Depressive Verstimmungen und Depressionen ähneln einander, aber es gibt grundlegende Aspekte, in denen sie sich unterscheiden. Eine depressive Verstimmung ist ein Gefühlszustand, der den Menschen für einen bestimmten Zeitraum überrollt. In dieser Zeit wendet sich dieser meist von seinem Umfeld ab, verspürt wenig Lust oder Freude an den alltäglichsten Dingen und ist in seinen negativen Gedankengängen gefangen.
Was sind depressive Verstimmungen?
Ein Seelentief erlebt jeder einmal. Dazu gehören meist Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Müdigkeit. Die Stimmung ist gedrückt und man fühlt sich traurig, mutlos und die Energie fehlt. Doch in der Regel halten diese Gefühle nicht lange an und wechseln sich mit positiven Emotionen ab. Bei einer depressiven Verstimmung ist das oft anders. Auch wenn der Begriff nicht einheitlich benutzt wird, wird er häufig als leichte Depression bezeichnet. So ein Stimmungstief hält normalerweise länger als 2 Wochen an. Es kann aber genauso gut sein, dass die gedrückte Stimmung zwischendurch verschwindet, aber regelmäßig stark ausgeprägt wiederkommt. Auch das gilt oft als depressive Verstimmung und ist kein normales Seelentief mehr.
Der Auslöser depressiver Verstimmungen ist ein konkreter Anlass. Der Betreffende hat unter Umständen einen Verlust erlitten, die Kinder haben das Haus verlassen, eine Situation hat sich nicht wie gewünscht entwickelt oder etwas Bevorstehendes wurde abgesagt. Im Gegensatz dazu ist eine Depression eine durch einen Arzt diagnostizierbare Erkrankung, die behandelt und oft auch geheilt werden kann. Ein wichtiger Unterschied zur Verstimmung ist, dass depressive Menschen oft sagen, dass sie früher anders gewesen seien.
Depressive Verstimmungen sind häufiger als man denkt. 15 bis 20 Prozent der Deutschen im Laufe ihres Lebens eine depressive Symptomatik, ein Viertel bis ein Fünftel davon entfalle auf die Dysthymia. Sie beginnt meist im jungen Erwachsenenalter.
Eine Verstimmung ist nicht weniger schlimm wie eine Depression. Aus dieser Situation lässt sich herauskommen. Wie schnell das geschieht und welche Unterstützung der Betreffende braucht, ist unterschiedlich. Es geht darum, einen Verlust zu akzeptieren oder neue Auswege und Möglichkeiten zu finden, die in der betreffenden Situation blockiert wurden. Der Mensch stößt in diesem Moment an eine Grenze und hat das Empfinden, dass ihm etwas genommen oder verweigert wurde.
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Oft bräuchte es nur etwas Zuspruch und Trost durch Freunde, Familie oder der Therapie eines Psychologen und die depressive Verstimmung weicht der Hoffnung. Mithilfe dieser Unterstützung kann der Gefühlszustand nach einiger Zeit überwunden werden.
Symptome einer depressiven Verstimmung
Viele Menschen mit depressiver Verstimmung zweifeln an sich selbst, brechen spontan in Tränen aus oder werden von Ängsten und Hilflosigkeit geplagt. Manchmal sind es starke Nervosität oder Gereiztheit, in denen sich psychische Beschwerden einer depressiven Verstimmung äußern. Auch körperliche Beschwerden erweisen sich häufig zu Symptomen einer depressiven Verstimmung, wie zB Schlafstörungen und Abgeschlagenheit. Schwindel, Erschöpfung oder Kopfschmerzen sind weitere physische Symptome.
