Oft werden die Begriffe Psychologe, Psychotherapeut und Psychiater miteinander vermischt oder verwechselt. Zudem taucht die Frage immer wieder bei Personen auf, die sich überlegen, eine Behandlung zu beginnen.
Ausbildung und Berufsbezeichnung
Nur wer das Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen hat, ist zur Führung der Berufsbezeichnung „Psychologe“ oder „Psychologin“ berechtigt. PsychologInnen studieren nach der Matura mindestens fünf Jahre das Fach Psychologie. Bereits während des Studiums kann man persönliche Schwerpunkte setzen: dabei gibt es vielfältige Zweige beispielsweise Klinische Psychologie, Gesundheitspsychologie, Entwicklungspsychologie, Neuropsychologie, Biologische Psychologie, Sportpsychologie, Wirtschaftspsychologie, Rechtspsychologie, u. v. m.
Klinische Psychologen und Gesundheitspsychologen
Die Ausbildung zum Klinischen Psychologen ist in Österreich gesetzlich eindeutig geregelt. Nur Personen, die das Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen haben ist es möglich diese Ausbildung zu absolvieren. Diese postgraduelle Ausbildung schließt einen über etwa 1 bis 2 Jahre dauernden theoretischen und praktischen Teil mit begleitender Supervision ein.
In Österreich ist auch die Ausbildung zum Gesundheitspsychologen gesetzlich genau geregelt. Desgleichen kann sie nur von Personen absolviert werden, die das Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen haben. Die Ausbildung umfasst einen etwa 1 bis 2 Jahre dauernden theoretischen und praktischen Teil mit begleitender Supervision.
Tätigkeitsfelder von Psychologen
Psychologen haben sehr unterschiedliche Tätigkeitsfelder. Die langfristige Therapie einzelner Patienten ist seltener die Hauptaufgabe eines Psychologen. Sie arbeiten aber als Betriebs-, Schul-, Sportpsychologen (usw.) in den verschiedenste Einrichtungen und beraten bei Fragen zur seelischen Gesundheit. Oftmals sollen sie durch umfassende Projekte und Maßnahmen die Zustände in diesen Einrichtungen aufdecken und verbessern. Erkenntnisse der Psychologie fließen in viele Lebensbereiche ein. Marketing, Arbeitswelt, Medien, Politik und vieles mehr.
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Klinische Psychologie: Beratung und Behandlung
Eine davon ist die Klinische Psychologie, die nach Abschluss berechtigt, mit psychisch beeinträchtigten, belasteten oder (körperlich) kranken Menschen zu arbeiten. Das Angebot von Klinischen Psychologen umfasst die Bereiche der Diagnostik, Beratung und Behandlung. Klinisch-psychologische Behandlung beinhaltet neben einer Akutbehandlung auch vorbeugende sowie wiederherstellende Maßnahmen. Ziel ist es dabei, Krankheiten vorzubeugen, psychische Leidenszustände bzw. psychische Störungen zu lindern oder zu beseitigen sowie erkrankte Menschen in einer angemessenen Bewältigung ihrer Krankheit zu unterstützen.
Bei der Klinisch-psychologischen Beratung geht es um die Bereitstellung von Informationen und Entscheidungshilfen. Klinische Psychologen setzen ihre Behandlung am jeweiligen Problem bzw. der jeweiligen Störung an und stützen ihre Vorgehensweise auf sorgfältige Untersuchungen und wissenschaftliche Theorien.
Psychotherapeuten: Ausbildung und Behandlung
Psychotherapeuten durchlaufen eine andere Ausbildung, viele PsychotherapeutInnen kommen aus einem sogenannten Quellberuf (z.B. Bereich der Psychologie, Pädagogik, Lehre, Pflege, etc.) und absolvieren im ersten Schritt das sogenannte psychotherapeutische Propädeutikum, welches als Basis im Bereich der Psychotherapie gilt. Danach folgt das Fachspezifikum, welches auf die Ausbildung in einer bestimmten Richtung (z.B. Psychodrama, Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie, etc.) abzielt. Im Rahmen dieser Ausbildung gibt es nach frühestens 2 Jahren den „Status in Ausbildung unter Supervision“, der bereits berechtigt, mit psychisch kranken Personen zu arbeiten. Dabei muss regelmäßig verpflichtend Supervision bei einem Psychotherapeuten in Anspruch genommen werden. Mit dem Abschluss des Fachspezifikums ist eine eigenberechtigte Berufsausübung möglich.
