Bei jeder Therapie sollen Beschwerden weniger werden oder ganz verschwinden. Mit der Zeit soll es möglich sein, dass Sie den Alltag mit alter Kraft meistern. Auch die dunklen Gedanken sollen sich auflösen. Das geht nicht von heute auf morgen. Es dauert, bis Sie wieder fit sind. Im Laufe der Behandlung wird es Höhen und Tiefen geben. Es braucht vielleicht Zeit, die für Sie richtige Behandlung zu finden. Dabei sind Geduld und Ausdauer gefragt. Aber es lohnt sich.
Man kann selbst ganz viel für die psychische Gesundheit tun. Auch wenn Sie sich vielleicht gerade schwach und ausgeliefert fühlen: Sie müssen nicht tatenlos abwarten. Sie können selbst ganz viel dazu beitragen, dass es Ihnen wieder besser geht. Bildlich gesprochen nehmen Sie das Steuer wieder in die Hand. Das Tempo bestimmen Sie.
Die fünf wichtigsten Punkte auf dem Weg zur Besserung sind:
- Medikamente
- Psychotherapie
- Die eigenen Gedanken
- Das eigene Handeln
- Ein unterstützendes Umfeld
Eine Therapie besteht aus mehreren Bausteinen und es empfiehlt sich eine Kombination aus Medikamenten, therapeutischen Gesprächen und speziell für die Depression entwickelter Psychotherapie. Aber auch Sport und gesunde Ernährung sind für Patient:innenein wichtiges Thema, denn sie heben die Stimmung und verbessern das Wohlbefinden. Ihre Psychiater:innen beraten Sie gerne. Sprechen Sie mit ihr:ihm offen über Ihre Wünscheund Bedenken. Nur so kann sie:er Sie gut begleiten. Therapie-Angebote können in einer Arztpraxis, einer Ambulanz oder auch stationär in einer Klinik wahrgenommen werden.
Welche Arten der Behandlung gibt es?
Meistens empfehlen Ärzt:innen als Behandlung eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie.
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1) Psychotherapie:
Bei einer leichten Depression eignen sich besonders zwei Arten von Psychotherapie als Behandlung:
1Die kognitive Verhaltenstherapie:
Hier arbeitet man als Patient:in mit seinen Ärzt:innen daran, seine Probleme selbst unter Kontrolle zu bringen. Patient:innen lernen, sich selbst zu beobachten, Probleme zu identifizieren und individuelle Blockaden zu erkennen. Dann werden Alternativen entwickelt und ausprobiert sowie die Denkmuster und Verhaltensweisen neu bewertet: Zum Beispiel indem Patient:innen sich bewusst distanzieren, etwas positiv umdeuten oder ein Problem als Herausforderung sehen.
2Die interpersonelle Psychotherapie (IPT):
Dies ist ein evidenzbasierter, Leitlinien-empfohlener Ansatz zur Behandlung von Depressionen. Die Interpersonelle Psychotherapie nach Klerman und Weissman gehört zu den am umfassendsten untersuchten und wirksamsten psychologischen Depressionstherapien.
Die IPT setzt direkt an den belastenden interpersonellen Lebensbezügen der Betroffenen an, also an den individuellen, persönlichen Problemfeldern. Der Fokus liegt auf dem zwischenmenschlichen Kontext, in dem sich die depressive Episode entwickelt hat. Das kann zum Beispiel Trauer, Isolation oder Arbeitsstress sein.
Der Behandlungsablauf ist in vier Abschnitte gegliedert: In der ersten Phase geht es um die akute Entlastung und Hoffnungsvermittlung. In der zweiten Phase wird das vordergründige Problemfeld bearbeitet und emotional bewältigt. In der dritten Phase wird das Erlernte zusammengefasst und das Ende der Akuttherapie besprochen. In der vierten Phase dreht es sich schließlich um die Erhaltung des Zustands und die Vermeidung eines Rückfalls (einer so genannten Remission)4.
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Psychotherapeut:innen helfen Menschen, die sich in einer Krise befinden oder Sorgen haben. Bei einer Psychotherapie kann man ganz offen über alle Probleme reden. Manchmal hören die Psychotherapeut:innen einfach nur zu. Gemeinsam versucht man Lösungen zu erarbeiten. Dabei muss man mitarbeiten. Das hilft den Betroffenen, dass sie wieder gesund werden. Es gibt Einzeltherapien und Gruppentherapien. Und es gibt verschiedene Arten von Psychotherapien.
