Depression und Partnerschaft: Eine Herausforderung für die Liebe

Eine Beziehung schützt nicht unbedingt vor Suizidgedanken. Das zeigt eine aktuelle Studie zum Zusammenhang zwischen dem Beziehungsstatus und Suizidgedanken von Wissenschaftlern der MedUni Wien und der Universität Wien.

Die stärksten Risikofaktoren zeigen Menschen, die in ihrer Beziehung unglücklich sind. Da haben sogar Singles ein vergleichsweise geringeres Risiko.

„Bisherige Daten zeigen klar, dass das Suizidrisiko einer Person geringer ist, wenn diese in einer Beziehung lebt. Die vorliegende Studie legt allerdings nahe, dass dabei auch entscheidend ist, inwieweit man zufrieden mit der Beziehung ist“, sagt Benedikt Till von der MedUni Wien.

In der Allgemeinbevölkerung mittleren Alters haben eher Menschen, die in einer bestehenden Beziehung unglücklich sind und in der es ungelöste Konflikte gibt, Suizidgedanken. Am geringsten ist das Risiko für Personen, die in einer glücklichen Beziehung leben.

Je größer die Anzahl der ungelösten Konflikte in einer Beziehung, desto manifestierter sind die Suizidgedanken, das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Depression. Unter dem Punkt „ungelöster Konflikt“ bzw. „es wird über diesen Konflikt überhaupt nicht gesprochen“ wurden am häufigsten folgende Themen genannt:

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  • Temperament des Partners (19,9 %)
  • Kommunikation (17,4 %)
  • Persönliche (schlechte) Gewohnheiten (17,3 %)
  • Sexualität (16,0 %)
  • Arbeit im Haushalt (15,5 %)

Liebe ist gesund. 97 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind der Meinung, dass eine dauerhafte und glückliche Beziehung positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat. So wirkt sich eine Beziehung ausgleichend, entspannend und Burnout-Risiko-reduzierend auf die Liebenden aus.

Eine vielzitierte Studie der Wiener Uniklinik bestätigt diese Einschätzung: Ein leidenschaftlicher Kuss hat zum Beispiel heilende Wirkung, indem er Blutdruck senkt und Cholesterinwerte stabilisiert. Händchenhalten stärkt das Herzkreislaufsystem und senkt den Stresspegel.

Liebende Menschen in stabilen Partnerschaften werden definitiv seltener krank und schneller wieder gesund. Körperkontakt wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus, Schmerzen und Unwohlsein verringern sich, sogar Blutwerte verändern sich durch intensive Nähe. Und Sex entspannt, macht glücklich und schützt vor Infekten.

Wenn sich Liebe ins Gegenteil verkehrt

Wird die Verbundenheit durch Stress, Streit, Drohungen und fehlendes Wir-Gefühl dominiert, tritt schnell der Umkehreffekt ein: Eine unglückliche Beziehung macht krank!

Je konfliktreicher die Partnerschaft, desto höher das Herzinfarktrisiko. Ständige Unzufriedenheit erzeugt nicht nur seelischen Stress, sondern hat negative und weitreichende Folgen auf körperlicher Ebene. Migräne, Depressionen, Burnout und erhöhte Infektanfälligkeit werden in unglücklichen Partnerschaften oft ausgelöst oder zumindest verstärkt.

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Viele Dinge bleiben unausgesprochen, man begegnet sich nicht (mehr) auf Augenhöhe, man streitet, erkennt, dass man keine gemeinsamen Interessen hat und verliert den Respekt vor dem Partner.

Die Beziehung saugt nur mehr Energie. Und oft fehlt die Kraft, den anderen zu verlassen - aus Bequemlichkeit bleibt man zusammen und schafft es oft jahrelang nicht, sich voneinander zu lösen. Und man wird krank. Seelisch und körperlich.