In Österreich sind die Rahmenbedingungen dieser Ausbildung gesetzlich geregelt. Diese Ausbildung ist nicht ausschließlich Akademikern (Psychologen, Ärzten, Pädagogen) zugänglich; so ist es beispielsweise ebenso Sozialarbeitern, Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen, Lehrern und gelegentlich auch anderen Berufsgruppen möglich diese Ausbildung zu absolvieren. Nach einer Grundausbildung erfolgt eine vier- bis sechsjährige Spezialausbildung nach einer bestimmten psychotherapeutischen Methode (z.B. Psychotherapeuten absolvieren ihre Ausbildung nach den Anforderungen des Bundesministeriums grundsätzlich in einer, in Ausnahmefällen jedoch auch in mehreren therapeutischen Richtungen. Die konkrete Behandlungsweise eines Psychotherapeuten hängt demnach vom methodenspezifischen „Weltbild“ und den Mitteln der jeweiligen Therapie-Richtung ab. Sie sind somit gesetzlich an diese eine Methode gebunden.
PsychotherapeutInnen therapieren Personen mit einer psychischen Erkrankung mit den Methoden ihrer Fachrichtung, die therapeutischen Prozesse sind meist auf eine längere Zeit ausgelegt. Psychotherapeuten sprechen mit den Menschen und arbeiten mit fachspezifischen Methoden an heilung und besserung der Störungen/Erkrankungen. Das Wohlbefinden des Menschen, der Psychotherapie in Anspruch nimmt, steht im Vordergrund.
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Psychotherapie ist als ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich zur Behandlung von psychisch, psychosomatisch und psychosozial bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen anerkannt. Das konkrete Ziel einer Psychotherapie ist nicht vorgegeben. Es wird zu Behandlungsbeginn zwischen Psychotherapeuten und Klienten besprochen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Persönlichkeit und vom Miteinander des Psychotherapeuten und des Klienten, kann eine Psychotherapie unterschiedlich verlaufen. Mittelpunkt der psychotherapeutischen Arbeit ist das Gespräch und der Austausch zwischen Psychotherapeuten und Patienten. Es geht darum, bestehende Symptome zu beseitigen oder zumindest zu mildern, gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die Reifung, Entwicklung und Gesundheit des Klienten zu fördern und zu unterstützen.
Psychotherapie ist in vielen Fällen eine längerfristige und tiefgehende Behandlung, die sich über Monate, manchmal sogar Jahre erstrecken kann. Dabei können auch weit zurückliegende Erfahrungen und Konflikte thematisiert werden. Psychotherapie ist eine Heilbehandlung für psychische Erkrankunen.
Allerdings können auch Personen, die psychisch gesund sind, das Angebot einer klinisch-psychologischen Beratung, Behandlung bzw. psychologischen Therapie in Anspruch nehmen. Diese richtet sich den Zielen und Wünschen.
Im Grunde unterscheiden sich die Felder, wo PsychologInnen und PsychotherapeutInnen tätig sind kaum. Beide sind für die Wiederherstellung und Förderung von psychischer Gesundheit verantwortlich.
Psychotherapie vs. Klinisch-psychologische Behandlung
Im Vergleich zu einer Psychotherapie dauert der Prozess einer klinisch- psychologischen Behandlung und/oder Beratung meistens kürzer und ist fokussiert, ziel-und lösungsorientiert.Psychotherapie ist weniger strukturiert, es gibt wenige festgelegte Abläufe und Schemata. Das Ziel der Behandlung ist nicht vorgegeben, sondern wird zu Beginn der Behandlung zwischen Klient:innen und Therapeut:innen vereinbart.
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Bei einer Psychotherapie werden die Methoden der jeweiligen psychotherapeutischen Richtung eingesetzt.Auch bei der klinisch-psychologischen Behandlung kommen unterschiedliche therapeutische Methoden zum Einsatz.
Psychiater: Medizinisches Studium und medikamentöse Behandlung
Psychiater und Neurologen haben Medizin studiert und eine 6 jährige Facharztausbildung in Psychiatrie und Neurologie absolviert. Sie sind somit Ärzte, die sich auf die Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen und Erkrankungen spezialisiert haben.
PsychiaterInnen haben Medizin studiert und eine Facharztausbildung im Bereich Psychiatrie absolviert. Sie sind als einzige Berufsgruppe berechtigt, Medikamente zu verschreiben. PsychiaterInnen beschäftigen sich mit Diagnose, medikamentöser Therapie und Prävention psychischer Erkrankungen. Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Medizin-Studium an der Universität (Dauer mindestens 6 Jahre) und eine Facharztausbildung, die auch mindestens 6 Jahre dauert.