Neben der Niedergeschlagenheit, der fehlenden Energie und Müdigkeit kann sich eine depressive Verstimmung auch noch anders äußern. Es gibt verschiedene Symptome, die eine depressive Verstimmung begleiten können. Betroffene neigen teilweise dazu, ständig zu grübeln und sie haben nicht selten das Gefühl, dass sie keiner versteht. Ein Gefühl der inneren Leere macht sich breit. Genauso sind körperliche Beschwerden denkbar, für die es keine organischen Ursachen gibt. In einigen Fällen können sich die Symptome einer depressiven Verstimmung auch umkehren. Statt fehlender Energie äußert sich das dann mit einer Überaktivität.
Viele der Anzeichen, wie Niedergeschlagenheit, Erschöpfung und innere Leere, können auch für das Burnout-Syndrom sprechen.
Ursachen depressiver Verstimmungen
Stimmungstiefs tauchen meist nach belastenden Ereignissen auf. Das können sowohl der Verlust einer nahestehenden Person oder des Arbeitsplatzes sein als auch die Trennung vom Partner, Beziehungsprobleme, Überlastung oder Dauerstress. Genauso gut können verschiedene Krankheiten der Auslöser für depressive Störungen sein. So werden beispielsweise Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Parkinson, Herzbeschwerden, Demenz und Lungenentzündungen mit depressiven Verstimmungen in Zusammenhang gebracht. Auch manche Medikamente kommen als Ursache infrage. Medikamente zur Behandlung von symptomatischen Schmerzen bei akuten Gelenkentzündungen wie z. B.
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Wenn die Hormone durcheinandergeraten, äußert sich das zum Teil auch in depressiven Verstimmungen, beispielsweise während der Pubertät. Da Frauen aufgrund ihrer Periode, Schwangerschaften, den Wechseljahren und durch die Einnahme der Pille häufiger mit Hormonumstellungen zu tun haben, leiden sie auch fast doppelt so oft unter depressiven Verstimmungen wie Männer.
Bei depressiven Verstimmungen genauso wie bei ausgeprägteren Depressionen sind meist die Vorgänge im Gehirn gestört, die die Botenstoffe (Neurotransmitter) betreffen. So tauchen Dopamin, Noradrenalin, Endorphine und Serotonin dann meist nur in geringen Mengen auf. Diese beeinflussen allerdings nicht nur das Gefühlsleben, sondern auch das Denken und Handeln.
Die Jahreszeiten können ebenfalls einen Einfluss auf das Gemüt nehmen. So leiden einige Menschen während der dunkleren Monate vermehrt unter Stimmungstiefs. Dabei handelt es sich um eine saisonale Depression, auch als Winterdepression bekannt. Diese entsteht in der Regel aufgrund des Lichtmangels und tritt meist ab dem Spätherbst auf.
Die Gründe für depressive Verstimmungen sind vielfältig. Häufig ist ein körperliches, psychisches oder soziales Ungleichgewicht die Ursache.
Körperliche Auslöser
- Krankheiten wie Demenz, Parkinson sowie Diabetes oder Funktionsstörungen der Schilddrüse
- Hormonstörungen, die durch Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahre ausgelöst werden
- Vitamin-B Mangel
- Schlafstörungen
- Lichtmangel, verursacht durch geringes Sonnenlicht, führt häufig zu der sogenannten Winterdepression
Psychische Ursachen
- Verlust eines geliebten Menschen durch Tod oder Trennung
- Tragische Lebensereignisse und Traumata
Soziale Auslöser
- Einsamkeit
- Stress
- Überforderung
Die genannten Ursachen können die Balance zwischen den Neurotransmittern (den Botenstoffen) im Gehirn beeinträchtigen. Auf diese Weise kann die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin gehemmt werden, während das Stresshormon Kortisol vermehrt ausgeschüttet wird.
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Wann ist es eine Depression?
Eine depressive Verstimmung lässt sich meist gut behandeln, auch ohne professionelle Hilfe. Der Übergang ist meist schleichend. Dann verschwinden die Niedergeschlagenheit, Interessenlosigkeit, Antriebslosigkeit und die Begleitsymptome nicht mehr von allein. Der Alltag ist für Betroffene dann meist schwer bis gar nicht zu bewältigen und nichts verschafft Ablenkung oder kurze Momente der Freude.