Die Lösung

Eine Partnerschaft, die funktioniert, ist also gesund; eine, die nicht funktioniert, macht krank. Und daher mein Rat: Nicht in Partnerschaften verlieren, bei denen die Parameter einfach nicht mehr stimmen. Wenn die Beziehung toxisch wird, besser trennen und in Ruhe nach dem oder der Richtigen auf Augenhöhe suchen.

Mein Partner hat Depressionen

Das Leben mit einem depressiven Partner verläuft oft nach ähnlichen Mustern. Die Probleme sind bekannt und man wartet, dass es sich bessert. Doch meistens vergehen Wochen und Monate ohne spürbare Veränderungen. Mit der Zeit beginnt man langsam am Willen des anderen zu zweifeln. Selbst wenn sich die Lage für eine Weile gebessert hat, kommt es nach einigen Monaten doch wieder zu einem neuen Tief.

Die depressive Erkrankung stellt für beide Partner eine massive Belastung dar. Daher sollten Sie sich - wie bei anderen Erkrankungen auch - zwei Fragen stellen:

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  • Wie kann dem Partner geholfen werden?
  • Wie kann ich selber besser mit der Situation umgehen?

Den depressiven Partner verstehen

In einer Beziehung ist es manchmal schwierig, den Partner zu verstehen. Leidet der anderen zusätzlich an Depressionen, wird es noch schwieriger. Womöglich haben Sie bei Gesprächen Sätze wie „Du verstehst das einfach nicht.“ gehört. Zum Teil stimmt dies leider - als Außenstehender kann man sich oft nur schwer in die Gefühlswelt einer depressiven Person hineinversetzen. Von außen betrachtet hätten die betroffenen Personen ja zumeist keinen Grund, das Leben nicht zu genießen.

Es ist wichtig, die Depression als Krankheit zu verstehen. Es handelt sich um eine sogenannte „affektive Störung“. Nun sind viele der depressiven Symptome auch für gesunde Menschen durchaus normal. Jeder ist manchmal lustlos oder abgeschlagen. Bei einer affektiven Störung sind diese Stimmungstiefs jedoch nicht aufhellbar. Während normalerweise Dinge wie Zuneigung, soziale Kontakte und partnerschaftliche Liebe zu einer Besserung der Stimmung führen, zeigen depressive Patienten kaum emotionale Reaktionen.

Das macht es schwierig, sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen. Man weiß aus eigener Erfahrung, wie man emotional „funktioniert“. Traurige Erlebnisse drücken unserer Stimmung, gehen mit der Zeit aber vorüber. Wir haben gelernt, damit umzugehen, können uns beispielsweise ablenken oder widmen uns schönen Dingen im Leben.

Was uns aber als „normal“ erscheint, trifft auf depressiven Menschen nicht zu. Trauriges macht nicht traurig und schöne Dinge verschaffen keine Freude. Die Emotionen sind stark verflacht. Betroffene erleben also kaum tiefgehende Gefühle. Dies betrifft sowohl angenehme Emotionen wie Liebe oder Freude als auch negative Gefühle wie Trauer oder Ärger.

Die Erfahrungen von gesunden Menschen stimmen also nicht mit dem Empfinden des depressiven Partners überein.

Depression und Beziehungsfähigkeit

Eine Depression beim Partner ist immer eine Herausforderung. Während es auch bei gesunden Menschen immer wieder zu kurzen Phasen emotionaler Kälte und Distanziertheit kommt, macht vielen Paaren die Dauer der Erkrankung zu schaffen. Wenn Liebe und Gefühle über einen längeren Zeitraum wie erloschen wirken, macht sich häufig auch zunehmend Hoffnungslosigkeit beim Partner breit. Viele zweifeln dann an der grundsätzlichen Beziehungsfähigkeit des anderen.

