Die Ausbildung zur Psychotherapeutin bzw. zum Psychotherapeuten ist durch das österreichische Psychotherapiegesetz (PthG 1990) geregelt. Seit 1991 ist die Psychotherapie-Ausbildung durch das Psychotherapeutengesetz (PthG) geregelt. Bis dahin konnten nur Ärzte entsprechende Therapien und Behandlungen durchführen. Das Webportal ist ein Service der Abteilung Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation - kurz ABI.
Die Ausbildung zum/-r Psychotherapeuten/-in setzt sich aus dem Propädeutikum sowie dem Fachspezifikum zusammen. Sie besteht aus dem Psychotherapeutischen Propädeutikum (methodenübergreifende, biopsychosoziale Basisausbildung) und dem darauf aufbauenden Fachspezifikum (schulenspezifische Psychotherapiespezialisierung).
In Österreich gibt es derzeit 23 psychotherapeutische Methoden, die gesetzlich und wissenschaftlich anerkannt sind. Alle wurden vom Bundesministerium auf ihre wissenschaftliche Fundierung hin geprüft. Sie differenzieren sich lediglich darin, welches Verständnis von der Persönlichkeitsstruktur des Menschen und von der Entstehung psychischer Erkrankungen sie haben.
Das Psychotherapeutische Propädeutikum
Das Propädeutikum ist der erste gesetzlich vorgeschriebene Teil der Psychotherapieausbildung. Es ist Voraussetzung zur Aufnahme in das Fachspezifikum (PThG, BGBl. Nr. 49/2024). Das Propädeutikum ist der erste und allgemeine Teil der Ausbildung. Hier erwirbst du das theoretische Fachwissen sowie praktische Kompetenzen, die die gemeinsame Grundlage für die psychotherapeutische Tätigkeit für alle sogenannten psychotherapeutischen Orientierungen bilden.
Das Propädeutikum stellt keine Lehre im eigentlichen Sinne dar. Das psychotherapeutische Propädeutikum stellt keine Berufsausbildung dar! Der alleinige Abschluss des Propädeutikums berechtigt in Österreich nicht zum Arbeiten als Psychotherapeutin oder Psychotherapeut. Dazu ist eben das Fachspezifikum, das sich auf eine psychotherapeutische Methode fokussiert, notwendig.
Lesen Sie auch: Burnout: Krankschreibung und Dauer
Dauer und Inhalte des Propädeutikums
Die Dauer des Propädeutikum beläuft sich meist auf zwei bis drei Jahre. Das Propädeutikum kann in zwei bis drei Jahren abgeschlossen werden, das Fachspezifikum in der Regel in drei Jahren. Im Rahmen des Propädeutikums leistest du mindestens 765 Stunden Theoriestunden und 550 Praxisstunden ab.
Der Lehrgang an der Universität Graz umfasst die drei international anerkannten Schlüsseldimensionen der Psychotherapieausbildung: Theorievermittlung, supervidierte Praxis und unabhängig organisierte Selbsterfahrung (non-reporting-system).Der theoretische Teil stellt die Basisausbildung für alle zukünftigen Psychotherapeut:innen dar und umfasst ein Grundlagenwissen über medizinische, psychologische sowie human- und sozialwissenschaftliche Aspekte.
In Theorieseminaren des Propädeutikums begegnen dir folgende Inhalte:
- Grundlagen und der Psychotherapie
- Allgemeine Psychologie und die Entwicklungspsychologie
- Persönlichkeitstheorien
- Rahmenbedingungen für die Ausübung der Psychotherapie
- Psychologische Diagnostik und Begutachtung
- Psychosoziale Interventionsformen
- Psychiatrie, Psychopathologie und Psychosomatik
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Gerontopsychotherapie
Du beschäftigst dich im Rahmen der Ausbildung ebenfalls mit Fragen der Ethik deines Berufes. Zudem erwirbst du umfassende Kompetenzen der Forschungs- und Wissenschaftsmethodik.
