Alkoholabhängigkeit (auch: Alkoholkrankheit, Alkoholsucht) ist keine Charakterschwäche, sondern eine psychische Erkrankung. Sie kann jeden und jede treffen: Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten, Junge und Alte, Frauen wie Männer. In Österreich konsumieren die meisten Erwachsenen mehr oder weniger viel Alkohol. Manche trinken gefährlich große Mengen, sind aber dennoch nicht abhängig. Ab welchem Punkt beginnt die Sucht?
Anzeichen von Alkoholismus
Um ein Alkoholabhängigkeitssyndrom zu diagnostizieren, müssen drei der folgenden sechs Kriterien innerhalb eines Jahres zugetroffen haben:
- Starkes Verlangen: Zentrales Symptom einer Alkoholsucht ist ein kaum beherrschbares Verlangen nach Alkohol.
- Kontrollverlust: Alkoholkranke Menschen verlieren die Kontrolle darüber, wann und wie viel sie trinken.
- Toleranzentwicklung: Durch den übermäßigen Konsum entwickelt der Körper mit der Zeit eine Toleranz gegenüber Alkohol.
- Entzugssymptome: Trinken Alkoholkranke mit körperlicher Abhängigkeit weniger oder gar keinen Alkohol, können sich eines oder mehrere körperliche Entzugssymptome zeigen.
- Vernachlässigung anderer Interessen: Die Gedanken kreisen ständig um die Beschaffung und den Konsum von Alkohol.
- Anhaltender Konsum trotz schädlicher Folgen: Alkoholkranke hören auch dann nicht auf zu trinken, wenn der Konsum bereits schädliche körperliche, seelische oder soziale Auswirkungen hat.
Weitere Anzeichen sind:
- Fehlende Krankheitseinsicht
- Schamgefühle, Heimlichkeit
"Trinkertypen"
Abhängig vom Konsumverhalten werden oft verschiedene „Trinkertypen“ unterschieden:
- Spiegeltrinker: Der Spiegeltrinker konsumiert eher geringe Mengen Alkohol, allerdings kontinuierlich über den ganzen Tag.
- Rauschtrinker: Im Gegensatz dazu gibt es den Rauschtrinker, der sein Trinkverhalten nicht zügeln kann und jedes Mal bis zum starken Rausch weitertrinkt.
- Konflikttrinker: Deutlich seltener ist der Konflikttrinker, der nur dann übermäßig trinkt, wenn Probleme oder Konflikte auftreten.
- Episodischer Trinker: Der episodische Trinker konsumiert Alkohol phasenweise exzessiv und bleibt dann wieder einige Wochen abstinent.
- Funktionale Alkoholiker: Eine Alkoholkrankheit ist nicht immer offensichtlich. Manche Betroffene verbergen ihre Alkoholsucht jahrelang so geschickt, dass niemand etwas davon mitbekommt.
Gefährlichen Alkoholkonsum erkennen
Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich schleichend. Folgende Anzeichen weisen darauf hin, dass Sie im Begriff sind, eine Alkoholsucht zu entwickeln:
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- Sie trinken immer häufiger.
- Sie trinken zunehmend größere Mengen.
- Sie trinken gern allein.
- Sie trinken mehr, als Sie sich vorgenommen haben.
- Sie trinken so viel, dass Erinnerungslücken auftreten.
- Sie trinken weiter - trotz negativer Folgen.
- Sie verheimlichen, wie viel Sie trinken.
- Sie werden von anderen auf Ihr Trinkverhalten angesprochen.
Alkoholismus - die Folgen
Der akute wie auch der chronische Konsum von Alkohol kann zahlreiche gesundheitliche, psychische und soziale Auswirkungen haben.
Akute Intoxikation: Die berauschende Wirkung von Alkohol
Alkohol kann die Stimmung heben und Hemmungen abbauen. Manche Menschen macht ein Rausch aber auch weinerlich, andere aggressiv. Abhängig von der konsumierten Menge, dem Körpergewicht und den Trinkgewohnheiten treten bei einem Rausch früher oder später Störungen des Bewusstseins, der Wahrnehmung, der kognitiven Funktionen, des Affekts oder des Verhaltens auf.
