Die Depression ist eine psychische Krankheit, die mit gedrückter Stimmung und negativen Gedanken einhergeht. Sie kann die Lebensqualität stark einschränken und gehört der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zufolge zu den häufigsten Krankheiten überhaupt. Jede*r Fünfte erkrankt einmal im Leben daran. Doch die Depression ist kein Schicksal, sondern eine Krankheit, die sich mit Psychotherapie, Medikamenten und Selbsthilfe-Maßnahmen meist gut behandeln lässt.
Jeder kennt Gefühle von Niedergeschlagenheit und gedrückter Stimmung - doch eine Depression ist mehr als das. Menschen mit Depressionen leiden über eine lange Zeit oder immer wieder unter negativen Gefühlen, dazu kommen Hoffnungslosigkeit, Antriebslosigkeit, Interessenlosigkeit und häufiges Grübeln. Schwierige Lebenssituationen und belastende Ereignisse können eine akute Phase der Depression auslösen - doch depressive Episoden treten auch häufig auf, ohne dass es klare Auslöser gibt. Die Ursachen der Depression sind komplex und noch nicht vollständig erforscht.
Gut zu wissen: In der Medizin wird die Depression klar von der Trauer abgegrenzt. Negative Gefühle, Hoffnungslosigkeit und innere Leere gelten nach einem Trauerfall als eine normale Reaktion. Schwere Trauerreaktionen können trotzdem sehr belastend sein und eine Therapie sinnvoll machen, vor allem, wenn sie länger als 12 Monate anhalten.
Formen depressiver Erkrankungen
Es gibt verschiedene Formen depressiver Erkrankungen, die teilweise sehr unterschiedliche Krankheitsbilder haben:
- Unipolare Depression: Diese Form der Depression kommt am häufigsten vor. Sie kennzeichnet sich durch Phasen mit deutlich gedrückter Stimmung, Interessenlosigkeit und Antriebslosigkeit.
- Bipolare Störung: Bei dieser Form wechseln sich depressive Phasen mit manischen Phasen ab, in denen Betroffene euphorisch, hochaktiv und reizbar sind und häufig auch ein übersteigertes Selbstbewusstsein an den Tag legen.
- Chronische depressive Verstimmung (Dysthemie): Wenn Menschen über lange Zeit unter schwach ausgeprägten, aber ständig auftretenden depressiven Symptomen leiden, liegt diese Form der Depression vor.
- Saisonal-affektive Störung: Hierbei handelt es sich um depressive Erkrankungen, die nur zu bestimmten Jahreszeiten auftreten. Meistens erkranken Betroffene im Herbst und Winter, doch auch Sommerdepressionen sind möglich.
- Wochenbettdepression: Frauen fallen im ersten Jahr nach der Geburt Ihres Kindes auffällig häufig in eine Depression - zehn bis 15 Prozent der Mütter sind betroffen. Viele leiden dann unter Versagensängsten, übermäßiger Sorge um Ihr Kind oder haben Probleme, Gefühle für ihr Kind zu entwickeln.
Wussten Sie das? MRT-Scans zeigen, dass Menschen mit Depressionen und bipolaren Störungen andere Muster in den Strukturen ihres Gehirns aufweisen als gesunde Menschen [7].
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Die Diagnose Depression wird heutzutage öfter gestellt als noch vor 20 oder 30 Jahren. Doch einige Expert*innen gehen davon aus, dass Depressionen schon immer relativ verbreitet waren - heute würden sie nur häufiger diagnostiziert und behandelt.
Depressionen sind meist gut behandelbar, die richtige Therapie kann die Beschwerden zurückgehen lassen, die Lebensqualität deutlich steigern und depressive Episoden oft auch völlig heilen. Es ist aber wichtig, nach einer verheilten Episode einem möglichen Rückfall entgegenzuwirken, zum Beispiel mit einer langfristigen Gesprächstherapie.
Die wichtigsten Säulen der Depressions-Therapie sind die Psychotherapie und, vor allem bei schwereren Fällen, Medikamente. Dazu kommen begleitende Selbsthilfe-Maßnahmen wie mehr Bewegung im Alltag.
Wie hole ich mir Hilfe?
Zunächst sollten Sie sich eine ärztliche oder therapeutische Diagnose einholen, wenn Sie vermuten, unter einer psychischen Erkrankung zu leiden. Eine ärztliche Diagnose kann auch sinnvoll sein, um mögliche körperliche Ursachen auszuschließen. Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Depression zu leiden, zögern Sie nicht, Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt anzusprechen!
