Arbeiten mit Psychose-Erfahrungen: Ein umfassender Leitfaden

Psychosen sind komplexe Erfahrungen, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen können. Die Rückkehr in den Arbeitsalltag nach einer psychotischen Episode stellt oft eine besondere Herausforderung dar. Dieser Artikel soll Einblicke und Hilfestellungen für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte bieten.

Erste Schritte nach einer psychotischen Episode

Nach einer akuten psychotischen Episode ist es wichtig, sich ausreichend Zeit zur Erholung zu nehmen. Eine zu frühe Rückkehr an den Arbeitsplatz kann kontraproduktiv sein.

Vor gut drei Wochen, am Wochenende 7./8.12 hatte ich eine akute psychotische Episode. Mit täglichem Termin bei meiner Psychiaterin, zusätzlichen Terminen bei meiner Therapeutin, täglichem Besuch einer Schwester der ambulanten psychiatrischen Pflege und dem Neuroleptikum Olanzapin hatte ich mich dann gegen den Ende der Woche gefangen und konnte mich von den Wahnvorstellungen und Halluzinationen distanzieren.

Viele Betroffene verspüren jedoch den Wunsch, wieder zu arbeiten, da die Arbeit Struktur, soziale Kontakte und ein Gefühl der Normalität bieten kann. Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, ich brauche den Kontakt zu meinen Kolleg/innen und die Struktur.

Wiedereingliederung in den Arbeitsalltag

Die Wiedereingliederung sollte sorgfältig geplant und begleitet werden. Es ist ratsam, sich mit dem behandelnden Arzt, Therapeuten und gegebenenfalls dem Arbeitgeber abzustimmen.

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Da das meine erste "ambulante" Psychose ist (ich hatte vor vielen Jahren wohl schon mal sowas, da war ich aber in einer Klinik), weiß ich gar nicht, ob ich mich jetzt überfordere, zu viel von mir verlange, zu ungeduldig bin?

Mit der Schwester vom APP habe ich auch schon darüber gesprochen, vorher wie meine Planung ist usw. und heute dann auch hinterher. Nach dem Auslöser haben meine Therapeutin und ich schon versucht zu schauen, aber so richtig herausgekommen ist nichts dabei. Arbeitsmäßig ging es mir ja gut bis dahin, das kann ich eigentlich ausschließen.

Stufenweise Wiedereingliederung: In Deutschland besteht die Möglichkeit der stufenweisen Wiedereingliederung über die Krankenkasse, insbesondere nach längerer Arbeitsunfähigkeit. Gibt es nach nur zwei Wochen Arbeitsunfähigkeit eigentlich die Möglichkeit der stufenweisen Wiedereingliederung über die Krankenkasse in (Deutschland)? Hat da wer Erfahrung mit?

Gerade habe ich einen Ratgeber für Psychosekranke gefunden, wo etwas über Wiedereingliederung drinsteht, aber so richtig schlau werde ich daraus nicht. Ich kenne es, wenn man mindestens sechs Wochen krank geschrieben war, dass man dann eine Wiedereingliederung beantragen kann. Nach dem, was ich da gelesen habe, könnte es aber sein, dass es auch schon früher geht.

Empfehlungen für den Wiedereinstieg

  • Schonung: Ja, ich würde mich an Deiner Stelle noch schonen so kurz nach der psychotischen Episode, ist ja noch nicht lange her.
  • Selbststeuerung stärken: Ich würde eher dazu raten, Deine Selbststeuerung zu stärken, damit Du weniger anfällig bist. Ich würde auch schauen, dass Du für die Zukunft gewisse Vorkehrungen triffst, damit solche Episoden möglichst undramatisch werden. Schau vor allem zu Dir!
  • Krisenplan erstellen: Nächste Woche wollen wir einen Krisenplan erstellen sowie einen Wochen- und Monatsplan für den Haushalt entwerfen, damit ich da nicht wieder absacke.

