Bipolare Störung: Definition, Symptome und Behandlung

Als manisch-depressive Krankheit ist die Bipolare Störung im Volksmund bekannt. Jeder Mensch kennt Stimmungsschwankungen. Eine bipolare Erkrankung liegt dann vor, wenn diese Schwankungen den Betroffenen so beeinträchtigen, dass die Lebensqualität vermindert oder ein geregeltes Leben nur mehr schwer möglich ist.

Was ist eine Bipolare Störung?

Eine Bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung. Bei dieser schwankt die Stimmung zwischen zwei entgegengesetzten Extremen. Bei dieser schwankt die Stimmung zwischen zwei entgegengesetzten Extremen. Bei bipolarer Störung gibt es kein einheitliches Krankheitsbild. Die bipolare Störung zeigt sich in zwei Hauptepisoden: Depression und Manie. Die einzelnen Episoden können mehrere Tage bis hin zu mehreren Monaten andauern. Zwischen den Episoden können mehrere Monate aber auch Jahre liegen. In dieser Zeit leben die Personen ohne Beschwerden, das heißt, ihre Stimmung bleibt stabil. Auch die Anzahl der Episoden ist von Person zu Person unterschiedlich.

Symptome der Bipolaren Störung

Eine Bipolare Störung ist gekennzeichnet durch manische sowie depressive Episoden. Bei diesen wechseln die Stimmungen zwischen „himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“. In extremen Hochphasen (Manie) sind Menschen mit einer Bipolaren Störung unter anderem überschwänglich, extrem aktiv, reizbar, sprunghaft und unruhig. Diese Hochphasen wechseln sich mit extremen Tiefphasen ab (Depression). In diesen fühlen sich Betroffene unter anderem sehr niedergeschlagen, antriebslos und ihr Selbstwertgefühl nimmt stark ab. Die depressiven Phasen überwiegen gewöhnlich. Es gibt auch Mischformen, bei denen depressive und manische Symptome gleichzeitig auftreten. Zudem kann es vorkommen, dass die Manie nicht so stark ausgeprägt ist. Man spricht dann von Hypomanie.

Manische Episode

Die Manie ist gekennzeichnet durch einen geringen Bedarf an Schlaf und Ruhe, gesteigerte Energie, euphorische Stimmung und ein erhöhtes Risikoverhalten. Personen in einer manischen Episode fühlen sich oft euphorisch, kämpferisch und voller Energie, können aber auch gereizt sein. Sie sind äußerst kontaktfreudig, haben ein gesteigertes Selbstwertgefühl und sind sehr aktiv in sozialen und beruflichen Bereichen. Hinzu kommen ein großer Appetit sowie ein übermäßiger Konsum von Alkohol und hohes sexuelles Verlangen. Die innere Getriebenheit wird von der Person selbst als unangenehm wahrgenommen. Die Schlaflosigkeit sowie der Mangel an Ruhe sind für die betroffene Person belastend.

Depressive Episode

In der depressiven Episode hingegen fühlen sich die Betroffenen energielos, hoffnungslos und antriebslos. Selbst alltägliche Aktivitäten können zur Herausforderung werden, und das Leben erscheint oft sinnlos und aussichtslos. Betroffene haben zusätzlich Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen und wachen nachts oft verschwitzt und ängstlich auf.

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Ursachen und Risikofaktoren

Wie es zu Bipolaren Störungen kommt, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. In der Fachwelt wird angenommen, dass mehrere Faktoren dabei eine Rolle spielen. Weiters dürften Umwelteinflüsse und Eigenschaften der Persönlichkeit eine Rolle spielen. Risikofaktoren für eine Depression - ob alleine oder als Episode im Rahmen einer Bipolaren Erkrankung.

Obwohl bipolare Störungen nicht direkt vererbt werden, zeigen Studien, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt, da es innerhalb von Familien mehrere Betroffene geben kann. Diese Veranlagung alleine führt jedoch nicht zum Ausbruch einer bipolaren Störung.

