Heilpraktiker Psychotherapie: Voraussetzungen und Möglichkeiten

Du interessierst dich für psychisch bedingte Störungsbilder und Krankheiten sowie ihre Ursachen? Du willst dich mit psychotherapeutischen Methoden auseinandersetzen und die bestmögliche Therapieform finden, um die Leiden deiner Patienten zu lindern? Dann ist die Psychotherapie Ausbildung die richtige Wahl für dich.

Als Psychotherapeut/in behandelst du Patienten, die unter psychisch bedingten Verhaltensstörungen oder Krankheiten leiden, anhand wissenschaftlich anerkannter Methoden.

Gut zu wissen: Die Psychotherapie Ausbildung ist seit 1991 im Psychotherapiegesetz geregelt. Bis dahin konnten nur Ärzte entsprechende Therapien und Behandlungen durchführen. Der Beruf Psychotherapeut/in ist rechtlich geschützt.

Im Anschluss musst du dich, um eigenständig praktizieren zu dürfen, in die Psychotherapeutenliste eintragen lassen.

Die Berufsfelder Psychologe/in, Psychotherapeut/in und Psychiater/in haben zahlreiche Überschneidungen, allerdings gibt es deutliche Unterschiede bei der jeweiligen Ausbildung und den Tätigkeitsschwerpunkten:

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Wenn du Diagnosen stellen und Patienten behandeln willst, musst du eine postgraduelle Ausbildung (z. B. Gesundheitspsychologie, Klinische Psychologie) absolvieren.

In Abgrenzung zum Beruf Psychotherapeut/in liegt der Fokus der psychologischen Tätigkeit eher auf der Diagnose als der Therapie.

Psychotherapeuten können zwar auch Diagnosen stellen, der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt allerdings auf der Therapie und Behandlung in Interaktion mit Patienten.

Psychiater untersuchen unter anderem, ob die Ursache einer psychischen Störung körperliche Ursachen haben könnte. Sie sind, anders als Psychologen und Psychotherapeuten, dazu befugt, im Rahmen der Behandlung Medikamente zu verschreiben.

Nach dem Studium durchlaufen die Anwärter eine fünfjährige psychotherapeutische Weiterbildung.

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Psychotherapie Ausbildung in Österreich

Ab dem Wintersemester 2026 wird die Psychotherapieausbildung auch in Österreich akademisiert und an öffentlichen Universitäten sowie Fachhochschulen angeboten. Das Studium besteht aus einem zweijährigen Masterprogramm mit jährlich 500 Studienplätzen, verteilt über mehrere Standorte.

Voraussetzung für die Zulassung ist ein einschlägiges Bachelorstudium, z. B. in Psychologie, Medizin oder Bildungswissenschaften. Nach dem Masterstudium folgt eine praktische Phase mit Patientenkontakt sowie eine staatliche Approbationsprüfung.

Übergangsregelungen ermöglichen es, das bisherige Ausbildungssystem bis 2038 abzuschließen.

Ein Psychotherapie Studium ist nicht mit der Psychotherapie Ausbildung gleichzusetzen und das Psychotherapie Studium führt nicht zur Berufsberechtigung als Psychotherapeut/in!

Die Psychotherapie Ausbildung

Wie bereits erwähnt, gliedert sich die gesetzlich geregelte Psychotherapie Ausbildung in zwei Teile, die aufeinander aufbauen: Das Propädeutikum und das Fachspezifikum.

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Das Propädeutikum ist der erste und allgemeine Teil der Ausbildung. Hier erwirbst du das theoretische Fachwissen sowie praktische Kompetenzen, die die gemeinsame Grundlage für die psychotherapeutische Tätigkeit für alle sogenannten psychotherapeutischen Orientierungen bilden.

In Theorieseminaren des Propädeutikums begegnen dir folgende Inhalte:

  • Grundlagen und der Psychotherapie
  • Allgemeine Psychologie und die Entwicklungspsychologie
  • Persönlichkeitstheorien
  • Rahmenbedingungen für die Ausübung der Psychotherapie
  • Psychologische Diagnostik und Begutachtung
  • Psychosoziale Interventionsformen
  • Psychiatrie, Psychopathologie und Psychosomatik
  • Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Gerontopsychotherapie

Du beschäftigst dich im Rahmen der Ausbildung ebenfalls mit Fragen der Ethik deines Berufes. Zudem erwirbst du umfassende Kompetenzen der Forschungs- und Wissenschaftsmethodik.

Neben den Theorieseminaren absolvierst du ein Praktikum in einer Einrichtung des Gesundheits- und Sozialwesens, im Umgang mit psychisch leidenden oder verhaltensgestörten Personen. Du absolvierst dein Praktikum unter Anleitung erfahrener Fachkräfte aus dem psychosozialen Bereich.

