Lange Zeit galt die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) als „Kinderkrankheit“, die sich irgendwann auswächst. Inzwischen weiß man, dass Erwachsene häufig noch davon betroffen sind. Und ADHS wird auch zunehmend nicht als Krankheit, sondern als Neurodiversität eingeordnet - als hirnfunktionale Besonderheit.
Leicht ablenkbar, ruhelos und ein bisschen chaotisch? Für manche Erwachsene sind solche kleinen Schwächen schon ein Hinweis auf eine mögliche Diagnose: ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung). Unaufmerksamkeit, schnelle Ablenkbarkeit, innere Unruhe, Getriebensein und Ungeduld sind typische Symptome dieser neuropsychiatrischen „Diagnose“.
Die meisten Erwachsenen mit ADHS haben gelernt, diese Besonderheiten zu kompensieren - oder sogar für sich zu nutzen. Denn auch das weiß man inzwischen: ADHS bietet offenbar nicht nur Nachteile, sondern kann durchaus auch Stärken mit sich bringen. Menschen mit ADHS gelten beispielsweise als geistig sehr flexibel, kreativ und hochfokussiert, wenn sie für etwas Begeisterung entwickeln. Wenn den ADHSler etwas neugierig macht (was wahrscheinlich in die Richtung der jeweiligen Begabung deutet), entwickelt er oft einen sogenannten „Hyperfokus“ und kann sich ganz intensiv und stundenlang mit einer Materie auseinandersetzen.
Politiker wie der Deutsche Christoph Lauer und Promis wie Benjamin von Stuckrad-Barre, Eckart Hirschhausen oder Paris Hilton machten ihre ADHS-Diagnose öffentlich. Der US-amerikanische Rapper und Hip-Hop-Produzent William James Adams beschrieb seine psychische Verfassung so: „Ich habe ADHS. Ich gebe es zu. Habt ihr auch von dem Streit zwischen dem Elefanten und dem Gorilla gehört? Sorry, das war mal wieder meine ADHS. Während ich versuche, mich auf etwas zu konzentrieren, habe ich all dieses Zeug gleichzeitig in meinem Kopf und ich kann die Dinge nicht langsamer angehen oder einfach aufhören. Aber das ist in Ordnung, weil ich damit zurechtkomme“.
Symptome und Diagnose von ADHS bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen steht meistens die Unaufmerksamkeit im Vordergrund (das wäre eine ADHS vom primär unaufmerksamen Typ), aber es gibt auch eine ADHS vom primär hyperaktiv/impulsiven Typ sowie Mischformen. Die Hyperaktivität kann sich z.B. über starken Bewegungsdrang, Nägelkauen, oder ständiges Wippen mit dem Fuß äußern. Ein weiteres charakteristisches Merkmal von ADHS ist eine eingeschränkte Impulskontrolle, die sich oft dadurch äußert, dass man ohne voriges Nachdenken handelt oder spricht.
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25 Prozent fürchten, ADHS zu haben. In einer US-amerikanischen Umfrage gab jede vierte Person (25 Prozent) an, den Verdacht zu haben, möglicherweise von ADHS betroffen zu sein. Vor allem unter jüngeren Erwachsenen ist diese Einschätzung verbreitet. Dabei schätzen Experten, dass dies nur bei 4,4 Prozent der Menschen im Alter von 18 bis 44 der Fall ist.
In Auftrag gegeben hatten die Befragung unter 1.000 Erwachsenen Wissenschaftler vom Wexner Medical Center und College of Medicine der Ohio State University. Was Experten für psychische Gesundheit jedoch beunruhigt, ist die Tatsache, dass nur 13 Prozent der Teilnehmenden an der Umfrage ihren Verdacht ihrem Arzt oder ihrer Ärztin mitgeteilt haben. Sie sind besorgt, dass auf falsche Selbstdiagnosen eine falsche Selbsttherapie folgt.
„Angstzustände, Depressionen und ADHS - all diese Dinge können sehr ähnlich aussehen. Aber die falsche Behandlung kann die Situation verschlimmern, anstatt die Person zu entlasten und ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern“, sagt Justin Barterian, Psychologe an der Ohio State University.
