mit einem defekten Immunsystem verbunden, man weiß nur nicht, was Ursache ist und was Wirkung. Nun ist es bei einer Obsessiven Kompulsiven Störungen (OKS) geklärt, das sind Leiden wie der Zwang, sich ständig die Hände zu waschen, oder auch der, sich die Haare auszureißen. Diese Trichotillomanie ist bei Menschen häufig - 1,9 bis 2,5 Prozent leiden daran -, aber es gibt die Verhaltensstörung auch bei Mäusen, die kratzen sich dann das Fell von der Brust und Wunden in die Haut.
Dabei tun sie nichts anderes als gesunde Mäuse auch - alle putzen ihr Fell mit den Pfoten -, aber sie tun es unentwegt. Und sie tun es deshalb, weil das Immunsystem ihres Gehirns defekt ist, eine Gruppe um Nobelpreisträger Mario Capecchi (University of Utah) hat es an genmanipulierten Mäusen gezeigt: Im Gehirn gibt es besondere Immunzellen, Mikroglia, sie sind Wächter und Polizei, detektieren Eindringlinge wie Bakterien und fressen sie. Aber wenn eines ihrer Gene defekt ist (Hoxb8), tun sie das nicht, stattdessen kommt der Kratzzwang (er ist sinnvoll: Das schutzlose Gehirn versucht, die Bakteriengefahr nun außen am Körper abzuwehren). Die Forscher konnten ihn therapieren, mit der Transplantation von Knochenmark gesunder Mäuse: Mikroglia sind Zellen des Bluts, die im Knochenmark gebildet werden und in das Gehirn wandern.
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Psychische Aspekte bei Hauterkrankungen
Die körperlichen Beschwerden bei Neurodermitis beeinträchtigen immer auch das psychische Wohlbefinden. Umgekehrt wirken sich psychische Belastungen auch auf das Hautbild aus. Denn Haut und Seele stehen in enger Wechselwirkung - sie „reden“ ununterbrochen miteinander. Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Erkrankung auftritt, hängt sie wie ein Rucksack auf den Schultern. Dieser Rucksack bringt die Krankheitslast - die Belastungen durch die Erkrankung - zum Ausdruck.
Das Gewicht des Rucksacks hängt einerseits vom Ausmaß der spürbaren Symptome ab, andererseits auch davon, wie sehr die Neurodermitis das Leben bzw. Neurodermitis beginnt oftmals in früher Kindheit. Das natürliche Bedürfnis eines Kleinkindes ist es, sich an die Eltern zu kuscheln und Wärme sowie Nähe zu erleben. Doch wenn die Berührungen schmerzen oder jucken, kann das Kuscheln als unangenehme Sinneserfahrung wahrgenommen werden. Das kann zu einem sogenannten Nähe-Distanz-Konflikt führen.
Es kommt vermehrt zur Ausschüttung von Stresshormonen, sowie einer verminderten Bildung des Bindungshormons Oxytocin. Oxytocin wirkt auch beruhigend und ist einerseits für die psychosoziale Entwicklung, anderseits für die Entwicklung eines widerstandsfähigen Nervensystems des Kindes enorm wichtig. Das ist mitunter der Grund, weshalb Patienten im Erwachsenenalter auch eine „dünnere Haut“ haben können, indem sie z.B.
Negative Erfahrungen mit dem Körper können zu einem negativen Selbstbild führen. Wenn andere unpassend auf entzündete Hautstellen reagieren, können auch Schamgefühle die Folge sein. Soziale Medien, die schöne Menschen mit makelloser Haut zeigen, können eine negative Haltung verstärken. Gedanken, nicht zu genügen, können sich ausbreiten. Es ist sehr wichtig, den eigenen Ängsten und Schamgefühlen aktiv zu begegnen sowie Stressquellen zu minimieren.
Selbsthilfestrategien und Therapie
Es gibt verschiedene Strategien, die Betroffenen helfen können, mit der Skin Picking Disorder umzugehen:
- Stress abbauen: Stress lässt sich in unserem Alltag nicht immer vermeiden. Es gilt, jene Stressoren einzubremsen, die vermeidbar sind. Denn Stress kann die Entzündung wie den Juckreiz triggern. Umso wichtiger ist es, sich auch mal „zurückzulehnen oder rauszunehmen“. Kleine Auszeiten gerade in stressigen Momenten können Abhilfe schaffen, wie z.B. der Lieblingsmusik zu lauschen.
- Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge lernen: Sich so zu akzeptieren, wie man gerade ist! Das ist nicht immer so einfach, bildet aber die Grundlage für eine bessere Beziehung zum eigenen Körper. Achtsamkeitsbasierte Methoden, die mithilfe psychologischer Unterstützung einfach erlernt werden können, fördern zudem die Selbstfürsorge. Ängste und Sorgen sollen vor dem Schlafengehen „verbannt“ werden, beispielsweise auf die Seiten eines Tagebuchs.
