Panikattacken: Ursachen und Behandlung

Was ist eine Panikattacke?

Eine Panikattacke ist eine plötzlich auftretende Alarmreaktion des Körpers, die mit großer Angst und körperlichen und/oder emotionalen Symptomen verbunden ist. Diese Phase dauert in der Regel nur wenige Minuten und es gibt keinen objektiven äußeren Anlass dafür. Innerhalb von etwa zehn Minuten erreicht eine Panikattacke ihren Höhepunkt.

Nach der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen definiert man Panikattacken als plötzlich auftretende Angstanfälle (Panik), die mit einer Vielzahl körperlicher Symptome einhergehen. Die Angstzustände, die Betroffene dabei empfinden, beschränken sich oft nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände und sind deshalb auch nicht vorhersehbar. Charakteristisch für eine Panikattacke ist, dass der Zustand der Angst während der gesamten Attacke anhält und sich innerhalb von wenigen Minuten einem Höhepunkt der Angst nähert.

Betroffene wissen bei erstmaligem Auftreten meist nicht, dass es sich bei den Symptomen um eine Panikattacke handelt und empfinden häufig Todesangst. Panikattacken kommen relativ häufig vor. Bis zu 40 % der Bevölkerung erleiden mindestens einmal im Leben eine Panikattacke. Frauen sind doppelt so häufig davon betroffen.

Von einer Panikattacke spricht man dann, wenn intensive Angst oder intensives Unbehagen plötzlich und unerwartet „anflutet“, wie es in der psychiatrischen Fachsprache heißt. Diese Anflutung kann sowohl aus einem bereits ängstlichen Zustand als auch aus einer entspannten Situation heraus entstehen.

Laut dem Diagnostischen und Statistischen Manual für psychische Störungen (DSM-5) braucht es mindestens vier von insgesamt 13 Symptomen für eine Panikattacke. Folge von Substanzmissbrauch (z. B. Panikattacken werden als solche gekennzeichnet, wenn zumindest vier der weiter oben genannten 13 charakteristischen Symptome (Herzrasen, Schwitzen, Gefühl von Atemnot, …) in Form einer plötzlichen Anflutung auftreten und dabei innerhalb weniger Minuten das höchste Niveau der Angst erreicht ist.

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Symptome einer Panikattacke

Bei einer Panikattacke werden Betroffene plötzlich von den oben genannten körperlichen Empfindungen überwältigt. Innerhalb von zehn Minuten erreichen Panikattacken ihren Höhepunkt und dauern zumeist eine halbe Stunde. Danach fühlen sich die Betroffenen müde und erschöpft. Panikattacken können mehrere Male am Tag oder auch nur einmal in mehreren Jahren auftreten. Sie sind sogar während des Schlafens möglich, so dass Betroffene von ihnen aufwachen.

Typisch für eine Panikstörung sind Panikattacken, d.h. wiederholte Panikattacken ohne einen für Außenstehende nachvollziehbaren Auslöser. Panikattacken treten in der Regel spontan, ohne Grund, an beliebigen Orten und unabhängig von der Situation auf.

Die Phasen starker Angst während der Panikattacke dauern meistens nur wenige Minuten an, meist maximal eine halbe Stunde, und vergehen von allein. Es können in extremen Ausnahmefällen aber auch mehrere Stunden sein.

Was ist eine Panikstörung?

Treten Panikattacken jedoch innerhalb eines Monats wiederholt, überraschend und ohne ersichtlichen Grund auf, stellen sie ein Symptom der Panikstörung dar. Frauen sind anfälliger für diese Form der Angststörung und sind etwa doppelt so häufig wie Männer von ihr betroffen. Das Risiko für diese psychische Erkrankung liegt bei circa fünf Prozent.

Bei einer Panikstörung kommt es typischerweise zu wiederholten Panikattacken, die unerwartet auftreten. Um eine Panikstörung zu diagnostizieren, müssen die Attacken der Panik demnach mehr als einmal auftreten und auch den Aspekt des Unerwarteten erfüllen. Das heißt, dass die Anfälle ohne für Betroffene ersichtlichen Auslöser oder Reiz auftreten.

