Verhalten bei Bandscheibenvorfall LWS: Was tun?

Hast du Schmerzen im unteren Rücken, Gesäß oder Bein? Oder Gefühlsstörungen? Diese Symptome können durch einen Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule (LWS) verursacht werden.

Was ist ein Bandscheibenvorfall LWS?

Beim Bandscheibenvorfall - auch Diskusprolaps oder Diskushernie genannt - tritt der Bandscheibenkern heraus. Ein Bandscheibenvorfall LWS - auch lumbaler Diskusprolaps oder lumbale Diskushernie genannt - ist im mittleren Alter die häufigste Erkrankung der Lendenwirbelsäule. Es leiden mehr Männer als Frauen daran.

Dies kann grundsätzlich in der ganzen Wirbelsäule passieren, meistens jedoch im unteren Rücken: Ca. 25 % der Bandscheibenfälle entstehen an der Brustwirbelsäule. Gegen 75 % betreffen den unteren Rücken, weil die Lendenwirbelsäule (LWS) die Hauptlast des Körpergewichts trägt (1).

Einige Betroffene merken gar nichts davon. Du spürst nämlich erst Symptome, wenn Druck auf das Rückenmark oder die Nerven entsteht. Bei einem Bandscheibenvorfall der LWS verursacht dies Schmerzen und Gefühlsstörungen im unteren Rücken, die manchmal bis ins Gesäß oder die Beine ausstrahlen. Dazu können Lähmungen oder Funktionsstörungen von Blase, Darm und Sexualorganen kommen.

Für einen lumbalen Diskusprolaps werden verschiedene Ursachen diskutiert: Bewegungsmangel, Fehlhaltungen, (altersbedingte) Abnutzung, Übergewicht, Überbelastungen und genetische Faktoren.

Lesen Sie auch: Hilfe bei Angst

In jedem Fall braucht es die Untersuchung und Diagnose einer Ärztin oder eines Arztes. Die Fachperson bespricht danach mit dir die passende Behandlung. Es können Selbsthilfe, Physiotherapie, Schmerzmittel, Wärmebehandlungen, Wassertherapie, Chiropraktik, Osteopathie oder eine Operation zum Einsatz kommen.

Mit wenigen kleinen Verhaltensänderungen kannst du viel bewirken, um einem Bandscheibenprolaps vorzubeugen oder erneute Beschwerden zu verhindern.

Anatomie der Bandscheibe

Zwischen den fünf Wirbeln der Lendenwirbelsäule, dem unten angrenzenden Kreuzbein und der Brustwirbelsäule oben sitzt jeweils eine Bandscheibe. Sie ist mit der Knochenhaut verwachsen, damit sie nicht verrutscht.

Jede Bandscheibe besteht zum einen aus einem festen Ring aus Faserknorpel, der stabilisierend wirkt. Darin befindet sich zum anderen ein gelartiges Kissen, der Gallertkern. Er dämpf Stöße und schützt so die Wirbelsäule.

Die Bandscheibe braucht viel Bewegung: Sie wird nicht durchblutet, sondern bekommt ihre Nährstoffe durch Druck und Entlastung aus der umgebenden Flüssigkeit. Du kannst dir das vorstellen wie ein Schwamm. Ohne Bewegung verhungert die Bandscheibe.

Lesen Sie auch: Was tun bei einer Hai-Begegnung?

Ursachen eines Bandscheibenvorfalls der Lendenwirbelsäule

Wie du bereits weißt, brauchen deine Bandscheiben viel Bewegung. Wenn du dich zu wenig bewegst und oft einseitig sitzt, werden deine Bandscheiben nicht angemessen erneuert. Die Folge: Sie gehen schneller kaputt.

Es gibt noch einen anderen Grund, warum Bewegung essenziell ist. Auch die Muskeln und Faszien sind auf Bewegung angewiesen. Faszien sind weiche Bindegewebsstrukturen, die Muskeln und Organe umhüllen. Die Faszien durchziehen unseren Körper wie ein Netz, das alles stabil und beweglich hält. Zwischen den Muskeln und Faszien fließt eine Flüssigkeit. Diese transportiert Abfallstoffe ab und bringt Nährstoffe. Merkst du etwas? Das ist das gleiche Prinzip wie bei den Bandscheiben! Und Bewegung ist dabei der Schlüssel.

Bei ungenügender oder einseitiger Bewegung verkleben die Faszien. Das Faszien-Netz wird einerseits unflexibler und gewöhnt sich andererseits an unnatürliche Haltungen, Stichwort Hohlkreuz. Dadurch entstehen große Spannungen in deinem Körper, die beispielsweise auf deine Bandscheiben, aber auch auf Nerven wirken. Was wiederum Schmerzen und Gefühlsstörungen auslöst. Dein Bandscheibenvorfall ist eine Nebenwirkung deines Schreibtischjobs?