- Den Juckreiz kontrollieren: „Nicht kratzen“ ist leichter gesagt als getan. Es ist schwierig, dem Drang zu kratzen zu widerstehen. Durch das Kratzen verstärkt sich nicht nur die Entzündung, sondern auch der Juckreiz. Es gilt diesen Kreislauf mit einer wirksamen Behandlung zu durchbrechen. Dabei können psychologische Ansätze unterstützen: Beim „Habit-Reversal-Training“ (Gewohnheitsveränderung) erlernt man, den Juckreiz bewusst wahrzunehmen und zu stoppen - zum Beispiel durch kontroverse taktile Berührungen oder die Vorstellung, kühlendes Wasser über die juckende Stelle laufen zu lassen. Durchs Bewusstmachen unbewusster Stressoren sowie bewusste Aufmerksamkeitslenkung auf angenehme Dinge, kann Stress reduziert werden. Das bedarf natürlich der Übung.
Professionelle Hilfe
Bei häufigem, unkontrolliertem und unbewussten Kratzverhalten kann es sich um eine Zwangsstörung handeln (Skin Picking Disorder - zwanghafte Selbstschädigung der Haut). Dabei verspüren Patienten einen starken inneren Drang, ihre Haut zu kratzen. Folglich wird die Haut häufig blutig gekratzt und weiter geschädigt. In dieser Situation kann ein Hautarzt bzw. In der ersten Sitzung geht es meistens um Entlastungsgespräche. Alles, was sich aufgestaut hat, muss einmal „von der Seele geredet“ werden. Gemeinsam werden gesundheitsschädliche Gedanken, Sorgen und Ängste identifiziert und bearbeitet wie z.B. Schamgefühle oder die Angst vor Ablehnung. So werden z.B. Belastungsherde mittels Stress-Tagebuch identifiziert. Ebenso können Entspannungsmethoden erlernt werden, die den individuellen Bedürfnissen entsprechen. Denn jeder Mensch entspannt anders!
Häufigkeit und Symptome der Dermatillomanie
Mehr als 100.000 Menschen in Österreich tun es täglich: Sie kratzen sich, bis Wunden entstehen oder Blut fließt. Besonders häufig wird die Haut in Gesicht und Hals, die Kopfhaut, der obere Rücken, Arme, Beine, Hände und Füße mit Fingernägeln, Zähnen oder auch Pinzetten malträtiert, so die klinische Psychologin Anne Schienle vom Institut für Psychologie der Universität Graz. Narben, eitrige Stellen, Infektionen und Gewebeschäden sind nicht selten die Folge des Kratzens, das laut Schienle oft mehrere Stunden am Tag in Anspruch nehmen kann.
Dermatillomanie kommt aus dem Griechischen und bedeutet Haut-Zupf-Besessenheit. Seit 2013 wird die Haut-Kratz-Störung als eigenständige psychische Störung anerkannt und den Zwangserkrankungen zugeordnet. Neben dem Drang zum Kratzen und den körperlichen Wunden kommen mit der Zeit auch fragende Blicke und missbilligende Worte, Scham und Wut: „Zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung verspüren den Drang zum wiederholten Berühren, Kratzen, Quetschen und Reiben, manchmal geschieht dies auch unbewusst. Die Verletzungen werden von den Betroffenen selbst als lästig empfunden, viele verspüren Schuldgefühle aufgrund ihrer Verletzungen und ihres Verhaltens“, schildert Schienle.
Forschung zur Dermatillomanie
Bisher würden oft nur die Folgeschäden behandelt, etwa mit Antidepressiva - nun wollen Grazer Wissenschaftler den Ursachen der Krankheit mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) auf den Grund gehen. Mit diesem bildgebenden Verfahren lassen sich Aktivitäten unterschiedlicher Hirnregionen beobachten und sichtbar machen. Schienle erklärt: „Wir wollen unter anderem herausfinden, welche Stimuli relevant sind und welche Zentren im Gehirn besonders aktiv sind, damit wir die Gründe für die Störung besser verstehen. Denn die Kenntnis der Ursachen ist Voraussetzung für die Entwicklung geeigneter Therapieansätze.“
Für eine diesbezügliche Studie waren im Sommer Teilnehmer gesucht worden - erfolgreich, wie Schienle betont: „Wir sind mit Nachfragen überrannt worden.“ Letztlich wurden 70 Patienten in die Studie aufgenommen.
Juckende Kopfhaut: Ursachen und Behandlung
Juckt die Kopfhaut, kann das ganz unterschiedliche Gründe haben, zum Beispiel kommen chronische Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte sowie Ekzeme infrage. Aber auch Parasiten wie Kopfläuse oder Krätzmilben sowie eine Pilzerkrankung der Haut sind mitunter dafür verantwortlich. Zudem können allergische Reaktionen beispielsweise auf Inhaltsstoffe von Haarpflegemittel von Juckreiz begleitet sein. Manchmal lässt sich keine Ursache finden oder der Grund für den Juckreiz liegt in übermäßigem Stress oder psychischen Problemen.
