Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und ihre Ätiologie beleuchten die Krankheitsbilder der Psychiatrie und Psychosomatik in neuem Licht und eröffnen neue Perspektiven für den Dialog mit der Homöopathie.
Was ist ein seelisches Trauma?
Das Wort Trauma - oder auch Psychotrauma genannt - stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Wunde“. In der Psychologie ist die mit dem Trauma bezeichnete Wunde seelischer Natur, eine tiefe psychische Erschütterung.
Der Grad der Traumatisierung kann sowohl von der Art des Erlebnisses abhängen als auch von der Häufigkeit bzw. der Wiederholung der erlebten Bedrohungen. Bei sich wiederholenden traumatischen Erfahrungen durch Menschenhand, wie zum Beispiel Missbrauch oder Folter, spricht man auch von Typ-II-Traumata.
Ein Trauma ist also eine Situation oder ein Ereignis, in dem ein Mensch etwas Bedrohliches erfährt und für das Erlebte keine Bewältigungsstrategien zur Verfügung hat, um damit umzugehen. Da Menschen ganz unterschiedliche Bewältigungsstrategien in verschiedenen Ausprägungen zur Verfügung haben, kann es sein, dass dieselbe Situation bei einer Person als traumatische Erfahrung wahrgenommen wird, während für eine andere Person dieses Ereignis kein Trauma im klassischen Sinne darstellt.
Symptome und Diagnose
Der traumatisierte Mensch wirkt wie in großer Aufregung, er ist schreckhaft, zittert oder schwitzt. Auch Herzrasen kann zur Übererregung gehören. Ein traumatisierter Mensch erlebt das traumatische Ereignis wiederkehrend als belastende Erinnerung, hat Albträume oder nimmt das Trauma in Form von sogenannten Flashbacks wahr. Dabei erleben Traumatisierte das Geschehene in der Erinnerung so, als würde es gerade unmittelbar geschehen.
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Vermeidung als Trauma-Symptom meint, dass traumatisierte Menschen versuchen, sowohl in ihren Gedanken, als auch im Handeln traumanahe Reize zu umgehen. Beispielsweise werden bestimmte Orte nicht aufgesucht und Gespräche sowie die Zusammenkunft mit Personen vermieden.
Die genannten Symptomgruppen können als akute Folge eines erlebten Traumas in Form der akuten Belastungsstörung auftreten. Zu einem Krankheitsbild wird ein erlebtes Trauma hingegen erst, wenn die genannten Symptome über vier Wochen anhalten. Ist dies der Fall, kann eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) anhand verschiedener diagnostischer Kriterien festgestellt werden.
Werden die Traumafolgen in Form der Belastungsstörung chronisch, können sich zu den genannten Symptomgruppen weitere Folgestörungen bzw. Erkrankungen ergeben.
Ob ein Mensch nach einem erlebten Trauma eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Laut des Dresdner Universitätsklinikums Carl Gustav Carus gehört dazu neben dem Alter der betroffenen Person auch die Art des Traumas. Neben der Art des erlebten Traumas spielt auch die eigene Resilienz (seelische Widerstandskraft) sowie das soziale Umfeld eine wesentliche Rolle dabei, ob sich aus einer Traumatisierung eine krankhafte Folgestörung entwickelt.
Therapeutische Ansätze
Das wesentliche Ziel in der psychosozialen Therapie von traumatisierten Menschen ist, dass trotz der die Integrität, Unversehrtheit und Sicherheit bedrohenden Erlebnisse Betroffene wieder eine ausreichende Stabilität des Selbst erfahren, damit sie stabil im Hier und Jetzt ankommen und sich wieder einen zuversichtlichen Zugang zur eigenen Zukunft aneignen können. Zu den therapeutischen Maßnahmen gehört unter anderem, dass der Selbstwert und die Hoffnung von Betroffenen gestärkt werden. Auch das Erarbeiten der eigenen Ressourcen kann Teil des Prozesses sein, wobei das Überstehen des Traumas bereits als eine stärkende Ressource von Betroffenen gesehen werden kann.