Das Leben mit einem depressiven Partner ist nicht einfach und kann schnell überfordern. Hier ist es wichtig, sich nicht von der Hoffnungslosigkeit „anstecken“ zu lassen. Häufig steht man vor dem Problem, dass man selber Wut, Verärgerung oder Enttäuschung erlebt, diese jedoch nicht ausleben kann. Dann macht es auch wenig Sinn, den Partner mit der eigenen Enttäuschung zu konfrontieren. Vermutlich würden sich dessen Depressivität und Schuldgefühle nur verstärken.

Häufig leidet man selber mit. Eine Beziehung ist auch auf emotionaler Nähe, Vertrautheit und Liebe aufgebaut. Wenn diese Dinge langfristig fehlen, ist es verständlich, an der Beziehungsfähigkeit zu zweifeln. Der Partner kann auf Zuneigung und liebevolle Fürsorge nicht adäquat reagieren - sein Verhalten wir dann oft als „Lieblosigkeit“ interpretiert und führt zu weiteren Spannungen in der Beziehung.

Halten Sie sich vor Augen, dass es sich um keine absichtliche emotionale Abweisung handelt, sondern eine Folge der affektiven Störung. Die depressive Verstimmung kann auch die Kommunikationsfähigkeiten des Partners herabsetzen. Wenn in der Beziehung dann weniger gesprochen wird, kann dies auch ein Symptom der Depression sein und hat nicht unbedingt mit Ihnen zu tun.

Vergessen Sie nicht, dass Depressionen behandelbar und heilbar sind. Zeigen Sie Verständnis, aber achten Sie dabei immer auf Ihre eigenen Grenzen.

Es ist gut und wichtig, wenn Sie Ihrem Partner helfen möchten. Aber Sie sind auch für Ihr eigenes Leben verantwortlich. Manchmal kann ein Ende der Beziehung die richtige Entscheidung sein.

Nicht können vs. nicht wollen

Wahrscheinlich haben Sie schon öfter versucht, Ihren Partner zu bestimmten Aktivitäten zu motivieren: Sei es Freizeitaktivitäten zu setzen, Aufgaben zu erledigen oder sich um Hilfe umzusehen. Meistens werden Sie dabei wohl auf Unwillen gestoßen sein, manchmal war es vielleicht sogar ein richtiger Kampf. Dabei passiert es leicht, das Verhalten als „nicht wollen“ abzutun.

Das „nicht wollen“ ist häufig jedoch ein „nicht können“. Depressionen sind eine Krankheit und der depressive Patient kann sich tatsächlich kaum zu etwas motivieren. Wenn Ihr Partner einen gebrochenen Fuß hätte, wäre es klar: Gehen verursacht Schmerzen und damit wäre ein gemeinsamer Spaziergang nicht möglich. Bei Depressionen ist es ähnlich, nur dass es eben ein seelisches Leiden ist.

Motivationsschwierigkeiten, fehlende Energie und Lustlosigkeit sind Symptome der Krankheit. Sie als Partner stehen vor der Herausforderung diese richtig zu deuten und zu erkennen, wann es wirklich keinen Sinn hat den anderen zu etwas zu drängen.

Depressive sind häufig sehr leistungsorientierte Menschen. Sie leiden nicht nur unter dem eigenen Unvermögen, sondern auch daran, Ihre eigenen Ziele nicht zu erreichen.

Umgang mit depressiven Menschen

Vermutlich haben Sie schon einiges selbst versucht und Ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Hier sind diverse Dinge, die wenig erfolgsversprechend sind:

  • Stellen Sie keine Ultimaten, verzichten Sie auf zu großen Druck oder aggressives Auftreten.
  • Kümmern Sie sich nicht um alles, vermeiden Sie überfürsorgliches Verhalten.
  • Lassen Sie sich nicht von der depressiven Stimmung anstecken.
  • Bleiben Sie optimistisch, aber nicht überoptimistisch, etwa indem Sie eine rosige Zukunft schildern.
  • Streiten Sie nicht um unterschiedliches emotionales Erleben.
  • Versuchen Sie nicht, dem Betroffenen einzureden, dass es ihm besser gehe, als er meint.
  • Vermeiden Sie Urlaube und Partys um zu zeigen „wie schön das Leben doch sein kann“.
  • Unterlassen Sie das Bagatellisieren von Problemen („Es ist ja gar nicht so schlimm.“).

