Burnout kann jede Person treffen - ob am Arbeitsplatz oder zu Hause. Es handelt sich dabei jedoch um keine eigenständige Erkrankung. Fachleute verstehen darunter ein Zusammenwirken von mehreren Beschwerden.
Was ist Burnout?
Die Fachwelt ist sich nicht ganz einig, was Burnout genau ist. Allerdings orientiert sich diese an bestimmten Beschwerden. Fachleute gehen davon aus, dass Burnout eine Folge einer Überlastung von beruflichen oder privaten Tätigkeiten ist. Burnout ist keine Krankheit im engeren Sinn, sondern ein Syndrom mit verschiedenen Beschwerden.
Kernbeschwerden von Burnout
- Erschöpfung: Menschen mit Burnout fühlen sich energielos, ausgelaugt und völlig erschöpft.
- Verringerte Leistungsfähigkeit: Betroffenen fällt es schwer, die bisherige Leistung zu halten - ob im Haushalt, im Beruf oder bei der Pflege von Angehörigen.
- Entfremdung von der Tätigkeit: Betroffene erleben ihre Tätigkeit immer mehr als belastend. Es kann zur Abstumpfung gegenüber Aufgaben und Situationen kommen.
Auch Gefühle innerer Leere sowie Schlafstörungen treten auf. Zudem können sich Probleme in der Partnerschaft oder Familie verstärken. Weiters sind körperliche Beschwerden möglich, wie etwa Verdauungsprobleme oder Schmerzen.
Burnout ist ein Risikofaktor für weitere Erkrankungen, bei denen dauerhafter Stress eine große Rolle spielt. Dazu zählt etwa die Depression. Diese tritt mitunter auch bereits im Lauf des Burnouts auf. Es kann etwa auch zu übermäßigem Alkoholkonsum bzw.
Die 12 Stadien des Burnouts
Die völlige Burnout-Erschöpfung ist nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen da. Fachleute beschreiben Burnout unter anderem in zwölf Stadien. Ein Burnout verläuft je nach Person unterschiedlich. Diese Stadien können jedoch der groben Orientierung dienen, wie ein Burnout verlaufen kann. Es ist möglich, Stadien zu „überspringen“ bzw. können sie auch in anderer Reihenfolge auftreten.
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- Zwang, sich zu beweisen. Aus gesundem Engagement kann übersteigerter Ehrgeiz werden.
- Verstärkter Einsatz. Betroffene versuchen, die Arbeit immer besser zu machen.
- Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse. So sind etwa soziale Kontakte, Ruhe und Entspannung nicht mehr so wichtig wie zuvor.
- Verdrängung von Bedürfnissen und Konflikte. Es kommt in der Folge immer häufiger zu Fehlleistungen wie etwa Verspätungen, Verwechslungen sowie zu Konflikten.
- Umdeutung von Werten.
- Verstärkte Verleugnung aufgetretener Probleme.
- Betroffene schotten sich immer mehr von der Umwelt ab.
- Sozialer Rückzug. Die Abschottung verschärft sich. Orientierungslosigkeit und Hoffnungslosigkeit treten auf. Es kommt z.B. zu „Dienst nach Vorschrift“.
- Ersatzbefriedigungen treten in den Vordergrund, z.B. Verhaltensänderungen.
- Betroffene ziehen sich nun noch stärker vom sozialen Leben zurück.
- Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit. Betroffene fühlen sich nicht mehr in der Lage, ihr Leben aktiv zu steuern. Innere Leere. Mutlosigkeit, Angst und Panik treten auf.
- Depression. Völlige Burnout-Erschöpfung.
Ursachen und Risikofaktoren
Fachleute orientieren sich bei der möglichen Erklärung für die Entstehung von Burnout an mehreren Aspekten. Stress dürfte eine große Rolle spielen. Zu einem Burnout kommt es, wenn eine Anpassung an die stressige Situation nicht mehr möglich ist und der Stress länger anhält. Zudem kann sich eine sogenannte Gratifikationskrise negativ auswirken. Das bedeutet, es kommt zu einem Ungleichgewicht von eigener Leistung und Anerkennung durch die Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber.
Fachleute gehen unter anderem auch davon aus, dass die Belastung direkt mit dem Arbeitsplatz bzw. dem Ort und der Art einer Tätigkeit zusammenhängen kann. Diese Belastungen können so groß werden, dass sie die eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung übersteigen. Zudem vermuten Fachleute unter anderem, dass manche Menschen ein erhöhtes Risiko für ein Burnout haben.
Prävention
Da Burnout durch ein Zusammenspiel von vielen Faktoren entsteht, kann man diesem nicht sicher vorbeugen. Angemessene Möglichkeiten einer Karriere bzw. Unterstützung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, z.B. Einrichtung einer Ansprechstelle für Burnout im Betrieb, z.B. Angebot von Schulungen, z.B. Ggf. Vorsorgeuntersuchungen im Betrieb können helfen, Burnout möglichst früh zu erkennen.
Das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz sieht unter anderem die verpflichtende Evaluierung von Arbeitsplätzen vor. Darunter versteht man die Ermittlung und Beurteilung von Gefahren durch den Arbeitgeber sowie die Festlegung von Maßnahmen zu ihrer Vermeidung. Auch die Gefahren durch psychische Belastungen müssen dabei festgestellt werden.
Realistische eigene Arbeitsplanung bzw. Eigene Bedürfnisse beachten, z.B. Erlernen von Entspannungstechniken, wie z.B. Auch Coaching kann hilfreich sein, sich mit der eigenen Tätigkeit auseinanderzusetzen.