Bei Hauterkrankungen ist die Kopfhaut sichtbar verändert, zum Beispiel durch Rötungen, Schuppen oder Ausschläge. Je nach Ursache wird der Arzt die Grunderkrankung behandeln beziehungsweise eine Therapie mit entsprechenden Medikamenten, Tabletten und Shampoos veranlassen. Bei Betroffenen mit chronischem Juckreiz können Verhaltenstherapien zur Vermeidung von Kratzen sowie Entspannungstechniken helfen, die Symptome zu lindern bzw. besser damit umzugehen.
Wie äußert sich juckende Kopfhaut?
Wohl einige kennen das Gefühl, wenn die Haut durch einen Mückenstich juckt, und das Verlangen, die Einstichstelle zu kratzen. Ähnlich ist es bei einer juckenden Kopfhaut. Je nach Ursache ist der Juckreiz nur auf einzelne Areale begrenzt oder betrifft den gesamten Kopfhautbereich. Liegt eine Hauterkrankung zugrunde, ist die Kopfhaut in den betroffenen Bereichen oftmals sichtbar verändert, zum Beispiel gerötet oder schuppig. Wenn Betroffene durch den Juckreiz die Kopfhaut kratzen, kann dies zusätzlich zu weiteren Rötungen oder Hautkrusten führen.
Was verursacht juckende Kopfhaut?
Die Auslöser für eine juckende Kopfhaut sind vielfältig. Zusammenfassend lassen sie sich einteilen in die Kategorien chronisch-entzündliche Hauterkrankungen, durch Pilze oder Parasiten verursachter Juckreiz sowie allergische Reaktionen. Mitunter wird keine Ursache des Juckreizes der Kopfhaut gefunden.
Wann zum Arzt bei juckender Kopfhaut?
Tritt erstmalig Juckreiz auf dem Kopf auf, empfiehlt es sich, die Kopfhaut auf Hautveränderungen oder andere Anzeichen zu untersuchen und so mögliche Ursache wie Schuppen oder Parasiten zu erkennen. Ist kein Grund erkennbar und kehrt der Juckreiz wieder oder hält länger an, ist ein Besuch beim Hausarzt oder Dermatologen zur Abklärung der Gründe empfehlenswert. Dies gilt besonders dann, wenn weitere Symptome begleitend auftreten.
Was macht der Arzt bei juckender Kopfhaut?
In einem Gespräch erstellt der Arzt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) und notiert alle sonstigen Symptome, sofern noch weitere bestehen. Anschließend ist die genaue visuelle Untersuchung der Haut des Kopfes, aber auch des übrigen Körpers, wichtig. Sind Hautveränderungen sichtbar, nimmt der Arzt eventuell einen Abstrich der Haut, um Bakterien oder Pilze nachzuweisen. Mitunter ist auch die Entnahme einer kleinen Hautprobe angezeigt, wenn der Hautbefund unklar ist. Ist die Haut scheinbar unverändert, sind bei anhaltendem Juckreiz auch psychische oder neurologische Erkrankungen denkbar.
Bei chronischen Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis wird die Haut äußerlich mit entsprechenden Cremes und Salben behandelt. Mitunter nehmen Betroffene auch Medikamente ein oder bekommen Spritzen. Die darin enthaltenen Wirkstoffe wirken hemmend auf das Immunsystem. Bei einer Lichttherapie erfolgt die Bestrahlung der erkrankten Hautbereiche mit ultraviolettem Licht (UV-Licht). Auch bei Pilzinfektionen und Ekzemen werden die betroffenen Bereiche äußerlich behandelt oder es werden Tabletten eingenommen.
Zusätzlich empfiehlt sich das Auskämmen der Haare mit einem Spezialkamm mit besonders engen Zinken, deren Abstand maximal 0,3 Millimeter beträgt. Die Bekämpfung von Krätzmilben, die sich in die Haut graben und dort Eier ablegen, erfolgt ebenfalls durch Arzneimittel, die auf die Haut aufgetragen oder als Tablette eingenommen werden. Liegt eine Erkrankung mit einem chronischen Juckreiz vor, empfiehlt der Arzt den Betroffenen unter Umständen neben der medikamentösen Behandlung unterstützende Maßnahmen. So kann es Menschen mit Schuppenflechte helfen, an einer speziellen Verhaltenstherapie teilzunehmen.
Was können Sie selbst bei juckender Kopfhaut tun?
Bei einem neu auftretenden Juckreiz ohne sichtbaren äußeren Grund wie Parasiten kann ein erster Schritt sein, zunächst die Ursache in der Pflege der Haare oder der angewendeten Produkte zu überdenken. Wer eine Allergie auf ein Haarpflegprodukt vermutet, kann das entsprechende Mittel weglassen, um den Auslöser zu vermeiden. Tritt der Juckreiz im Zusammenhang mit trockener oder schuppiger Haut auf, liegt es möglicherweise an einer falschen oder übertriebenen Haarpflege mit zu häufigem Waschen.
Bei Betroffenen mit einem chronischen Juckreiz, der zum Beispiel bei Schuppenflechte auftritt, können Alltags- und emotionale Belastungen möglicherweise neue Schübe auslösen. Hier kann es helfen, individuelle Wege zur Stressbewältigung zu finden.