Depressionen sind eine weit verbreitete psychische Erkrankung, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Als Psychologin sehe ich immer wieder, dass Betroffene häufig einen langen Leidensweg bis zur Diagnose hinter sich haben. Depressionen sind leider noch immer eine unterschätzte Krankheit und werden vom Umfeld oft als Niedergeschlagenheit oder schlechte Stimmung abgetan.
Wie erkenne ich eine Depression?
Es ist nicht immer einfach, eine Depression richtig zu erkennen. Besonders bei Eigendiagnosen gilt es vorsichtig zu sein. Die Anfänge dieser Erkrankung bemerkt man meist gar nicht, da sie sich sozusagen „einschleichen“. Zu Beginn fühlt man sich meist nur etwas abgeschlagen und lustlos. Mit der Zeit fallen verschiedene Dinge schwerer und machen weniger Spass. Die Müdigkeit steigt immer mehr an.
Der ICD 10-Code, ein weltweit anerkanntes System für Diagnosen, listet eine Reihe von Hauptsymptomen auf, die bei Depressionen auftreten. Hierzu zählen:
- Freudlosigkeit
- Gedrückte Stimmung
- Antriebslosigkeit
- Erhöhte Ermüdbarkeit
Aber auch Schlaflosigkeit, verminderter Appetit sowie Schuldgefühle und Minderwertigkeitsgefühle treten auf. Betroffene berichten auch häufig von Gefühllosigkeit, innerer Leere und Panikattacken.
Es gibt übrigens auch geschlechts- und alterspezifische Unterschiede: so zeige sich bei Kindern Teilnahmslosigkeit, Irritation, Essstörungen und Selbstmanipulation wie Daumenlutschen. Bei Männern treten vermehrt aggressive Tendenzen auf mit gegen sich selbst gerichteter Wut und Selbstmordneigungen, während bei Frauen eher ein Rückzug ins Innere mit Grübeln und Angstzuständen zu beobachten ist. Wer an sich selbst oder Angehörigen solche Symptome beobachtet, sollte nicht zu lange zögern, sich Hilfe zu suchen.
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Weitere Anzeichen einer Depression können sein:
- Anhaltende Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit: Ein Gefühl der Traurigkeit, Leere oder Hoffnungslosigkeit, das über einen längeren Zeitraum anhält.
- Verlust von Interesse und Freude: Menschen verlieren die Fähigkeit, Aktivitäten zu genießen, die sie einst als angenehm empfunden haben.
- Veränderungen des Schlafmusters: Schlafstörungen sind weit verbreitet. Einige Menschen haben möglicherweise Probleme damit, einzuschlafen oder durchzuschlafen.
- Appetit- und Gewichtsveränderungen: Schwankungen im Appetit und Gewicht werden mit Depressionen in Verbindung gebracht.
- Müdigkeit und niedrige Energie: Depressionen gehen oft mit einem überwältigenden Gefühl von Müdigkeit und einem niedrigem Energielevel einher.
- Schwierigkeiten beim Konzentrieren und Entscheidungen treffen: Depressionen können die kognitive Funktion beeinträchtigen.
- Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle: Menschen mit Depressionen erleben oft irrationale und intensive Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle.
- Reizbarkeit und Unruhe: Depressionen äußern sich nicht immer als Traurigkeit; sie können auch zu Reizbarkeit und Unruhe führen.
- Körperliche Symptome: Depressionen können sich auch in körperlichen Symptomen äußern, z. B. Kopf- und Bauchschmerzen.
- Sozialer Rückzug: Isolation und sozialer Rückzug sind bei Depressionen weit verbreitet.
- Suizidale Gedanken: In schweren Fällen können Depressionen zu suizidalen Gedanken oder Ideen führen.
Ein einfacher aber aussagekräftiger Selbsttest der schnelle Klarheit bringt besteht aus lediglich 2 Fragen:
- Fühlten Sie sich im vergangenen Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos?
- Hatten Sie im vergangenen Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?
Holen Sie sich rasch kompetente Hilfe falls die Antworten auf „Ja“ lauten.
