Die Diagnostik von psychischen Erkrankungen, insbesondere der Schizophrenie, stützt sich auf verschiedene Instrumente, darunter Fragebögen. Diese dienen dazu, bestimmte Aspekte des Verhaltens, Erlebens und der kognitiven Funktionen zu erfassen. Im Folgenden werden einige dieser Verfahren vorgestellt:
Verfahren zur Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten und emotionalen Problemen
BASC-3
Das Behavior Assessment System for Children, Third Edition (BASC-3) ist ein multimodales und multidimensionales System zur Erfassung des Verhaltens und Erlebens von Kindern und Jugendlichen im Alter von 3;0 bis 17;11 Jahren. Eltern- und Lehrerfragebögen sowie Selbstbeurteilungen bieten aus unterschiedlichen Perspektiven einen Einblick in das adaptive und maladaptive Verhalten der Kinder und Jugendlichen in bestimmten Kontexten und liefern, insbesondere in Kombination, umfassende Informationen über die Probleme eines Heranwachsenden, aber auch über persönliche Stärken und mögliche Interventionsansätze.
CBCL/6-18R, TRF 6-18R und YSR/11-18R
Die Child Behavior Checklist (CBCL/6-18R) dient der Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten, emotionalen Auffälligkeiten, somatischen Beschwerden sowie sozialen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen im Schulalter aus Sicht der Eltern, die TRF/6-18R aus Sicht der Lehrer und die YSR 11-18R aus sich des Jugendlichen selbst. Bei der Auswertung aller zwei Fragebogenversionen werden acht Problemskalen gebildet (Ängstlich/depressiv, Rückzüglich/depressiv, Körperliche Beschwerden, Soziale Probleme, Denk-, (Schlaf-) und repetitive Probleme, Aufmerksamkeitsprobleme, Regelverletzendes Verhalten und Aggressives Verhalten) sowie drei übergeordnete Skalen berechnet (Gesamtauffälligkeit, Internale Probleme, Externale Probleme).
CBCL/11/2-5
Die deutschen Formen der Child Behavior Checklist für Klein- und Vorschulkinder dienen der Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten, emotionalen Auffälligkeiten und somatischen Beschwerden. Sowohl CBCL/1½-5 als auch C-TRF/1½-5 umfassen jeweils 100 Items. Bei der Auswertung beider Fragebogenversionen werden folgende Problemskalen erster Ordnung gebildet: Emotionale Reaktivität, Ängstlich/depressiv, Körperliche Beschwerden, Sozialer Rückzug, Aufmerksamkeitsprobleme und Aggressives Verhalten. Ausschließlich in der CBCL/1½-5 wird darüber hinaus die Skala Schlafprobleme berechnet. In beiden Versionen werden drei übergeordnete Skalen bestimmt (Gesamtauffälligkeit, Internale Probleme, Externale Probleme). Weiterhin können jeweils fünf DSM-orientierte Skalen berechnet werden (Depressive Symptome, Angstsymptome, Autismus-Spektrum-Symptome, Unaufmerksamkeit-Hyperaktivitätssymptome, Oppositionelle Verhaltenssymptome).
Instrumente zur Erfassung spezifischer psychischer Symptome
BDI II
Das BDI II erfasst das Ausmaß einer depressiven Symptomatik. Das Selbstbeurteilungsinstrument BDI-II dient hauptsächlich der differential diagnostischen Überprüfung und hat sich im klinischen und forschenden Bereich als Standardverfahren etabliert. Bei Primärdiagnosen in der Klinischen Neuropsychologie, wie bspw. Schizophrenie, Panik- oder Zwangsstörung ist es für den Behandlungsverlauf entscheidend, depressive Anteile zu erkennen.
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BAI
Das BAI erfasst das Ausmaß von klinischer Angst. Dieses Selbstbeurteilungsinstrument ist für die Differentialdiagnostik von Angststörungen und subklinischer Angst bzw. für die Abgrenzung zur depressiven Symptomatik einsetzbar. Es liefert relevante Informationen für die Beurteilung von Therapieindikation und -verlauf.
BOSS I + II
Die Burnout-Screening-Skalen (BOSS) sind Selbstbeurteilungsverfahren, die bei Personen mit Verdacht auf das Vorliegen einer Burnout-Problematik eingesetzt werden. Die Fragebögen BOSS I und BOSS II beinhalten jeweils 30 Items und dienen der Erfassung von psychischen, physischen und psychosozialen Beschwerden, wie sie typischerweise im Rahmen eines Burnout-Syndroms auftreten. BOSS I beinhaltet vier Skalen, mit denen Beschwerden in den Lebensbereichen Beruf, Eigene Person, Familie und Freunde über einen Beurteilungszeitraum von drei Wochen erfasst werden. BOSS II besteht aus drei Skalen (Körperliche, Kognitive und Emotionale Beschwerden) und umfasst einen Beurteilungszeitraum von sieben Tagen.