Die Zahlen sind sicher nicht ohne Weiteres auf Europa übertragbar. Aber auch hier könnten Selbsttests im Internet fehlerhafte Selbstdiagnosen befeuern, sofern sie anschließend nicht diagnostisch abgesichert werden. Die Diagnose ist mit einigem Aufwand verbunden und dafür sind ausführliche Gespräche mit den Ratsuchenden nötig. Dabei sollten möglichst auch Informationen aus der früheren Schulzeit berücksichtigt werden. Auch Gespräche mit den Eltern helfen, sich an auffälliges Verhalten in der Kindheit zu erinnern.
ADHS ist mittlerweile in aller Munde und kommt bei Kindern und Erwachsenen häufig vor, ist aber trotzdem unterdiagnostiziert. Menschen mit ADHS haben Schwierigkeiten, ihre Konzentration über längere Zeit auf eine Aufgabe zu richten. Sie sind leicht ablenkbar - sei es durch äußere Reize oder eigene Gedanken - und wirken auf andere häufig abwesend oder verträumt. Aufgaben werden oft aufgeschoben und erst im letzten Moment erledigt, was zu häufigen Flüchtigkeitsfehlern und Leistungseinbußen führen kann.
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Viele Betroffene haben Schwierigkeiten mit Organisation und Zeitgefühl: Sie sind unordentlich, vergessen Abmachungen oder erscheinen zu spät zu Terminen. Unterstützung durch Familie oder Freund:innen ist oft notwendig, um Alltagsaufgaben zu bewältigen. Diese wiederkehrenden Probleme werden von der Umwelt meist negativ wahrgenommen.
Die Hyperaktivität wird durch ein hoch energetisches Verhalten beschrieben, dem Bedürfnis bzw. dem Zwang, sich viel zu bewegen, und Zappeligkeit. Menschen mit ADHS reden oftmals mehr und sind mitunter lauter als andere. Des Weiteren leiden sie oft an Ruhelosigkeit und dem Gefühl, von einem Motor angetrieben zu sein. Betroffene können sich geistig und körperlich kaum entspannen, worunter sie oftmals sehr leiden.
Impulsivität bei ADHS zeigt sich darin, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, abzuwarten, bis sie an der Reihe sind, und häufig in Gespräche hineinplatzen oder andere unterbrechen. Zudem sind sie leicht frustrierbar und können mitunter an Wutattacken und Stimmungsschwankungen leiden.
ADHS wird in der Gesellschaft und auch von Fachpersonen häufig übersehen, da es noch immer stark mit kindlicher Hyperaktivität assoziiert wird. Weniger auffällige Formen, etwa bei Mädchen und Frauen oder Erwachsenen, bleiben oft unerkannt. Zudem können andere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände die ADHS-Symptomatik in den Hintergrund drängen und somit übersehbar machen. Viele Betroffene entwickeln kompensatorische Strategien, welche die Diagnose zusätzlich erschweren.
Menschen mit ADHS sind im Alltag somit häufig in ihrer Selbstorganisation, sozialen Interaktion und beruflichen Stabilität beeinträchtigt. Daraus folgt eine erhöhte Zahl an Jobwechseln, Partnerschaftskonflikten und Problemen bei der Alltagsbewältigung. Für Betroffene ist das Risiko, auch an weiteren psychischen Störungen wie Depression, Angst- oder Suchterkrankungen zu leiden, signifikant erhöht.
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Studien belegen eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit für höhere Bildungsabschlüsse, ein im Durchschnitt niedrigeres Einkommen, erhöhte Raten ungewollter Schwangerschaften sowie ein überdurchschnittliches Risiko für Trennungen und Scheidungen. Untersuchungen zeigen auch, dass Patient:innen mit ADHS erhöhte Sterblichkeitsraten und Suizidraten aufweisen und öfter mit dem Gesetz in Konflikt kommen.
ADHS ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Die Angaben dazu schwanken je nach angewandten Diagnosekriterien, Erhebungsmethoden und untersuchten Bevölkerungsgruppen zwischen 2,4 bis sieben Prozent. Im Vorschulalter liegen sie bei ca. 1,8 Prozent. Untersuchungen weisen darauf hin, dass ADHS kulturübergreifend mit ähnlicher Häufigkeit auftritt. So wird in einer Metastudie eine weltweite Prävalenzrate von 5,29 Prozent gefunden.
Die Pathomechanismen der ADHS sind nicht im Detail geklärt. Man geht von einer multifaktoriellen Genese aus, wobei genetische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen. Auf neurobiologischer Ebene wird die ADHS als ein heterogenes Störungsbild mit Dysfunktionen in Regelkreisen zwischen präfrontalem Kortex, parieto-occipitalem Kortex, Basalganglien und Vermis cerebelli auf dem Boden einer Neurotransmitterfunktionsstörung im dopaminergen System gesehen, wobei das noradrenerge und das serotonerge System ebenfalls betroffen sind.
