Was darf ein Heilpraktiker für Psychotherapie behandeln?

Heilpraktiker mit einer auf das Gebiet der Psychotherapie beschränkten Erlaubnis sind seit 1993 in Deutschland neben Psychotherapeuten befugt, Heilkunde im Bereich der Psychotherapie auszuüben, allerdings - anders als diese - ohne Eintrag ins Arztregister und ohne Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung.

Abgrenzung zu anderen Berufsgruppen im Bereich der psychischen Gesundheit

Um das Tätigkeitsfeld von Heilpraktikern für Psychotherapie besser zu verstehen, ist es hilfreich, es von anderen Berufsgruppen abzugrenzen:

  1. PsychologInnen: erstellen Diagnosen, führen psychologische Tests und Beratungsgespräche durch (z.B. Berufseignungstest, Raucherentwöhnung, Kindererziehung,...) - jedoch nur mit Zusatzausbildung in klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie.
  2. PsychiaterInnen: Psychiater sind Ärzte mit einer zusätzlichen Facharztausbildung für Psychiatrie. In ihre Zuständigkeit fallen die Behandlung von: Psychosen, Wahnerkrankungen, Schizophrenien, Melancholie (endogene Depressionen), Manie, die psychischen Probleme in Folge von Hirnschädigungen und Hirnkrankheiten, Epilepsien und geistige Behinderungen.
  3. PsychotherapeutInnen: behandeln Verhaltensstörungen und Leidenszustände wie z.B. Depressionen, Neurosen, Persönlichkeitsstörungen (Psychopathien), Suizidthematiken, Sexualstörungen, Suchterkrankungen und psychische Alterskrankheiten. Psychotherapie kann auch als zusätzliche Therapie im Zusammenhang mit psychiatrischen Krankheitsformen eingesetzt werden.
  4. HeilpraktikerInnen: Als Heilpraktiker wird in Deutschland bezeichnet, wer die Heilkunde berufs- oder gewerbsmäßig ausübt, ohne als Arzt oder psychologischer Psychotherapeut approbiert zu sein (§ 1 des seit 1939 bestehenden Heilpraktikergesetzes). Die Ausübung der Heilkunde als Heilpraktiker bedarf in Deutschland der staatlichen Erlaubnis.
  5. Lebens- & SozialberaterInnen: In Österreich bieten Lebens- und SozialberaterInnen psychologische Beratung in schwierigen persönlichen Situationen an. Sie begleiten, unterstützen und beraten gesunde Menschen in Entscheidungs-, Krisen-, oder anderen Problemsituationen. Sie helfen, konkrete Lösungsmöglichkeiten für schwierige Situationen zu erkennen und umzusetzen. Sie dürfen keine psychischen Erkrankungen wie z.B.
  6. Coaches: bieten Begleitung und Beratung, entsprechend der eigenen Qualifikation, in einem sehr weiten Themenfeld an. Ursprünglich kommt der Begriff des Coachings aus dem Sport und hat in den letzten 20 Jahren Einzug in fast alle Bereiche des Lebens gehalten (Organisationscoaching, Unternehmenscoaching, Persönlichkeitscoaching, Ernährungscoaching, u.v.m.) ACHTUNG: Da Coach kein gesetzlich geschützter Begriff ist, kann sich jeder Mensch Coach nennen. Um einen gewissen Standard an Ausbildung sicher zu stellen und Sicherheit zu schaffen, haben sich große Coaching-Dachverbände im deutschsprachigen Raum etabliert wie z.B. der ACC. Diese bieten Ausbildungen an und nehmen nur Coaches in ihren Dachverband auf, die gewissen Qualitätskriterien entsprechen.
  7. EnergetikerInnen: arbeiten mit dem Energiefeld des Menschen und bieten Hilfestellungen durch Biofeedback, Edelsteine, Klangschalen, Kinesiologie, Aromastoffe, Interpretation der Aura, Auflegen der Hände und vieles mehr an.

Körpertherapie als ergänzende Behandlung

Ein wichtiger Aspekt im Bereich der psychischen Gesundheit ist die Körpertherapie. Mit einer Körpertherapie - auch körperorientierte, körperzentrierte oder Leibtherapie genannt - lässt sich dann gegensteuern. Dabei wird versucht, durch gezielte Übungen die Gesundheit des Patienten zu verbessern. Physiotherapie und reinen Massagebehandlungen wird der Patient hier angeregt, sich aktiv und aufmerksam mit seinem Körper auseinanderzusetzen.

Es gibt eine große Bandbreite an Schulen und Methoden, die unter den Begriff Körpertherapie fallen. Dazu gehören beispielsweise Qigong oder die funktionelle Entspannung. In den letzten Jahren haben Körpertherapien zunehmend an Bedeutung gewonnen. In vielen Kliniken sind sie bereits fester Bestandteil der Behandlung.