Als weitere Ursachen für einen Bandscheibenvorfall werden Übergewicht und Überbelastung durch Tragen oder Heben genannt. Sicherlich belasten überschüssige Kilos und schwere körperliche Arbeit die Wirbelsäule. Doch wahrscheinlich sind sie nur der Tropfen, welcher das Fass bei Bewegungsmangel und Fehlhaltungen zum Überlaufen bringt.

Eine Vermutung lautet, dass die Lendenwirbelsäule mit den Jahren abnützt. Die Wirbelgelenke lockern sich, was wiederum die Bandscheiben zermürbt. Allerdings ist diese Erklärung mit Vorsicht zu genießen, weil auch bei jüngeren Menschen Abnutzungen und Diskushernien vorkommen. Zum Beispiel haben schon 75 % aller 28-jährigen bereits leichte Risse in den Bandscheiben. (5)

Lesen Sie auch: Wichtige Verhaltensregeln nach Katarakt-OP

Zudem müsste gemäß dieser Erklärung das Risiko eines Bandscheibenvorfalls der LWS mit jedem Lebensjahr kontinuierlich zunehmen. Doch in den westlichen Industrieländern treten die meisten lumbalen Bandscheibenvorfälle bei 45- bis 55-Jährigen auf. (6)

Darüber hinaus stimmen Röntgenbilder und MRT nicht immer mit den Symptomen überein. Will heißen: Ein bildgebendes Verfahren zeigt Abnutzungserscheinungen oder sogar einen Bandscheibenvorfall bei einer beschwerdefreien Person. Und umgekehrt.

Doch die eigentliche Ursache liegt oft tiefer, obschon sichtbare Veränderungen vorschnell verantwortlich gemacht werden. Denn Faszien-Verspannungen sieht man auf diesen Bildern nicht.

Symptome

PatientInnen mit eingeklemmtem Ischiasnerv berichten oft von einschießenden, elektrisierenden Schmerzen zwischen Oberschenkel und Fuß. Diese sind besonders unangenehm, da es sich um den dicksten Nerv des Körpers handelt.

Besonders wenn du die letzteren Anzeichen bei dir feststellst, solltest du dich sofort ärztlich untersuchen lassen. Alle geschilderten Symptome können sowohl auf einen Bandscheibenvorfall als auch auf andere Krankheiten wie ein Hexenschuss oder eine ISG-Blockade hinweisen.

Diagnose

Um die tatsächlichen Ursachen, Faktoren und Auslöser des Prolapses zu identifizieren, ist eine ärztliche Untersuchung unabdingbar. Die Ärztin oder der Arzt befragt dich zuerst nach dem ersten Auftreten, der Dauer und der Intensität der Symptome (Anamnese). Danach folgt die körperliche Untersuchung. Das heißt, dass der untere Rücken abgetastet wird. Zudem werden die Reflexe geprüft. Wenn sie noch funktionieren, ist das ein gutes Zeichen: Es bedeutet, dass wahrscheinlich keine Nerven verletzt sind. Möglicherweise wirst du an einen Orthopäden oder eine Neurologin überwiesen. Auch bildgebende Verfahren wie MRT (Magnetresonanztomografie), CT (Computertomografie) und Röntgen können zum Einsatz kommen.

Behandlung

Je nach Ursache und Diagnose wird dir der Arzt / die Ärztin eine andere Behandlung vorschlagen. Zuerst ist eine sogenannt konservative Behandlung angezeigt. Wärmebehandlung (z. B. Wenn die konservative Therapie nichts nützt, kommt eine Operation in Betracht. Starke Schmerzen oder neurologische Schäden wie Lähmungen sprechen ebenfalls für den operativen Eingriff. Nur bei ca. 10 % der Bandscheibenvorfälle braucht es eine Operation. (7) Damit es jedoch nicht so weit kommt, kannst du selbst einiges tun, und zwar vorbeugend.

Vorbeugung und Verhalten im Alltag

Oft braucht es nur kleine Anpassungen im Alltag, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Du solltest ein Bürozwicken als Zeichen deines Körpers verstehen. Was könntest du verändern? Was würde dir guttun? Wie kannst du dich mehr bewegen? Wie kannst du dein Arbeitsumfeld bewegungsfreundlicher gestalten? Schließlich wirst du nicht fürs Sitzen, sondern für deine Arbeitsleistung bezahlt.

Such dir zudem eine schonende Bewegungsform, die dir Spaß macht. Ausdauersportarten wie Schwimmen sind dafür gut geeignet. Auch mit Krafttraining und Yoga kannst du sowohl deine Muskulatur stärken als auch Verspannungen lösen. Dabei ist die richtige Ausführung entscheidend. Besuche im Zweifelsfall zuerst einen Kurs, damit dich eine Trainerin oder ein Coach kontrollieren kann.