In diesem Fall sollte ein Arzt bzw. Dort erfolgt zunächst eine Anamnese unter anderem mit Fragen zu den Beschwerden, möglichen Erkrankungen und Belastungen. Anschließend nimmt der Arzt noch eine körperliche Untersuchung vor. Dazu können auch Blut- oder Ultraschalluntersuchungen gehören beispielsweise der Schilddrüse.
Um eine depressive Störung zu diagnostizieren, richten sich die Psychotherapeuten und Ärzte in Deutschland nach der International Classification of Disease (ICD-10 Einteilung). Mit Therapie und teilweise mit Antidepressiva lassen sich aber auch Depressionen oft gut in den Griff bekommen. Natürlich hängt der Behandlungserfolg stets von der Ausprägung ab.
Was hilft bei depressiven Verstimmungen?
Bei depressiven Verstimmungen kann aber in vielen Fällen auf Antidepressiva und Therapien verzichtet werden. Ein Rat eines Fachmannes kann natürlich auch hier helfen, aber Betroffene können selbst einiges tun, um aus dem Stimmungstief hinauszukommen. Vor allem Bewegung und Sport sind bei der Behandlung von depressiven Verstimmungen sehr hilfreich. Die Ernährung sollte ebenfalls berücksichtigt werden. Zwar können Süßigkeiten kurzfristig ein Hoch zur Folge haben, aber auf Dauer und in großen Mengen bewirken sie das Gegenteil und können weitere Beschwerden mit sich ziehen. Es ist also stets besser auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung zu achten.
Es gibt auch verschiedene Nahrungsmittel, die eine Serotonin-Vorstufe enthalten, und zwar Tryptophan. Bei Winterdepressionen werden meist Lichttherapien eingesetzt. Die Betroffenen können sowohl Behandlungen beim Fachmann durchführen lassen als auch zu Hause. Die Pflanzenwelt hält ebenfalls einiges parat, was die Symptome einer depressiven Verstimmung lindern kann. Besonders bewährt haben sich Johanniskraut, Baldrian und Passionsblume. In Drogeriemärkten und Apotheken gibt es Präparate, die einen oder mehrere dieser natürlichen Wirkstoffe beinhalten. Allerdings sollte vor der Einnahme Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin gehalten werden.
Insgesamt ist es hilfreich, wenn man auf sich sowie ein ausgewogenes Leben achtet und dafür sorgt, dass man schöne, entspannende Momente erlebt.
Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel
Durch regelmäßige Bewegung, vor allem im Sonnenschein und ausgewogene Ernährung, aber auch die Einnahme von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln kann die Stimmung temporär gehoben werden, bzw. Eine ausgewogene Ernährung ist auch bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln immer ratsam. Um Mängel festzustellen lohnt es sich beim Hausarzt ein großes Blutbild machen zu lassen.
Fische, wie Hering oder Lachs, oder auch Eigelb, Butter und Pilze sind reich an Vitamin D. Im Winter werden Vitamin D3 Tropfen empfohlen, da viele Menschen durch zu wenig Sonnenlicht auf der Haut einen Mangel entwickeln.
Zu wenig Vitamin C zu sich zu nehmen ist in unseren Breiten schwierig, allerdings kann die Einnahme bestimmter Medikamente (hormonelle Verhütung, Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure (ASS), Antibiotika oder Diabetes-Medikamente mit Sulfonamiden) zu einem erhöhten Bedarf führen. Diabetiker und ältere Menschen sollten besonders auf die Zufuhr von Vitamin C achten. Vitamin C wird an vielen Stellen im Körper benötigt, unter anderem bei der Hormon- und Neurotransmitterbildung. Das wasserlösliche Vitamin ist in Zitrusfrüchten und frischem Gemüse enthalten.