Alkohol verteilt sich über das Blut schnell im gesamten Körper bis ins Gehirn. Auch wer viel verträgt, ohne betrunken zu werden, schädigt seine Organe. Denn die Leber kann nur etwa 15 Gramm Alkohol pro Stunde abbauen. Alles, was darüber hinaus geht, verbleibt zunächst im Blut. Beim Abbau von Alkohol entstehen zudem Giftstoffe, die auf Dauer die Gesundheit beeinträchtigen.
Langfristige körperliche Auswirkungen von Alkohol
Alkohol und seine Abbauprodukte sind giftig. Langfristig schädigen sie alle Organe des Körpers.
- Leberschäden: Die Leber lagert vermehrt Fett ein, vergrößert sich und wandelt sich zur sogenannten Fettleber um. Nach einiger Zeit sterben Leberzellen ab: Es entwickelt sich eine Leberzirrhose (Schrumpfleber). Auch das Risiko für Leberkrebs steigt.
- Auswirkungen auf das Gehirn: Mit jedem Schluck Alkohol gehen Hirnzellen verloren (Hirnatrophie). So steigt das Risiko für Demenzformen wie Alzheimer und vaskuläre Demenz. Bei schweren Alkoholikern kann die Schädigung im Gehirn zudem eine Art alkoholbedingte Demenz (Korsakow-Syndrom) auslösen.
- Verdauungstrakt: Alkohol kann dort überall Schäden anrichten. Dazu gehören verstärkte Zahnfleischentzündungen, Reflux (Sodbrennen), Magenschleimhautentzündung, Magengeschwüre, Schäden der Dünndarm- und der Dickdarmschleimhaut.
- Bauchspeicheldrüse: Starker Alkoholkonsum kann eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) hervorrufen.
- Krampfadern der Speiseröhre: Diese erweitern sich krankhaft (Ösophagusvarizen) und können sogar platzen.
- Herz- und Gefäßschäden: Alkohol schädigt den Herzmuskel und die Gefäße. Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelerkrankungen treten bei Alkoholikern häufiger auf.
- Krebs: Ein übermäßiger Alkoholkonsum steigert das Krebsrisiko. Neben Leberkrebs drohen Tumore in Mund, Rachen, Speiseröhre und Magen. Bei Frauen kommt ein deutlich erhöhtes Brustkrebsrisiko hinzu.
- Reduzierte Lebenserwartung: Die Lebenserwartung von Alkoholkranken ist verkürzt.
Psychosoziale Auswirkungen
Die Auswirkungen von Alkohol betreffen nicht nur die Gesundheit: Zu den beschriebenen körperlichen und seelischen Folgen kommen Probleme mit dem Umfeld.
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- Probleme in Beruf und Privatleben: Alkoholiker sind irgendwann nicht mehr in der Lage, ihre alltäglichen Aufgaben zu erfüllen.
- Psychische Auswirkungen: Alkohol verändert die Persönlichkeit. Unter Alkoholeinfluss werden manche Menschen ungehemmt, gedämpft oder weinerlich, andere gebärden sich aggressiv oder sogar gewalttätig.
Alkoholsucht und andere psychische Erkrankungen
In vielen Fällen tritt die Alkoholsucht nicht allein, sondern in Begleitung einer anderen psychischen Störung auf (Komorbidität). Am häufigsten sind Angststörungen, zum Beispiel Panikstörungen oder Phobien. Viele Alkoholiker leiden außerdem an Depressionen. In Kombination mit einer psychischen Störung ist das Suizidrisiko von Alkoholabhängigen erhöht.
