Eine häufige Krankheit bei Kindern und Jugendlichen wird mit den vier Buchstaben ADHS bezeichnet. Dahinter stehen die vier englischen Worte Attention Deficit Hyperactivity Disorder. Auf Deutsch: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). „Hinter ADHS verbirgt sich eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen“, so bei Google zu lesen. Die Betroffenen können sich nicht genügend konzentrieren, können kaum stillsitzen, tun sich schwer, Aufgaben zu Ende zu führen.
Kopfloses Handeln gilt als Kennzeichen dieser Störung, die über die Jugend hinaus andauern kann. Ich bin hier sicher kein Experte, beobachte aber in unserer heutigen Welt und auch bei mir selber, dass ADHS wie eine typische Zeitkrankheit aussieht.
Heute beginnt der Advent. Die Advent- und Weihnachtsmärkte haben längst geöffnet. Die angeblich „stillste Zeit des Jahres“ wirft ihren Schatten voraus. Es beginnt in Wirklichkeit die oft für viele stressigste Zeit des Jahres: die Vorweihnachtszeit. Das wäre der Sinn des Advents: eine Zeit gesammelter Aufmerksamkeit!
Am Beginn des Advents steht ein Gleichnis Jesu: das Gleichnis vom Türhüter. Wir können es auch das Gleichnis vom Nachtportier nennen. Während die meisten Menschen schlafen, hat er die Aufgabe zu wachen. Er weiß ja nicht, wann jemand kommt, dem er öffnen muss. Im Türhüter, im Nachtportier, sollen wir uns alle wiedererkennen. Denn uns allen ist eines gemeinsam: „Ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.“ Deshalb die Aufforderung: „Gebt Acht und bleibt wach!“
Worauf sollen wir Acht geben?
Ich denke, es geht vor allem um ganz einfache Dinge. Aufmerksamkeit erfordert ein Wachsein für das, was uns umgibt, für die Erfordernisse der Situation und der Menschen um uns. Ich bewundere Menschen, die die Gabe haben, in schwierigen Momenten richtig zu reagieren, nicht den Verstand zu verlieren, nicht aufgeregt herumzuwerken, sondern vielmehr überlegt zu handeln.
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Die heutige Unruhe hängt bei vielen von uns am übermäßigen Gebrauch von Handy und Internet, auch wenn sie aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sind. Es gibt verschiedene Techniken, durch die man leichter zu innerer Ruhe und Aufmerksamkeit kommen kann. Sie mögen hilfreich sein.
Doch christliche Spiritualität meint etwas anderes: Wichtiger als alle äußeren Maßnahmen, um zur Ruhe zu kommen, ist die innere Ausrichtung des Herzens. Das Wichtigste am Dienst des Türstehers, des Portiers, ist das Warten auf den „Hausherrn“.
Wir sind im Advent. Es geht um das Kommen des Kindes im Stall von Bethlehem, um das Weihnachtsfest, die Geburt Jesu. Wir kennen das Datum des Weihnachtsfestes. Wir wissen aber nicht die Stunde, wann „der Hausherr“ zu uns persönlich kommt. Denn jedem schlägt einmal die Stunde. Sie soll uns mit wachem Herzen antreffen.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.
Die Rolle der Weisheit
Wie kann die Seele aus dieser Sackgasse finden? Was ist die Medizin gegen Bitterkeit? Weisheit, sagt Psychiater Linden und meint damit „die Fähigkeit, mit schwierigen, unlösbaren Problemen fertigzuwerden.“ Die Krux dabei: Unser Leben ist voller vermeintlich unlösbarer Probleme: Soll ich heiraten, obwohl ich weiß, dass die Hälfte der Ehen geschieden wird? Bleibe ich beim kranken Kind zuhause oder gehe ich in die Arbeit? „Egal, was man macht, es gibt nicht die eine richtige Entscheidung“, so Linden.
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Weisheit - davon benötigen krankhaft Verbitterte, für die es vor zehn Jahren noch kaum Hilfe gab, eine Extraportion. „Durch ihre Einstellung, dass die Welt sich ändern muss und nicht sie selbst, waren sie behandlungsunwillig“, beschreibt Linden das Problem. Das hat sich geändert, seit er und sein Team mit der Weisheitstherapie, einer Form der Verhaltenstherapie, arbeiten. „Wir haben Methoden entwickelt, um den Betroffenen Weisheit beizubringen“, sagt der Facharzt.
Nicht nur krankhaft Verbitterte, auch psychisch gesunde Menschen „sind gut beraten, sich auf die eigene Weisheitskompetenz zu besinnen, zumal, wenn sie in Problemen stecken“, rät Michael Linden. Toleranz, Humor, Gelassenheit zählen dazu genauso wie die Fähigkeit, sich in das Gegenüber, das einen verletzt hat, hineinzuversetzen.
Indem der geschiedene Partner in die Rolle der Expartnerin schlüpft, die Gekündigte in jene des Chefs, ergibt sich ein neuer Blickwinkel. Weniger verbissen an Dinge heranzugehen, diese auch einmal laufen zu lassen, ist genauso ein Schutzfaktor wie die oft beschworene Nachhaltigkeit.
Man könnte sich fragen: „Welche Bedeutung wird die aktuelle Episode haben, wenn ich 80 Jahre alt bin?“ - „Es empfiehlt sich, die kurzfristige und langfristige Perspektive gegeneinander abzuwägen“, sagt Linden.
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