Schauspieler und psychische Probleme: Ein Blick hinter die Kulissen

Eigentlich müssten sie glückliche Menschen sein, die Berühmtheiten dieser Welt. Sie können sich jeden Wunsch erfüllen, haben Geld bis zum Abwinken und es mangelt ihnen nicht an Verehrern. Sie haben alles, wonach sich der gewöhnliche Sterbliche sehnt. Aber trotzdem sind sie vom Glück weit entfernt.

Persönlichkeitsstörungen im Rampenlicht

Bandelow fällt auf, dass viele Stars unfähig sind, stabile Beziehungen zu führen. Dies kann natürlich daran liegen, dass sie als attraktive, reiche und berühmte Menschen natürlich viel mehr Gelegenheiten haben, eine Partnerschaft einzugehen. Der unstete Partnerwechsel der Promis kann aber auch ein Ausdruck für die Beziehungsunfähigkeit von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sein.

Eine narzisstische Störung konstatiert der Psychiater Bandelow bei vielen Stars. Meistens sind die Stars schwere Narzissten, schreibt Bandelow, und er führt als Beispiel den Schauspieler Klaus Kinski an. Der jobbte als Bub als Kohlenverkäufer, Schuhputzer, Leichenträger und Fischwäscher. Wenn das Geld einmal nicht reichte, knackte er Automaten. Kinski besaß ein überbordendes Ego. Für seine Mitmenschen hatte er nur Verachtung übrig - egal ob sie ihn ablehnten oder förderten. Er kultivierte seinen Wahnsinn; auf der Bühne und im Leben. Er hatte Tausende Affären und wechselte Frauen ebenso häufig wie seine Autos.

Noch öfters aber erkennt er mittels Ferndiagnose - und durch die Lektüre der Tratschspalten in den Society-Magazinen - die Anzeichen des Borderline-Syndroms. Janis Joplin, Kurt Cobain, Robbie Williams oder Jimi Hendrix: Bandelow konstatiert bei all diesen Stars die innere Zerrissenheit.

Und es ist diese Krankheit, die einer Karriere im Showbiz ungemein zuträglich ist, so der Psychiater, einerseits, weil Angst und Geltungssucht Antrieb sind, sich den Strapazen auszusetzen und den Weg nach oben zu gehen, und andererseits, weil die Exzesse dann - wenn man es geschafft hat - für die Boulevardpresse ein gefundenes Fressen sind. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum das Rampenlicht für psychisch derangierte Menschen so erstrebenswert erscheint. Hier können sie alle ihre Komplexe, all ihre Ängste und Sehnsüchte ausleben.

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Kindheit und Ruhm

Elvis Presley, Michael Jackson und Marvin Gaye haben außer musikalischem Weltruhm vor allem eines gemeinsam: eine verkorkste Kindheit. Liest man Bandelows Ausführungen, dann kommt man zum Schluss, dass eine tragische Kindheit Grundvoraussetzung für späteren Ruhm ist.

Die Therapie: Realität und Fiktion

Sebastian Fitzek gilt als einer der erfolgreichsten Autoren im deutschsprachigen Raum: Fast jährlich erscheint ein neuer nervenaufreibenden Psychothriller, stets mit einem unglaublichen Twist und Spannung auf jeder Seite. 2006 erschien „Die Therapie“, ein Roman über einen Vater, dessen Tochter verschwunden ist. Ein Thriller über die Liebe, und welche Schattenseiten sie mit sich bringen kann. Eine zum Teil von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte über die schmale Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit. Nach 17 Jahren wurde das Buch von Fitzek nun von Prime Video zur Serie verfilmt. In den Hauptrollen sehen wir darin unter anderem Stephan Kampwirth, Nachwuchstalent Helena Zengel, Trystan Pütter und Emma Bading.

Die zeitliche Verdichtung, dass ein und derselben Person in diesem kleinen Ort immer wieder etwas passiert, dass die immer mit der Vergangenheit konfrontiert wird, kurz davor ist zu sterben… Das ist sehr unrealistisch. Das Einzelne was da passiert kann sehr wohl sein. Nehmen wir beispielsweise die eine Szene, in der Anna Spiegel erzählt, dass sie ihren Hund getötet hat. Eine Szene von der ich sowieso weiß, dass sie sehr polarisierend sein wird. Die basiert aber auf einer wahren Begebenheit aus dem Tagebuch der Laurie Schiller, einer schizophrenen Patientin, die genau das geschildert hat. Die gesagt hat, dass sie ihren Hund ermordet hat - und das Schlimmste für sie war, dass sie Jahre später erkannte, dass sie nie einen Hund hatte. Diese Szene ist auch für mein Buch „Die Therapie“ so wichtig. Sie zeigt die Geisel der Krankheit Schizophrenie. Sie zeigt, dass man sich unwert fühlt. Deshalb ist auch die Suizidrate von Schizophreniepatient:innen so hoch: Man hat jemanden - sich selbst - der einem ständig einredet, dass man es nicht wert ist, auf der Welt zu sein.