Umgang mit Symptomen am Arbeitsplatz

Einige Betroffene erleben weiterhin Symptome wie Halluzinationen oder Konzentrationsschwierigkeiten am Arbeitsplatz. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen.

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Heute habe ich wieder gearbeitet, von 12-16 Uhr (vorher hatte ich noch Termin mit der Schwester vom APP), es war ganz gut auszuhalten, nur die Motorik, die Schnelligkeit der Bewegungen und der Gedanken sind weit entfernt von der Normalität. Das macht mich echt fertig, dass ich nicht so kann wie ich will.

Mögliche Strategien:

  • Pausen: Regelmäßige Pausen können helfen, Überforderung vorzubeugen.
  • Aufgaben anpassen: Routineaufgaben können weniger belastend sein. Da ich mich vor Weihnachten schon gut fühlte und auch Lust verspürte zu arbeiten, habe ich dann heute wieder angefangen. Ist ja noch ruhig im Betrieb, waren nur vier Kolleg/innen da, und ich mache meine Arbeit gerne und hatte mir nur Routinekram vorgenommen.
  • Unterstützung suchen: Offene Kommunikation mit Kollegen und Vorgesetzten kann hilfreich sein.

Psychotherapie als Unterstützung

Psychotherapie spielt eine zentrale Rolle bei der Bewältigung von Psychose-Erfahrungen. Sie kann helfen, die Ursachen der Erkrankung zu verstehen, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und die Selbststeuerung zu stärken.

Warum mich Psychosentherapie fasziniert?Schon vor einiger Zeit, habe ich entdeckt, dass ich gerne und auch kompetent mit psychoseerfahrenen / psychiatrischen Menschen arbeite.Der psychotische Mensch wirkt, als sei er in einer eigenen anderen Welt.Ich als Psychotherapeutin, kann versuchen Brücken zu bauen, um Sie in Ihrer Welt zu besuchen, um unsere Welten zu verbinden und unsere Wahrnehmung wieder anzunähern.So kann die Therapie sehr spannend, lehrreich und auch lustvoll sein. Vielleicht ist es auch möglich ein wenig von Ihrer Gelassenheit wiederzugewinnen, die im Umgang mit tiefen seelischen Krisen dringend gebraucht wird.

Mir kommt es bei der therapeutischen Arbeit auch auf die innere Haltung an. Offenheit und Ehrlichkeit, Interesse und Akzeptanz wird vermittelt und bestimmen die therapeutische Beziehung mit. Ich empfehle immer wieder bestimmte Bücher und Filme. Denn diese können ihnen auch Impulse und Denkanstöße geben, um eine Krisensituation zu bewältigen oder mit einer Erkrankung besser umzugehen.

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Wesentliche Wirkfaktoren der Psychotherapie

  • einfühlendes Verstehen
  • emotionale Stütze
  • Förderung kommunikativer Kompetenz
  • Beziehungsfähigkeit
  • das Erarbeiten positiver Zukunftsperspektiven

Die Bedeutung der therapeutischen Beziehung

Die Qualität der therapeutischen Beziehung ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Psychotherapie. Eine tragfähige, positive und authentische Beziehung, die auf Verständnis, Akzeptanz und emotionaler Wärme basiert, ermöglicht es den Betroffenen, Vertrauen aufzubauen und sich zu öffnen.

In der Psychiatrie, habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass die Grundlage von Psychotherapie mit Schizophren PatientInnen eine tragfähige, positive und authentische Beziehung ist. Dieses gründet auf Verständnis, das ich Ihnen als Therapeutin entgegenbringe, worauf Sie Ihr Vertrauen aufbauen und sich öffnen können.

Die Bedeutung des Wirkfaktors „Beziehungsqualität“ wird im therapeutischen Setting aufgezeigt. Die therapeutische Beziehung zwischen PatientInnen und TherapeutInnen kann schon an sich therapeutische Wirkung entfalten und hilfreiche Erfahrungen machen.