Körperpsychotherapie

Im Bereich der Psychotherapie gibt es zudem die Körperpsychotherapie. Hier liegt der Fokus auf dem engen Wechselspiel zwischen Psyche und Körper:

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Unser psychischer Zustand wirkt sich beispielsweise auf den Körper aus, wenn wir nervös sind und schneller atmen. Umgekehrt können wir aber auch über die Psyche den Körper beeinflussen, indem wir ruhig atmen und dadurch Nervosität abbauen. Besonders deutlich zeigt sich der Zusammenhang zwischen Leib und Seele bei psychosomatischen Störungen. Das sind Störungen, bei denen sich psychische Probleme anhand körperlicher Symptome äußern.

Der Körperpsychotherapeut verbindet psychotherapeutische Methoden mit körperlichen Übungen. Angefangen von Körperwahrnehmungsübungen bis hin zu Atemübungen und psychophysiologischen Stressbewältigungsmethoden bietet die Körperpsychotherapie für die verschiedensten Probleme Techniken und Übungen.

Wann macht man eine Körpertherapie?

Eine Körpertherapie ist bei vielen körperlichen Beschwerden hilfreich. Wenn Sie unter Schmerzen leiden, sollten Sie zuerst einen Arzt aufsuchen, um mögliche körperliche Ursachen abzuklären. Viele Menschen leiden jedoch unter Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen, bei denen nie eine Ursache gefunden wird.

Auch bei psychischen Problemen kann die Körpertherapie den psychotherapeutischen Prozess unterstützen. Wenn Sie aus psychischen Gründen eine Körpertherapie in Anspruch nehmen möchten, sollten Sie auf die Ausbildung des Körpertherapeuten achten. Der Begriff Körpertherapie ist nicht gesetzlich geschützt. Nur ärztliche oder psychologische Psychotherapeuten sowie Heilpraktiker für Psychotherapie haben die entsprechende Ausbildung, um psychische Störungen behandeln zu können.

Kosten der Körpertherapie

Die Kosten einer Körpertherapie werden nicht von den Krankenkassen übernommen. Wenn aber Verhaltens- oder psychodynamische Therapeuten Techniken der Körpertherapie in die Psychotherapie einbinden, können sie die Behandlung über die Krankenkassen abrechnen. Ob private Kassen die Kosten übernehmen, hängt vom jeweiligen Vertrag ab. Erkundigen Sie sich im Vorfeld darüber!

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Was macht man bei einer Körpertherapie?

Die Methoden, die in der Körpertherapie eingesetzt werden, sind sehr vielseitig. Körpertherapeuten vertreten meist bestimmte Schulen, die unterschiedliche Methoden anwenden. Im Folgenden finden Sie eine kleine Auswahl an Schulen, die zur Körpertherapie gehören sowie deren Methoden:

  • Sensomotorische Körpertherapie nach Dr. Pohl (Pohltherapie®)
  • Rosenmethode
  • Skan-Körpertherapie
  • Integrative Körpertherapie
  • Rolfing
  • Funktionelle Entspannung
  • Qigong

Welche Risiken birgt eine Körpertherapie?

Die Arbeit mit dem Körper erfordert vom Therapeuten ein umfangreiches Wissen und eine gewisse Erfahrung. Nicht alle Übungen sind nämlich für alle Patienten geeignet. Die falsche Anwendung kann zu belastend sein oder sogar Verletzungen nach sich ziehen. Vor allem ältere Menschen können durch eine übermäßige Aktivität überlastet werden.

Manchen Patienten fällt es schwer, sich bei den passiven Übungen darauf einzulassen, vom Therapeuten bewegt zu werden. Verkrampft sich der Patient, während der Therapeut Bewegungen durchführt, können Schmerzen oder Verletzungen auftreten. Gut ausgebildete Körpertherapeuten achten jedoch auf Widerstände des Patienten und sprechen diese an.

Patienten, die traumatische Erlebnisse hatten, können durch Berührungen am Körper an diese erinnert werden. Wenn die Körpertherapie heftige emotionale Reaktionen bei Betroffenen auslöst, muss sie eventuell abgebrochen werden. Der Therapeut arbeitet dann zunächst im Gespräch an der Stabilisierung des Patienten.

Was muss ich nach einer Körpertherapie beachten?

Eine Körpertherapie kann nicht nur körperlich, sondern auch seelisch herausfordernd sein. Nehmen Sie sich daher genügend Zeit, um die Sitzungen zu verarbeiten.

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Achten Sie auch darauf, wie sich Ihr Körper nach der Körpertherapie anfühlt. Wenn Sie Schmerzen empfinden, die nicht weggehen, sollten Sie unbedingt den Therapeuten darüber informieren. Im Zweifelsfall sollten Sie auch medizinischen Rat einholen.

Wenn Sie Übungen zu Hause durchführen, achten Sie darauf, Bewegungen nie mit Gewalt zu erzwingen. Versuchen Sie während der Körpertherapie-Übungen, mit und nicht gegen ihren Körper zu arbeiten.

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