Funktionelle Taubheit: Psychologie, Ursachen und Behandlung

Die funktionelle Taubheit, auch bekannt als nicht-organische Hörstörung, ist ein komplexes Phänomen, bei dem Betroffene einen Hörverlust erleben, der nicht durch organische Ursachen erklärt werden kann. Diese Störung wird oft durch psychische Faktoren ausgelöst, aufrechterhalten oder verschlimmert. Die psychosomatische Medizin betrachtet den Menschen als Einheit von Körper, Psyche und sozialer Umwelt, die sich wechselseitig beeinflussen.

Psychosomatische Aspekte der funktionellen Taubheit

Die Psychosomatik hat sich als eigenständige Disziplin in der Medizin entwickelt. Sie betont, dass seelische bzw. psychosoziale Faktoren gleichermaßen berücksichtigt werden müssen. Eine psychosomatische Sichtweise ist in den unterschiedlichsten medizinischen Fachbereichen bedeutsam. Die enge Verbindung zwischen Emotionen und körperlichen Reaktionen ist eine alte Volksweisheit, die in der Psychosomatik wissenschaftlich untermauert wird. Jede seelische Regung aktiviert auch unseren Körper und versetzt ihn in Anspannung, und jede körperliche Reaktion löst bestimmte Gefühle aus.

Historische Entwicklung

Behandlungsüberlegungen wurden bereits in der Antike angestellt, um eine Harmonie zwischen Leib und Seele zu erreichen. Im 17. Jahrhundert entstand jedoch eine strikte Trennung von Leib und Seele, deren Auswirkungen bis in die jüngste Vergangenheit festzustellen sind. Die Betrachtung von Menschen als Körper ohne Seele ist auch eine Folge der großen Fortschritte in der Medizin. Die Psychoanalyse hat wesentlich zur Psychosomatik entwickelt, indem sie die Bedeutung seelischer Vorgänge und deren Auswirkungen auf körperliche Störungen aufgezeigt wurde.

Ursachen und Entstehung

Meist liegen körperliche und seelische Belastungen bzw. Stress im weitesten Sinn zugrunde. Die genauen Ursachen müssen im Einzelfall geklärt werden. Es handelt sich dabei um körperliche Symptome bei an sich gesunden Menschen. Die Betroffenen sind selbst allerdings überzeugt, eine körperliche Erkrankung zu haben. Die Annahme einer organischen Ursache kann die Symptomatik bestärken.

Verschiedene Faktoren können die Krankheitsentwicklung ungünstig beeinflussen. Es resultiert eine chronische vegetative Fehlsteuerung, die zu Hypertonie, Zwölffingerdarmgeschwür, Colitis ulcerosa oder Asthma führen kann. Auch rheumatoide Arthritis kann entstehen.

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Symptome

Beeinträchtigungen der vegetativen Funktionen ohne Gewebeveränderungen können organische Ursachen haben. Es kommt zu Fehlsteuerungen und Missempfindungen, die sich in Symptomen wie Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Schwindel, Übelkeit, Blähungen, Reizdarm und Herzrasen äußern können.

Die Symptome können von Beeinträchtigungen der vegetativen Funktionen ohne Gewebeveränderungen bis hin zu Störungen des Bewusstseins der eigenen Identität reichen. Auch der teilweise oder vollständige Verlust der normalen Hautempfindungen bzw. des Seh-, Hör- oder Sprechvermögens kann auftreten.

Diagnose

Es ist wichtig, organische Ursachen auszuschließen, bevor eine funktionelle Taubheit diagnostiziert wird. Die Zusammenarbeit von Ärzten, Psychologen und Psychotherapeuten ist erforderlich. Symptome ohne ausreichenden Organbefund müssen sorgfältig erfragt werden. Die Patienten berichten über ihre Lebensereignisse oft ohne starke Emotionen und sehen selbst meist keine Zusammenhänge zwischen ihren psychischen Belastungen und körperlichen Symptomen.

Die Orientierung an der Krankheitsverarbeitung und am Krankheitsverhalten ist wichtig, um die Behandlung möglichst erfolgreich zu machen. Auch psychische Begleit- oder Folgeerkrankungen müssen berücksichtigt werden. Die Arzt-Patient-Beziehung spielt eine herausragende Bedeutung.

Behandlung

Die Behandlung der funktionellen Taubheit erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl körperliche als auch seelische Aspekte berücksichtigt. Psychotherapeutische Unterstützung kann den Patienten helfen, ihre Leiden zu bewältigen. Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und die Gefahr einer zunehmenden Behinderung abzuwenden. Die Zusammenarbeit aller heilenden und helfenden Berufsgruppen ist während der gesamten Rehabilitation von immenser Bedeutung.

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Es ist wichtig, die Patienten nicht zu verurteilen oder als Hypochonder abzustempeln. Stattdessen sollte man versuchen, ihre Leiden zu verstehen und ihnen die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen.

Besondere Formen der somatoformen Störungen

Es gibt verschiedene Formen von somatoformen Störungen, die mit funktioneller Taubheit einhergehen können:

  • Hypochondrie: Besteht aus Krankheitsängsten ohne körperliche Symptome bzw. der Fehlinterpretation körperlicher Symptome.
  • Dysmorphophobie: Angst bzw. die Überzeugung, entstellt zu sein.
  • Anhaltende somatoforme Schmerzstörung: Organisch nicht bzw. nicht ausreichend erklärbare Schmerzen mit einer Mindestdauer von einem halben Jahr.

Das vegetative Nervensystem und seine Bedeutung

Das vegetative Nervensystem steuert unwillkürliche Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung. Es wird in das sympathische und parasympathische Nervensystem unterteilt. Das vegetative und das enterische Nervensystem sind von zentraler Bedeutung für die Steuerung der Organe und die Anpassung des Körpers an unterschiedliche Situationen. Starke Veränderungen des Verhaltens und Erlebens können durch Störungen des vegetativen Nervensystems verursacht werden.

Das Immunsystem und seine Beeinflussung

Stress und Emotionen beeinflussen unser Immunsystem. Die Psychoneuroimmunologie untersucht die Wechselwirkungen zwischen Psyche, Nervensystem und Immunsystem. Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen und den Körper krankheitsanfälliger machen. Die Normalisierung immunologischer Veränderungen kann zur Besserung psychosomatischer Störungen beitragen.

Psychodynamische Aspekte

In der Psychodynamik wird die funktionelle Taubheit als vermittelte Symbolisierung eines inneren Konflikts gesehen. Der primäre Krankheitsgewinn besteht in der Entlastung von schweren inneren Spannungen. Es ist wichtig, die Symptome nicht nur als Ausdruck eines unerträglichen unbewussten Konflikts zu sehen, sondern auch eine organmedizinische Behandlung anzustreben.

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Stress und seine Auswirkungen

Stress beeinflusst das Immunsystem negativ und kann den Verlauf von Krankheiten bestimmen. Es ist wichtig, Stressoren zu identifizieren und Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln. Eine ständige Abhängigkeit vom medizinischen Versorgungssystem kann die Symptome aufrechterhalten oder verschlimmern.

Tabelle: Übersicht über somatoforme Beschwerden

Organsystem Beispiele für Symptome
Herz-Kreislauf-System Herzphobie, Palpitationen
Oberer Magen-Darm-Trakt Übelkeit, Erbrechen, Blähungen
Unterer Magen-Darm-Trakt Reizdarm, Durchfall, Verstopfung
Atmungssystem Atemnot, Hyperventilation
Urogenitales System Reizblase, häufiges Wasserlassen
Sonstige Organe oder Organsysteme Hautprobleme, Muskelschmerzen

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