Du weißt jetzt, was einen Bandscheibenvorfall der LWS hervorruft - und wie du (erneuten) Beschwerden vorbeugen kannst. Vielleicht warst du schon einmal in Physiotherapie. Das hat deine Schmerzen gelindert. Du warst motiviert, die Übungen regelmäßig zu machen. Doch irgendwann hast du nachgelassen oder hattest zu wenig Zeit neben dem Bürojob, den Hobbys usw. Das Leiden kam zurück. Möchtest du aus diesem Teufelskreis ausbrechen und (erneuten) Beschwerden nachhaltig vorbeugen?

Gesund sein trotz Bürojob? Du willst deine Gesundheit endlich selbst in die Hand nehmen? Im Mitgliederbereich erfährst du, wie du mit kurzen und einfachen Übungen deine Bewegungsmuster im Alltag veränderst und in einer frischen, gesunden Haltung erstrahlst. Lerne wie du Bewegung nachhaltig in deinen Alltag integrieren kannst, z. B. Du bekommst im Mitgliederbereich konkrete Handlungsempfehlungen inkl. Und das Wichtigste: Entdecke die Freude an Bewegung - und die Erfolge kommen ganz von alleine.

Etwas aufzuheben gehört zu den Alltagsbewegungen. Wenn du Alltagsbewegungen falsch machst, sammeln sich über die Jahre viele Fehlbewegungen an und diese machen Probleme.

Tipp Nr. 1: Hebe mit geradem Rücken. Wenn du mit gebücktem Rücken hebst, dann behalte die Krümmung bei und verändere sie nicht, bis du die Last wieder abstellst.

Tipp Nr. 2: Ziehe die Last nahe am Körper hoch. Achtung: Ein langer Hebel vervielfacht die Belastung!

Tipp Nr. 3: Hebe die Last aus den Beinen. Drück die Beine beim Heben fest in den Boden und spann den Bauch an um den lumbosakralen Übergang (zwischen dem letzten Lendenwirbel und dem Kreuzbein) zu schützen.

Tipp Nr. 4: Verteile die Last gleichmäßig auf die Armen. Achtung: Rotiere die Wirbelsäule nicht!

Zusammenfassung

Ein Bandscheibenvorfall ist eine häufige Ursache für Rückenschmerzen, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der der weiche Kern einer Bandscheibe durch einen Riss im härteren äußeren Ring austritt. Die Schmerzen, die mit einem Bandscheibenvorfall einhergehen, sind oft intensiv und können die Bewegungsfähigkeit stark einschränken. Sie treten auf, weil der austretende Kern der Bandscheibe auf die umliegenden Nervenwurzeln drückt, was zu Entzündungen und Schmerzsignalen führt. Für die Betroffenen ist es entscheidend, effektive Methoden zur Schmerzlinderung zu finden, um die Lebensqualität zu verbessern und den Alltag wieder unbeschwert gestalten zu können.

Die Linderung von Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall erfordert oft einen langfristigen Ansatz, der über die akuten Behandlungsmöglichkeiten hinausgeht. Eine der wichtigsten Strategien ist die Integration regelmäßiger Bewegung in den Alltag. Sanfte Aktivitäten wie Schwimmen, Gehen oder Yoga können helfen, die Muskulatur zu stärken, die Flexibilität zu verbessern und die Wirbelsäule zu entlasten. Zusätzlich zur Bewegung spielt eine gesunde Körperhaltung eine wesentliche Rolle. Achten Sie darauf, beim Sitzen und Stehen eine gerade Haltung einzunehmen, um den Druck auf die Bandscheiben zu minimieren.

Chronische Schmerzen können auch psychische Belastungen mit sich bringen, weshalb psychologische Unterstützung ein wichtiger Bestandteil der Schmerzbewältigung sein kann. Techniken zur Stressbewältigung, wie Achtsamkeitsmeditation oder kognitive Verhaltenstherapie, können helfen, die Wahrnehmung von Schmerzen zu verändern und die Lebensqualität zu verbessern. Die Linderung von Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall erfordert eine Kombination aus medizinischen Behandlungen, physiotherapeutischen Übungen und ergonomischen Anpassungen. Langfristige Strategien, wie regelmäßige Bewegung und eine gesunde Körperhaltung, sind entscheidend, um die Schmerzen zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern. Indem Sie verschiedene Ansätze kombinieren, können Sie nicht nur die akuten Schmerzen lindern, sondern auch langfristig eine stabile und gesunde Wirbelsäule fördern.

Quellen

  1. DAK-Gesundheitsreport 2018.
  2. Mayer, H. M., and F. C. Heider. 2016. ‚Der lumbale Bandscheibenvorfall‘, Orthopädie und Unfallchirurgie up2date, 11: 427-447
  3. Füeßl, H. S., Wie sich ein Bandscheibenvorfall ohne Operation zurückbildet. In: MMW-Fortschritte der Medizin, 2016; (158) 12, S. 41 f.
  4. Gelenk-Klinik.
  5. OMR Reviews.
  6. Neurochirurgie Insel CH.
  7. Ranktracker.
  8. Anodyne.ch.

tags: #verhalten #bandscheibenvorfall #lws #was #tun