Praktische Erfahrungen im Propädeutikum
Der praktische Teil ermöglicht einen frühzeitigen Einblick in das spätere Praxis- und Arbeitsfeld (480 Stunden). Neben den Theorieseminaren absolvierst du ein Praktikum in einer Einrichtung des Gesundheits- und Sozialwesens, im Umgang mit psychisch leidenden oder verhaltensgestörten Personen. Die dort erworbenen Erfahrungen werden in einer begleitenden Supervision reflektiert (20 Stunden). Du absolvierst dein Praktikum unter Anleitung erfahrener Fachkräfte aus dem psychosozialen Bereich.
Lesen Sie auch: Posttraumatische Belastungsstörung – Zeitlicher Verlauf
Weitere Bestandteile des Propädeutikums sind die Selbsterfahrung (Auszubildende erleben in der Rolle von Patienten selbst Behandlungsmethoden, bevor diese an Patienten angewendet werden) sowie Supervision (Beratung zum eigenen therapeutischen Handeln durch erfahrene Psychotherapeuten). Mindestens 50 Stunden Selbsterfahrung dienen der Einführung in die Selbstreflexion, die einen zentralen Bestandteil der Ausbildung im späteren Fachspezifikum darstellt.
Voraussetzungen für das Propädeutikum
Für jeden Teil der Psychotherapie Ausbildung musst du jeweils andere Voraussetzungen erfüllen. Du bist berechtigt das Propädeutikum anzutreten, wenn du …
- das 18. Lebensjahr vollendet hast und
- über die Matura oder Abitur (inklusive Berufsmatura) oder einen der Matura gleichwertigen, nostrifizierten Schulabschluss oder
- über die Studienberechtigungsprüfung oder
- über das Diplom des Krankenpflegefachdienstes oder
- über das Diplom des medizinisch-technischen Dienstes oder
- über eine Sondergenehmigung des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verfügst.
Folgende Kriterien müssen dabei beachtet werden: Das 18. Lebensjahr muss jedenfalls vollendet sein! Bezüglich einer vorangegangenen Ausbildung gibt es mehrere Möglichkeiten: Matura (inkl. Berufsmatura) eine Studienberechtigungsprüfung einen anerkannten, der Matura gleichwertigen Abschluss im Ausland das Diplom des Krankenpflegefachdienstes das Diplom des medizinisch-technischen Dienstes eine Sondergenehmigung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) Generell steht die Psychotherapie-Ausbildung allen offen, die 18 Jahre alt sind und Interesse an diesem beruflichen Feld haben.
Abschluss des Propädeutikums
Nachdem du alle theoretischen und praktischen Einheiten absolviert hast, beendest du das Propädeutikum mit einer Abschlussprüfung. Die Form kann je nach Bildungseinrichtung variieren. Mögliche Abschlussprüfungen sind:
- eine ca. 60-minütige mündliche Prüfung und/oder
- eine schriftliche Abschlussarbeit und/oder
- die Abgabe eines Studienbuchs
Das Psychotherapeutische Fachspezifikum
Das Fachspezifikum stellt, wie schon erwähnt, den zweiten Teil der Psychotherapie-Ausbildung dar. Auch das daran anschließende psychotherapeutische Fachspezifikum besteht sowohl aus einem theoretischen als auch aus einem praktischen Teil. Im Fachspezifikum spezialisierst du dich auf eine Therapiemethode, anhand derer du deine Patienten behandeln wirst. In Österreich gibt es insgesamt 23 anerkannte Therapiemethoden, die sich vier Orientierungen zuteilen lassen:
Lesen Sie auch: Lebenserwartung bei ADHS: Ein Überblick
- Die Tiefenpsychologisch‐psychodynamische Orientierung
- Die Humanistisch‐existenzielle Orientierung
- Die Systemische Orientierung
- Die Verhaltenstherapeutische Orientierung
Dauer und Inhalte des Fachspezifikums
Während sich die Dauer des Propädeutikum meist auf zwei bis drei Jahre beläuft, hängt die Dauer des psychotherapeutischen Fachspezifikums von gewählten psychotherapeutischen Methoden sowie von der Trägerschaft der Ausbildungseinrichtung ab. Das Fachspezifikum kann in der Regel in drei Jahren abgeschlossen werden. Das Fachspezifikum umfasst mindestens 300 Theoriestunden und 1600 Praxisstunden.
