Depressionen zu Hause behandeln: Ein umfassender Leitfaden

Depressionen sind ernstzunehmende Gemütskrankheiten, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Die Patienten leiden unter einer negativen Grundstimmung, d.h. sie fühlen sich freudlos, wertlos und sind ohne Hoffnung. Sehr oft ist diese negative Grundstimmung verbunden mit Angstzuständen und allgemeiner innerer Unruhe.

Symptome und Anzeichen einer Depression

Viele Wege führen ins Seelentief, und die ersten Schritte dahin werden von unterschiedlichen Symptomen begleitet. Menschen mit einer Depression leiden auch an so genannten Antriebsstörungen, d.h. es fehlt ihnen die Energie selbst einfache, alltägliche Dinge, die sie vorher ohne Mühe verrichtet haben, zu erledigen - in der Depression kann man nicht wollen! Auch das Denken kann verlangsamt sein und dreht sich oft immer nur um ein und dasselbe negative Thema, z.B. wie schlecht es einem geht oder wie aussichtslos alles ist. Viele Patienten haben Schuldgefühle oder sie haben Angst zu verarmen und einige Patienten denken sogar darüber nach, sich das Leben zu nehmen. Depressive Patienten stellen die Gruppe mit der höchsten Selbstmordgefährdung überhaupt dar.Die Depression wirkt sich aber auch körperlich aus. Nicht jede traurige Stimmung ist eine Depression. Menschen, die an einer depressiven Erkrankung leiden, sind unfähig, sich über etwas zu freuen und haben große Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen.

Fallbeispiele

* Anna F., 35: Seit Wochen wacht sie jede Nacht auf und kann dann nicht mehr einschlafen. „Weil ich nicht aufhören kann darüber nachzudenken, warum ich im Job auf der Stelle trete, keinen Freund habe und nicht einmal eine schöne Wohnung.“ Aus der negativen Gedankenspirale findet sie immer öfter auch tagsüber nicht heraus. Und weil sie „immer müde“ ist, kann sie sich in ihrer Freizeit zu nichts mehr aufraffen und bleibt meistens allein daheim.* Simon M., 17: „Null-Bock-Stimmung“ begleitet seit Monaten auch Simon M., 17. Er kann sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal mit Freunden in der Disco war. Stattdessen sitzt er nur noch zu Hause vor dem Computer. Und da will er auch bleiben, sagt er, schließlich weiß er sowieso nicht, was er einmal „werden soll und was die Zukunft so bringen wird“. Der Rücken tut ihm immer so weh, vom vielen Sitzen, glaubt er, und versucht die Schmerzen mit Tabletten zu betäuben. Dass er sie und die trüben Gedanken je wieder loswird, „kann ich mir nicht vorstellen“, sagt er.* Gerhard G., 44: „Ein immer wiederkehrender Druck auf der Brust“ war es, der Gerhard G., 44, zum Arzt führte. Organisch sei alles in Ordnung, hieß es dort, wie er sich fühle, wurde er gefragt. „Eher schlecht“, war seine Antwort, denn er litt zunehmend darunter, dass er in letzter Zeit „so leicht ausrastet“ und deswegen schon „überall aneckt“.

Wie man Depressionen erkennt

Nicht jede traurige Stimmung ist eine Depression. Menschen, die an einer depressiven Erkrankung leiden, sind unfähig, sich über etwas zu freuen und haben große Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Depression erkennen!

Die Rolle von Antidepressiva

Bei den meisten Depressionen ist eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva erforderlich. Diese verbessern die Stimmung, steigern den Antrieb und helfen bei Schlafstörungen und anderen körperlichen Begleiterscheinungen. Da die volle Wirkung dieser Medikamente erst nach 1 - 2 Wochen einsetzt, wird die Behandlung am Beginn oft noch mit angstlösenden und schlaffördernden Mitteln unterstützt. Diese sollen dann mit Einsetzen der antidepressiven Wirkung abgesetzt werden. Antidepressiva haben auch eine vorbeugende Wirkung und sollten daher länger, also auch nach Abklingen der Symptome, eingenommen werden. Antidepressiva machen nicht süchtig!Der Umgang mit Antidepressiva sollte bei sogenannten bipolaren Depressionen besonders mit den Betroffenen besprochen werden.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Unabhängig von der medikamentösen Therapie sollten noch andere Behandlungsmöglichkeiten unbedingt wahrgenommen werden: regelmäßige Facharztbesuche, Psychotherapie, Entspannungstechniken, regelmäßige Bewegung, Schlafentzug, Lichttherapie, Selbsthilfegruppen, etc.Nur durch die Kombination von regelmäßiger Medikamenteneinnahme und konsequenter Inanspruchnahme von Therapieangeboten können gute und dauerhafte Behandlungserfolge erzielt werden.