3) Weitere mögliche Behandlungen
Die Elektrokrampf-Therapie ist eine Behandlung gegen eine schwere Depression, bei der andere Behandlungen nicht gewirkt haben. Während einer kurzen Narkose bekommt das Gehirn der Patientin elektrische Reize. Meist zeigt sich im klinischen Alltag nach sechs bis acht Sitzungen ein klinischer Erfolg.5,6
4) Gesunde Lebensführung
Durch Bewegung und gesunde Ernährung können Sie ganz viel für Ihren Körper tun. Wenn Sie gerade genug Kraft haben, treffen Sie auch Freund:innen und Kolleg:innen.
Betroffene mit einer Depression, die sich keiner Therapie unterziehen, können schnell in einen Teufelskreis geraten. Die Symptome einer depressiven Störung belasten Familie, Partnerschaft und Freundschaften. Diese Beeinträchtigungen können anhalten, auch wenn eine depressive Phase abgeklungen ist. Infolgedessen kann es zu Missbrauch von Alkohol, anderen Drogen oder Medikamenten kommen.7
Im schlimmsten Falle kann es bei einer Depression zu einer Selbsttötung kommen. 10 bis 15 Prozent der Patient:innen mit wiederkehrenden schweren depressiven Phasen sterben durch Suizid. Zu den besonders gefährdeten Personen gehören Patient:innen, die in belastenden psychosozialen Verhältnissen leben, also zum Beispiel alleinstehend, geschieden oder drogenabhängig sind. Auch Betroffene im fortgeschrittenen Alter (> 65 Jahren) und solche, die bereits Suizidversuche unternommen haben, sind gefährdet.7
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Auch wenn Ihnen das schwerfällt: Gehen Sie bitte zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Sie denken vielleicht, dass sowieso alles aussichtslos ist. Aber Gedanken wie diese gehören zu den Anzeichen einer Depression. Und nicht jeder Gedanke ist wahr. Holen Sie sich bitte Hilfe. Sie müssen eine Depression nicht alleine durchstehen. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen. Vor allem Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen sind auf dem Weg aus der Depression für Sie da. Fragen Sie nach den verschiedenen Behandlungen, die bei Ihnen in Frage kommen.
Sie können jemanden zur Therapie mitbringen, wenn Ihnen das guttut und hilft. Wichtig ist, dass Sie der Person vertrauen und sie Ihnen nahesteht. Dadurch gibt es zusätzlich die Sicht einer anderen Person auf die Therapie. Bitte sagen Sie Ihren Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen schon vorher Bescheid, wenn Sie jemanden mitbringen. Sie:er kann sich dann besser darauf vorbereiten.
Ärzt:innen und Therapeut:innen unterliegen der Schweigepflicht. Sie dürfen also nichts weitererzählen, auch nicht Ihrem Arbeitgeber, Angehörigen oder sonst jemandem. Sie können also ganz offen über sich und Ihre Gefühle reden.
Drei Viertel der Patient:innen sind im Schnitt nach vier bis sechs Monaten wieder vollkommen gesund. Eine auf die:den jeweilge:n Patient:in zugeschnittene Therapie ist dafür Voraussetzung. Bitte beachten Sie, dass jede Depression anders verläuft: Es ist ganz unterschiedlich, wie lange sie dauert und wie schwer sie ist.
Auf dem Weg der Besserung kann es Ihnen auch einmal wieder schlechter gehen. Das ist ein Teil der Krankheit. Aber wie mit einem Rückschlag umgehen? Machen Sie einfach mit dem Therapieplan weiter wie vorher. Auch ein Rückschlag geht vorbei. Und Sie sind nicht alleine damit: Ihre Ärzt:innen und Therapeut:innen können Sie in schweren Zeiten unterstützen.
Ihre Ärzt:innen sind für Sie da. Sie beantworten gerne Ihre Fragen. Sie besprechen mit Ihnen, wie es weitergeht.
Hier finden Sie wichtige Fragen an Ihre Ärzt:innen:
- Welche Art von Depression habe ich?
- Welche Behandlungen gibt es?
- Welche Arten von Psychotherapie gibt es?
- Wie erkenne ich, ob mein:e Psychotherapeut:in die:der richtige für mich ist?
- Gibt es auch wirksame Behandlungen ohne Medikamente?
- Muss ich Medikamente nehmen?
- Welche möglichen Nebenwirkungen können sich bei den Medikamenten zeigen?
- Was muss ich beachten, wenn ich noch andere Medikamente einnehme?
- Welche verschiedenen Arten von Medikamenten gibt es?
