Angst vor dem Sterben und Panikattacken: Ursachen und Therapie

Panikattacken sind eine besonders herausfordernde Form von Angststörungen. Sie treten im Gegensatz zu Angstattacken unerwartet auf und die Symptome sind sehr intensiv.

Was ist eine Panikattacke?

Eine Panikattacke ist eine kurze Phase extremen Leids, extremer Angst oder Furcht, welche plötzlich einsetzt und von emotionalen und/oder körperlichen Symptomen begleitet wird. Panikstörungen sind wiederkehrende Panikattacken, die zu einer übermäßigen Angst vor zukünftigen Attacken und/oder zu Verhaltensänderungen führen, mit denen Situationen vermieden werden sollen, die einen Anfall auslösen könnten. Panikattacken können Symptome wie Brustschmerzen, Atemnot, ein Gefühl des Erstickens, Übelkeit und Schwindel verursachen.

Symptome einer Panikattacke

Bei einer Panikattacke tritt plötzlich starke Furcht oder ein starkes Unbehagen auf, sowie mindestens 4 der folgenden körperlichen und seelischen Symptome:

  • Übelkeit, Bauchschmerzen oder Durchfall
  • Schmerzen oder Beschwerden in der Brust
  • Ein Gefühl des Erstickens
  • Schwindel, Schwanken oder Ohnmacht
  • Angst zu sterben
  • Angst, verrückt zu werden oder die Kontrolle zu verlieren
  • Derealisations- oder Depersonalisationsgefühle, Gefühl der Entfremdung von der Umgebung
  • Schüttelfrost oder Hitzewallungen
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühle
  • Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz
  • Atemnot oder das Gefühl, erstickt zu werden
  • Schwitzen
  • Zittern oder Schütteln

Viele Personen mit Panikstörungen weisen auch Symptome einer Depression auf.

Die Symptome erreichen in der Regel innerhalb von 10 Minuten ihren Höhepunkt und verschwinden innerhalb von Minuten wieder, sodass der Arzt außer der Angst des Patienten vor einer weiteren furchteinflößenden Attacke, nicht wirklich etwas feststellen kann.

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Da Panikattacken ohne ersichtlichen Grund auftreten können, sehen Betroffene, die häufiger unter Panik leiden, der nächsten Attacke mit Schrecken entgegen - ein Zustand, der als antizipierte Angst bezeichnet wird - und die Betroffenen versuchen, Situationen zu vermeiden, die sie mit früheren Panikattacken assoziieren.

Da bei einer Panikattacke bei mehreren lebenswichtigen Organen Symptome auftreten, machen sich die Betroffenen oft Sorgen, dass sie ein ernstes gesundheitliches Problem mit dem Herzen, der Lunge oder dem Gehirn haben könnten. Eine Panikattacke kann sich beispielsweise wie ein Herzinfarkt anfühlen. Deshalb können die Betroffenen wiederholt ihren Hausarzt oder die Notaufnahme im Krankenhaus aufsuchen. Wenn eine Panikattacke nicht erkannt wird, kann zusätzlich die Sorge aufkommen, dass ein ernsthaftes gesundheitliches Problem übersehen wird. Obwohl Panikattacken unangenehm und zeitweise extrem sein können, sind sie nicht gefährlich.

Die Häufigkeit der Attacken kann stark variieren. Manche Betroffene haben wöchentlich oder sogar täglich Attacken über Monate hinweg, wohingegen andere mehrere Attacken am Tag haben und anschließend Wochen oder Monate gar keine.

Ursachen von Panikattacken

Die Ursache von Angst und Panikattacken sind multifaktoriell. Als psychische Ursachen von Panikattacken kommen alle Varianten von Stresssituationen in Frage. Dabei handelt es sich vor allem um ungelöste, langandauernde Konflikte oder das Problem „Nicht-nein-sagen-können“.

Gerhard Steiner: „Eine Erklärung für eine Panikattacke ist, dass sie in ihrer Dynamik, eine unbewusste autoaggressive - also selbstverletzende - Tat ist, die sich mit aller Wucht gegen sich selber richtet.“ Die Heilung besteht darin, dass man lernt seine Bedürfnisse und vor allem seinen unterdrückten Ärger wahrzunehmen (Konfliktvermeidung).

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Es gibt derzeit noch kein allgemein anerkanntes und umfassend erklärendes Modell, wie Angststörungen entstehen. Allerdings existieren verschiedene Theorien. Diese versuchen die Ursachen aus der jeweiligen wissenschaftlichen Perspektive zu klären. Zugrunde liegt das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Dieses geht davon aus, dass es Risikofaktoren gibt.