In deinen Theorieseminaren befasst du dich unter anderem mit:
- Persönlichkeits- und Interaktionstheorien der gesunden und psychopathologischen Persönlichkeitsentwicklung
- therapeutischen Prozessen und Therapeut-Klient-Beziehung
- Diagnostik in der Verhaltenstherapie
- Standardmethoden Klinischer Diagnostik
- Umgang mit Suizid und Krisen
- Einführung in Psychopathologie und Psychopharmakologie
Du durchläufst ein klinisches sowie ein psychosoziales Praktikum, Supervision und Selbsterfahrungs-Sitzungen. Du absolvierst zudem eine mindestens 600-stündige psychotherapeutische Tätigkeit mit verhaltensgestörten oder leidenden Personen.
Voraussetzungen für das Fachspezifikum
Du bist berechtigt das Fachspezifikum anzutreten, wenn du …
- das Propädeutikum erfolgreich absolviert hast und
- das 24. Lebensjahr vollendet hast und
- einen sogenannten Quellberuf erworben bzw. ein entsprechendes Studium absolviert hast oder
- über eine Sondergenehmigung des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verfügst.
Wichtig zu wissen, ist hier: Das psychotherapeutische Propädeutikum stellt keine Berufsausbildung dar! Der alleinige Abschluss des Propädeutikums berechtigt in Österreich nicht zum Arbeiten als Psychotherapeutin oder Psychotherapeut. Dazu ist eben das Fachspezifikum, das sich auf eine psychotherapeutische Methode fokussiert, notwendig. Dieses wiederum verlangt die Erfüllung bestimmter Voraussetzungen: Handlungsfähigkeit in allen Belangen im Hinblick auf die Berufsausübung Vollendung des 24.
Gesetzlich anerkannte Quellberufe sind unter anderem:
- Mediziner/in
- Pädagoge/in
- Psychologe/in
- Lehrer/in
- Musiktherapeut/in
- Kommunikationswissenschaftler/in
- Diplomierte/r Krankenpfleger/in
Abschluss des Fachspezifikums
Nachdem du alle Bestandteile deiner Ausbildung erfolgreich absolviert hast, legst du die Abschlussprüfung ab. Umfang und Form können sich je nach Ausbildungsinstitut unterscheiden. Du kannst aber damit rechnen, dass du eine schriftliche Abschlussarbeit verfassen und einen oder mehrere Fallberichte zu deinen Behandlungen einzelner Patienten einreichen musst, die du im Rahmen einer mündlichen Prüfung (Abschlusskolloquium) verteidigst.
Nach der jahrelangen kosten- und zeitintensiven Psychotherapie-Ausbildung gibt es folgende Kriterien, die zu erfüllen sind, um schließlich eine Berufsberechtigung als Psychotherapeut oder Psychotherapeutin zu erlangen:
- Handlungsfähigkeit in allen Belangen im Hinblick auf die Berufsausübung
- erfolgreiche Absolvierung des psychotherapeutischen Propädeutikums und des psychotherapeutischen Fachspezifikums
- Vollendung des 28.
Nachdem du das Propädeutikum und das Fachspezifikum erfolgreich absolviert hast und in die Psychotherapeutenliste aufgenommen wurdest, bist du dazu berechtigt, eigenständig als Psychotherapeut/in zu praktizieren.