Schizophrenie: Krankheitsentwicklung und Behandlung

Schizophrenie ist eine Erkrankung des frühen Erwachsenenalters, die oft mit großen Veränderungen im Leben der Betroffenen einhergeht. Sowohl genetische als auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankung.

Schizophrenie ist eine Erkrankung des frühen Erwachsenenalters. Am häufigsten bricht die Erkrankung zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr aus. In dieser Lebenszeit gibt es große körperliche, psychische und soziale Veränderungen zu bewältigen. Ablösung vom Elternhaus, Beginn und Abschluss einer Ausbildung, Einstieg ins Berufsleben, Partnerschaft, Trennungserfahrungen.

Sowohl genetische als auch Umweltfaktoren sind für die Entstehung dieser Erkrankung mitverantwortlich. Veränderungen von Antrieb und Stimmung oder von Wahrnehmung und Denken können auftreten.

Psychotherapie ist eine sinnvolle Ergänzung zur psychiatrischen Behandlung, um Betroffenen zu helfen, mit den schwierigen Erfahrungen einer akuten Psychose umzugehen und ihr Leben aktiv zu gestalten.

Auch wenn in akuten psychotischen Zuständen ein psychotherapeutischer Zugang oftmals schwierig ist (auch wenn Behandlungsansätze vor allem aus dem skandinavischen Raum zeigen, dass dieser nicht prinzipiell unmöglich ist), ist auf jeden Fall Psychotherapie eine sinnvolle Ergänzung, wenn es darum geht, so schwierige Erfahrungen wie eine akute Psychose oder die Gestaltung des weiteren Lebens mit einer so schwerwiegenden Diagnose wie zum Beispiel Schizophrenie aktiv anzugehen.

Umgang mit UHR (Ultra High Risk) Symptomen

UHR-Symptome sind Anzeichen für ein erhöhtes Psychoserisiko. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und sich professionelle Hilfe zu suchen.

Die verschiedenen Symptome können ihren Ursprung auch in einer anderen Erkrankung haben oder nur vorübergehend auftreten. Auch UHR oder erhöhtes Psychoserisiko (ein alternativer Begriff) ist keine Diagnose, die man ein Leben lang hat, sondern die Beschreibung eines (meist) temporären Zustands, der sich wandelt und veränderbar ist.

Wenn man sich nicht mit ihnen auseinandersetzt, können sie möglicherweise überhandnehmen und schlimmstenfalls tatsächlich in eine Psychose führen. Das ist aber dennoch kein Grund für Panik! Denn gerade, wenn man noch in der Lage ist zu erkennen, dass etwas nicht stimmt und dass sich etwas an einem zum Negativen verändert, ist der beste Zeitpunkt, um zu handeln.

Empfehlungen für den Umgang mit UHR-Symptomen

  • Psychoedukation: Mehr über den eigenen psychischen Zustand und dessen Ursachen herausfinden.
  • Struktur im Tagesablauf: Regelmäßiger Sport und Fokussierung auf konkrete Aufgaben.
  • Vermeidung von Drogen: Den Konsum von Drogen / bewusstseinsverändernden Substanzen jeglicher Art umgehend einzustellen.

Hilfe in Krisensituationen

In akuten Krisensituationen ist es wichtig, schnell Hilfe zu erhalten. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, die rund um die Uhr erreichbar sind.

Wenn Sie selbst in einer Krisensituationen sind oder Angehörigen helfen möchten, gibt es eine Reihe von Anlaufstellen:

  • Die Telefonseelsorge erreichen Sie täglich von 0 bis 24 Uhr unter der Nummer 142.
  • Rat auf Draht ist unter 147 telefonisch erreichbar.
  • Pro Mente Salzburg hilft Menschen und deren Angehörigen in akuten Not- und Krisensituationen täglich 0-24 Uhr.

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