Es ist die Horrorvorstellung schlechthin: Man schwimmt gerade im Meer und plötzlich sieht man einen Hai, der auf einen zukommt. Wie sollte man sich da verhalten?
Zuerst sollte uns bewusst sein, dass Haie beutegreifende Tiere sind und wir uns im Meer in ihrem Lebensraum befinden. Es ist daher ratsam, sich zu informieren, denn viele Ängste oder Unfälle entstehen vor allem durch Unwissenheit und falsches Verhalten. Inmitten der beunruhigenden Berichte über Haiangriffe, die uns kürzlich erreichten, ist es unvermeidlich, sich zu fragen, wie man sich in solchen Situationen verhalten sollte. Trotz der Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit eines Haiangriffs in den Weltmeeren laut Statistiken bei eins zu 300 Millionen liegt, sollte man sich dennoch mit geeigneten Verhaltensmaßnahmen vertraut machen.
Ursachen für Haiangriffe
Ein Grund, warum sich Haie manchmal an Badestrände verirren, könnte direktes oder indirektes Futter sein. Laut Experte Gerhard Wegner sind mit direktem Futter Fischschwärme gemeint und mit indirektem z.B. Abfälle. Es ist erwiesen, dass Abfälle von Schiffen, Haie aus großer Entfernung anlocken können. Sie folgen deshalb oft Hochseeschiffen und sind auch in der Nähe von fahrenden oder ankernden Safaribooten anzutreffen. Auch Tiertransportschiffe werfen regelmäßig verletzte und tote Tiere ins Meer, die ebenfalls Haie anlocken können.
Wie kommt es in Einzelfällen zu Haiangriffen?
Sondierungs-Biss: Damit ist der sogenannte Testbiss gemeint, bei der potenzielle Beute zunächst untersucht wird. Laut Expert:innen kommen Jagdbisse gegenüber Menschen nicht vor - Haie jagen keine Menschen. Manche Haie werden jedoch von Menschen bedrängt, die in Gebiete, wo die Haie nach Futter suchen, eindringen. Stress-Bisse können die Folge sein. Auch bei Tieren, die sich an Strände verirren, kann dies in sehr seltenen Fällen vorkommen. Die meisten Unfälle mit Haibissen sind jedoch Sondierungsbisse.
Verhaltensregeln bei einer Hai-Sichtung
- Zu allererst sollte man sich dem Hai zuwenden - auch wenn das schwierig sein mag, man muss gegen die Angst ankämpfen und Panik vermeiden.
- Falls man Gegenstände bei sich hat, wie ein Surfbrett, eine Kamera oder eine Sauerstoffflasche, sollte man diese vor sich halten. So kann man den Hai auf Abstand halten.
- Ist man zu zweit im Wasser, muss man sich unbedingt Rücken an Rücken positionieren. So kann man Angriffe besser abwehren.
- Bei Sichtung eines Hais laut rufen und andere Personen in der Nähe informieren.
Was man auf keinen Fall tun sollte
- Als No-Go bei einem Hai-Agriff zählt vor allem das wilde Strampeln mit Armen und Beinen. Panik ist hier der größte Feind, denn wilde Bewegungen könnte auch andere Haie anlocken.
- Auf keinen Fall sollte ihr versuchen panisch wegzuschwimmen. Der Hai wird in der Regel ein schnellerer und besserer Schwimmer sein.
- Keine gute Idee ist es sich tot zu stellen. Ein Hai könnte euch dann als leichte Beute auffassen und beißt erst recht zu.
- Nicht schreiend und zappelnd wegschwimmen - so verhalten sich Beutetiere, und man wird für den Hai interessant.
Verhalten während eines Angriffs
Wenn der Hai attackiert und zubeißen will, schlagt auf die Weichteile zu. Dazu gehören Augen, Kiemen und die Schnauze. Wendet sich der Raubfisch ab, könnt ihr euch schnell in Sicherheit bringen.
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- Nicht tot stellen, sondern im Falle eines Angriffs versuchen, wegzuschwimmen.
- Schlagen eines Hais auf die Nase kann effektiv sein, ist jedoch schwierig umzusetzen.
- Die verwundbarsten Teile des Hais sind die Augen und Kiemen - hier sollte man im Falle eines Angriffs ansetzen.
- Sollte der Hai extrem nahe ist, das Tier wegdrücken. Nur oberhalb der Schnauze anfassen oder seitlich vor oder nach den Kiemenspalten.
Weitere wichtige Hinweise
- Wichtig: Ruhig bleiben! Keine panischen Reaktionen, wie zum Beispiel hektische Schwimmbewegungen.