Verfahren zur Beurteilung von kognitiven Fähigkeiten und Interessen
APM
Die Advanced Progressive Matrices (APM) liefern eine sprachfreie Beurteilung des allgemeinen intellektuellen Niveaus bei Erwachsenen. Die Aufgaben bestehen aus geometrischen Figuren bzw. Mustern, in denen ein Element ausgelassen wurde. Aus acht Antwortalternativen ist von den Probanden diejenige zu wählen, die das Muster korrekt ergänzt.
AISTR
Der Allgemeine Interessen-Struktur-Test erfasst schulisch-berufliche Interessen ab dem 12. Lebensjahr. Der Test stützt sich auf der Theorie von Holland (1985) und gibt die Ausprägungen der Interessen im praktisch-technischen (R), intellektuell-forschenden (I), künstlerisch-sprachlichen (A), sozialen (S), unternehmerischen (E) sowie konventionellen (C) Bereich an. Mithilfe des daraus ermittelten Interessentypus werden Berufsvorschläge und Interpretationshilfen angeboten.
BIT II (Berufsinteressentest II)
Der BIT II erlaubt, berufliche Interessen einzuschätzen, berücksichtigt dabei jedoch nicht musische, Bildungs- oder Freizeit-Interessen. Der BIT II liegt in zwei Parallelformen des forced choice-Verfahrens und zusätzlich in zwei Parallelformen des free choice-Verfahrens vor. Der Test diagnostiziert 9 Interessenrichtungen. Pro Interessenrichtung finden sich zweimal 9 Items (konkrete berufliche Tätigkeiten), die in beiden Verfahren jeweils identisch sind. Die Probanden äußern ihre Präferenzen zu jeder Tätigkeit im Vergleich zu Tätigkeiten aus anderen Interessengebieten (forced choice) bzw. unabhängig von solchen (free choice) auf einer Rating-Skala.
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CERAD
Mit der CERAD Testbatterie liegen gut etablierte Verfahren zur neuropsychologischen Diagnostik charakteristischer kognitiver Störungen vor.
BMT
Der Basis Matrizen Test erfasst die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten anhand des logischen Schlussfolgerns. Die Aufgabe der Testperson besteht darin, in einer Matrize ein fehlendes Feld passend zu ergänzen. Die Hauptvariable „Logisches Schlussfordern“ berechnet sich auf Basis des Rasch-Modells (Rasch, 1960). Das Testverfahren wird in der klinischen Psychologie und Neuropsychologie, im Bildungsbereich, bei arbeits- und organisationspsychologischen Fragestellungen und speziellen Feldern der psychologischen Diagnostik wie der Fahreignungsdiagnostik angewendet.
Instrumente zur Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen und Arbeitsverhalten
B5PO (Big Five)
Der B5PO ist ein computergestütztes Persönlichkeitsverfahren zu den Big-Five-Dimensionen Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Emotionale Kontrolle und Offenheit sowie der zusätzlichen Dimension Empathie. Diese relativ stabilen Persönlichkeitseigenschaften (sog. Traits) werden aufgrund der Selbsteinschätzung, die eine Testperson anhand bipolarer Eigenschaftswörter vornimmt, ermittelt. Durch die Verwendung von Adjektiva wird sowohl ein Bezug zu den im Alltag üblichen Personenbeschreibungen hergestellt (z. B. dominant, extravertiert), als auch weitestgehend mögliche Fehlinterpretationen der Items durch Minimierung der sprachlichen Information vermieden. Verwendet wurden die Skalen Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Empathie.
AVEM
Das AVEM erfasst stressbezogenes Arbeitsverhalten. Der Test dient der Früherkennung gesundheitlicher Risiken. Er wird zur Konzeption und Planung von personen- und bedingungsbezogenen Vorsorgemaßnahmen (bspw. im Hinblick auf Burnout) verwendet.
BACO (Belastbarkeits-Assessment)
Der BACO erfasst objektiv verschiedene Aspekte der Belastbarkeit. Gemessen werden beispielsweise die Belastbarkeit beim Multitasking und die Belastbarkeit bei Planänderungen mit den entsprechenden Nebenvariablen.