Diagnose

Beim Verdacht einer Bipolaren Störung sollte man eine Fachärztin oder einen Facharzt für eine Abklärung aufsuchen. Die Ärztin/der Arzt erhebt eine ausführliche Krankengeschichte (Anamnese). Es erfolgt eine allgemeine körperliche sowie neurologische Untersuchung. Gegebenenfalls sind eine Erhebung von Laborbefunden bzw. weitere Untersuchungen zur Abklärung der Beschwerden (z.B. Von der Bipolaren Störung abzugrenzen sind eine alleinige Depression sowie die Zyklothymie.

Je nachdem welche Symptome vorherrschen, wird die Bipolare Störung in Zusammenschau ihrer Episoden diagnostiziert - z.B. Die Symptome sind jenen der hypomanischen Episode sehr ähnlich. Sie sind allerdings stärker ausgeprägt. Dies führt unter anderem auch zu sozialen Schwierigkeiten sowie Problemen im Arbeitsleben und in Beziehungen. Es fällt zunehmend schwer, die Folgen des eigenen Verhaltens einzuschätzen, bis dies schließlich nicht mehr möglich ist. Das kann auch zu gefährlichen Situationen führen.

Behandlung

Die Behandlung umfasst oft eine Kombination aus medikamentöser Therapie mit Stimmungsstabilisatoren und ist immer abhängig vom aktuellen Status der Episode. Betroffene Personen und ihr soziales Umfeld müssen wissen, dass die Behandlung oft lebenslang fortgesetzt werden muss.

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Bei der Akutbehandlung steht die Linderung der Symptome im Vordergrund. Ziel der meist anschließenden sogenannten Phasenprophylaxe ist die Reduktion bzw. Vermeidung von weiteren Episoden.

Die Akuttherapie erfolgt meist in einem Krankenhaus, ggf. auch in einer Tagesklinik. Je nach Episode kommen Medikamente zum Einsatz sowie begleitende Therapien (z.B. Psychotherapie). Die Therapieziele sollten gemeinsam von Patientin/Patient und Ärztin/Arzt festgelegt werden. Es finden engmaschige Kontrollen bei der Fachärztin/dem Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) statt, um die aktuellen Ziele der Behandlung zu besprechen, den Verlauf zu kontrollieren und ggf. auch Behandlungsalternativen anzubieten.

Medikamentöse Therapie

Welche Medikamente kommen zum Einsatz? Welches Medikament bei einer Bipolaren Störung verschrieben wird, hängt vom jeweiligen Verlauf der Erkrankung ab. Vor einer medikamentösen Therapie sollten Laborwerte erhoben werden, die für die Verlaufsbeobachtung wichtig sind.

  • Stimmungsstabilisierer (auch Phasenprophylaktika genannt): Dazu zählen etwa Lithium sowie die Antiepileptika Carbamazepin, Valproinsäure, Lamotrigin etc. und Antipsychotika.
  • Antidepressiva: Diese sollen bei einer Bipolaren Störung nur in Zusammenhang mit Stimmungsstabilisierern und nicht in einer gemischten Episode zur Anwendung kommen.

Die Ärztin/der Arzt bespricht mit Ihnen die Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen bzw. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Die Einnahme von Medikamenten sollte immer mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt abgestimmt werden. Halten Sie sich an den verordneten Therapieplan - auch wenn eine längere Behandlung erforderlich ist. Damit können Sie Ihre Genesung maßgeblich unterstützen und Rückfällen vorbeugen.

Psychotherapie

Wie kann Psychotherapie helfen? Psychotherapie ergänzt und unterstützt die medikamentöse Behandlung bei Bipolaren Störungen. Die Therapieziele werden gemeinsam mit der Patientin/dem Patienten festgelegt. Zum Beispiel: Symptome zu verstehen und zu mildern, die Lebensqualität zu steigern und Rückfälle zu verhindern. Im Mittelpunkt stehen die therapeutische Beziehung, der Austausch und das Gespräch zwischen der Psychotherapeutin/dem Psychotherapeuten und der Patientin/dem Patienten über Gedanken, Gefühle, Beschwerden, Probleme im Alltag oder etwa die bisherige Lebensgeschichte. Diverse Übungen - je nach psychotherapeutischer Methode - können diesen Austausch unterstützen bzw. festigen. Auch soziale Kompetenzen können dabei erweitert werden.