Psychiater arbeiten zumeist auf psychiatrischen Stationen und/oder in freier Praxis. Sie sind für die medikamentöse Behandlung sowie für die Überprüfung der Wirkung und Nebenwirkungen der Medikamente zuständig.
Auch Psychiater können Gespräche zur Behandlung von psychisch kranken oder belasteten Menschen anbieten. Entweder übernimmt die Krankenkasse die Kosten (Kassenarzt) oder die Kosten sind privat zu bezahlen, wobei ein gewisser Prozentsatz von der Kasse bei Einreichung rückvergütet werden kann (Wahlarzt).
Psychiater verwenden üblicherweise psychotherapeutische Interventionen und soziotherapeutische Methoden (so wie andere Berufsgruppen). Obwohl schon früher nahezu alle Psychiater eine zusätzliche Psychotherapieausbildung absolviert hatten, ist heute eine psychotherapeutische Ausbildung verpflichtend.
Wenngleich die Ausbildung: „Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin“ heißt, ist ein Psychiater kein Psychotherapeut. Wenngleich seit 2011 im PSY III Diplom sehrwohl Psychotherapeutische Grundkenntnisse (Tiefenpsychologie, Systemisch und Verhaltenstherapie) vermittelt werden.
Zusammenfassende Tabelle
Berufsgruppe | Ausbildung | Befugnisse | Tätigkeitsbereich |
---|---|---|---|
Psychologe | Universitätsstudium der Psychologie | Diagnostik, Beratung, Behandlung (Klinische Psychologen) | Verschiedenste Einrichtungen, Forschung, Lehre |
Psychotherapeut | Propädeutikum, Fachspezifikum in einer Therapierichtung | Psychotherapie | Eigene Praxis, Einrichtungen des Gesundheitswesens |
Psychiater | Medizinstudium, Facharztausbildung Psychiatrie | Diagnostik, medikamentöse Behandlung, Psychotherapie | Psychiatrische Stationen, eigene Praxis |
Wichtige Unterschiede und Gemeinsamkeiten
PsychologInnen sind keine PsychotherapeutInnen oder Psychiater, obewohl es ähnlich klingt. Psychologinnen und Psychologen haben Psychologie studiert. Das Psychologiestudium ist eine akademische Disziplin. Dabei gibt es einen starken naturwissenschaftlichen Zweig, welcher stark auf Mathematik, Experimente und empirische Wissenschaft setzt. Es gibt auch Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zweige der Psychologie, welche quantitaiv und qualitativ arbeiten.
PsychiaterInnen sind keine Psychologen und keine Psychotherapeuten. PsychiaterInnen sind Ärzte, welche Medizin studiert haben und eine Facharztausbildung. Früher durften nur Ärzte menschen mit psychischen Erkrankungen behandeln. Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin bzw. Psychiater haben Medizin studiert und sind daher Ärzte. Im Anschluss an das Studium haben Psychiater eine mehrjährige praktische und theoretische Ausbildung an einer psychiatrischen Krankenhausabteilung abgeschlossen.
Als Psychologe wird jemand bezeichnet, der ein Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen hat. Da der Psychologe an sich kein Arzt ist, kann auch er keine Medikamente verschreiben.
PsychologInnen und PsychotherapeutInnen verschreiben keine Medikamente.
Psychotherapeuten haben eine Psychotherapieausbildung abgeschlossen und sind keine Psychologen oder Psychiater. Psychotherapie ist eine eigenständige Disziplin zur Behandlung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen.
Psychotherapeuten, Psychiater und Psychologen üben jeweils einen anderen Beruf aus und haben dementsprechende andere Ausbildungen. Es kann vorkommen, dass jemand zwei, oder alle drei Ausbildungen gemacht hat, dann ist er oder Sie mehreres.
Wir halten fest: Nur Ärzte dürfen auch Medikamente verschreiben. Alle „Psychiater“ sind Ärzte, aber nicht alle Ärzte, die Psychotherapie praktizieren, sind auch „Psychiater“. Psychologen müssen Psychologie studiert haben, Psychotherapeuten nicht unbedingt.
Wichtig ist, dass Sie sich für jemanden entscheiden, bei dem Sie sich gut aufgehoben und wohl fühlen. Wer am besten helfen kann, ist abhängig vom Patienten. Psychotherapeutische Methoden sind aber in jedem Fall empfehlenswert. Auch zusätzlich zu einer Behandlung mit Medikamenten.
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