Alkohol in der Schwangerschaft
Besonders gefährlich ist Alkohol für das ungeborene Kind. Denn wenn die Mutter Alkohol in der Schwangerschaft trinkt, beeinträchtigt das die körperliche und geistige Entwicklung des Fötus. Die Schäden sind unumkehrbar und begleiten das Kind ein Leben lang.
Alkoholsucht: Ursachen und Risikofaktoren
Wie eine Alkoholabhängigkeit genau entsteht, ist bisher nicht vollständig geklärt. Doch treffen dafür immer mehrere Faktoren zusammen. Sowohl genetische als auch psychosoziale Einflüsse spielen eine wichtige Rolle.
Genetische Einflüsse
Studien zeigen, dass es ein genetisches Risiko für Alkoholsucht gibt. Eineiige Zwillinge haben ein deutlich erhöhtes Risiko alkoholkrank zu werden, wenn ein Zwilling betroffen ist. Sind beide Eltern alkoholabhängig, entwickelt etwa ein Drittel der Kinder später ebenfalls eine Alkoholsucht.
Konsumverhalten in der Familie
Neben den Genen spielt auch das Verhältnis der Eltern zum Alkohol eine Rolle. Wenn die Kinder lernen, dass viel trinken lustig ist oder sogar Bewunderung hervorruft oder dass Alkohol zur Bewältigung von Problemen eingesetzt wird, nehmen sie sich das schnell zum schlechten Vorbild. Wenn später auch im eigenen Freundeskreis viel getrunken wird, verstärkt sich der Effekt.
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Komorbidität von Alkohol- und Substanzmittelkonsumstörungen bei bipolaren Patienten
Alkohol- und Substanzmittelkonsumstörungen, wie Abhängigkeit und schädlicher Konsum, zählen zu den häufigsten komorbiden Krankheitsbildern bei bipolaren Patienten. Diese komorbiden Störungen haben jeweils wechselseitig einen signifikanten Einfluss auf die Schwere und die Prognose der jeweils anderen Erkrankung.
Bei Betroffenen mit einer Bipolar-I-Störung wird im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung mindestens 3-mal häufiger eine Alkoholkonsumstörung diagnostiziert. Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass eine komorbide AUD den klinischen Verlauf von BAS ungünstig beeinflussen kann.
Die American Psychiatric Association (APA) gibt in ihren Richtlinien den Hinweis, dass bei der Behandlung von gleichzeitig bestehender AUD und BAS möglichst ein gleichzeitiges (integriertes) und kein sequenzielles therapeutisches Vorgehen zu empfehlen ist.
Zu bipolaren Störungen mit komorbider AUD liegt eine zunehmende Zahl an Studien vor, die pharmakotherapeutische Ansätze alleine und in Kombination mit psychotherapeutischen Verfahren verwenden.
In der Vergangenheit wurden für die Behandlung von BAS bekanntermaßen am häufigsten Lithiumpräparate und Valproat (Antiepileptikum) verwendet, weniger häufig Carbamazepin (Antiepileptikum). Lithium hat sich allerdings bei komorbiden Patienten als eher weniger wirksam erwiesen.
Eine andere, komplementäre Strategie ist die Verwendung von Antipsychotika bei komorbiden Patienten. Die Wirksamkeit von Aripiprazol wurde zunächst an einer relativ kleinen Gruppe von 18 komorbiden Personen mit bipolaren oder schizoaffektiven Störungen mit einer AUD oder SUD (Substanzkonsumstörung) über 12 Wochen geprüft.
Psychotherapeutische Verfahren erfordern einen hohen persönlichen und personellen Einsatz, sowohl in der Therapie von Abhängigkeitserkrankungen als auch bipolarer Störungen. In dem Therapiekonzept einer Forschungsgruppe um Farren und McElroy wurden 232 komorbide Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit und einer affektiven Störung, darunter 102 Personen mit BAS über 4 Wochen stationär mit einem kognitiv-verhaltenstherapeutischen Programm behandelt.