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Das soziale Umfeld und die Reaktionen der Umwelt spielen eine wichtige Rolle für die Auswirkungen, die Traumatisierungen auf Menschen haben können. Seien Sie eine empathische Stütze für die Person, hören Sie ruhig zu, versichern Sie, dass Sie unterstützend da sind, wenn es gebraucht wird und verzichten Sie darauf, Ihr Mitgefühl mit übertrieben schockierten verbalen und nonverbalen Äußerungen darzulegen. Schaffen Sie für die betreffende Person eine sichere, stabile Atmosphäre und ermutigen bzw.
Homöopathische Perspektive
„Seit wann fühlen Sie sich krank?“: Die Frage nach der Ätiologie steht in der homöopathischen Anamnese an zentraler Stelle. Die Einsicht in die Ätiologie muss im Laufe des Gesprächs zwischen Arzt und Patient gemeinsam erarbeitet werden. Die Ätiologie rangiert in der Reihung der Symptome ganz vorne. In den Rubriken „Beschwerden durch“ erschließen sich viele Arzneien, alt bekannte sowie neue.
Kasuistiken von Kindern und Erwachsenen werden das Abenteuer von Begegnung und Anamnese sowie den Weg zur Arznei erläutern. Der Rückblick auf das Arzneimittelbild soll das Verstehen von Patient und Arznei vertiefen.
Arzneien: Magnesium carbonicum, Staphisagria, Hyoscyamus, Cuprum, Opium, Conium, Follikulinum, Lac humanum, Carcinosinum, Trittico vulgaris, etc.
Fallbeispiel: Moritz
Moritz, 6 Jahre alt, erlitt am 7.10.2001 eine Impressionsfraktur rechts occipital durch einen Tritt eines Pferdes gegen den Kopf. Nach anfänglicher Traurigkeit und nächtlicher Unruhe entwickelte er ein Symptomenbild mit nächtlicher Angst zu sterben, verbunden mit Orientierungslosigkeit. Nach der Gabe von Opium verbesserte sich der Schlaf, jedoch veränderte sich seine Gemütslage im Sinne einer posttraumatischen Belastungsstörung. Er wurde äußerst aggressiv auf die geringste Kritik, eifersüchtig und beschimpfte andere Kinder.
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Nach der Gabe kam es zu einer anfangs extremen Verschlimmerung. Er war sehr zornig. „Ihr seid alle so böse!". Nach 5 Wochen wurde es dann besser. Doch in letzter Zeit erwacht er wieder nachts und ist dann nicht richtig da, er fantasiert, einmal von Feuer und Lava. Er ist weiter ängstlich nachts, braucht Licht beim Schlafen, kann abends nicht allein sein. Er drückt sich sehr ordinär aus, provoziert.
Da nun keine Leitsymptome für Opium oder Stramonium im Vordergrund stehen, sondern wieder das für Hyoscyamus typische ausgegrenzte Gefühl, die Eifersucht, und die darauffolgende Reaktion mit Aggression und Beleidigungen, erhält er nun wieder Hyoscyamus M.
Durch zwei Auslöseerlebnisse (einen Dauerkonflikt mit einer Mitschülerin und einen Sturz am Skilift) kam es wieder zu einer teilweisen Rückkehr der Symptome. Er ist wieder aufbrausend und unleidlich zu Hause, reagiert sofort heftig, wenn ihm etwas gesagt wird. Also nach fast einem Jahr ein kleiner Rückfall, wesentlich leichter als früher, nur ein Teil der Symptomatik ist nochmals aufgetaucht.
Moritz ist wieder ein psychisch normales und gesundes Kind, das zeitweise (wie viele Kinder) auf Kritik überreagiert und sich zu wenig geliebt fühlt.
Traumatherapie: Wie die Psyche heilen kann
Eine Traumatherapie soll den Betroffenen helfen, ein stark belastendes (traumatisches) Ereignis zu verarbeiten und es mit einer gewissen Distanz als Teil der Vergangenheit zu akzeptieren. Das Mittel der ersten Wahl ist die Psychotherapie, welche auf die jeweiligen Bedürfnisse des Patienten angepasst wird. In einigen Fällen wird zusätzlich eine medikamentöse Behandlung eingesetzt.