- Das Tier im Auge bzw. Blickkontakt halten. Falls möglich natürlich.
- Wenn ein Hai kreist, deutet das auf einen bevorstehenden Angriff hin.
- Sich auf einem Riff oder Vorsprung abstützen, um Winkel für den Hai zu verringern.
- Haustiere am Strand halten, um die Aufmerksamkeit der Haie nicht auf sich zu ziehen.
- Bei Wunden oder während der Menstruation das Wasser meiden.
- Das Urinieren im Wasser vermeiden, da dies einen Haiangriff fördern kann.
- Auf das Verhalten von Meeresbewohnern achten - sie können vor Haien warnen.
- Nächtliches Schwimmen vermeiden, ebenso wie das Betreten von trübem Wasser oder steilen Abhängen.
- Fluoreszierende und grelle Farben vermeiden, da Haie auf Kontraste reagieren.
Vorbeugende Maßnahmen
Um es erst gar nicht zu Haiattacken kommen zu lassen, sollten in Risikogewässern Badende folgende Regeln beachten:
- Nur im bewachten Bereich schwimmen oder surfen.
- Keine grelle, auffällige Schwimmkleidung oder Accessoires tragen: "Es ist wichtig, was man trägt. Schmuck ist ein No-Go".
- Vermeiden, alleine ins Wasser zu gehen.
- Nicht in trübem Wasser schwimmen.
- Nicht nach Stürmen oder heftigem Regenfall baden, weil dann Beutetiere unterwegs sind.
- Schnell, aber ruhig das Wasser verlassen, wenn große Fischschulen auftauchen.
- Nicht in Gebieten schwimmen, wo Haie mit Fischen angelockt werden - auch nicht dort, wo Angler, Fischer oder Safariboote in der Nähe sind, die Küchenabfälle im Meer entsorgen.
Haie in der Adria
Wer an der Adria Urlaub macht, denkt an Sonne, Meer und Erholung. Doch spätestens nach jeder neuen Hai-Sichtung in Kroatien oder Montenegro flammt die alte Frage wieder auf: Was, wenn plötzlich ein Hai auftaucht? Die Angst ist verständlich - und doch kaum begründet. Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: In den letzten 150 Jahren gab es an der gesamten Adria weniger als ein Dutzend tödliche Haiangriffe. Trotzdem bleibt ein Restrisiko. Und genau deshalb lohnt es sich, zu wissen, wie man sich im Ernstfall richtig verhält. Die Küsten von Kroatien, Slowenien, Montenegro und Italien sind für Badegäste sicher. Die wenigen Haiarten, die hier vorkommen, halten sich meist in tieferen Gewässern auf. Begegnungen in Strandnähe sind selten und verlaufen fast immer glimpflich.
Ein «Menschenfresser» ist der Hai laut Sharkprojekt definitiv nicht, sonst wäre es nicht möglich, so viele Wassersportarten im Meer zu machen. Es gibt viele Luftaufnahmen von Stränden, wo Badegäste in der Nähe von Haien gefilmt wurden - ohne dass die Schwimmenden die Tiere bemerkt haben. Unfälle durch Haiangriffe passieren, im Verhältnis zu Unfällen durch die Ausübung von Wassersport selbst, deutlich seltener. Lediglich 73 Unfälle mit Haien gab es im vergangenen Jahr, ein Bruchteil im Vergleich zu Unfällen mit anderen Tierarten oder Verletzungen im Meer allgemein.
Haie stehen im Meer an der Spitze der Nahrungskette. Die meisten Haie fressen Fische, Weichtiere und Krebse, während große Raubtiere wie z.B. der Weiße Haie auch Robben, Pinguine oder Delfine fressen. Wir brauchen die Haie zum Erhalt des Lebens unserer Weltmeere, denn wenn der Ökokreislauf in den Ozeanen zusammenbricht, dann geht auch das Plankton im Meer zu Grunde. Kurz: „Ohne Haie stirbt das Meer und ohne Meer sterben wir, weil der Sauerstoff, den wir atmen, vom Meer produziert wird!“
Haien Respekt haben, aber keine Angst. "Wer sich in diesem Moment bereits im Meer befindet, sollte möglichst ruhig und auf direktem Weg an den Strand schwimmen", rät er. Wichtig dabei ist, keine panischen Bewegungen zu machen. "Menschen gehören nicht zum Beute-Schema der Tiere. Bei Angriffen handelt es sich in der Regel um eine Verwechslung beispielsweise mit einer Robbe", erklärt Ehlers. Deshalb seien Surfer in der Regel besonders gefährdet.
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