Alkoholmissbrauch und Suizidprävention
Derzeit werden 330.000 Alkoholabhängige und 900.000 Gefährdete gezählt - dem gegenüber stehen zwei Millionen RaucherInnen und 20.000 von illegalen Drogen Abhängige. 5 Prozent der männlichen Bevölkerung sind alkoholkrank, im Gegensatz zu 2 Prozent der Frauen, 15 Prozent der Alkoholkranken sterben durch Suizid. Die Lebenserwartung Alkoholkranker vermindert sich um 20 Jahre.
Typische Warnsignale für Alkoholmissbrauch sind das Anlegen von Vorräten, heimliches Trinken - klassisch bei Frauen - Veränderungen des Trinkstils (mehr Hochprozentiges, schneller, öfter, oft schon am Morgen), so genannte Trinkalibis als Pseudobegründung für Alkoholkonsum, die Vernachlässigung anderer Interessen und sozialer Kontakte, Probleme mit dem Gesetz bis zum Zustand, dass Alkohol zum Medikament wird, um überhaupt noch "normal" zu funktionieren.
In der Vorbeugung spielen einerseits Erziehung und Vorbildwirkung der Eltern eine wichtige Rolle. Zu weiteren vorbeugenden Maßnahmen zählen Bewusstseinsbildung und Information, die Vermeidung von Gruppendruck, von regelmäßigem Konsum, die Stärkung des Gesundheitsbewusstseins oder das möglichst frühe Erkennen eines Risikoverhaltens.
Suizidrate in Österreich
Weltweit passiere alle zwei Minuten ein Selbstmord. In Österreich töten sich 1.300 Menschen selbst, damit ist der Suizid die achthäufigste Todesursache bei uns, bei den 15 bis 39-jährigen sogar die zweithäufigste. 90 Prozent der Suizidversuche geht eine psychiatrische Erkrankung voraus.
Suizide passieren selten unangekündigt - fast immer gebe es direkte oder indirekte Warnsignale, die alle ernst genommen werden müssen, "denn im Nachhinein ist es zu spät!"
Männliche Depression
Depressionen werden bei Männern seltener diagnostiziert als bei Frauen. Ein möglicher Grund dafür liegt in der nach wie vor mangelnden Kenntnis darüber, dass sich die psychische Erkrankung bei Männern mit anderen Symptomen äußert als bei Frauen.
Während eine gedrückte Stimmungslage, der Verlust von Interessen und Freude, verminderter Antrieb, aber auch Schuldgefühle, vermindertes Selbstwertgefühl, Pessimismus, herabgesetzte Aufmerksamkeit, Suizidgedanken bzw. Suizidhandlungen, Schlafstörungen und verminderter Appetit bei beiden Geschlechtern auf eine Depression hinweisen können, finden sich bei Männern zusätzlich häufiger Reizbarkeit, Aggressivität und Risiko- bzw. Das Wissen über diese Gender-Unterschiede hat bislang weder in die offizielle Diagnostik noch in das öffentliche Bewusstsein Eingang gefunden.
Bekannt hingegen ist, dass Alkoholabhängigkeit bei Männern häufiger auftritt als bei Frauen. Ob es sich dabei um eine durch den Alkoholkonsum „verdeckte“ Depression handelt oder um ein eigenes Krankheitsbild, kann nach aktuellem Stand der Wissenschaft wiederum nicht eindeutig beantwortet werden.
Im Laufe eines Jahres leiden in Österreich 7,4 Prozent der Männer und 12,6 Prozent der Frauen an einer Depression.
Zusammenhang zwischen Depressionen und Alkohol
Besonders gefährdet sind Menschen, die an einer psychischen Erkrankung wie einer Depression oder Angststörung leiden. Sie setzen Alkohol oft dazu ein, ihre Beschwerden zu lindern und Probleme bewältigen zu können.
Psychische Erkrankungen treten häufig zusammen mit übermäßigem Alkoholkonsum auf. Einerseits kann Alkohol zu psychischen Erkrankungen führen. Andererseits können bereits vorhandene psychische Erkrankungen dazu führen, dass Betroffene viel Alkohol trinken.