- Wie unterscheiden sich die verschiedenen Medikamente in der Wirkung?
- Soll ein anderer Gesundheitsberuf bei meiner Behandlung miteinbezogen werden?
- Welche anderen Krankheiten können neben einer Depression auftreten?
- Was soll ich in der Ausbildung, in der Arbeit und zu Hause beachten?
- Wie soll ich anderen Menschen meine Krankheit erklären?
- Was kann ich tun, wenn ich eine Krise oder einen Notfall habe?
- An wen kann ich mich wenden, wenn ich Gedanken an Suizid habe?
Die richtigen Expert:innen finden
Wer krank ist, braucht Hilfe. Ganz gleich, ob es eine Lungenentzündung ist oder eine Depression. Für die psychische Gesundheit gibt es verschiedene Expert:innen. Wie bei jeder Krankheit sollte eine Ärztin oder ein Arzt die Behandlung anleiten. Deshalb hilft ein unterstützendes Team meist besser, als nur ein:e Expert:in.
Psychiater:innen - Fachärzt:innen für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin
Psychiater:in sind spezielle Ärzt:innen für psychische Krankheiten. Sie behandeln auch die körperlichen und psychischen Seiten einer Depression. Durch die Ausbildung zu Fachärzt:innen wissen Psychiater:in auf diesen Gebieten, was zu tun ist. Sie haben auch eine Ausbildung zur Psychotherapie. Psychiater:innen untersuchen Patient:innen und achten auf verschiedene Anzeichen einer Krankheit. Mediziner:innen sagen zu den Anzeichen „Symptome“. Erst dann wird die Krankheit bestimmt, also die Diagnose gestellt. Als Ärztin bzw. Arzt darf Ihnen die/der Psychiater:in Medikamente verschreiben.
Hausärzt:innen - Ärzt:innen für Allgemeinmedizin
Hausärzt:innen sind meist die erste Anlaufstelle, wenn man sich krank fühlt. Sie kennen ihre Patient:innen meist über viele Jahre, manchmal sogar seit der Kindheit. Daher bemerken sie Veränderungen recht früh. Wenn Hausärzt:innen einen Verdacht auf eine Depression haben, überweisen sie ihre Patient:innen an Psychiater:innen. Hausäzt:innen dürfen Ihnen ebenfalls Medikamente verschreiben.
Psychotherapeut:innen
Psychotherapeut:innen helfen Menschen, die sich in einer Krise befinden oder Sorgen haben. Bei einer Psychotherapie kann man ganz offen über alle Probleme reden. Manchmal hören Psychotherapeut:innen einfach nur zu. Gemeinsam versucht man Lösungen zu erarbeiten. Dabei muss man mitarbeiten. Das hilft Betroffenen, wieder gesund zu werden. Es gibt Einzeltherapien und Gruppentherapien. Man kann aus verschiedenen Arten von Psychotherapien wählen. Psychiater:innen wissen, welche Psychotherapie bei einer Depression geeignet ist. Psychotherapeut:innen dürfen keine Medikamente verschreiben.
Psycholog:innen
Psycholog:innen haben an der Universität Psychologie studiert. Sie müssen die Ausbildung zur:zum Klinischen Psycholog:in machen, damit sie kranke Menschen untersuchen und behandeln dürfen. Psycholog:innen dürfen keine Medikamente verschreiben.
Selbsthilfegruppen
Bei einer Selbsthilfegruppe treffen sich Menschen mit den gleichen Problemen. Diese Gruppen treffen sich meist einmal pro Woche. In der Gruppe reden alle offen und vertraulich, wie es ihnen geht. Dadurch lernt man, wie andere mit der Krankheit umgehen. Man fühlt sich weniger alleine mit seinen Problemen. Eine Selbsthilfegruppe ersetzt keine Therapie oder Behandlung durch Ärzt:innen. Bitte besprechen Sie alle Entscheidungen zu Ihrer Behandlung immer mit Ihrer:Ihrem Psychiater:in.
Auch für Angehörige gibt es Unterstützung! Das Leben mit einem Menschen mit Depression kann belastend sein. Es ist wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und sich Hilfe zu holen. Die wichtigste Anlaufstelle ist HPE - Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter. HPE bietet Informationsmaterialien, Beratung, Selbsthilfegruppen, Seminare und vieles mehr in ganz Österreich. Es kann sowohl der:dem Betroffenen als auch Ihnen selbst als Angehörige:r, Partner:in oder Freund:in sehr helfen, wenn auch Sie sich Unterstützung holen: www.hpe.at
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