Autismus Anzeichen bei Säuglingen

Unter dem autistischen Formenkreis wird ein Spektrum aneinander ähnlichen Erkrankungen wie dem frühkindlichen Autismus oder dem Asperger-Syndrom verstanden, also tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, die bereits von Geburt an bestehen. Der frühkindliche Autismus (Kanner-Autismus, Kanner-Syndrom) gehört zu den schwerwiegenden Formen von Autismus. Wenn allgemein von "Autismus" die Rede ist, ist damit in der Regel der frühkindliche Autismus gemeint. Diese schwere Form einer Autismus-Spektrum-Störung macht sich schon vor dem dritten Lebensjahr bemerkbar. Sie wird nach ihrem Erstbeschreiber Leo Kanner auch als Kanner-Autismus oder Kanner-Syndrom bezeichnet.

Dabei werden Störungen der Eltern-Kind-Interaktion, wie auch Störungen der emotionalen Befindlichkeit verstanden. Die Ursachen sind noch weitgehend unbekannt, es wird aber ein Zusammenspiel aus genetischer Disposition, neurophysiologischen Faktoren und Umwelteinflüssen vermutet.

Wie bei allen autistischen Störungen zeigen sich auch beim frühkindlichen Autismus folgende Beeinträchtigungen in unterschiedlich starker Ausprägung:

  • gestörte soziale Interaktion
  • beeinträchtigte Kommunikation / Sprache
  • wiederholte, stereotype Verhaltensweisen und Interessen

Oft ist auch die Intelligenz vermindert.

Erste Anzeichen von Autismus bei Säuglingen

Bereits in der 7. bis 12. Lebenswoche zeigen sich erste mögliche Anzeichen von frühkindlichem Autismus. So reagieren Babys mit dieser Erkrankung auf Gesichter von Familienmitgliedern nicht mit einem Lächeln, sondern bleiben apathisch und erwidern das Lächeln nicht.

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Ungefähr ab der zwölften Lebenswoche vermeiden sie auch den Blickkontakt mit den Eltern oder anderen vertrauten Personen, der eigentlich die Basis für die Eltern-Kind-Kommunikation darstellt. Sie imitieren in der Regel auch keine Mimik oder Bewegungen ihres sozialen Umfeldes. Überhaupt agieren sie nicht mit Gesten, ohne sie nachzuahmen oder dazu angehalten zu werden (beispielsweise Winken zur Begrüßung).

Umgekehrt reagieren sie auch kaum auf Gesten wie das Zeigen auf einen Gegenstand, stattdessen bleiben sie auf die zeigende Hand selbst fokussiert. Anders als nicht autistische Kinder zeigen Kinder mit frühkindlichem Autismus in der Regel auch nicht auf Gegenstände, um sie anderen zu zeigen. Babys und Kleinkinder mit frühkindlichem Autismus zeigen oft keine Reaktion auf den Klang der elterlichen Stimmen oder auf das Rufen ihres Namens.

Sie strecken meist auch nicht von selbst die Arme aus, um von den Eltern oder anderen vertrauten Personen hochgenommen zu werden. Bedenklich ist, dass Kinder mit frühkindlichem Autismus im Allgemeinen nicht um Hilfe bitten oder Wünsche äußern. Des Weiteren fehlt bereits ab den ersten Lebensmonaten das Interesse an der Interaktion mit anderen Kindern. Sie reagieren kaum oder nicht auf Ansprache und zeigen sich im Umgang mit anderen sogar eher ängstlich.

Auffälligkeiten im Verhalten

Auch im Verhalten zeigen sich Auffälligkeiten. Sehr wichtig für Kinder mit Autismus sind tägliche und ritualartige Abläufe wie das Zu-Bett-Gehen, Mahlzeiten oder Aktivitäten außer Haus. Während autistische Kinder in ihren täglichen Aktivitäten sehr routiniert sind, ist ihre Inflexibilität teilweise sehr extrem und oft Grund für ernsthafte Schwierigkeiten. Sie beharren darauf, jeden Tag dasselbe zu tun, zu essen oder z. B. immer den gleichen Weg zur Schule zu nehmen.

Manche Kinder reagieren besonders dann mit emotionalen Ausbrüchen, wenn sie wütend, frustriert oder mit einer neuen Umgebung konfrontiert werden.

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Typische erste Anzeichen einer ASS können innerhalb des ersten Lebensjahres noch nicht eindeutig genug festgestellt werden. Das Asperger-Syndrom wird im Allgemeinen erst deutlich nach dem Kleinkinderalter diagnostiziert.

Diagnose

Man sollte auf jeden Fall einen Kinderarzt konsultieren, wenn das Kind mit 16 Monaten noch keine Wörter bzw. Verhalten ihres Kindes auffällt. Kinder mit frühkindlichem Autismus zeigen oft nur einige der oben genannten Symptome, genauso wie gesunde Kinder einige wenige Symptome aus dem Autismus-Spektrum aufweisen können.

Bevor die Diagnose „(Frühkindlicher) Autismus“ gestellt wird, müssen allerdings andere Erkrankungen, wie zum Beispiel ein Hörschaden bei einer Verzögerung der sprachlichen Entwicklung, ausgeschlossen werden. So kann bei fehlender Interaktion und Kommunikation auch eine Sprachentwicklungsstörung vorliegen.

Die für Autismus typischen Interaktionsstörungen können ebenso bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bestehen. Eine Diagnosestellung ist hierbei sehr schwierig, weshalb diese Erkrankung oft mit dem Aspergersyndrom, einer Form von Autismus, verwechselt wird.

Geklärt muss außerdem werden, ob anstelle des frühkindlichen Autismus eine frühkindliche schizophrene Psychose vorliegt. Diese geht jedoch mit Halluzinationen, Wahnsymptomatik, Ich-Störung und einer Verschlechterung eines bereits erreichten Entwicklungsniveaus her, was bei Autismus nicht der Fall ist.

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Therapie und Unterstützung

Ein möglichst früher Eingriff kann dabei helfen, das Ausmaß der Beeinträchtigungen, die mit Autismus verbunden sein können, zu reduzieren. Sie brauchen Unterstützung durch das soziale Umfeld, denn Sie tun gut daran, sich für diesen Weg von Anfang an Unterstützung zu holen.

Wichtig ist, dass Sie sich professionelle Unterstützung holen - Autismus-Therapie-Zentren, Frühförderung, Ergotherapeuten, ... Denken Sie daran, dass Ihr autistisches Kind in kleinen Schritten lernt. Es reicht zum Beispiel, wenn es erst einmal immer wieder ein bestimmtes Teil in ein Puzzle einsetzt, erst dann muss es das nächste Teil ausprobieren. Ihr Kind braucht sehr viel Lob, wenn es etwas gut gemacht hat!

Viele autistische Kinder lieben Belohnungen (so genannte "Verstärker"), die Geräusche machen oder blinken und/oder leuchten. Wenn Ihre gemeinsamen Spielsequenzen einmal nicht so erfolgreich sind wie sonst, lassen Sie sich nicht entmutigen. Sie sind nicht allein! In Ihrer Nähe gibt es Eltern, denen es ähnlich geht, und Sie tun gut daran, sich mit diesen zu verabreden und auszutauschen.

Ihr Kind geht seinen Weg in die Selbständigkeit. Zunächst in die Krabbelstube oder in den Kindergarten. Denken Sie daran, dass es für Ihr Kind ein großer Schritt ist, sich der neuen Herausforderung zu stellen.

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