Viele Menschen sehnen sich nach einer festen Partnerschaft. Doch wenn sie eine Beziehung eingehen, wird diese oft nach wenigen Monaten beendet. Schnell wird der Stempel „beziehungsunfähig“ aufgedrückt.
Was bedeutet Beziehungsunfähigkeit?
Als beziehungsunfähig wird eine Person meist dann eingestuft, wenn sie sich seit langer Zeit eine Partnerschaft wünscht, jedoch nicht in der Lage ist, langfristige intensive Bindungen einzugehen. Emotionale und körperliche Nähe zuzulassen und sich einem Menschen tiefgreifend zu öffnen, fällt so schwer, dass die Person selbst zunehmend darunter leidet.
Statt einer generellen Unfähigkeit für eine Beziehung steckt hinter den missglückten Partnerschaften bei einigen Menschen jedoch vielmehr eine ernstzunehmende Bindungsangst. Beide Bezeichnungen werden oft synonym verwendet, jedoch ist letztere Bindungsstörung tatsächlich als psychische Krankheit klassifiziert.
Ursachen für Beziehungsunfähigkeit
Viele Auslöser von Beziehungsunfähigen liegen in deren Kindheit begründet. Insbesondere eine Beziehung zu den Eltern, die viele Unsicherheiten beinhaltete, von Streit geprägt oder wenig liebevoll war, kann zur Angst vor der Liebe und zu ernsthaften psychischen Schieflage führen.
Weitere Ursachen können sein:
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- Nach dem Prinzip der Selbstoptimierung haben viele Menschen ideale Beziehungen vor Augen und stellen sich den perfekten Partner an ihrer Seite vor.
- Menschen, die in einer früheren Partnerschaft stark verletzt wurden - etwa durch einen Seitensprung - nehmen diese Prägung oft in neue Beziehungen mit.
- Beziehungsunfähige Menschen leiden teilweise unter einer so starken Verlustangst, dass sich daraus auch die Angst entwickelt, einen Partner zu finden. Denn je stärker sie sich auf einen Menschen einlassen, desto schmerzhafter würde am Ende der Verlust dieses Menschen ausfallen.
- Narzissten sind sehr ich-fixierte Menschen, die nur schwer eine andere Person in ihren Kosmos aufnehmen können. Sie können wenig Empathie empfinden und sind stark damit beschäftigt, anderen zu imponieren. Für sie ist es entscheidend, immer an erster Stelle zu stehen, sodass Partner mit der Zeit durchaus als Bedrohung wahrgenommen werden können.
- Im Gegenzug zum vorigen Merkmal wirkt auch zu wenig Selbstachtung Bindungen entgegen.
- In der heutigen Zeit existieren verschiedenste Beziehungsmodelle, denn nicht alle Menschen fühlen sich in monogamen Beziehungen wohl. Allerdings ist diese Form der Liebe gesellschaftlich am stärksten anerkannt, wodurch ein sozialer Druck auf Menschen in anderen Beziehungsformen entstehen kann. Insbesondere offene Beziehungen rufen im Bekannten- oder Familienkreis auch heute noch Unverständnis hervor. Um dieses zu umgehen, versuchen manche Menschen, sich den klassischen Konventionen zu beugen und „öffentlich anerkannte“ Beziehungen zu führen.
Tipps zur Überwindung von Beziehungsunfähigkeit
Wenn du das Gefühl hast, selbst beziehungsunfähig zu sein, bedeutet dies nicht, dass du niemals eine erfüllte Partnerschaft führen wirst. Denn wie viele in uns verankerte Eigenschaften lässt sich auch Beziehungsunfähigkeit überwinden.
Hier sind einige Tipps, die dir dabei helfen können:
- Werde dir zunächst selbst klar darüber, was deiner vermeintlichen beziehungsunfähigen Veranlagung zugrunde liegt, indem du dein Verhalten hinterfragst und vorangegangene Partnerschaften reflektierst.
- Such dir positive Inspiration: In deinem Freundes- oder Familienkreis gibt es glückliche Beziehungen, wie du sie dir wünschst?