Ursachen von Depressionen
Depressionen können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Bei einer Depression ist der Stoffwechsel im Gehirn gestört. Serotonin und Noradrenalin werden nicht in der richtigen Menge produziert und die Seele kommt aus dem Gleichgewicht. Dazu gehören Erkrankungen des Herzkreislaufsystems ebenso wie Erkrankungen der Schilddrüse oder Bauchspeicheldrüse, die den Hormonhaushalt beeinträchtigen.
Therapieansätze bei Depressionen
Die Depression ist eine sehr gut behandelbare Krankheit. Abhängig vom Schweregrad der Depression werden unterschiedliche Therapieansätze verfolgt.
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- Bei der medikamentösen Therapie werden hormonelle Stoffwechselstörungen mit Antidepressiva behandelt.
- Bei der therapeutischen Behandlung kann in einer Gesprächstherapie gezielt auf die Problematik des jeweiligen Patienten eingegangen werden. Gemeinsam wird nach den Ursachen gesucht, um diese zu lösen.
Die Psychotherapie hilft auf verschiedene Arten die Depression los zu werden. Die Betroffenen lernen, sich selbst auch wieder einmal etwas gutes zu tun. Durch die Therapie kann man sein Leben wieder aus einem positiveren Blickwinkel betrachten und auch sich selbst positiver sehen. Parallel dazu wird auch alles Unbewusste bearbeitet, das mit der Depression zusammen hängt.
Betroffene sind häufig in einem Karussell von Gedanken, Trauer, Kraftlosigkeit, Angst, Sinnlosigkeit gefangen, sodass es professionelle Hilfe braucht, um diesen Kreis zu durchbrechen, zurück zu einem normalen Alltag zu finden. In einem Erstgespräch wird die aktuelle Situation besprochen, gemeinsam erarbeiten wir einen Behandlungsplan und verfolgen gemeinsam Ihr Ziel. Ich bin in diesem Fall ein Wegbegleiter, in „Ihrem Labyrinth“ durch welches wir gemeinsam bis ans Ziel gehen.
Wichtig ist es, das Gehirn zu aktivieren, aus dem belastenden Gedankenkreis zu lösen, beispielsweise mit Denksportaufgaben. Aber auch körperliche Betätigungen sind förderlich für ein Besserung des Allgemeinzustandes. Hier habe ich gute Erfahrungen mit kinesiologischen Übungen gemacht, die sowohl Gehirn als auch Körper aktivieren.
Ein ganz wesentlicher Faktor bei der Therapie ist es auch, wieder Struktur in den Alltag zu bringen. Gemeinsam mit meinen Patienten erarbeite ich einen Plan, der sowohl aktive Phasen als auch Ruhepausen enthält und den Patienten durch den Tag begleitet.
Ich möchte aber ermutigen bei (gerade auch leicht- bis mittelschweren) Depressionen ganzheitlich zu unterstützen:
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- westliche Kräutertherapie, TCM (Kräuter, Akupunktur)
- Psychotherapie, Coaching
- Bewegungstherapie (>30min./Tag)
- Entspannungsverfahren (z.B.: Progressive Muskelrelaxation, autogenes Training, Yoga, Qi Gong, Achtsamkeitstraining z.B. MBSR,…)
- Ernährung - eventuell weitere Abklärung bei Verdauungsbeschwerden besonders bei Fruktoseunverträglichkeit
- Vitamine und Spurenelemente
edupression bietet eine einfache Lösung für depressive Menschen, die eine Therapie machen möchten. Denn die Therapie mit edupression kann ohne Wartezeit sofort begonnen und dann ganz selbstständig durchgeführt werden - digital und in privater Umgebung. Alles, was die Person benötigt, ist ein Rezept. edupression wurde mit Expert:innen der Medizinischen Universität Wien entwickelt.
Einsamkeit und Depression
Einsamkeit und Depression: Sie können ähnliche Symptome haben, aber auch schwer voneinander zu unterscheiden sein. Menschen mit psychischen Erkrankungen haben ein höheres Risiko, Einsamkeit zu erleben, weil sie sich oft zurückziehen oder Beziehungen verlieren. Umgekehrt ist Einsamkeit ein Risikofaktor für Depressionen. "Gute, stabile Bindungen und positive Kontakte schützen vor einer Depression", sagt Prof. Voderholzer.