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Die sogenannte Psychoedukation ist ein wichtiger Baustein der Behandlung. Bei dieser soll das Verständnis für die Störung gefördert und der Bezug zum Alltag erläutert werden. Betroffene können so unter anderem auch lernen, ihr Verhalten, Fühlen und Denken besser zu verstehen und zu beobachten sowie bei nahenden Episoden so gut wie möglich gegenzusteuern. Es wird dabei unter anderem besprochen welche Warnzeichen früh erkannt werden könnten, welche Lebensstilfaktoren hilfreich oder hindernd sein können und wie man mit Rückschlägen oder Stimmungsschwankungen umgehen kann.

Weitere Therapiemöglichkeiten

  • Lichttherapie: Bei einer depressiven Episode - vor allem mit deutlicher Wiederkehr in den Wintermonaten - kommt diese Methode zum Einsatz.
  • Wachtherapie: Diese Behandlungsform eignet sich ebenso für depressive Episoden.
  • Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der EKT (früher auch Elektrokrampftherapie genannt) wird ein generalisierter Krampfanfall künstlich durch elektrische Erregung des Gehirns erzeugt.
  • Sport/Bewegungstherapie: Sportliche Aktivität bzw. Bewegung wirkt sich positiv auf die psychische Befindlichkeit aus.
  • Entspannungsmethoden: Durch das Erlernen und Ausüben von Entspannungstechniken unter professioneller Anleitung wird gelernt, mit Belastungen besser umzugehen und zur Ruhe zu kommen (z.B. Progressive Muskelentspannung nach Jacobson).
  • Ergotherapie: Mittels Ergotherapie soll es Betroffenen möglich gemacht werden, wieder mehr am Leben teilzunehmen.

Verlauf einer Bipolaren Störung

Die Dauer der Krankheitsepisoden bei einer Bipolaren Störung kann zwischen einigen Tagen, mehreren Monaten und in sehr seltenen Fällen einige Jahre betragen. Durchschnittlich dauert eine Krankheitsepisode unbehandelt zwischen vier und zwölf Monaten. Manische, depressive oder gemischte Phasen können dabei auch ineinander übergehen. Zwischen einzelnen Episoden können mehrere Monate oder Jahre liegen - im Durchschnitt zwei bis drei Jahre. In diesen kann die Patientin/der Patient beschwerdefrei sein oder zumindest eine stabile Stimmung aufweisen. Die Anzahl der Episoden kann sehr stark schwanken. Während manche Menschen ein oder zwei Episoden in ihrem Leben haben, erkranken andere deutlich häufiger. Im Durchschnitt kommt es bei Menschen mit Bipolaren Störungen zu etwas vier Episoden innerhalb der ersten zehn Jahre der Erkrankung. Je nach Art und Häufigkeit der Episoden richtet sich auch die Behandlung danach.

Frühwarnzeichen

Auf mögliche Warnsignale zu achten und die Selbstwahrnehmung zu schulen, kann Betroffenen und Angehörigen helfen, Krankheitsepisoden früh zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern bzw. zu helfen.

Einbeziehung von Angehörigen

Können Angehörige in die Therapie miteinbezogen werden? Eine Miteinbeziehung von nahen Angehörigen in die Therapie von Betroffenen mit Bipolarer Störung ist meist hilfreich. Voraussetzung dafür ist, dass die Patientin/der Patient damit einverstanden ist. Besonders bewährt hat sich ein trialogischer Zugang. Der „Trialog“ bezeichnet gemeinsame Gespräche zwischen Betroffenen, Angehörigen und professionellen Helferinnen/Helfern auf Augenhöhe. Dies ermöglicht es auch, besser an einem Strang zu ziehen, um die mit der Patientin/dem Patienten vereinbarten Therapieziele zu erreichen. Auch Selbsthilfegruppen für Angehörige bieten Möglichkeiten zum Austausch und zur Hilfe.

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