- Gönn dir einen Tag für dich allein: Du bist in einer Partnerschaft und fühlst dich plötzlich viel zu eingeengt? Nimm dir etwas Zeit für dich.
- Beziehe deinen Partner mit ein: Nur wenn dein Partner um deine Bindungsschwierigkeiten weiß, kann er dich mit Geduld und Verständnis unterstützen.
- Setze dich bewusst mit dir selbst auseinander: Die eigene Psyche zu ergründen ist durchaus herausfordernd, aber das Wissen um die eigenen Probleme ist der einzige Weg, um diese aufzulösen.
- Führ dir vor Augen, dass du nicht beziehungsunfähig bist: Auch wenn du bisher wenig Glück mit Beziehungen hattest, heißt das nicht automatisch, dass du beziehungsunfähig bist. Machen dir stattdessen lieber bewusst, was dich zu einem guten Partner oder einer guten Partnerin macht und dass es beim nächsten Mal funktionieren kann.
- Entwickle ein starkes Selbstwertgefühl: Die Stärkung des eigenen Selbstwertes gelingt sicher nicht über Nacht, dennoch solltest du dir deines eigenen Wertes bewusst sein, um eine liebevolle Partnerschaft auf Augenhöhe führen zu können.
- Hol dir in einer Therapie professionelle Hilfe: Paartherapeuten kennen sich bestens mit Beziehungsunfähigkeit aus und können dich professionell dabei unterstützen, dich für Partnerschaften zu öffnen und wieder Nähe zuzulassen.
Online-Partnersuche: Tipps für den Erfolg
Der Psychologe Guido F. Gebauer hat über einen Zeitraum von 17 Jahren umfangreiche Daten zur Online-Partnersuche auf der Plattform Gleichklang analysiert. Ein bedeutender Irrtum, den Gebauer herausstellt, ist die weitverbreitete Annahme „viel hilft viel“.
Trotz der schier endlosen Anzahl von Dating-Apps und Kontakt-Optionen haben tatsächlich viele Singles Schwierigkeiten, eine passende Beziehung zu finden, da sie glauben, aus einer Vielzahl von Kontakten auswählen zu können. Dies führt oft zu Oberflächlichkeit und geringer Bindungsbereitschaft. Die Entscheidungs-Blockade entsteht, weil die vielen und ständigen Kontakt-Optionen die Hoffnung nähren, dass noch ein besserer Kontakt entstehen werde.
Die zentrale Leitlinie für erfolgreiches Online-Dating lautet: „Partnersuche ist kein Vergleichsprozess zwischen verschiedenen Personen, sondern das Einlassen auf eine einzelne Person. Nach den Auswertungen von Gebauer dauert die Online-Partnersuche im Durchschnitt zwei Jahre. Es gebe aber auch viele Partnersuchende, die länger brauchten, um ihr Beziehungs-Glück zu finden.
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15 Grundregeln für ein erfolgreiches Online-Dating nach Gebauer:
- Auf einzelne Person einlassen: Die Partnersuche sollte nicht als Auswahlprozess aus vielen Profilen verstanden werden. Lassen sie sich ganz auf eine Person ein, um eine emotionale Resonanz zu ermöglichen.
- Authentizität ist Trumpf: Stellen sie sich mit vollständiger Authentizität dar. Ihr Dating-Profil sollte nicht wie eine Bewerbung wirken.
- Ausführlicher Text ist hilfreich: Nutzen sie den freien Text in ihrem Profil, um sich ausführlich vorzustellen. Hier können sie ihre Persönlichkeit, Lebensprinzipien, Lebensstil und Vorstellungen von Beziehungen umfassend darlegen.
- Foto hat begrenzten Informationswert: Bedenken sie, dass ein Foto nur begrenzte Informationen liefert.
- Weitere Entfernungen sind kein Hindernis: Glauben sie an die Liebe und seien sie offen für Beziehungen, die geografische Entfernungen überbrücken.
- Ignorieren oberflächlicher Merkmale: Konzentrieren sie sich auf die Übereinstimmung in Werthaltungen, Lebenszielen und Beziehungsvorstellungen.