Weitere Bestandteile des Propädeutikums sind die Selbsterfahrung (Auszubildende erleben in der Rolle von Patienten selbst Behandlungsmethoden, bevor diese an Patienten angewendet werden) sowie Supervision (Beratung zum eigenen therapeutischen Handeln durch erfahrene Psychotherapeuten).

Im Fachspezifikum spezialisierst du dich auf eine Therapiemethode, anhand derer du deine Patienten behandeln wirst. In Österreich gibt es insgesamt 23 anerkannte Therapiemethoden, die sich vier Orientierungen zuteilen lassen:

  • Die Tiefenpsychologisch‐psychodynamische Orientierung umfasst Ansätze, die unbewusste seelische Vorgänge als wichtigen Faktor für die Erklärung menschlichen Verhaltens und Empfindens werten und fokussiert die Auflösung beispielsweise unterbewusster innerer Konflikte.
  • Die Humanistisch‐existenzielle Orientierung umfasst Methoden, die auf die innere Zustimmung zum eigenen Handeln abzielen. Sie setzen häufig an Unklarheiten, Unentschiedenheiten und Verfremdungen sowie am Verstehen der eigenen Gefühlswelt an.
  • Die Systemische Orientierung beinhaltet die Neuro-Linguistische Psychotherapie (besondere Berücksichtigung von Repräsentationssystemen, Modellbildungsprozessen und Beziehungssystemen der Person) und Systemische Familientherapie (versteht die Probleme des Einzelnen im Kontext seiner/ihrer sozialen Beziehungen).
  • Die Verhaltenstherapeutische Orientierung fokussiert die direkte Konfrontation mit problematischen Situationen.

In deinen Theorieseminaren befasst du dich unter anderem mit:

  • Persönlichkeits- und Interaktionstheorien der gesunden und psychopathologischen Persönlichkeitsentwicklungtherapeutischen Prozessen und Therapeut-Klient-Beziehung
  • Diagnostik in der Verhaltenstherapie
  • Standardmethoden Klinischer Diagnostik
  • Umgang mit Suizid und Krisen
  • Einführung in Psychopathologie und Psychopharmakologie

Du durchläufst ein klinisches sowie ein psychosoziales Praktikum, Supervision und Selbsterfahrungs-Sitzungen. Du absolvierst zudem eine mindestens 600-stündige psychotherapeutische Tätigkeit mit verhaltensgestörten oder leidenden Personen.

Voraussetzungen für die Psychotherapie Ausbildung

Für jeden Teil der Psychotherapie Ausbildung musst du jeweils andere Voraussetzungen erfüllen.

Du bist berechtigt das Propädeutikum anzutreten, wenn du …

  • das 18. Lebensjahr vollendet hast und
  • über die Matura oder Abitur (inklusive Berufsmatura) oder einen der Matura gleichwertigen, nostrifizierten Schulabschluss oder über die Studienberechtigungsprüfung oder über das Diplom des Krankenpflegefachdienstes oder über das Diplom des medizinisch-technischen Dienstes oder über eine Sondergenehmigung des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verfügst.

Du bist berechtigt das Fachspezifikum anzutreten, wenn du …

  • das Propädeutikum erfolgreich absolviert hast und
  • das 24. Lebensjahr vollendet hast und
  • einen sogenannten Quellberuf erworben bzw. ein entsprechendes Studium absolviert hast oder
  • über eine Sondergenehmigung des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verfügst.

Gesetzlich anerkannte Quellberufe sind unter anderem:

  • Mediziner/in
  • Pädagoge/in
  • Psychologe/in
  • Lehrer/in
  • Musiktherapeut/in
  • Kommunikationswissenschaftler/in
  • Diplomierte/r Krankenpfleger/in

Mit welcher abgeschlossenen Ausbildung bzw. Wenn du über einen vergleichbaren Abschluss einer ausländischen Universität verfügst, muss dieser in Österreich nostrifiziert sein.

Damit dein Studienabschluss einem Quellberuf entspricht, musst du in der Regel einen Masterabschluss in deinem Studienfach erwerben. Ausnahmen bilden die Studien Sozialarbeit und Studien des gehobenen medizinisch-technischen Dienstes, die berufsqualifizierend mit einem Bachelor abschließen.

Dauer und Abschluss der Psychotherapie Ausbildung

Die Psychotherapie Ausbildung dauert insgesamt zwischen fünf und sieben Jahren. Das Propädeutikum kann in zwei bis drei Jahren abgeschlossen werden, das Fachspezifikum in der Regel in drei Jahren.

Im Rahmen des Propädeutikums leistest du mindestens 765 Stunden Theoriestunden und 550 Praxisstunden ab. Nachdem du alle theoretischen und praktischen Einheiten absolviert hast, beendest du das Propädeutikum mit einer Abschlussprüfung.

Die Form kann je nach Bildungseinrichtung variieren. Mögliche Abschlussprüfungen sind:

  • eine ca. 60-minütige mündliche Prüfung und/oder
  • eine schriftliche Abschlussarbeit und/oder
  • die Abgabe eines Studienbuchs

Das Fachspezifikum umfasst mindestens 300 Theoriestunden und 1600 Praxisstunden.