Was einen Versuch wert ist:

  • Haben Sie Geduld.
  • Nehmen Sie optimistischen Bemerkungen unterstützend und wohlwollend wahr.
  • Lassen Sie Ihre eigene Enttäuschung zu, leben Sie sie aber nicht am Partner aus.
  • Motivieren Sie zu gemeinsamen Aktivitäten, ohne zu überfordern.
  • Gestalten Sie den Tagesablauf mit und planen Sie gemeinsame Zeit ein.
  • Zeigen Sie Verständnis, Akzeptanz und Wertschätzung.
  • Fördern Sie Änderung der Lebensbedingungen.
  • Bieten Sie Unterstützung bei einer Therapie an und helfen Sie bei der Therapiesuche.

Je nach Schweregrad der Depression sollten Sie nicht allzu viel Eigeninitiative erwarten. Dies sollte auch beachtet werden, wenn es um die Frage einer Therapie oder einem Arztbesuch geht. Eine Behandlung macht nur Sinn, wenn Ihr Partner das auch möchte. Sie können die Entscheidung aber erleichtern, indem Sie Hindernisse aus dem Weg räumen: Machen Sie zum Beispiel einen ersten Termin beim Psychiater aus und begleiten Sie Ihren Partner bei den ersten Besuchen.

Bei schweren Fällen ist immer auch auf eine mögliche Selbstmordgefahr zu achten.

Dem depressiven Partner helfen

Auch wenn man sich in der Beziehung der Depression gegenüber oft hilflos fühlen mag, Ihre Unterstützung kann eine große Hilfe sein.

Wenn Sie Ihren Partner schon viele Jahre kennen, werden Sie auch dessen Depressionen kennen. Vermutlich haben Sie das Thema bereits häufig besprochen und versucht zu helfen. Aber auch wenn Sie damit nicht immer erfolgreich waren - es ist gut und sinnvoll. Familie und Partnerschaft sind wichtige soziale Netze für die Betroffenen. Sie helfen nicht nur bei der Bewältigung der Krankheit, sondern schützen auch vor weiteren, schlimmeren Verläufen.

Ihre Zeit und Energie ist also gut investiert - auch wenn es nicht immer danach aussehen mag. Vergessen Sie dabei aber nicht, dass Ihr persönliches Wohlbefinden an erster Stelle stehen sollte. Hilfe ist gut und wichtig, Sie sollten aber nicht selbst darunter leiden. Wenn die Beziehung zu einer Belastung wird, Sie an Ihre Grenzen stoßen oder nicht mehr weiter wissen ist womöglich der Zeitpunkt gekommen, sich selber nach Hilfe umzusehen.

Vergessen Sie nicht auf Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Nur wenn Sie selbst ein zufriedenes Leben führen, werden Sie auch die Kraft haben Ihrem Partner zu helfen.

Achten Sie auch darauf, dass keine wichtigen Entscheidungen während einer depressiven Episode getroffen werden. Wenn möglich sollten Dinge wie die Kündigung des Arbeitsplatzes, Aufnahme von Krediten oder andere schwerwiegende Beschlüsse bis zu einer Verbesserung der Stimmung aufgeschoben werden.