Ursachen depressiver Verstimmungen

Stimmungstiefs tauchen meist nach belastenden Ereignissen auf. Das können sowohl der Verlust einer nahestehenden Person oder des Arbeitsplatzes sein als auch die Trennung vom Partner, Beziehungsprobleme, Überlastung oder Dauerstress. Genauso gut können verschiedene Krankheiten der Auslöser für depressive Störungen sein. So werden beispielsweise Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Parkinson, Herzbeschwerden, Demenz und Lungenentzündungen mit depressiven Verstimmungen in Zusammenhang gebracht. Auch manche Medikamente kommen als Ursache infrage. Wenn die Hormone durcheinandergeraten, äußert sich das zum Teil auch in depressiven Verstimmungen, beispielsweise während der Pubertät. Da Frauen aufgrund ihrer Periode, Schwangerschaften, den Wechseljahren und durch die Einnahme der Pille häufiger mit Hormonumstellungen zu tun haben, leiden sie auch fast doppelt so oft unter depressiven Verstimmungen wie Männer.Bei depressiven Verstimmungen genauso wie bei ausgeprägteren Depressionen sind meist die Vorgänge im Gehirn gestört, die die Botenstoffe (Neurotransmitter) betreffen. So tauchen Dopamin, Noradrenalin, Endorphine und Serotonin dann meist nur in geringen Mengen auf. Diese beeinflussen allerdings nicht nur das Gefühlsleben, sondern auch das Denken und Handeln. Die Jahreszeiten können ebenfalls einen Einfluss auf das Gemüt nehmen. So leiden einige Menschen während der dunkleren Monate vermehrt unter Stimmungstiefs. Dabei handelt es sich um eine saisonale Depression, auch als Winterdepression bekannt. Diese entsteht in der Regel aufgrund des Lichtmangels und tritt meist ab dem Spätherbst auf.

Was hilft bei depressiven Verstimmungen?

Bei depressiven Verstimmungen kann aber in vielen Fällen auf Antidepressiva und Therapien verzichtet werden. Ein Rat eines Fachmannes kann natürlich auch hier helfen, aber Betroffene können selbst einiges tun, um aus dem Stimmungstief hinauszukommen. Vor allem Bewegung und Sport sind bei der Behandlung von depressiven Verstimmungen sehr hilfreich. Die Ernährung sollte ebenfalls berücksichtigt werden. Zwar können Süßigkeiten kurzfristig ein Hoch zur Folge haben, aber auf Dauer und in großen Mengen bewirken sie das Gegenteil und können weitere Beschwerden mit sich ziehen. Es ist also stets besser auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung zu achten. Es gibt auch verschiedene Nahrungsmittel, die eine Serotonin-Vorstufe enthalten, und zwar Tryptophan.Bei Winterdepressionen werden meist Lichttherapien eingesetzt. Die Betroffenen können sowohl Behandlungen beim Fachmann durchführen lassen als auch zu Hause. Die Pflanzenwelt hält ebenfalls einiges parat, was die Symptome einer depressiven Verstimmung lindern kann. Besonders bewährt haben sich Johanniskraut, Baldrian und Passionsblume. In Drogeriemärkten und Apotheken gibt es Präparate, die einen oder mehrere dieser natürlichen Wirkstoffe beinhalten. Allerdings sollte vor der Einnahme Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin gehalten werden. Insgesamt ist es hilfreich, wenn man auf sich sowie ein ausgewogenes Leben achtet und dafür sorgt, dass man schöne, entspannende Momente erlebt.

Psychotherapie

Bei einer leichten Depression eignen sich besonders zwei Arten von Psychotherapie als Behandlung:* Die kognitive Verhaltenstherapie: Hier arbeitet man als Patient:in mit seinen Ärzt:innen daran, seine Probleme selbst unter Kontrolle zu bringen. Patient:innen lernen, sich selbst zu beobachten, Probleme zu identifizieren und individuelle Blockaden zu erkennen. Dann werden Alternativen entwickelt und ausprobiert sowie die Denkmuster und Verhaltensweisen neu bewertet: Zum Beispiel indem Patient:innen sich bewusst distanzieren, etwas positiv umdeuten oder ein Problem als Herausforderung sehen.* Die interpersonelle Psychotherapie (IPT): Dies ist ein evidenzbasierter, Leitlinien-empfohlener Ansatz zur Behandlung von Depressionen. Die Interpersonelle Psychotherapie nach Klerman und Weissman gehört zu den am umfassendsten untersuchten und wirksamsten psychologischen Depressionstherapien. Die IPT setzt direkt an den belastenden interpersonellen Lebensbezügen der Betroffenen an, also an den individuellen, persönlichen Problemfeldern. Der Fokus liegt auf dem zwischenmenschlichen Kontext, in dem sich die depressive Episode entwickelt hat. Das kann zum Beispiel Trauer, Isolation oder Arbeitsstress sein.

Weitere Behandlungsansätze

* Lichttherapie: Bei einer Lichttherapie wird die betroffene Person, meist nach dem Aufstehen mit weißem, gefiltertem Licht bestrahlt. Dabei reicht es gelegentlich in eine Tageslichtlampe (Intensität zwischen 2.500 bis 10.000 Lux) zu blicken. Die Lichttherapie kommt vor allem bei einer saisonalen Depression zur Anwendung und kann problemlos eigenständig zu Hause durchgeführt werden.* Schlafentzugstherapie: Bei einem Schlafentzug schläft die Person die ganze Nacht lang nicht und bleibt auch am nächsten Tag bis zur gewöhnlichen Schlafenszeit wach. Die Schlafentzugstherapie verändert die Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn und kann sehr schnell zu einer antidepressiven Wirkung führen.

Weitere Tipps und Ratschläge

Man kann selbst ganz viel für die psychische Gesundheit tun. Auch wenn Sie sich vielleicht gerade schwach und ausgeliefert fühlen: Sie müssen nicht tatenlos abwarten. Sie können selbst ganz viel dazu beitragen, dass es Ihnen wieder besser geht. Bildlich gesprochen nehmen Sie das Steuer wieder in die Hand. Das Tempo bestimmen Sie.Die fünf wichtigsten Punkte auf dem Weg zur Besserung sind:* Medikamente* Psychotherapie* Die eigenen Gedanken* Das eigene Handeln* Ein unterstützendes Umfeld

Allgemeine Informationen

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