Hausärzt*innen sind häufig die ersten Ansprechpartner und können bei Bedarf an Fachärzt*innen und Psychotherapeut*innen überweisen. Hilfe, Beratung und Kontakte erhalten Sie außerdem durch den sozialpsychiatrischen Dienst an Ihrem Wohnort.
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Es gibt verschiedene Therapieformen, mit denen sich eine Depression behandeln lässt. Dazu gehört die kognitive Verhaltenstherapie, in der Betroffene Strategien für den Alltag entwickeln. Auch die tiefenpsychologische Therapie kommt häufig zum Einsatz.
Dabei geht es darum, zu unbewussten Konflikten oder schlechten Erfahrungen durchzudringen, die Sie in der Regel als Kind oder Jugendliche*r erlebt haben und die Sie unterbewusst stark beeinflussen können.
Antidepressiva ist der Überbegriff für Medikamente, die gegen mittelschwere oder schwere Depressionen eingesetzt werden. Diese Arzneimittel greifen regulierend in die Gehirnchemie ein und können so die depressiven Symptome lindern. Am häufigsten verordnet werden die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI).
Sie blockieren ein Transportmolekül, das das Glückshormon Serotonin, das im Gehirn ausgeschüttet wurde, wieder in seine Speicher aufnimmt. So erhöht sich die Serotoninkonzentration im Gehirn.
Wichtig: Halten Sie sich bei Antidepressiva immer genau an die Einnahmedauer und Dosierung, die Ihre Ärzt*innen vorgeben.
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Gut zu wissen: Die Serotonin-Hypothese. In den 1960er Jahren kam die Theorie auf, dass ein Serotoninmangel im Gehirn einer der Hauptverursacher von Depressionen ist. Weil die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer auch tatsächlich Wirkung zeigen, hielt sich diese Hypothese lange - sie gilt heute aber als widerlegt!
Eine neuere These: Depressionen verringern die Plastizität des Gehirns, also seine Anpassungsfähigkeit.
Die ärztlichen Leitlinien für Depressionen sehen vor, dass Betroffene von Ärzt*innen und Therapeut*innen auch Mittel an die Hand bekommen, um sich im Alltag selbst zu helfen. Denn für sie ist es wichtig, dass sie sich über die Krankheit informieren und lernen, mit ihr zu leben. Dazu gehört zum Beispiel, den eigenen Alltag zu strukturieren, einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu pflegen und zu lernen, sich für Aktivitäten und Bewegung zu motivieren.
Selbsthilfe-Tipps zur Überwindung von Depressionen ohne Medikamente
Bei depressiven Verstimmungen kann aber in vielen Fällen auf Antidepressiva und Therapien verzichtet werden. Ein Rat eines Fachmannes kann natürlich auch hier helfen, aber Betroffene können selbst einiges tun, um aus dem Stimmungstief hinauszukommen.
Bewegung und Sport
Vor allem Bewegung und Sport haben sich in Studien positiv auf den Verlauf der Depression ausgewirkt und konnte auch zur Prävention der Krankheit beitragen. Eine sinnvolle Selbsthilfe-Maßnahmen ist, auf mehr Bewegung zu achten, auch Sport in der Gruppe kann helfen.
Ernährung
Die Ernährung sollte ebenfalls berücksichtigt werden. Zwar können Süßigkeiten kurzfristig ein Hoch zur Folge haben, aber auf Dauer und in großen Mengen bewirken sie das Gegenteil und können weitere Beschwerden mit sich ziehen. Es ist also stets besser auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung zu achten.
Es gibt auch verschiedene Nahrungsmittel, die eine Serotonin-Vorstufe enthalten, und zwar Tryptophan.
Lichttherapie
Bei Winterdepressionen werden meist Lichttherapien eingesetzt. Die Betroffenen können sowohl Behandlungen beim Fachmann durchführen lassen als auch zu Hause.
Auf Lichtmangel und zu wenig Vitamin D ist die Depressionsforschung vor allem wegen Winterdepressionen gekommen. Hier gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Zum einen können die kurzen Tage und langen Nächte den Schlafrhythmus und die innere Uhr durcheinanderbringen, was sich auf den Hormonhaushalt im Gehirn auswirkt.
Unter anderem wird dann mehr von dem Glückshormon Serotonin in das Schlafhormon Melatonin umgewandelt, was müde, antriebslos und niedergeschlagen machen kann.