Nachdem du alle Bestandteile deiner Ausbildung erfolgreich absolviert hast, legst du die Abschlussprüfung ab. Umfang und Form können sich je nach Ausbildungsinstitut unterscheiden.

Du kannst aber damit rechnen, dass du eine schriftliche Abschlussarbeit verfassen und einen oder mehrere Fallberichte zu deinen Behandlungen einzelner Patienten einreichen musst, die du im Rahmen einer mündlichen Prüfung (Abschlusskolloquium) verteidigst.

Nachdem du das Propädeutikum und das Fachspezifikum erfolgreich absolviert hast und in die Psychotherapeutenliste aufgenommen wurdest, bist du dazu berechtigt, eigenständig als Psychotherapeut/in zu praktizieren.

Kosten der Psychotherapie Ausbildung

Die Kosten für die Psychotherapie Ausbildung fallen je nach Bildungseinrichtung bzw. Universität unterschiedlich aus. Die Lehrgangskosten für das Propädeutikum betragen ca. zwischen 4.000 und 8.000 Euro.

Für die Supervision und Selbsterfahrung bezahlst du jeweils einen Stundensatz an die Lehrtherapeuten (ca. zwischen 20 und 80 Euro, je nachdem, ob es sich um Einzel- oder Gruppensitzungen handelt). Diese Stundensätze können sich in der Summe zusätzlich auf einige Tausend Euro belaufen.

Das Fachspezifikum kostet insgesamt (Theorie- und Praxisanteil) zwischen ca. 20.000 und 50.000 Euro.

Zum einen kannst du dir gegebenenfalls Theorie- oder Praxisstunden aufgrund deiner vorherigen Berufstätigkeit anrechnen lassen und so deine Ausbildungszeit und -kosten reduzieren. Zum anderen kannst du die Kosten für die Ausbildung von der Steuer absetzen.

Wenn du die Psychotherapie Ausbildung im Rahmen eines Studiums absolvierst, hast du mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Anrecht auf Studienbeihilfe und gegebenenfalls ein Selbsterhalterstipendium und/oder das Studienabschluss Stipendium.

Berufsaussichten als Psychotherapeut/in

Als Psychotherapeut/in hast du sehr gute Berufsaussichten, denn der Bedarf an Therapieplätzen übersteigt immer noch das Angebot.

Typische Arbeitsorte von Psychotherapeuten sind:

  • Psychotherapeutische Praxis
  • psychiatrische, psychotherapeutische oder psychosomatische Klinik oder Ambulanz
  • Rehaklinik
  • Suchtkrankenhilfe
  • Schulen
  • Familienbegleitung

Wenn du ein Psychotherapie Bachelor- und Masterstudium absolviert hast, kannst du auch in der in der Lehre oder Forschung arbeiten oder ein Doktorat antreten.

Heilpraktiker für Psychotherapie = Psychotherapeut?

Theoretisch kann man den HP in Psychotherapie sogar ohne jegliche Kurse absolvieren, man muss lediglich zwei Prüfungen bestehen: Eine schriftliche Multiple Choice Prüfung und eine mündliche (teilweise auch Gruppen-) Prüfung. Da ich mich selbst dafür interessiert hatte, weiß ich, dass ich zur Anmeldung zu dieser Prüfung weder eine entsprechende Ausbildung, Kurse noch Motivation hätte nachweisen müssen. (Was eigentlich ein Skandal ist.)

Hinterher darf man sich allerdings nicht "Psychotherapeut" nennen.

Einige HP für Psychotherapie sind in Verfahren ausgebildet, die in Länge, Kosten und Supervision den "klassischen", d.h. zur Approbation führenden Ausbildungswegen (VT, TP, AP) kaum nachstehen. Ich denke da an Gestalttherapie, Konzentrative Bewegungstherapie und andere Verfahren, mit denen man in Deutschland keine Approbation erhält.

Wenn jemand sich ausschließlich in einem dieser Therapieverfahren ausbilden läßt, ist der HP für Psychotherapie die Voraussetzung, um dieses überhaupt anbieten zu dürfen.

Meines Wissens ist der Begriff Psychotherapeut geschützt, Psychotherapie aber nicht. Das heißt, er darf das tatsächlich auf sein Praxisschild schreiben. Nur als Psychotherapeut dürfte er sich nicht bezeichnen.

Nur Psychotherapie allein dürfte er, glaube ich, auch nicht draufschreiben, weil die Verwechslungsgefahr mit einem Psychotherapeuten zu groß ist. Wenn er aber deutlich erkennbar ausweist, dass er Heilpraktiker für den Bereich Psychotherapie ist, dann ist es wieder in Ordnung, denn dann steht die Berufsbezeichnung Heilpraktiker an erster Stelle, und das ist korrekt.

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