Die Droge Alkohol beeinflusst das gesamte Leben des Süchtigen. Unter anderem wirkt Alkohol enthemmend und kann dazu führen, dass abhängige Personen gewalttätig werden oder Straftaten begehen. Unter dem Einfluss von Alkohol passieren auch häufiger schwere Verkehrsunfälle.
Stoffbezogene Suchterkrankungen stehen meist nicht für sich allein, sondern gehen oft Hand in Hand mit anderen psychischen Störungen und Problemen (Komorbidität). Besonders häufig treten Depressionen und Sucht gemeinsam auf. Sehr häufig führen depressive Verstimmungen dazu, dass die Betreffenden überhaupt erst zu Alkohol oder anderen Drogen greifen.
Je nachdem, welche Statistik hinzugezogen wird, kann davon ausgegangen werden, dass zum Beispiel rund ein Viertel aller Männer sowie gut die Hälfte aller Frauen mit einer Alkoholsucht auch an einer Depression leidet. In diesem Fall führt der fortlaufende Gebrauch großer Mengen Alkohol bzw. der Missbrauch psychoaktiver Medikamente und illegaler Rauschgifte zu einem Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn des Konsumenten.
Da die Suchtmittel das Belohnungszentrum aktivieren und die dortige Erregungsschwelle immer weiter heraufsetzen, können „normale“ Erlebnisse irgendwann keine Glücksgefühle mehr hervorrufen. Der Betroffene entwickelt eine depressive Verstimmung, da ihm nichts mehr Freude bereitet.
Alkohol und andere rauscherzeugende Substanzen verändern die Ausschüttung von Neurotransmittern und sorgen unter anderem dafür, dass mehr Serotonin produziert und freigesetzt wird. Patienten mit einer depressiven Erkrankung sind daher nach dem Genuss von Alkohol vermeintlich in der Lage, sich endlich wieder zu entspannen und Positives zu fühlen.
Doch auch hier führt der Konsum des Suchtmittels in eine Sackgasse. Nach dem Abklingen der Wirkung der konsumierten Substanz wird die Produktion der Neurotransmitter wieder heruntergefahren und die Erregungsschwelle für das Belohnungszentrum ist plötzlich noch höher.
Eine Alkoholabhängigkeit, Medikamentensucht oder Drogenabhängigkeit sollten im Rahmen einer professionellen Behandlung niemals allein und von der Begleiterkrankung losgelöst therapiert werden. Gerade bei psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen ist es wichtig, dass eine Therapie auch diese Aspekte berücksichtigt. Andernfalls können die Erkrankungen schon kurze Zeit nach dem Ende der stationären Therapie einen Rückfall in die Sucht provozieren, weil die Patienten nicht wissen, wie sie mit Gefühlen von Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit und ähnlichen Symptomen umgehen sollen.
Therapie bei Depressionen und Sucht
Empfehlenswert für die Entzugsbehandlung sind daher Kliniken für Doppeldiagnosen, die beide Krankheitsbilder - die Sucht und die psychische Erkrankung - parallel behandeln. Eine reine Suchtbehandlung wie sie in vielen öffentlichen Kliniken angeboten wird, ist dagegen eher ungeeignet, um Patienten mit einer Doppeldiagnose nachhaltig zu helfen.
Die Therapie rund um Suchterkrankung und Depression ist wie eine alleinige Suchtbehandlung von vier aufeinander folgenden Phasen geprägt. Der maßgebliche Unterschied besteht allerdings darin, dass die depressive Störung von Anfang an mitbehandelt und stets der Gesamtzusammenhang zwischen Sucht und Depression berücksichtigt wird.
- Vor- oder Motivationsphase: Die Krankheitseinsicht seitens des Patienten und den Willen, das Leben nachhaltig zu verbessern und auf das Suchtmittel zu verzichten.