Vitamin K1 (Brokkoli, Kohl), bzw. Folsäure (Folat oder Vitamin B9) ist für die Bildung der weißen und roten Blutkörperchen wichtig und ein Mangel führt unter anderem zu Blutarmut (Anämie). Folsäure kommt in fast allen Nahrungsmitteln vor, beispielsweise in grünen Gemüsesorten wie Spinat, Salat, Fenchel oder Kohl. Der menschliche Körper kann es nicht selbst herstellen. Vitamin B1 ist ebenfalls ein Kandidat für Mangelzustände. Es ist als Coenzym sehr wichtig für die Gewinnung von Enerige aus Kohlehydraten und Aminosäuren und hilft dem Nervensystem nach Erkrankungen sich zu erholen. Da es kaum gespeichert wird, muss es regelmäßig zugeführt werden. Am einfachsten ist das zB durch den Verzehr von Vollkornprodukten, Haferflocken, Thunfisch, Schweinefleisch, Erbsen oder Nüssen.
Weitere natürliche Mittel
5-HTP (5-Hydroxytryptophan, oder auch Oxitriptan) ist eine Aminosäure, welche sehr wichtig bei der Produktion des „Glückshormons“ Serotonin. Serotonin reguliert die Stimmung, ist hilfreich gegen Angstzustände und Schlafstörungen. 5-HTP bzw. dessen Vorstufe L-Tryptophan über die Ernährung aufzunehmen ist mitunter schwierig. Bananen und Milch enthalten diesen Nährstoff, aber die Menge aufzunehmen, die bei einer depressiven Verstimmung oder Depression notwendig wäre, um schnell Ergebnisse zu erzielen, ist schwierig. Die Afrikanische Schwarzbohne (Griffonia simplicifolia) weist einen hohen 5-HTP-Gehalt auf.
Passionsblume wirkt spannungslösend, entkrampfend und blutdrucksenkend. Dadurch kann sie bei Schlafstörungen oder nervösen Zuständen angewendet werden. Wird in Kapsel, Tee oder Tablettenform angeboten. Die Einnahme bei Schwangerschaft (kann Wehen auslösen) oder in der Stillzeit wird nicht unbedingt empfohlen. Passionsblumenpräparate können die Fahrtüchtigkeit beeinflussen.
Die Lindenblüte ist ebenfalls beruhigend und wirkt schmerzlindernd, weshalb sie häufig bei Erkältungsproblemen eingesetzt wird. Vorsicht geboten ist in der Anwendung von Lindenblüten vor allem bei Patienten mit Darmverschlüssen und Schwangeren.
Rosmarin, hat, neben sehr vielen anderen Wirkungsweisen, eine positive Auswirkung auf Ängste, Depressionen und Schlafqualität. Als Tee, Öl oder Badezusatz und selbstverständlich in der Küche, wird der Rosmarin angewandt.
Obwohl sie meist für chronische Leberprobleme eingesetzt wird, hat die Mariendistel, bzw. der Inhaltsstoff Silymarin eine besondere Wirkung, vor allem durch die Eigenschaft ein Fänger von freien Radikalen (oxitativem Stress) zu sein.
Jedes der erwähnten Mittel ist mit entsprechender Sorgfalt und am besten in Absprache mit dem Hausarzt einzunehmen.
Professionelle Hilfe
Manchmal ist zusätzlich die Hilfe durch professionelle Behandlung notwendig, durch die positive Erfahrungen gemacht werden können. Psychotherapie, Seelsorge, Körpertherapie oder professionelle Gesprächsangebote bringen den Stein ins Rollen, indem aufgezeigt wird, dass es eine Lösung des Problems gibt. Wer versteht, dass er keine Schuld an diesem depressiven Zustand hat, ist schon einen großen Schritt weiter. Alle weiteren Ängste, Unsicherheiten und Blockaden lassen sich mit der Zeit abbauen, wenn der Mensch zu sich und seinem wirklichen Kern findet.
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