Genetische Disposition in der Psychologie: Definition und Einfluss

Persönlichkeit ist einer der wichtigsten Begriffe der Psychologie. Viele Fragen und empirische Forschungsansätze sind durch die Absicht bestimmt, allgemein zu erklären und im Einzelfall zu verstehen, wie sich eine Persönlichkeit mit ihren Eigenschaften unter bestimmten Anlage- und Umweltbedingungen entwickelt, wie sie sich verändert, wie sie in der psychologischen Praxis zutreffend beschrieben, in einzelnen Verhaltensweisen vorhergesagt und eventuell beeinflusst werden kann.

Definition der Persönlichkeit

Der Begriff Persönlichkeit umfasst die einzigartigen psychologischen Eigenschaften eines Individuums, in denen es sich von anderen unterscheidet. „Temperament“ und „Charakter“ sind ältere Bezeichnungen für Teilaspekte. Es werden zahlreiche Persönlichkeitseigenschaften unterschieden. Die normale menschliche Variation von Persönlichkeitsmerkmalen steht dabei ebenso im Interesse der Forschung wie die Identifikation von Persönlichkeitsstörungen.

Kernfragen sind beispielsweise die Stabilität oder Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen, ihre dispositionelle Funktion (Bedeutung für zukünftiges Verhalten) oder die Art ihrer Repräsentation und Manifestation (Konstrukte oder Rekonstrukte).

In der Philosophie werden eher die Begriffe Personalität und Person verwendet (vgl. Philosophische Anthropologie). Vor Beginn der Neuzeit steht der Begriff der Persönlichkeit vor allem im Kontext zur Theologie und bezieht sich auf die Trinität der drei göttlichen Persönlichkeiten. Der Begriff löst sich erst mit John Locke von der Theologie:

„Persönlichkeit kommt nur intelligenten Akteuren zu, die zu einem Gesetz fähig sind, sowie zu Glück und Leiden. Diese Persönlichkeit erstreckt sich über ihre gegenwärtige Existenz hinaus in die Vergangenheit, allein durch das Bewusstsein, wodurch sie ihre eigenen, früheren Handlungen betreffen, und sie für diese verantwortlich ist, und diese zu ihr gehören und ihr zugeschrieben werden.“

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Genetische Disposition und ihre Bedeutung

Die genetische Disposition bezieht sich auf angeborene Verhaltensweisen, die in der Hauptsache Reflexe, Automatismen und Instinkthandlungen umfassen. Diese laufen auf die gleiche Art und Weise ab und haben meist eine vitale Schutzfunktion. Ein Beispiel hierfür ist der Lidschluss- und Niesreflex sowie der Saugreflex.

Solche Reflexe sind begrenzt steuerbar und werden durch spezifische Reize ausgelöst. Der Lidschlussreflex, beispielsweise, bewahrt das Auge vor Verletzungen. Angeborene Verhaltensweisen, die sich aus mehreren Teilhandlungen zusammensetzen, wie z.B. Laufen, dienen oft dem Schutz des eigenen Nachwuchses.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle angeborenen Verhaltensweisen vollständig determiniert sind. Die Realisierung von Fähigkeiten hängt von den Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten bzw. Stimulationen ab. So ist beispielsweise die Bedürfnisbefriedigung durch die spezifische Umwelt (z.B. wichtige Bezugspersonen) gesichert. Angeborene Fähigkeiten, wie die Sehfähigkeit oder Sprachfähigkeit, sind ebenfalls von der Umwelt abhängig.

Allerdings kann es sein, dass eine Fixierung auf diese Dichotomie zu kurz greift. Die "normale" Umwelt reicht für die Entwicklung aus und bedürfen keiner oder nur wenig Erfahrung und Übung.

Die Rolle der Umwelt

Die Umwelt spielt bei der Entwicklung eine wichtige Rolle. Eltern oder die sozioökonomischen Faktoren wie Bildung und Geld können die Entwicklung maßgeblich beeinflussen. Die Erfahrungen, die man im Laufe seines Lebens macht, sind ebenfalls von Bedeutung für die Entwicklung der Persönlichkeit.

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Die Umwelt des Individuums bestimmt den vorgegebenen sozialen Raum und Institutionen mit ihren Funktionen, die Bräuche und die Moden. Lernprozesse sind modifizierbar bzw. auch veränderbar. Biologisch vorgegebene Grenzen sollten, soweit es das Umfeld jeweils zulässt, gefördert werden.

Lernerfahrungen und Reifung

Lernen wird als dynamisches Phänomen verstanden. Kinder lernen äußerst schnell, und die Bedingungen des Lernens sind spezifizierbar. Latentes Lernen, das nicht sofort erkennbar ist, kann im Erwachsenenalter zum Vorschein kommen.

Die Lernfähigkeit von Kindern ist enorm, und das Lernen erfolgt sozusagen „spielend“. Fortschritt ist meist umso schneller, je jünger die Kinder waren. Die Umwelt des Individuums wird durch die Auseinandersetzung eines Kindes mit ihr bestimmt.

Wechselwirkung von Anlage und Umwelt

Die Entwicklung der Persönlichkeit ist ein komplexes und entwirrbares Wechselspiel zwischen genetischer Ausstattung und Umwelteinflüssen. Es stellt sich nicht die Frage, ob die Anlage der Umwelt überlegen ist, sondern wie diese in komplexen Wechselbeziehungen zueinander stehen können.

Vielfältige Einflüsse wirken zusammen: genetische Unterschiede, früh erworbene Unterschiede der Konstitution, Einflüsse von Umweltbedingungen, Erziehungseinflüsse, Identitätsfindung und Selbstverwirklichung. Dieser Prozess ist eine Kombination aus Individuation und Sozialisation.

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FaktorBeschreibung
Genetische DispositionAngeborene Verhaltensweisen, Reflexe, Automatismen und Instinkthandlungen
UmweltSozioökonomische Faktoren, Bildung, Erfahrungen im Lebensverlauf
LernenDynamischer Prozess, der durch die Auseinandersetzung mit der Umwelt beeinflusst wird

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