- Körperliche Entgiftung: Der Körper wird vollständig vom Suchtmittel und seinen Metaboliten befreit; die Entzugssymptome können durch eine medikamentöse Behandlung gelindert werden.
- Entwöhnungstherapie: Ursachen der Sucht werden ermittelt und bearbeitet.
- Entwicklung individueller Rückfallpräventions- und Nachsorgekonzepte: Rückhalt und Verlässlichkeit bieten, um das in der Therapie Gelernte auch im Alltag erfolgreich anwenden zu können.
Als zertifizierte und spezialisierte Suchtklinik sind unsere Ärzte und Therapeuten sowohl auf die Behandlung von Substanzstörungen als auch von Begleiterkrankungen spezialisiert. In einer individuell auf Sie abgestimmten Therapie erhalten Sie jedwede Hilfe, um den Teufelskreis aus Sucht und Komorbidität zu durchbrechen.
Wer depressiv ist, vermisst in seinem Leben vor allem das Gefühl der Freude. Das liegt unter anderem daran, dass bei einer Depression die Ausschüttung von bestimmten Neurotransmittern im Gehirn gestört ist. So sind insbesondere die sogenannten Glückshormone wie Serotonin nur noch in verringerter Anzahl vorhanden.
Alkohol wird genau dort aktiv, wo diese Lücken auftreten. Er aktiviert die Ausschüttung der Glückshormone, was dafür sorgt, dass der Betroffene sich zumindest kurzzeitig wieder besser fühlt. Entspannung tritt ein, gute Laune macht sich breit und das Leben scheint plötzlich nicht mehr ganz so schwer wie noch vor dem Alkoholkonsum.
Wenn eine depressive Störung vorliegt, kann der Konsum von Alkohol dafür sorgen, dass die Symptome sich verstärken und die negativen Gefühle sich ausweiten. Sobald die Wirkung des Alkohols nachlässt, sinkt auch der Serotoninspiegel wieder ab. Dieser Zustand wird nun als noch erdrückender empfunden. Auf lange Sicht gerät der Neurotransmitter-Stoffwechsel aufgrund der Alkohol-Einwirkung völlig durcheinander.
Bereits ein unregelmäßiger Alkoholkonsum kann dies verdeutlichen. Wer beispielsweise an einem netten Abend mit guten Freunden zu tief ins Glas geschaut hat, hat am nächsten Tag meist nicht nur mit Kopfschmerzen oder Übelkeit zu kämpfen, sondern fühlt sich darüber hinaus oftmals niedergeschlagen oder deprimiert.
Wenn ein langjährig hoher Alkoholkonsum sich früher oder später in eine Alkoholkrankheit umwandelt, sind betroffene Frauen und Männer ebenso angehalten schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen, wie Menschen, die unter einer Depression leiden.
So sollte sich ein nicht-depressiver Alkoholiker vor der Entwicklung einer depressiven Störung unbedingt in eine Klinik für Alkoholentzug begeben. Treten beide Krankheiten miteinander gekoppelt auf, sollten Alkoholsucht und Depression kombiniert in einer qualifizierten Klinik behandelt werden. Schließlich muss das komplizierte Zusammenspiel beider Krankheiten in einer entsprechenden therapeutischen Behandlung berücksichtigt werden.
Werden die körperliche und psychische Abhängigkeit sowie die depressive Erkrankung nicht gemeinsam behandelt, kann dies dazu führen, dass das krankhafte Verhalten aufrechterhalten wird. Der Alkoholiker, der sich wegen seiner depressiven Symptome behandeln lässt, greift weiterhin zur Flasche und hält dadurch seine depressive Verstimmung am Leben. Der Depressive wiederum, der ausschließlich einen Alkoholentzug durchführt, besitzt ein hohes Risiko, nach der erfolgreichen Behandlung der Alkoholsucht aufgrund seines Gemütszustands gleich wieder zur Flasche Bier oder zum Glas Wein zu greifen.