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ASF-KJ
Der ASF-KJ ist ein Selbsteinschätzungsfragebogen zur Erfassung des Attributionsstils. Es werden je acht positive und negative Ereignisse vorgelegt; für jedes Ereignis soll zunächst die Hauptursache benannt und diese anschließend hinsichtlich ihrer Lokation bzw. Internalität (internal vs. external), Stabilität und Globalität eingeschätzt werden. Getrennt für positive und negative Ereignisse werden 3 Kennwerte - für Internalität, Stabilität und Globalität der Attribution - ermittelt.
AHA
Der AHA erfasst den kognitiven Stil (Impulsivität versus Reflexivität), sowie die motivationalen Dimensionen Anspruchsniveau, Frustrationstoleranz und Leistungsmotivation der Testperson und lässt Rückschlüsse auf das Verhalten und die Motivation in stressreichen Situationen zu.
Spezifische Verfahren für bestimmte Störungsbilder
ADHS-KJ
Das multimodale und multimethodale ADHS-Diagnostikum für Kinder und Jugendliche (ADHS-KJ) ermöglicht es, alle Diagnosekriterien einer ADHS zu erheben und die relevanten diagnostischen Kriterien dahingehend zu prüfen, ob der Verdacht einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung zu bestätigen ist. Das ADHS-KJ setzt sich unter anderem aus einem neuropsychologischen Einzeltest zur Überprüfung verschiedener Exekutivfunktionen, einem Verhaltensbeobachtungsbogen zur hyperaktiven Symptomatik sowie aus Checklisten für Eltern zusammen.
ADI-R
Das ADI-R eignet sich sowohl zur psychiatrischen Statusdiagnostik als auch zur Interventionsplanung. Es beinhaltet 93 Items zur frühkindlichen Entwicklung, zu Spracherwerb und möglichem Verlust von sprachlichen Fertigkeiten, verbalen und nonverbalen kommunikativen Fähigkeiten, Spiel- und sozialem Interaktionsverhalten, stereotypen Interessen und Aktivitäten sowie komorbiden Symptomen (Aggression, Selbstverletzung, Epilepsie). Informanten sind in der Regel die Eltern.
ADOS-2
Das ADOS-2 ist ein zuverlässiges, valides und klinisch sehr anschauliches Verfahren zur Abklärung und Klassifikation von qualitativen Auffälligkeiten der sozialen Interaktion und reziproken Kommunikation im Sinne des Autismus. Die strukturierte Ratingskala verfügt über reichhaltiges Untersuchungsmaterial und gehört zum internationalen Standard der Diagnostik von Störungen des autistischen Spektrums. In Abhängigkeit vom Alter und Sprachniveau des jeweiligen Patienten wird eine von fünf Untersuchungsstrategien (Module) gewählt, um anhand von gezielt inszenierten spielerischen Elementen, Aktivitäten und Gesprächen für die Diagnose des Autismus relevante Sachverhalte und Symptome prüfen zu können.
AGDIA
Das AGDIA erfasst die verschiedenen Aspekte der Aggression: Auslösung, Manifestation, Coping und Stabilisierung. Aufgrund seiner detaillierten Erfassung der Aggression liefert das Inventar, speziell im Hinblick auf die Planung und Durchführung von Interventionsmaßnahmen, hilfreiche Informationen. Jede Aufgabe besteht aus vier verschiedenen Aussagen, von denen die Testperson eine Aussage markiert, die am wenigsten auf sie zutrifft und eine, die am ehesten auf sie zutrifft (Forced-Choice-Format). Nach der Bearbeitung aller Aufgaben ermittelt das Programm die vorherrschende Art des Copings, sowie den am stärksten ausgeprägten Aspekt der Manifestation. In Bezug auf diese schätzt die Testperson dann zwischen zwei Extremwerten ein, wie sehr bzw. wenig verschiedene Verhaltensweisen auf sie zutreffen.
BRIEF
Das BRIEF ist ein klinisches Fragebogenverfahren zur Erfassung exekutiver Funktionsbeeinträchtigungen. Es werden zwei Hauptindices gebildet: ein Verhaltensregulations-Index aus den Skalen Hemmen, Umstellen und emotionale Kontrolle sowie ein Kognitiver Regulations-Index aus den Skalen Initiative, Arbeitsgedächtnis, Planen/Strukturieren, Ordnen/Organisieren und Überprüfen. Beide Indices ergeben zusammen den Exekutiven Gesamtwert.