Um die Serie zu füllen, wurden Geschichten, wie die von Dr. Roth, ausgebaut. Das Buch ist 17 Jahre alt und ich glaube, dass die Menschen elaborierter sind und einfach viel mehr Thriller gelesen und gesehen haben. Man schafft es nicht, über sechs Folgen lang ein Mysterium zu halten und dann gibt’s erst den großen Turning Point. Dass der Twist aus dem Buch in der Serie schon in der Mitte enthüllt wird, ermöglicht der Serie ihrem Titel entsprechend nochmal in die Tiefe zu gehen. Es wird entschieden, in der Scheinwelt das Rätsel der Realität zu lösen. Die Therapie hat eine Auswirkung auf die Auflösung.

Das Drehbuch muss für sich funktionieren und ich finde eine sklavische Übernahme von der Buchvorlage nicht gut. Was ich natürlich ganz schlecht finde ist, wenn die Menschen das Buch nicht mehr wiedererkennen. Aber wenn sie es wiedererkennen und sie bekommen noch was dazu - sie bekommen beispielsweise hier die Geschichte von Dr. Roth, oder einen anderen Turning Point - dann ist das auch für die Leute, die das Buch gelesen haben, ein Gewinn.

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Kurt Krömer: Offenheit als Weg

Alexander Bojcan ist 47 Jahre alt, trockener Alkoholiker, alleinerziehender Vater und er war jahrelang depressiv. Auf der Bühne und im Fernsehen spielt er Kurt Krömer. Er will sich nicht länger verstecken.

»Du darfst nicht alles glauben, was Du denkst« ist der schonungslos offene und gleichzeitig lustige Lebensbericht eines Künstlers, von dem die Öffentlichkeit bisher nicht viel Privates wusste. Alexander Bojcan bricht ein Tabu und das tut er nicht um des Tabubrechens willen, sondern um Menschen zu helfen, die unter Depressionen leiden oder eine ähnliche jahrelange Ärzteodyssee hinter sich haben wie er selbst. Dieses Buch wirbt für einen offenen Umgang mit psychischen Krankheiten und ist gleichzeitig kein Leidensbericht, sondern eine komische und extrem liebenswerte Liebeserklärung an das Leben und die Kunst.

Robbie Williams und die Körperdysmorphe Störung

Robbie Williams macht auf Instagram jetzt öffentlich, dass er an einer körperdysmorphen Störung leidet. Menschen, die an einer körperdysmorphen Störung leiden, beschäftigen sich exzessiv mit ihrem Körperbild und den vermeintlichen Makeln an ihren Körpern. Robbie Williams teilt nun seine rohen Gedanken mit den Fans.

Eigenen Angaben zufolge hat Robbie Williams schon öfter mehr als 40 Pfund Übergewicht gehabt. Dabei findet er sich selbst so hässlich, dass seine Gedanken zur Katastrophe werden. Und wenn er dann abnimmt, denkt er Folgendes:

Robbie Williams fragt sich offen, was macht die Selbstakzeptanz so schwierig? Eigentlich möchte auch er nur die Fähigkeit erlernen, sich selbst so zu lieben, wie er nun mal ist. Und den ersten Schritt geht er, indem er seine Krankheit teilt.

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Robbie Williams sei es wichtig, dass Menschen, die auch an einer Dysmorphie leiden, wissen, dass sie damit nicht alleine sind.

Mit dem Alkohol und den Drogen habe er jahrelang versucht, diese psychischen Problem zu unterdrücken. Erst als Robbie Williams 2010 seine zukünftige Frau Ayda Field kennenlernt, beruhigt sich sein Leben.

Die Hesterberg: Einblicke in die Psychiatrie

Das Landeskrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie, in dem ich aufgewachsen bin, hieß damals und heißt auch noch heute "Hesterberg". Es ist das größte seiner Art in Schleswig-Holstein. Mein Vater war Kinder- und Jugendpsychiater, und als er dort Direktor wurde, gab es über eintausendfünfhundert Patienten. Gegründet wurde die Anstalt bereits 1817 von einem Herrn namens Dr. Suadicani, der sich mit der Bitte um den Bau einer Irrenanstalt "zur Rettung dieser unglücklichsten Menschen, deren Not zum Himmel schreit", an den König gewandt hatte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Leben im Rampenlicht oft mit psychischen Herausforderungen verbunden ist. Offenheit und das Teilen von Erfahrungen können jedoch ein wichtiger Schritt zur Heilung und zur Unterstützung anderer sein.

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