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Laut der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen liegt eine Panikstörung jedoch erst vor, wenn die Panikattacken immer wieder auftreten (mindesten einmal im Monat) und die Angst vor einer erneuten Attacke über mindestens einen Monat anhält.

Der Begriff Panikstörung wird verwendet, wenn Panikattacken immer wieder auftreten und den Betroffenen einschränken.

Bei Panikstörung haben Betroffene ständig Angst vor der nächsten Panikattacke ("Angst vor der Angst"), was wiederum zu anderen Symptomen wie Schlafproblemen führen kann. Sie achten vermehrt auf Symptome und fürchten sich ständig vor der nächsten Panikattacke. Menschen mit Panikstörung versuchen bestimmte Orte und Situationen zu vermeiden und ziehen sich häufig zurück.

Ursachen von Panikattacken und Panikstörungen

Es gibt nicht einen genauen Auslöser für Panikattacken. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die genetische Veranlagung eine Panikstörung begünstigen kann, denn Angststörungen häufen sich in bestimmten Familien. In der Regel wirken bei dieser psychischen Erkrankung jedoch verschiedene Faktoren zusammen.

Die Erkrankung entsteht häufig während der frühen 20er Jahre im Leben. Selten beginnt eine Panikstörung erst nach dem 45.

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Panikattacken können durch individuell vorhandene, offensichtliche Reize bei Betroffenen ausgelöst werden. Etwa durch Katastrophengedanken oder durch spezifische, individuell ängstigende Situationen. Auch der Missbrauch bestimmter Substanzen wie beispielsweise Kokain kann ebenso Panikattacken auslösen. Etwaige Erkrankungen (siehe weiter unten) können überdies für Panikattacken sorgen. Panikattacken können allerdings genauso ohne einen bewussten Auslöser auftreten.

Beeinflusst wird die Entstehung einer Panikstörung beispielsweise von bestimmten Denk- und Verhaltensmustern: Neigt ein Mensch von Natur aus dazu, die Signale seines Körpers stets zu beobachten, intensiviert er nach einer Panikattacke möglicherweise diese Verhaltensweise. Normale Körpersignale wie der Herzschlag, die Atmung oder Darmgeräusche werden dann oft stärker, schneller oder lauter wahrgenommen und als nicht normal empfunden.

Belastungen in der Kindheit, einschneidende Erlebnisse wie Unfälle oder der Verlust eines geliebten Menschen können ebenso hinter einer Panikstörung stecken wie Lebenskrisen. Sozioökonomische oder auch psychische Belastungen und Erkrankungen wie Stress beziehungsweise Depressionen lösen unter Umständen ebenfalls solche heftigen Reaktionen aus. Das Gleiche gilt für Beschwerden an Herz und Lunge oder hormonelle Störungen. So kann zum Beispiel auch ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn zu einer Panikattacke führen.

Häufig treten sie bei Menschen während oder nach belastenden Lebenssituationen auf, z. B. nach dem Tod eines nahestehenden Menschen oder bei Stress. Auch bestimmte Erkrankungen wie Asthma, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Herzrhythmusstörungen oder Schilddrüsenüberfunktion werden mit Panikattacken in Verbindung gebracht.

Wie bei der Entstehung der meisten psychischen Erkrankungen wird auch für Panikstörungen und Panikattacken ein Zusammenspiel aus bio-psycho-sozialen Faktoren als Ursache angenommen.

Traumatische Erlebnisse können ein Risikofaktor für eine Panikstörung mit Panikattacken sein.

Diagnose einer Panikstörung

Bei gehäuften Panikattacken führt der Weg als erstes in die hausärztliche Praxis. Da sie häufig mit körperlichen Symptomen einhergehen, versucht der Arzt zunächst, sich ein möglichst genaues Bild über die Erkrankung zu machen. Nach dem Anamnesegespräch setzt der Arzt möglicherweise weitere Untersuchungen an, um körperliche Auslöser für die Panikattacken auszuschließen. Lassen sich keine finden, empfiehlt er unter Umständen eine Psychotherapie. Denn im Falle einer Panikstörung ist es wichtig, diese möglichst schnell zu behandeln.

Neben der psychologischen Evaluation zur Diagnose ist eine körperliche Untersuchung von Betroffenen unerlässlich.