Um eine Ersteinschätzung zu treffen, ob man an Einsamkeit oder Depression leidet, kann man dem Psychiater und Psychotherapeuten zufolge überlegen:
- Bin ich oft allein, obwohl ich es nicht will?
- Habe ich das Gefühl, dass ich anderen Menschen gleichgültig bin?
- Kann ich mich über nichts mehr freuen und empfinde ich keine Gefühle für andere?
Bestimmte Aktivitäten schützen gleichermaßen vor Einsamkeit und Depression. Voderholzer empfiehlt:
- Selbstfürsorge praktizieren
- Aktiv werden
- Ein Haustier anschaffen
Winterdepression (SAD)
Die Winterdepression ist eine Form der SAD, die mit dem Wechsel der Jahreszeiten zusammenhängt, der in der Regel im Herbst beginnt und sich bis in den Winter hinein fortsetzt. Die Symptome halten dabei mindestens 14 Tage lang durchgängig an. Zu den Symptomen der SAD können Gefühle der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und ein Verlust des Interesses an Aktivitäten gehören, die man früher gerne gemacht hat. Weitere Symptome können Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, veränderte Appetit- und Schlafgewohnheiten sowie Gefühle der Wertlosigkeit oder Schuldgefühle sein.
Behandlungsmöglichkeiten für eine Winterdepression:
- Lichttherapie
- Kognitive Verhaltenstherapie
Burnout und Depression
Burnout tritt typischerweise auf, wenn sich eine Person überfordert fühlt, sei es durch beruflichen Druck oder durch persönliche Verpflichtungen wie die Pflege von Familienangehörigen. Zu den Symptomen können Müdigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und nachlassende Motivation gehören. Depressionen hingegen werden oft durch Lebensereignisse wie eine Scheidung oder den Verlust des Arbeitsplatzes ausgelöst, können aber auch ohne offensichtliche Ursache auftreten. Menschen, die unter einer Depression leiden, können Hoffnungslosigkeit, Leere oder Schuldgefühle empfinden, haben Schlafstörungen, wenig Energie, leiden unter häufigen Kopf- und Magenschmerzen, haben Konzentrationsschwierigkeiten, ziehen sich von sozialen Aktivitäten zurück und verlieren das Interesse an Hobbys, die ihnen früher Spaß gemacht haben.
Depressionen in der Schwangerschaft
Auch während der Schwangerschaft ist eine Depression nicht unüblich. Die Schwangerschaft geht mit hormonellen Veränderungen einher und beeinflusst die Hirnchemie auf eine Weise, die Angstgefühle und Depression während der Schwangerschaft verursachen kann. Schwangere Frauen, die unter Depressionssymptomen leiden, sollten unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Ärzt:innen oder Therapeut:innen können dir helfen, zu entscheiden, welche Form der Behandlung am besten für dich und dein Baby geeignet ist.
Hilfe suchen
Wenn Sie den Verdacht haben, an eine Depression oder depressiven Verstimmung zu leiden, finden Sie bei folgenden Stellen Hilfe: Ihrem Hausarzt, einem Facharzt für Psychiatrie, einem Psychotherapeuten oder klinischen Psychologen. Als klinische und Gesundheitspsychologin rate ich jedem Patienten zunächst zu einem Bluttest beim Allgemeinmediziner, denn so können organische Ursachen ausgeschlossen werden.
Sollten Sie an sich über einen längeren Zeitraum Symptome wie eine innere Leere, Traurigkeit und Antriebslosigkeit feststellen oder das Gefühl haben, keine Freude mehr empfinden zu können, sollten Sie nicht zögern, sich Unterstützung zu suchen. Auch Angehörige sollten derartige Anzeichen ernst nehmen und nicht abtun.
Wichtige Anlaufstellen:
- Hausarzt
- Facharzt für Psychiatrie
- Psychotherapeut
- Klinischer Psychologe
Denken Sie daran, dass Depressionen behandelbar sind und Hilfe zu suchen ein Zeichen von Stärke ist, nicht von Schwäche.
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