  • Änderungen im Gehirnstoffwechsel: Akute Belastungen führen zur Ausschüttung von vermehrten „Stresshormonen“
  • Innere Konflikte: Übermäßige Angst kann die Folge eines (unbewussten) inneren Konfliktes sein
  • Bestimmte Denk- und Lernvorgänge: Dabei spielen Erfahrungen, die Ängste hervorrufen, und Vermeidungsverhalten eine Rolle. Oder auch das sogenannte Lernen am Modell: Menschen im Umfeld zeigen Angstverhalten. Dieses wird von Betroffenen - teilweise verstärkt - übernommen. Auch nicht direkt erlebte Situationen können Ängste auslösen.

Integrative Modelle gehen davon aus, dass biologisch-körperliche, psychische und soziale Faktoren zusammenwirken.

  • Verursachende Faktoren
  • Auslösende Faktoren: Sind verursachende Faktoren vorhanden, können Auslöser die Angststörung „aktivieren“. Dazu zählen z.B.
  • Aufrechterhaltende Faktoren: Dazu gehören etwa Vermeidungsverhalten, die Angst fördernde Denkmuster, fehlende Kontrolle über die Gefühle, Hemmung von Gefühlen, Verdrängung von Konflikten sowie soziale ungünstige Einflüsse
  • Angst kann auch auf tatsächlicher Gefährdung beruhen - etwa bei psychischer oder körperlicher Gewalt.

Diagnose von Panikattacken

Die Ärzte begründen die Diagnose auf der Beschreibung der Attacken durch die Patienten und deren Ängste vor zukünftigen Attacken.

Da manche ernsthaften körperlichen Störungen oft die gleiche Art körperlicher und emotionaler Symptome verursachen wie Panikattacken, stellen die Ärzte zuerst sicher, dass die Betroffenen unter keinen körperlichen Störungen leiden.

Eine Panikstörung wird diagnostiziert, wenn wiederholt grundlos und unerwartet Panikattacken auftreten und mindestens eins der folgenden Kriterien über mindestens 1 Monat zutrifft:

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  • Ständige Angst vor weiteren Panikattacken oder Angst vor den Folgen einer Attacke (z. B. Angst, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden)
  • Verhaltensänderungen aufgrund der Panikattacken (z. B. Meiden bestimmter Situationen, die eine Attacke auslösen könnten)

Sobald die Ärzte überzeugt sind, dass die Symptome einer Person durch Panikstörungen verursacht werden, verzichten sie auf umfangreiche Tests bei zukünftigen Panikattacken, solange die Symptome des Patienten oder dessen Ergebnisse der körperlichen Untersuchung nicht auf ein neues Problem hindeuten.

Therapie von Panikattacken

Panikattacken sind durch Psychotherapie behandelbar. Manchmal wird eine Medikation zur Unterstützung herangezogen, wenn dies gewünscht ist.

Die Behandlung einer Angststörung besteht meist aus Psychotherapie und Medikamenten. Je nach Ausprägung der Erkrankung kann zudem eine klinisch-psychologische Behandlung hilfreich sein.

Bei Personen, die bereits mehrere Attacken hatten und die ihr Verhalten angepasst haben, um zukünftige Attacken zu vermeiden, ist jedoch in der Regel eine Behandlung erforderlich.

Psychotherapie

Der Psychotherapie kommt in der Behandlung von Angststörungen ein großer Stellenwert zu. Der Aufbau einer therapeutischen Beziehung ist dabei wesentlich. In vertrauensvollem Rahmen können Betroffene über ihre Ängste und Lebenssituation sprechen. Verhaltenstherapeutische Ansätze etwa haben sich in der Behandlung von Angststörungen sehr bewährt.

Ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist die Psychoedukation. Diese kommt auch bei der Psychotherapie zur Anwendung. Bei dieser erhalten Betroffene detaillierte Informationen rund um das Krankheitsgeschehen und die Behandlung. Sie lernen zudem, wie sie sich selbst helfen können.

Im Rahmen einer Psychotherapie können Betroffene auch Entspannungstechniken erlernen.

Bei spezifischen Phobien (z.B. Höhenangst, Angst vor Spinnen) ist zudem eine sogenannte Exposition hilfreich. Dabei stellen sich Betroffene in sicherem Rahmen schrittweise auch im Alltag Situationen, die Ängste auslösen. So können sie Lösungsstrategien im Umgang damit finden.

Medikamente

Bei Angststörungen verschreibt die Ärztin/der Arzt unter anderem Medikamente, die auch zur Behandlung von Depressionen zur Anwendung kommen.