Die Diagnose Panikstörung wird gestellt, wenn wiederholt grundlos und unerwartet Panikattacken auftreten und der Betroffene über mindestens ein Monat ständig Angst vor einer weiteren Panikattacke hat und/oder Verhaltensänderungen aufgrund der Panikattacken aufweist (z.B. Vermeidung bestimmter Situationen oder Orte).

Behandlung von Panikstörungen

Die Therapie stützt sich in erster Linie auf die Psychotherapie. Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich dabei als Methode der Wahl etabliert: Bei ungefähr 80 Prozent der Menschen lassen sich die Panikattacken durch sie beheben. Während der Behandlung wird der betroffene Mensch dabei unterstützt, sich aktiv mit der eigenen Angst auseinanderzusetzen (Konfrontationstherapie).

Wie sich die Psychotherapie gestaltet, hängt von der vorliegenden Angststörung oder Phobie ab. In der Regel bildet die kognitive Verhaltenstherapie die Basis dieses Behandlungsansatzes. Patienten erhalten weitere Informationen über Selbsthilfe-Maßnahmen entweder aus Büchern oder über digitale Angebote.

Psychotherapeutische Maßnahmen sind bei Angsterkrankungen als alleinige oder als ergänzende Behandlungsform angezeigt.

In Österreich gibt es über 20 verschiedene anerkannte psychotherapeutische Methoden.

Bei Panikattacken bzw. einer Panikstörung können Medikamente wie Antidepressiva oder angstlösende Präparate sowie Psychotherapie (einschließlich Konfrontationstherapie) zum Einsatz kommen.

Wenn die Symptome schwer ausfallen, lässt sich die Psychotherapie mit Medikamenten (Pharmakotherapie) wie Antidepressiva kombinieren. In der medikamentösen Therapie kommen vor allem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) mit Wirkstoffen wie Citalopram, Escitalopram oder Paroxetin zum Einsatz. Venlafaxin ist ein weiteres Mittel, das als Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) bezeichnet wird. Diese Wirkstoffe vermindern den Rücktransport des jeweiligen Botenstoffs (Neurotransmitter) Serotonin oder Noradrenalin in die Nervenzellen.

Bei akuten schweren Panikattacken ist es häufig notwendig, den Patienten zunächst medikamentös zu beruhigen. Dazu verabreichen Ärzte zumeist Beruhigungsmittel (Sedativa), zum Beispiel Benzodiazepine wie Lorazepam.

Gerade im Bereich der Angsterkrankungen kommt auch der Phytotherapie zunehmend große Bedeutung in der Behandlung zu. Vor allem der Wirkstoff Silexan® ist dabei hervorzuheben. Er wird aus dem medizinischen Lavendel gewonnen und unter dem Handelsnamen Lasea® wirksam zur Behandlung von ängstlicher Verstimmung eingesetzt. Dieses Krankheitsbild ist unter anderem durch anhaltende Sorgen und kreisende Gedanken gekennzeichnet.

Selbsthilfemaßnahmen bei Panikattacken

Im Akutfall einer Panikattacke können Selbsthilfemaßnahmen zu einer rascheren Entspannung beitragen.

Häufig sorgen Ängste dafür, dass die Betroffenen den Situationen, vor denen sie sich fürchten, ausweichen. Das trägt jedoch nur dazu bei, dass sich die Ängste davor verstärken. Versuchen Sie daher, sich nach Möglichkeit Ihrer Angst zu stellen und sich bewusst zu machen, dass Ihnen in der Situation nichts Schlimmes passieren kann.

Es ist hilfreich, sich einer nahestehenden Person anzuvertrauen, die im Umgang mit der Erkrankung unterstützen kann. Wenn Sie keine Angehörigen oder nahestehenden Personen haben, bieten Selbsthilfegruppen oft Halt. Hier finden Gleichgesinnte zusammen und sprechen über ihre Ängste. Experten empfehlen Menschen mit einer Panikstörung zudem, Sport zu treiben. Das können Sie in Gruppen oder auch allein tun.

Es kann hilfreich sein, bestimmte Verfahren für die Muskelentspannung sowie Atemtechniken zu üben.

Techniken: Es gibt Atemtechniken und Entspannungsübungen für den Akutfall einer Panikattacke.