Klinische Merkmale werden dann auch mit der Dysfunktion in den betroffenen Arealen in Verbindung gebracht: Unaufmerksamkeit, Antizipationsschwierigkeiten etc. (präfrontaler Kortex); Stimmungslabilität, Ängstlichkeit etc. (limbisches System); Hyperaktivität, Tics etc. (Basalganglien); Impulshaftigkeit (Vermis cerebelli).
Beginn der Symptomatik in der Kindheit (ICD-10: vor dem 6. Lebensjahr; DSM-5: vor dem 12. In Deutschland und Österreich wird zur Diagnosestellung von ADHS (noch) das ICD-10 der WHO verwendet. Das moderne DSM-5 der American Psychiatric Association ist mittlerweile etabliert, obwohl Änderungen für Diskussionen sorgten.
Komorbide Störungen sind häufig und betreffen zwei Drittel bis drei Viertel der Kinder mit der Primärdiagnose ADHS. Dabei stehen oppositionelle Störungen, Störungen des Sozialverhaltens und Suchtverhalten im Vordergrund. Relativ häufig werden auch Schlafstörungen, depressive Störungen, Angst- und Tic-Störungen sowie umschriebene Entwicklungsstörungen gesehen. Mehrfachdiagnosen kommen häufig vor.
Grundsätzlich ist ADHS eine klinische Diagnose, die fachärztlich, auf Basis von Psychopathologie und Anamnese, gestellt wird. Unterstützend und ergänzend werden dafür validierte diagnostische Instrumente, psychologische Befundung und funktionelle Diagnostik angewandt. Somatische Untersuchungen dienen lediglich der Differenzialdiagnostik.
Die Einbeziehung anderer Kinder und Jugendlicher, der Eltern, der Erzieher und Lehrer ist demnach eine wichtige diagnostische Maßnahme. Sie ist unverzichtbar, um die Kernsymptome der ADHS, assoziierte Störungen und deren Entwicklung und Auswirkungen in der Biografie sowie wichtige Differenzialdiagnosen zu erkennen.
Der klinische Untersuchungsbefund und Verhaltensbeobachtungen sind ebenfalls von wesentlicher Bedeutung für ein umfassendes Bild der Betroffenen. Aktuelle Psychopathologie sowie soziales Funktionieren im Einzel- und Gruppensetting können dabei beurteilt werden.
Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS
Bei der Behandlung von ADHS empfehlen Fachpersonen oft Psychotherapie oder Medikamente oder auch eine Kombination aus beiden. Im Rahmen dieser Programme lernen Patient:innen, mit ADHS umzugehen und erhalten konkrete Strategien zur Linderung ihrer Symptome.
Die Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter richtet sich nach der persönlichen Lebenssituation und den bestehenden Symptomen bzw. Problemen. Sie wird gemeinsam mit Ärztin/Arzt bzw. auch etwa Psychotherapeutin/Psychotherapeut besprochen und sollte gut für Betroffene annehmbar sein. Erwachsene suchen sich auch häufig eigene Bewältigungsstrategien, um mit ADHS umzugehen.
Medikamente aus der Gruppe der Stimulanzien (Methylphenidat, Amphetamin) sowie auch Nichtstimulanzien (Atomoxetin) sind hoch wirksam und erzeugen großteils wenig Nebenwirkungen, die in der Regel gut behandelbar sind. Die Medikamente stimulieren dopaminerge und noradrenerge Nervenverbindungen im Gehirn. Dadurch kommt es zu einer deutlich besseren Informationsübertragung zwischen Nervenzellen und Netzwerken, wodurch Betroffene sich besser konzentrieren können und ruhiger werden.
Es kann mitunter nötig sein, verschiedene Präparate auszuprobieren, denn diese können bei Betroffenen unterschiedlich wirken und werden nicht von allen gleich gut vertragen. Die Medikamente wirken gegen die Hauptsymptome von ADHS (Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Impulsivität). Es kommt dabei vor allem der Wirkstoff Methylphenidat zum Einsatz.