Vitamin D
Es gibt aber auch Theorien, die Depressionen mit einem Vitamin-D-Mangel in Verbindung bringen. Vitamin D stellt unser Körper mithilfe der UV-Strahlung der Sonne her, die im Winter in unseren Breiten sehr schwach ausgeprägt ist.
Deswegen haben viele Menschen im Winter einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel - der auch bei Depressiven häufig festgestellt wurde. Klar ist allerdings noch nicht, wie herum der Zusammenhang ist: Entwickeln Menschen eine Vitamin-D-Unterversorgung und erhöhen dadurch ihr Depressions-Risiko? Oder gehen Menschen mit Depressionen seltener an die frische Luft und haben oft Begleiterkrankungen, die den Vitamin-D-Status senken?
Pflanzliche Mittel
Die Pflanzenwelt hält ebenfalls einiges parat, was die Symptome einer depressiven Verstimmung lindern kann. Besonders bewährt haben sich Johanniskraut, Baldrian und Passionsblume. In Drogeriemärkten und Apotheken gibt es Präparate, die einen oder mehrere dieser natürlichen Wirkstoffe beinhalten. Allerdings sollte vor der Einnahme Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin gehalten werden.
Achtsamkeit und Entspannung
Sinnvoll ist es außerdem, selbstständig den Umgang mit Stress und Entspannung zu erlernen.
Insgesamt ist es hilfreich, wenn man auf sich sowie ein ausgewogenes Leben achtet und dafür sorgt, dass man schöne, entspannende Momente erlebt.
Weitere Therapieansätze
Abhängig von der Schwere der Krankheit werden Depressionen in der Regel mit einer Psychotherapie, antidepressiven Medikamenten oder einer Kombination aus beidem behandelt.
Psychotherapie
Bei einer Psychotherapie sind über Monate hinweg Geduld und Engagement des Patienten gefordert. Wer sich darauf einlässt, überwindet seine Depression aber oft langfristig und verbessert seine psychische Stabilität insgesamt.
Für Menschen mit Depressionen gibt es viele psychotherapeutische Angebote. Die Kassen übernehmen etwa die Kosten für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, analytische Psychotherapie (Psychoanalyse) und systemische Therapie.
Auch die kognitive Verhaltenstherapie - eine Erweiterung der klassischen Verhaltenstherapie - kommt zur Therapie von Depressionen zum Einsatz. Hierbei sucht der Patient mit Unterstützung des Therapeuten nach Wegen, um aus der Depression herauszufinden. Dazu werden unter anderem negative Gedanken, Muster und Überzeugungen aufgedeckt, auf ihre Richtigkeit überprüft und gegebenenfalls durch neue, positivere Denkweisen ersetzt.
Die Interpersonelle Therapie (IPT) ist eine Kurzzeittherapiemethode, die speziell für die Behandlung depressiver Erkrankungen entwickelt wurde. Sie kombiniert therapeutische Konzepte aus Verhaltenstherapie und psychodynamischer Therapie. Ein wichtiges Therapieziel ist es, Fähigkeiten und Strategien zum Umgang mit Konflikten zu erlernen, die zur Entstehung oder Aufrechterhaltung der Depression beitragen.
Ebenfalls als ergänzende therapeutische Maßnahmen werden bei Depression zum Beispiel Psychoedukation, Ergotherapie, Angehörigengruppen, Kunsttherapie, das Erlernen von Entspannungstechniken sowie körper- und bewegungsbezogene Therapien angeboten.
Weitere Therapieformen
- Elektrokrampftherapie
- Wachtherapie
- Repetitive transkranielle Magnetstimulation
Resilienz: Die Fähigkeit, gesund zu werden und gesund zu bleiben
Menschen haben die Fähigkeit, Krisen, Erkrankungen und Katastrophen zu überwinden. Es handelt sich um eine Art psychische Widerstandskraft. Diese nennt man auch Resilienz. Sie können sich darunter eine Art Schutzschild vorstellen. Diese Widerstandskraft trägt jeder in sich. Sie kann verbessert und gestärkt werden. Jeder hat Teile in seiner Persönlichkeit, die stark machen.
Die psychische Widerstandskraft hat sechs Säulen:
- Zuversichtlich sein
- Akzeptieren, was gerade ist
- Offen sein für neue Lösungen
- Verantwortung übernehmen
- Netzwerke bilden
- Zukunft planen
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