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Diagnose
Burnout ist nicht als eigenständige Diagnose im sogenannten ICD-10, der internationalen Klassifikation der Krankheiten, angeführt. Es findet sich dort unter dem Begriff „Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ als „Ausgebranntsein“ (Burnout). Die Ärztin oder der Arzt stellt Burnout meist als eine sogenannte Nebendiagnose. Zu Stellung der Diagnose erhebt die Ärztin oder der Arzt die Krankengeschichte. Sie oder er fragt dabei, welche Beschwerden bestehen und wann diese aufgetreten sind. Zur Stellung der Diagnose können auch Fragebögen helfen. Zudem führt die Ärztin oder der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Sie oder er schließt zudem andere Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden aus.
Behandlung
Fachleute konnten bisher noch keine verbindlichen, einheitlichen Empfehlungen für die Therapie von Burnout zur Verfügung stellen. Lernen und Anwenden von Entspannungsmethoden bzw. Bei diesen Maßnahmen können etwa Fachleute aus dem Bereich der Gesundheitspsychologie oder Klinischen Psychologie helfen.
Bei Problemen am Arbeitsplatz unterstützen Änderungen im betrieblichen Umfeld. Auch Initiativen wie fit to work bieten dabei Hilfe. Darüber hinaus kann Psychotherapie unterstützen, mit der Situation umzugehen und die seelische Belastung zu vermindern. Dabei hat sich etwa der Ansatz der Akzeptanz- und Commitment-Therapie bewährt. Dieser Ansatz kommt aus der Verhaltenstherapie. Dabei lernen Betroffene, achtsam und mit Selbstmitgefühl mit ihren Problemen umzugehen sowie sich neu im Leben zu orientieren.
Die Ärztin oder der Arzt kann auch bei Bedarf Medikamente verschreiben, um Symptome zu lindern - zum Beispiel Schlaflosigkeit. Liegt eine Depression vor, erfolgt die Behandlung daran ausgerichtet. Allerdings finden dabei auch besonders Aspekte von Überlastungsreaktionen Berücksichtigung. Nähere Information finden Sie unter Depression: Behandlungsmöglichkeiten und Rückfallprophylaxe. Auch eine Rehabilitation kann sinnvoll sein.
Ansprechpartner:
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- Facharzt bzw. Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) bzw. bei Kindern oder Jugendlichen auch Fachärztin bzw.
- Ärztinnen bzw. Psychotherapeutin bzw. Klinische Psychologin bzw.
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Burnout-Tests zur Selbsteinschätzung
Es gibt verschiedene Tests, die Ihnen helfen können, eine erste Einschätzung zu erhalten, ob bei Ihnen Anzeichen von Burnout vorliegen. Diese Tests sollen nur Ihrer Orientierung dienen, sie sind weder beweisend für eine Erkrankung noch schließen sie eine Erkrankung aus. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Tests keine objektiv wissenschaftlichen Ergebnisse liefern können. Alle hier genannten Test können in eine Richtung weisen, jedoch erst der/die erfahrene PsychotherapeutIn, PsychologIn oder Facharzt/Ärztin kann Ihnen Sicherheit darüber geben.
Die Psychotherapie jeder seelischen Erkrankung baut immer auf einer korrekten Diagnose auf. Der Psychotherapie sollte immer eine medizinische Abklärung vorangehen die andere Ursachen (möglichst) ausschließt. (im Falle der Verrechnung mit der Krankenkasse ist dies in Ö sogar Bedingung). Denn Symptome wie z.B. chronische Müdigkeit, Unruhe, Schwindel etc.
Beispiele für Burnout-Tests:
- Auf der Seite Hilfe-bei-burnout.de finden Sie einen online Test.
- Als eines der ersten Testinstrumente gilt der Maslach Burnout Inventory (MBI), 1981 von Maslach & Jackson für den anglo-amerikanischen Raum entwickelt. Online können Sie einen Test machen und erhalten dazu eine erste Einschätzung was zu tun ist. Eine andere Möglichkeit gibt es mit dem MBI -Fragebogen.
- Pines, Aronson & Kafry entwickelten 1982 einen Fragenkatalog, mit welchem sich anhand von 21 Fragen der Grad des Überdrusses beziehungsweise Burnout messen lässt.
- CBI (Copenhagen Burnout Inventory) von Kristensen et al. (2005). Dieser Selbsttest dient einer Selbsteinschätzung darüber, ob bei Ihnen Anzeichen von Burnout (Burn-Out) vorliegen, und basiert auf einem von der österr. Ärztekammer herausgegebenen einschlägigen Fragebogen für Ärzte und Patienten. Die darin enthaltenen Aussagen beziehen sich auf Gefühle und Gedanken hinsichtlich Ihrer Arbeitswelt.
Wann ist ein Testverfahren wissenschaftlich?
Es gibt dazu Gütekriterien wie: Objektivität (Unabhängigkeit vom Tester), Zuverlässigkeit der Messmethode, Fehlerfreiheit, Normierbarkeit.
Wichtiger Hinweis: Nehmen Sie die Signale unbedingt ernst, wenn Sie mehr als 50% der Antworten markiert haben und suchen Sie dann im Sinne Ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit möglichst umgehend professionelle Hilfe. Burnout kann zu plötzlichem körperlichem Zusammenbruch oder zur Entwicklung längerfristiger, schwer zu behandelnder Depressionen führen, mitunter ist aufgrund der langen Rekonvaleszenz-Zeiten auch ein Jobverlust unvermeidbar. Burnout passiert nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich über Monate und Jahre hinweg.