Kosten der Psychotherapie Ausbildung
Die Kosten für die Psychotherapie Ausbildung fallen je nach Bildungseinrichtung bzw. Universität unterschiedlich aus. Die Lehrgangskosten für das Propädeutikum betragen ca. zwischen 4.000 und 8.000 Euro. Für die Supervision und Selbsterfahrung bezahlst du jeweils einen Stundensatz an die Lehrtherapeuten (ca. zwischen 20 und 80 Euro, je nachdem, ob es sich um Einzel- oder Gruppensitzungen handelt). Diese Stundensätze können sich in der Summe zusätzlich auf einige Tausend Euro belaufen. Das Fachspezifikum kostet insgesamt (Theorie- und Praxisanteil) zwischen ca. 20.000 und 50.000 Euro.
Gehalt eines Psychotherapeuten
Als monatliches Durchschnittsgehalt bezieht ein/e Psychotherapeut/in in Österreich rund 42.480 Euro brutto jährlich. Wie viel Vergütung ein/e Psychotherapeut/in monatlich erhält, ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie dem Standort und der Art (öffentlich, kirchlich, privat) der Arbeitsstätte. Darüber hinaus wirken sich auch die Berufserfahrung des Arbeitnehmenden auf das Gehalt aus. Außerdem ist es auch entscheidend, ob man im Angestelltenverhältnis oder als Freiberufler/in tätig ist.
Die Rolle des Psychotherapeuten
Ein/e Psychotherapeut/in beschäftigt sich mit der Behandlung von psychischen, psychosozialen oder auch psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen. Ein/e Psychotherapeut/in unterstützt Patienten/-innen bei der Bewältigung psychischer Leiden und dem Umgang mit diesen Erkrankungen. Außerdem soll Psychotherapie helfen, die persönliche Entwicklung und Gesundheit zu fördern - insbesondere in Lebenskrisen.
Die Psychotherapeutin bzw. der Psychotherapeut kann Menschen helfen, deren Lebensqualität eingeschränkt ist. In diesem Berufsbild hat man dementsprechend mit chronischen, funktionellen, psychosomatischen sowie somatopsychischen Krankheiten zu tun. Im Zentrum der Psychotherapie stehen die Beziehung und der Austausch zwischen dem/der Psychotherapeut/in und dem/der Patient/in.
Unterschiede zu Psychologen und Psychiatern
Auch wenn im Alltag die Berufsbezeichnung häufig mit “Psychologe/-in” und “Psychiater/in” gleichgesetzt wird, gibt es dabei Unterschiede: Psychologen/-innen studieren Psychologie und analysieren psychologische Phänomene. Auch sie versuchen, etwa Verhaltensänderungen bei psychisch Erkrankten herbeizuführen. Psychiater/-innen dagegen sind Mediziner/innen bzw. Ärzte/-innen. Daher dürfen diese darüber hinaus auch Medikamente verschreiben. Das darf in den anderen beiden Berufen in der Regel nicht getan werden. Als Psychiater/-in muss man eine psychotherapeutische Lehre gemacht haben.
Arbeitszeiten und Arbeitsorte
Grundsätzlich können Psychotherapeuten/-innen sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit tätig werden. Die Arbeitszeiten sind jedoch stark davon abhängig, in welcher Einrichtung ein/e Psychotherapeut/in Anstellung findet. Während Freiberufler/innen häufig überdurchschnittlich viel arbeiten und teils auf eine 50-Stunden-Woche kommen, belaufen sich die Arbeitszeiten in Kliniken dagegen regulär auf 40 Stunden.
Außerdem kann ein/e Psychotherapeut/in in Beratungsstellen, Krankenhäusern, Rehabilitationszentren oder Ambulatorien tätig werden. Auch die Niederlassung mit einer eigenen Praxis ist möglich.
tags: #Ausbildung #Psychotherapeut #Dauer