Wurde der Wirkstoff Lisdexamfetamin bereits im Jugendalter eingenommen, kann die Behandlung damit bei Bedarf auch im Erwachsenenalter fortgesetzt werden. Kommt es mit den genannten Medikamenten nicht zum Therapieerfolg, kann auch der Wirkstoff Atomoxetin verschrieben werden.
Vor Beginn der Therapie erfolgt eine genaue körperliche Untersuchung sowie ggf. eine Blutabnahme. Es erfolgen regelmäßig Kontrolluntersuchungen. Treten Nebenwirkungen auf, sollen Betroffene dies der Ärztin/dem Arzt mitteilen.
Dabei kommt Psychoedukation ein wichtiger Stellenwert zu. Zudem kommt auch klinisch-psychologische Behandlung zum Einsatz (z.B. Erinnerungshilfen einsetzen (z.B. Routinen festlegen (z.B. Gegenstände immer am gleichen Ort hinlegen, feste Abläufe in der Früh oder am Abend). Für jede/jeden Betroffenen kann es unterschiedliche Strategien geben, die hilfreich sind. Mit der Zeit, können diese herausfinden, was wirklich guttut.
Wurde die Diagnose ADHS bereits im Kindesalter gestellt, wird die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt gegebenenfalls die Patientin/den Patienten noch einige Zeit im jungen Erwachsenenalter begleiten und nach gegebener Zeit an eine Fachärztin/einen Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) überweisen. Diese übernehmen dann die weitere medizinische Betreuung. Auch eine bestehende Psychotherapie kann meist weitergeführt werden.
Wird die Verdachtsdiagnose mit 18 Jahren oder später geäußert, ist die erste Anlaufstelle eine Fachärztin/ein Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin). Diese/dieser leitet dann weitere diagnostische bzw.
Die Frage nach der „richtigen“ Therapie global zu beantworten, ist unmöglich. Außerdem hängt die Frage, welche Therapien für Erwachsene mit ADHS passen, u.a. davon, wo die größten Defizite bzw. Hier eine Auswahl an Therapiemöglichkeiten, die lt. Psychoedukation, d.h.
Im Rahmen der Psychotherapie empfehlen die Leitlinien die kognitive Verhaltenstherapie.
Aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen von ADHS erfordert das therapeutische so wie das diagnostische Vorgehen ein multimodales und multidisziplinäres Vorgehen. Das Behandlungssetting ist üblicherweise ein ambulantes.
Generell wird immer die Etablierung einer ADHS-Elternberatung (mit vielen psychoedukativen Elementen) und eine strukturierende Therapie mit dem Ziel des Erwerbs von Selbstkontrolle und Selbststrukturierung für die Betroffenen empfohlen. Diese Empfehlung gilt bei leichter bis milder Ausprägung der Symptomatik, leichten bis mittleren Einschränkungen und (noch) belastbarem Umfeld (Eltern, Schule).
Die Wirksamkeit der Therapie wird sich innerhalb von einigen Wochen und Monaten zeigen. Bei unzureichendem Ergebnis, bei mittlerer bis schwerer Symptomatik mit massiven Einschränkungen und hochbelasteten Systemen wird dann eine zusätzliche medikamentöse Therapie etabliert. Eine Wirksamkeit zeigt sich dann innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen.
Bei der psychotherapeutischen Behandlung von ADHS stehen v.a. strukturierende, symptomorientierte psychotherapeutische Ansätze im Vordergrund. Diese Therapiemethoden (Verhaltenstherapien etc.) sind am besten evaluiert und haben sich auch in der Praxis bewährt. Dabei wird einerseits patientenzentriert, andererseits elternbzw. familienzentriert gearbeitet. Im besten Fall wird auch das schulische Umfeld einbezogen.
Der Entscheidung für eine Pharmakotherapie der ADHS sollen mehrere Entscheidungskriterien zugrunde gelegt werden: Intensität der Störung, Akuität der Situation, Beeinträchtigung von Patient und Umfeld, Alter des Kindes/ Jugendlichen (für Vorschulalterkinder sind derzeit keine ADHS-Medikamente zugelassen), Verfügbarkeit der Pharmakotherapie, psychosoziales Umfeld und Compliance.
Bei den in Österreich zur Behandlung der ADHS zugelassenen Medikamenten handelt es sich um diverse Präparate aus der Gruppe der Stimulanzien (Amphetamin, Methylphenitat, Lisdexamphetamin), einen Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer (Atomoxetin) und ein zentral wirksames Sympathotonikum (Guanfacin).