- Ausräumen von Komplikationen: Komplikationen in der Anfangsphase des Kennenlernens sind üblich und sagen nichts über die Erfolgsaussichten einer Beziehung aus.
- Zweite Chance geben: Verabreden sie sich erneut, auch wenn es beim ersten Treffen nicht sofort funkt.
- Irritationen beim Beziehungsaufbau gemeinsam bewältigen: Gehen sie gelassen mit Irritationen am Anfang der Beziehung um.
- Schnelles Treffen: Treffen sie sich möglichst bald außerhalb des Internets mit ihren Online-Kontakten.
- Keine Wiederholung alter Fehler: Reflektieren sie die Gründe für das Scheitern früherer Beziehungen.
- Reflexion der eigenen Wünsche: Nutzen sie die Erfahrungen aus früheren Beziehungen, um ihre eigenen Bedürfnisse und Möglichkeiten zu reflektieren. Suchen sie nach Menschen, die zu ihren Bedürfnissen passen.
- Kein Zwang zur Beziehung: Zwingen sie sich nicht zu einer Beziehung, wenn sie sich nicht fest binden möchten.
- Sinnerfüllter Alltag als Single: Bauen sie sich bereits als Single ein glückliches Leben auf und warten sie nicht auf eine Partnerschaft, um glücklich zu sein.
Diese Grundregeln sollen dazu beitragen, dass die Online-Partnersuche effektiver wird und eine bessere Partnerwahl getroffen wird.
Partnerschaft und psychische Erkrankung
Psychische Erkrankungen sind auf dem Weg zur dringendsten Gesundheitskrise des 21. Jahrhunderts. Immer mehr Menschen, ob jung oder alt, werden mit Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen, ADHS und Sucht diagnostiziert.
Wenn Sie in einer Beziehung mit jemandem sind, der mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen hat, haben Sie und Ihr Partner vielleicht manchmal Schwierigkeiten, damit umzugehen. Obwohl die Aufrechterhaltung einer glücklichen und gesunden Beziehung trotz ernsthafter psychischer Probleme eine Herausforderung sein kann, kann dies durchaus erfolgreich sein.
Tipps zur Unterstützung des Partners
- Informieren Sie sich: Es gibt viele schädliche Missverständnisse in Bezug auf psychische Erkrankungen. Anstatt sich auf Hörensagen und Forenbeiträge im Internet zu verlassen, suchen Sie mit Ihrem Partner einen Arzt auf und stellen Sie diesem die wichtigsten Fragen zur gegebenen Diagnose und zu möglichen Behandlungsmöglichkeiten.
- Seien Sie geduldig und verständnisvoll, aber nicht nachgiebig: Ob Ihr Partner gerade erst eine Diagnose erhalten hat oder eine schwierige Zeit mit einem chronischen psychischen Gesundheitszustand hat, er fühlt sich wahrscheinlich von schwierigen Emotionen überwältigt. Seien Sie unterstützend, geduldig und verständnisvoll, aber auch ermutigend.
- Werden Sie nicht zu einem Therapeuten: Obwohl Sie sich über den Gesundheitszustand Ihres Partners informieren sollten und so unterstützend und ermutigend wie möglich sein sollten, ist es wichtig, auch gesunde Grenzen zu setzen. Es ist nicht Ihre Aufgabe, Ihren Partner zu "retten"!
- Suchen Sie nach Einzel- und Paartherapie: Therapie ist ein sehr wertvolles Instrument, um den von psychischen Erkrankungen Betroffenen dabei zu helfen, zu lernen, wie sie kommunizieren und ihre Gefühle verarbeiten können.
- Passen Sie auf sich selbst auf: Selbstfürsorge ist eine Notwendigkeit für uns alle. Wenn Sie einen psychisch kranken Partner unterstützen, ist es doppelt wichtig, sich um sich selbst zu kümmern.
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Ihr Partner nicht durch seine psychischen Probleme definiert ist. Anstatt ein bestimmtes Verhalten als faul oder vermeidend zu betrachten, versuchen Sie zum Beispiel, mit der Tatsache zu sympathisieren, dass Ihr geliebter Mensch durch Angst erstarrt oder durch eine besonders depressive Phase gelähmt sein kann.
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