BUEGA-II
Die Basisdiagnostik Umschriebener Entwicklungsstörungen im Grundschulalter - Version II erfasst folgende Leistungsbereiche: verbale Intelligenz, nonverbale Intelligenz, rezeptive Sprache, expressive Sprache, Lesen, Rechtschreibung, Rechnen und Aufmerksamkeit.
BUEVA-III
Die BUEVA-III ist eine Testbatterie zur Feststellung des Entwicklungsstandes und der Schulreife von Kindern im Kindergartenalter sowie zur Früherkennung von umschriebenen Entwicklungsstörungen und allgemeinen Entwicklungsrückständen. Bei 4- bis 6;5-Jährigen werden die nonverbale Intelligenz, die verbale Intelligenz, die rezeptive und expressive Sprache, die Visuomotorik und Körperkoordination, das Zahlen- und Mengenverständnis, die phonologische Bewusstheit, die Artikulation, die Aufmerksamkeit sowie das Arbeitsgedächtnis erfasst. Die Inhaltsskalen (Unaufmerksamkeit/Gedächtnisprobleme, Hyperaktivität/ motorische Unruhe, Impulsivität/ emotionale Labilität und Selbstkonzeptprobleme) erfassen die aktuelle adulte Symptomatik und beinhalten auch für das Erwachsenenalter spezifische Symptome und Einschränkungen. Die Items von drei weiteren Skalen erfragen die DSM-Kriterien der ADHS (Unaufmerksamkeitssymptome, Hyperaktivitäts-/Impulsivitätssymptome, Gesamtsymptomatik der ADHS).
Projektive Verfahren
Baumtest/SWT/WZT
Bei den oben genannten Tests handelt es sich um graphoskopische Verfahren. Anders als bei Fragebogenverfahren, bei denen sich der Patient selbst beschreiben soll, verhilft die zeichnerische Darstellung Gestaltungskräften zum Ausdruck sodass mittelbar über Darstellung und Ausdruck charakterologische Qualitäten erkennbar werden. Der Patient projiziert Erlebnisse, Erlebnispotenzen in das zeichnerische Bild. Die Auswertung erfolgt nach Merkmalen der graphischen Ausführung, nach Arten der Anfangsszeichen-Auffassung, nach der charakterologischen Projektion und nach den Lösungsarten. Diese Verfahren erlauben Einblicke in die Persönlichkeit, in das individuelle Welt-Erleben und in möglicherweise unbewusste Konflikte.
CAT
Der CAT besteht aus 10 mehrdeutigen Bildtafeln, auf denen Tiere in verschiedenen Situationen dargestellt sind. Das Kind erzählt zu jedem Bild eine Geschichte. Die Autoren gehen dabei von der Annahme aus, dass Tiere für Kinder bevorzugte Identifikationsobjekte sind. Das Verfahren verdeutlicht das Verhältnis des Kindes zu seinen wichtigsten Bezugspersonen sowie die für das Kind dominierenden Themen und Erlebnisweisen und lässt so Aufschlüsse über seine Persönlichkeitsdynamik und -struktur zu.
Verfahren zur Erfassung von Bindungsmustern
AAS
Die AAS-R ist ein Selbstbeurteilungsverfahren mit 18 Items zur Erfassung grundlegender Dimensionen von Bindung. Das Instrument liegt in zwei Versionen vor. Die Version für Partnerschaften (P) bezieht sich auf Bindungen in romantischen bzw. partnerschaftlichen Beziehungen. Die sogenannte Close-Relationship-Version (CR) bezieht sich auf enge Beziehungen außerhalb von Partnerschaften. Jedes Item beinhaltet eine Aussage zu Gedanken, Gefühlen oder Reaktionen in einer Partnerschaft (bzw. bei der Close-Relationship-Version in einer engen Beziehung). Der Proband schätzt anhand einer fünfstufigen Antwortskala ein, inwieweit die jeweilige Aussage auf ihn zutrifft. Bei der Auswertung wird zwischen einem 3-Skalenmodell (Nähe, Vertrauen, Angst) und einem 2-Skalenmodell (Nähe/Vertrauen, Angst) unterschieden. Die Skala Nähe beschreibt das Ausmaß, in dem sich eine Person mit Nähe wohlfühlt und diese Nähe nicht mit übermäßigen Ängsten verbindet. Die Skala Vertrauen beschreibt das Ausmaß, in welchem eine Person darauf vertraut, dass andere für sie verfügbar sind und sie sich anderen anvertrauen kann. Die Skala Angst bezieht sich auf Ängste vor dem Verlust von Bindungspersonen, also darauf, allein gelassen oder nicht geliebt zu werden.
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