Bei akuten traumatischen Situationen ist ein frühes Hilfsangebot entscheidend für die Bewältigung und die mögliche Entwicklung von Traumafolgestörungen. Bei einer sogenannten Krisenintervention können Gespräche mit Fachleuten helfen, den ersten Schock zu überwinden. Aber auch in den darauffolgenden Wochen ist eine Betreuung der Betroffenen sinnvoll, denn einige Symptome zeigen sich unter Umständen erst nach einer gewissen Verzögerung.
Wissenschaftler haben den Nutzen einer Psychotherapie bei einem Trauma eindeutig nachgewiesen, daher ist es die Behandlung der ersten Wahl.
Traumabearbeitung: Erst nach der Stabilisierung kann mit der eigentlichen Therapie begonnen werden. Die Therapieform ist abhängig von Faktoren wie der körperlichen und psychischen Symptome, der Art des Traumas und der individuellen Ressourcen (Fähigkeiten, Eigenschaften) des Patienten.
Integration: Die Zielsetzung der letzten Therapiephase ist, das traumatische Erlebnis in die persönliche Biographie zu integrieren. Eine Gesprächstherapie kann unter vier Augen oder in Gruppen stattfinden. Oft wird nicht nur eine Methode zur Traumatherapie angewandt, sondern ein ganzheitliches (multimodales) Behandlungskonzept mithilfe einer Kombination aus verschiedenen Verfahren.
Neben den klassischen Therapieformen kommen auch kreative Therapien wie Musik- oder Kunsttherapie in Frage, die nicht-traumafokussiert sind. Ebenso können ein begleitendes Bewegungsprogramm sowie verschiedene Entspannungstechniken helfen, den körperlichen und seelischen Zustand zu verbessern.
Therapieformen
- EMDR (Eye Movement Desensitization und Reprocessing): Hierunter versteht man die Verarbeitung eines Traumas durch die Erinnerung an die Erlebnisse und gleichzeitiger, gezielter Augenbewegungen.
- Psychodynamische Psychotherapie: Bei dieser Therapieform geht es darum, dass die Betroffenen die Zusammenhänge zwischen dem Erlebten und ihren Symptomen verstehen.
- Gesprächspsychotherapie: Der Patient kann in Gesprächen mit dem Therapeuten seine Gefühle ausdrücken und langsam wieder Sicherheit und Vertrauen in sich und seine Umwelt finden.
- Medikamentöse Therapie: Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung ist die Psychotherapie als Erstmaßnahme den psychisch wirksamen Medikamenten (Psychopharmaka) vorzuziehen. In einigen Fällen ist die begleitende Einnahme von Antidepressiva wie Sertralin, Paroxetin oder Venlafaxin sinnvoll. Diese Wirkstoffe helfen zudem bei Angst- oder Panikstörungen sowie bei Zwängen.
Risiken und Kontraindikationen
Setzt sich der Betroffene mit seinen traumatischen Erlebnissen auseinander, kann es zu einer Retraumatisierung kommen. Dabei empfindet der Patient erneut die belastenden Gefühle wie vollkommene Hilflosigkeit und Angst. Aus dem Grund ist es besonders wichtig, sich einem speziell ausgebildeten, Traumatherapie-erfahrenen Therapeuten anzuvertrauen. Dieser zeigt der betroffenen Person vor der Behandlung Techniken, die helfen, die Kontrolle über die Situation zu behalten.
Eine Traumatherapie kann meist nur dann richtig helfen, wenn bestimmte Voraussetzungen bestehen. Akute Psychosen (z. B.
Kostenübernahme
Grundsätzlich übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die vollständigen Kosten für eine Traumatherapie. Sie brauchen keine Überweisung. Der Psychotherapeut wird nach den ersten Gesprächen mit Ihnen, eine passende Therapie vorschlagen und mit Ihrer Mithilfe den Antrag auf die Therapie stellen.
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