  • Panikstörungen und Agoraphobie: Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin oder auch Venlafaxin. Wenn diese Medikamente nicht wirken, kann Clomipramin zum Einsatz kommen.
  • Generalisierte Angststörung: Escitalopram, Paroxetin, Venlafaxin, Duloxitin, Buspiron oder Pregabalin.
  • Sozialphobie: Paroxetin, Sertralin, Escitalopram oder Venlafaxin. Oder auch Betablocker in ausgewählten stressigen Situationen.

Bei spezifischen Phobien (z.B. Höhenangst, Angst vor Spinnen) werden keine Medikamente von der medizinischen Fachwelt empfohlen, sondern wie oben genannt eine sogenannte Exposition im Rahmen einer Psychotherapie.

Bei allen Angststörungen kann in begründeten Ausnahmefällen oder in einer Akutsituation die Anwendung eines Beruhigungsmittels (Benzodiazepine) kurzfristig hilfreich sein. Die Anwendung muss dabei engmaschig ärztlich begleitet werden, um Abhängigkeit von Benzodiazepinen zu verhindern.

Was hilft bei einer Panikattacke?

Gerhard Steiner: „In der Systemischen Therapie ist es wichtig, dass die Betroffenen lernen, ihre Gefühle wahrzunehmen, diese ernst nehmen und achtsam damit umgehen.“ Daraus entwickeln sich auch Bedürfnisse, die gelebt und umgesetzt werden wollen.

  • Atemübungen: richten Sie die Aufmerksamkeit auf die Ausatmung. Atmen Sie tief ein und aus.
  • Die Angstattacke ist ein falscher Alarm. Eine Welle die Vorüber geht.
  • Richten Sie ihre Aufmerksamkeit auch auf die Umwelt, dass was sie im hier und jetzt umgibt.
  • Lassen Sie die Panikattacke Kampflos und möglichst entspannt vorüberziehen.

Die Panikattacke kann als eine Stressreaktion des Organismus verstanden werden. Eine Möglichkeit ist, dass der Organismus sich selbst wieder entspannte, aber Sie können auch als Partner entspannend wirken. Dafür bleiben Sie ruhig und entspannen sich selbst und bleiben dennoch präsent und aufmerksam. Damit signalisieren Sie, dass keine Gefahr herrscht.

Was kann ich selbst tun?

  • Sport im Sinne von Ausdauertraining.
  • Mögliche Verstärker der Angst beobachten und vermeiden (z.B. negativer Stress, Medikamentenmissbrauch, Koffein etc.).
  • Der Besuch einer Selbsthilfegruppe.

Oft ist die Hemmschwelle groß, Hilfe bei starken Ängsten zu suchen. Professionelle Helferinnen/Helfer sind jedoch damit vertraut, zeigen dafür Verständnis und können kompetent weiterhelfen. Sie können zudem zuerst Ihre Ärztin/Ihren Arzt für Allgemeinmedizin kontaktieren und über diese/diesen gezielte Ansprechstellen finden. Auch klinische Psychologinnen/Psychologen können in die Diagnose und Behandlung mit einbezogen sein.

Angst vor dem Sterben (Thanatophobie)

Der Gedanke an den unvermeidlichen Tod sorgt wohl bei jedem Menschen für ein mulmiges Gefühl. Die Feststellung, unterm Strich doch nur verhältnismäßig kurz auf der Welt verbleiben zu dürfen, sorgt bei den allermeisten Menschen verständlicherweise für ein etwas mulmiges Gefühl. Bei manchen aber formt sich daraus eine regelrechte Panik. In der Fachsprache wird die klinische Angst vor dem Sterben auch als Thanatophobie bezeichnet.

Symptome der Thanatophobie

Auf eine Thanatophobie deuten folgende Symptome hin:

  • der Gedanke an den Tod löst sofort große Angst und Sorgen aus
  • Panikattacken mit Unwohlsein, Hitzewallungen und starkem Schwitzen
  • Situationen, die an den Tod erinnern, werden aktiv vermieden
  • allgemein depressive und ängstliche Stimmung
  • die Angst vor dem Sterben schränkt den Betroffenen im Alltag ein

Die Thanatophobie wird in der Psychologie als spezifische Phobie, nicht aber als eigene Krankheit geführt. Ängste treten zumeist als Begleiterscheinung einer psychischen Erkrankung wie Depression oder posttraumatischer Stressbelastung auf.

Behandlung der Thanatophobie

Bei der Behandlung gibt es heutzutage viele Möglichkeiten.

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