Achten Sie auf Ihre Gesundheit. Kompetent mit Stress umzugehen kann man lernen. So kann präventiv angesetzt werden, in dem man auf eine regelmäßige Selbstfürsorge achtet und die persönlichen, professionellen und sozialen Ressourcen nutzt, um sein Wohlbefinden und seine Lebensqualität zu steigern.

Neben Stress können auch Schlafmangel, Unterzuckerung, ein zu hoher Konsum von Koffein, Alkohol oder illegalen Substanzen wie Kokain und psychoaktive Substanzen, zu wenig Bewegung, das Fehlen von subjektiver Sicherheit, Geborgenheit und Überforderung das Auslösen von Panikattacken fördern.

Daher ist es sinnvoll, sich bei Unruhe und aufkommender Panik folgende Fragen zu stellen:

  • Habe ich ausreichend geschlafen?
  • Habe ich heute schon etwas gegessen?
  • Habe ich heute genug Wasser getrunken?
  • Gibt es eine Vertrauensperson, mit der ich sprechen kann?
  • Habe ich zu viel Kaffee, Energydrinks oder Alkohol getrunken?
  • Habe ich einen Nährstoffmangel?
  • Fühle ich mich in meinem sozialen, beruflichen und familiären Umfeld wohl?
  • Habe ich mir heute schon Gutes getan?

Einige Sofortmaßnahmen bei einer Panikattacke:

  • Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung: Atmen Sie bewusst langsam durch die Nase ein (zählen Sie dabei bis vier), halten Sie kurz die Luft an (zählen Sie dabei bis vier) und atmen Sie langsam wieder durch den Mund aus (zählen Sie dabei bis acht). Vorgang so lange wiederholen bis Entspannung eintritt.
  • Muskelentspannung: Bei einer Panikattacke sind meist alle Muskeln angespannt - vor allem Schultern, Nacken, Gesicht, Hände und Po. Konzentrieren Sie sich auf jeden einzelnen Körperteil und versuchen Sie diesen bewusst zu entspannen.
  • Machen Sie sich bewusst, dass Sie gerade eine Panikattacke haben, aber nicht in Lebensgefahr sind. Dieser Zustand geht vorbei, er ist zwar unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich.
  • Gedanken umlenken: Versuchen Sie sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Überlegen Sie beispielsweise, wohin die nächste Reise gehen könnte, was Sie heute noch vorhaben oder was Sie einkaufen müssen.
Umgang mit Panikattacken für Familie und Freunde

Für Familie und Freunde von Betroffenen mit Panikattacken ist der Umgang mit den Patient:innen nicht immer einfach, zumal Panikattacken auch für Außenstehende oft wie ein medizinischer Notfall aussehen und kaum von einem solchen zu unterscheiden sind.

Einige Tipps für den Umgang mit Betroffenen:

  • Informieren Sie sich über das Krankheitsbild.
  • Sprechen Sie offen mit den Betroffenen darüber, was Betroffene von Ihnen benötigen, um gegebenenfalls nach den entsprechenden Wünschen reagieren zu können.
  • Bieten Sie an, gemeinsam Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen und bei der Wahl der passenden Therapien hilfreich zur Seite zu stehen. Respektieren Sie gleichzeitig geduldig, wenn Betroffene Ihre Unterstützung erst einmal nicht annehmen.
  • Gleichzeitig ist es wichtig, dass auch Sie auf Ihre Grenzen achten. Sprechen Sie mit den Patient:innen darüber, wie Sie die Situation erleben und was Sie dabei leisten können und was nicht. Achten Sie selbst gut auf Ihre Gesundheit.
Zusammenfassung

Panikattacken sind erstaunlich verbreitet. Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung leiden einmal im Leben unter einer Panikattacke. Menschen, die eine Panikattacke haben, können zudem „Derealisation“ empfinden. Das ist das Gefühl, dass man sich selbst „unwirklich“ vorkommt, oder dass die Welt um einen herum nicht wirklich ist.

Panikattacken sind immer heilbar, wenn die Auslöser gefunden werden. Bei wiederholenden Panikattacken ist es wichtig, die typischen Symptome wie Beklemmung, Atemnot und Hyperventilation zu erkennen und sich Hilfe zu suchen, um sie zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

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