Die Wirksamkeit von Stimulanzien fußt auf der Katecholamin-Hypothese, die von einer Verminderung von Noradrenalin und Dopamin im synaptischen Spalt ausgeht, wobei auch das serotonerge System mitbetroffen sein dürfte. Für den Einsatz von Stimulanzien sprechen die lange Erfahrung mit diesen Medikamenten, die große Anzahl von mehr als 300 Studien und die gute Wirksamkeit. Etwa 80 Prozent der mit Stimulanzien behandelten Patienten sind Responder. Stimulanzien gelten als Standardtherapie der ADHS.
Als nicht medikamentöse Therapie zeigt das allerdings aufwendige „Neurofeedback“ in einigen kleinen Studien erste positive Ergebnisse, die Effektivität muss aber erst bestätigt werden. Als eine sinnvolle Nahrungsergänzung zur Verbesserung der Hirnleistung scheinen sich ungesättigte Fettsäuren zu erweisen. Sie sollen „neuroprotektiv“ in den Nervenzellmembranen wirken.
ADHS in Beziehungen
Eine Freundschaft zu oder Beziehung mit einem ADHS-Partner oder zwischen zwei Personen mit ADHS wird nie langweilig; der Weg zum Glück bzw.
Vergesslichkeit, Ablenkbarkeit, mangelndes Zeitgefühl: Vereinbarungen werden daher oft nicht oder sehr verspätet eingehalten, Versprechen nicht gehalten. Desorganisation: Jeder Sonntagsauflug, jede geplante Unternehmung kann zum Drama werden, weil der Partner oder Freund nicht in die Gänge kommt, mit hoher Wahrscheinlichkeit dringend Benötigtes nicht einpackt und möglicherweise ganz plötzlich woanders hin will. Auch im (gemeinsamen) Haushalt läuft es selten nach Plan. Die besser organisierte Person in der Beziehung muss da ständig hinterher sein.
Emotionale Überreaktion: Kritik, auch durchaus berechtigte, wird schnell als Angriff verstanden und wütend zurückgewiesen. Auf der positiven Seite sind aber Kreativität, Charme und Improvisationstalent anzumerken. Wenn das Organisatorische mal geklärt ist, wird die gemeinsame Zeit bunt und abwechslungsreich.
Unbedingt nötig: Beide Partner müssen Kenntnisse über ADHS erwerben, sei es durch Bücher, durch Kurse oder durch seriöse Anbieter im Internet und in den Sozialen Medien. Dem ADHS-Partner verhilft das zu mehr Selbsterkenntnis und ermöglicht das Erlernen von Strategien für ein gedeihlicheres Zusammenleben. Dem nicht betroffenen Partner hilft das neue Wissen, die Eigenheiten von ADHS nicht persönlich zu nehmen. Gemeinsam kann man dann Abmachungen treffen und ggf. auch Aufgaben neu verteilen. Für die Umsetzung gibt es viele hilfreiche Vorschläge im Netz, z.B.
Ein häufiger Fehler ist, dass der nicht betroffene Partner quasi in eine Elternrolle rutscht und ständig mahnt und schimpft. Das ist nicht hilfreich und für der Partner kränkend. Er/sie will ja, ist oft hoch motiviert, aber schafft die Umsetzung nicht. Deshalb ist Kenntnis des Störungsbilds so wichtig. Dann lernen Beide mit der Zeit, den richtigen Ton zu treffen, in dem sogar Kritik akzeptabel wird.
Personen mit ADHS sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass die ADHS nicht nur belastende Faktoren mit sich bringt, sondern Betroffene i.d.R. auch über eine ganze Reihe positiver Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen. Das Syndrom ist eine "ganz besondere Art zu sein", sagt eine Expertin. Bei AD(H)S kann das Gehirn die einstürmenden Reize nicht filtern. Es fällt schwer zu priorisieren und unwichtige Dinge auszublenden. Das kann positiv sein, weil man viel mehr mitbekommt.
Konzentrationsprobleme, schlechtes Zeitmanagement, unendlicher Bewegungsdrang, unüberlegtes Handeln. Aber auch tiefe Konzentration und ein enormes kreatives Potenzial. All das sind Eigenschaften von Menschen mit AD(H)S.
Die Kernsymptome von ADHS sind sehr gut behandelbar. In etwa zwei Drittel der Fälle bestehen Symptome und Einschränkungen - und somit Behandlungsbedürftigkeit - bis ins Erwachsenenalter.