Familie und Kinder

Wenn Kinder im gemeinsamen Haushalt leben, müssen sie über die Erkrankung des Elternteils informiert werden. Je nach Alter des Kindes bzw. der Kinder sollte mehr oder weniger genau auf die Erkrankung eingegangen werden. Bei jungen Kindern reicht es, allgemein von einer Erkrankung zu sprechen, z.B.:

„Der Mutter / dem Vater geht es gerade nicht so gut, weil er / sie krank ist. Der Doktor wird ihr / ihm aber helfen, damit es ihr / ihm bald besser geht“

Wenn die Kinder schon älter sind, kann ruhig über den Begriff der Depression gesprochen werden. Dabei sollte klar gemacht werden, dass es sich bei Depressionen um eine Krankheit handelt. Es ist „normal“, dass Menschen krank werden - genauso, wie es „normal“ ist, das manche Menschen Asthma haben oder andere Krankheiten.

Sprechen Sie mit Ihren Kinder auch über die Auswirkungen der Krankheit. Sie sollten verstehen, dass emotionale Distanz und Lustlosigkeit Symptome der Erkrankung sind. Wenn der Vater oder die Mutter nun weniger Zeit mit ihnen verbringt, bedeutet dies nicht, dass er oder sie die Kinder weniger lieb hat. Sie müssen wissen, dass es nicht ihre Schuld ist, wenn der erkrankte Elternteil offensichtlich unglücklich ist.

Für die Angehörigen ist das eine schwierige Situation: Sie müssen Aufgaben des depressiven Partners übernehmen, sich um die Kinder kümmern und sich um den Partner sorgen. Dazu kommen noch Dinge des Alltags und Berufslebens. Es ist ganz natürlich, dass man dabei rasch an seine Grenzen stößt und sich überfordert fühlt. Achten Sie daher auch auf Ihr eigenes Wohlbefinden und sehen Sie sich rechtzeitig um Hilfe um.

Gerade bei langfristigen Depressionen empfiehlt es sich, die Familie in die Therapieplanung einzubeziehen. Falls sich Ihr Angehöriger bereits in Behandlung befindet, sprechen Sie mit dem Arzt oder dem Therapeuten auch über Ihre persönliche Situation. Eine Depression kann Beziehungen beeinflussen und belasten: sowohl die zu einem selbst als auch die zu anderen Menschen. Ihr:e Partner:in, Ihre Familie, Ihr Freundeskreis nehmen die Veränderungen durch die Krankheit stark wahr. Sie lernen zu verstehen, was mit Ihnen los ist und wie sie mit den Auswirkungen der Depression umgehen können.

Es ist normal, dass Krankheiten Beziehungen belasten. Die Beziehungen müssen dadurch aber nicht langfristig Schaden nehmen, da man die Krankheit überwinden kann. Gerade mit unterstützenden Menschen an der Seite können Sie diese Herausforderung gemeinsam bewältigen.

Auch für Bezugspersonen gibt es Unterstützung!

Das Leben mit einem Menschen mit Depression kann belastend sein. Es ist wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und sich Hilfe zu holen. Die wichtigste Anlaufstelle ist HPE - Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter. HPE bietet Informationsmaterialien, Beratung, Selbsthilfegruppen, Seminare und vieles mehr in ganz Österreich. Es kann sowohl der:dem Betroffenen als auch Ihnen selbst als Angehörige:r, Partner:in oder Freund:in sehr helfen, wenn auch Sie sich Unterstützung holen: www.hpe.at

Tipps für Ihre Partnerschaft

Es gibt viele Wege und kleine und große Gesten, durch die Ihr:e Partner:in Sie unterstützen können. Wichtig ist sich vor Augen zu führen, dass Partner:innen eben Partner:innen sind und nicht Therapeut:innen. Ihr:e depressive:r Partner:in hat Expert:innen, die sie:ihn bei medizinisch-therapeutischen Entscheidungen begleiten. Das ist deren Aufgabe und nicht die der Partner:innen. Denn diese sind durch die Beziehung selber zu stark befangen. Denken Sie daran, dass Sie Ihre:n Partner:in nicht an allem teilhaben lassen müssen und Nähe auch manchmal Grenzen braucht.

Tipps für Angehörige:

  • Aufmerksam sein: Hören Sie Ihrer:Ihrem Partner:in gut zu, wenn sie:er über ihre:seine Gefühle spricht. So können Sie Veränderungen rasch merken und Hilfe anbieten.
  • Die Depression akzeptieren: Eine Depression ist eine Krankheit, die man ernst nehmen muss. Informieren Sie sich darüber. So können sie Ihre:n Partner:in besser verstehen.
  • Keine Ratschläge geben: Bieten Sie ein offenes Ohr, eine innige Umarmung und Hilfe an. Das hilft ihrer:ihrem Partner:in am meisten.
  • Schuldzuweisungen vermeiden: Niemand ist an der Depression schuld. Weder Ihr:e Partner:in noch Sie. Diskussionen darüber bringen nichts.
  • Entscheidungen erleichtern: Während einer Depression fällt es einem schwer, etwas zu entscheiden. Sie können dabei unterstützen und zeigen, welche Optionen es gibt.
  • Die:Den Partner:in nicht bevormunden: Bevormunden bewirkt nur Streit und Widerstand. Niemand möchte bevormundet werden, auch Sie nicht.
  • Gefühle nicht unterdrücken: Es ist völlig natürlich, wenn Angehörige diese Gefühle haben: Wut, Zorn, Angst, Enttäuschung, Traurigkeit, Ärger oder Ohnmacht. Sie dürfen diese Gefühle auch zulassen und zeigen. Es belastet Sie und die Beziehung, wenn Sie Gefühle unterdrücken.
  • Auf sich achten: Es ist schön, dass Sie Ihre:n Partner:in unterstützen und für sie:ihn da sind. Vergessen Sie aber nicht Ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse. In einer Selbsthilfegruppe für Angehörige können Sie mit Menschen reden, denen es ähnlich geht. Dort finden Sie in schwierigen Zeiten immer Verständnis und Beistand. Unter www.hpe.at finden Sie Informationen zu Gruppen in Ihrer Nähe.

Depression kann den Sex beeinflussen

Eine Depression und auch die Medikamente können sich auf den Sex auswirken. Durch die Depression ist meistens im Vergleich zu früher weniger Lust da. Auch die körperlichen Funktionen können betroffen sein. Es ist ganz unterschiedlich, wie das erlebt wird. Am besten ist es, ganz offen mit der:dem Partner:in zu reden. Weniger Lust muss aber nicht heißen, dass die:der Partner:in weniger anziehend oder attraktiv ist. Man kann auf viele Arten zeigen, wie sehr man sich mag. Formen der Nähe sind etwa auch: Kuscheln, Küsse und Umarmungen. Sprechen Sie offen über Ihre Wünsche und wie Sie die:den Partner:in wahrnehmen. Eine Geste zeigt, wie Sie sich fühlen. Nicht immer sind Worte notwendig. Sex ist ein wichtiger Teil des Lebens. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen oder Therapeut:innen darüber, wenn Sie damit unzufrieden sind. Es ist wichtig, dass die Therapie auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt wird.

Tipps für die Beziehungen zu Freund:innen und Familie

Verbringen Sie Zeit mit Menschen, die Ihnen guttun. Dabei ist es ganz gleich, ob das Familie, Freund:innen, Arbeitskolleg:innen, Nachbar:innen oder andere Betroffene aus einer Selbsthilfegruppe sind.

Sie werden sich bestimmt fragen: „Wie geht es meinen Angehörigen?“ Diese Frage wird auftauchen, aber bitte belasten Sie sich damit nicht. Es ist natürlich, dass sich Angehörige und Freund:innen Sorgen machen. Sie können Ihre Gefühle und Stimmungen nicht immer richtig deuten. Sie können Ihnen helfen, Sie besser zu verstehen. Sprechen Sie darüber, wie es in Ihnen aussieht.

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