Psychische Gesundheit ist ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen Gesundheit. Die Fachwelt erforscht laufend, welche Faktoren sich positiv und welche sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken.
Faktoren, die die psychische Gesundheit beeinflussen
Es gibt viele Einflüsse, die sich positiv oder negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Zum Beispiel das Gefühl geliebt zu werden, Arbeitsbedingungen, Selbstvertrauen und der eigene Umgang mit Problemen. Körperliche Krankheiten, Medikamente und andere Faktoren können ebenso einen großen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben. Neben unseren Genen spielen soziale, kulturelle und wirtschaftliche Faktoren eine Rolle, ebenso wie Umweltfaktoren.
Das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell geht davon aus, dass eine erhöhte Anfälligkeit für psychische Erkrankungen durch bio-psycho-soziale Faktoren wie Gene, Persönlichkeit oder sozial belastende Umstände zustande kommt. Auch das Zusammenspiel dieser Einflüsse kann eine Rolle spielen. Wenn weitere Risikofaktoren wie zum Beispiel einschneidende Lebensereignisse hinzukommen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Erkrankung.
Beispiele für Faktoren
- Biologische Faktoren: (z.B. Gene)
- Psychische Faktoren: (z.B. Persönlichkeit)
- Soziale Faktoren: (z.B. belastende Umstände)
- Persönliche Eigenschaften bzw. Verhalten: (z.B. Umgang mit Stress)
- Soziale und wirtschaftliche Bedingungen: (z.B. Armut)
- Gesellschaftliche und Umwelt-Faktoren: (z.B. Diskriminierung)
- Einschneidende Ereignisse im Leben: (z.B. Verlust eines geliebten Menschen)
Selbstfürsorge im Alltag
Man kann durch Selbstfürsorge im Alltag die psychische Balance unterstützen.
Tipps zur Selbstfürsorge
- Kontakt mit anderen Menschen pflegen: Gute soziale Beziehungen wie etwa im Freundeskreis oder der Familie sind wichtig für das psychische Wohlbefinden. Sie schulen zudem die Sozialkompetenz. Gute soziale Beziehungen erzeugen ein Gefühl der Zugehörigkeit und steigern das Selbstbewusstsein. Zudem ist ein soziales Netz unterstützend, wenn man Hilfe benötigt.
- Körperlich aktiv sein: Gesunde Bewegung fördert das psychische Wohlbefinden u.a. durch die Stärkung des Selbstwerts, das Erreichen von Zielen sowie positive Prozesse im Gehirnstoffwechsel.
- Neue Fähigkeiten aneignen: Das Erlernen neuer Fähigkeiten stärkt das Selbstbewusstsein. Es kann auch helfen, einen Sinn zu finden und sich mit anderen Menschen zu vernetzen. Vielleicht möchten Sie einmal ein neues Rezept ausprobieren, ein neues Hobby finden oder sich in einem Kurs weiterbilden. Es ist unterstützend, wenn dabei Interesse und Freude im Mittelpunkt stehen.
- Andere Menschen unterstützen: Auch Hilfsbereitschaft kann das psychische Wohlbefinden stärken: durch positive Gefühle, das Erleben von Sinn sowie den Austausch mit anderen Menschen.
- Achtsamkeit üben: Achtsamkeit hilft zum Beispiel dabei, sich zu entspannen. Das Hier und Jetzt bewusst wahrzunehmen, statt es nebenbei „ablaufen zu lassen“, ist trainierbar.
- Humor: Lachen tut gut. Gemeinsam lachen macht vieles leichter.
- Auf die eigenen Grenzen achten: Dabei können zum Beispiel folgende Fragen helfen: Was ist mir zu viel? Wo sage ich „Ja“, obwohl ich „Nein“ sagen möchte?
- Auf Bedürfnisse achten: Dabei können folgende Fragen unterstützen: Bin ich hungrig? Bin ich durstig? Schlafe ich ausreichend? Ernähre ich mich gesund? Bewege ich mich regelmäßig? Brauche ich Kontakt zu einem Menschen?
Es ist unterstützend, sich Zeit für sich selbst bzw. für die Selbstfürsorge in den Kalender einzutragen. Im Allgemeinen ist es gut für die Gesundheit, wenn man sich wohlfühlt. Das Wohlbefinden betrifft die Psyche und den Körper. Nicht hilfreich ist es z.B., Probleme zu verdrängen oder Alkohol bzw. Drogen zu konsumieren.
Lesen Sie auch: Die Voderholzer Methode
Positive Psychologie und Selbstbewusstsein
Fachleute sagen: Fragen aus der sogenannten Positiven Psychologie können dabei unterstützen, sich auf positive Gefühle zu konzentrieren. Das kann stärken.
Selbstbewusstsein ist die Meinung, die man selbst von sich hat. Gesundes Selbstbewusstsein lässt positive Gefühle über sich selbst und das eigene Leben zu. Es unterstützt dabei, den Alltag besser zu bewältigen. Ein gutes und ausgewogenes Selbstbewusstsein trägt auch zum psychischen Wohlbefinden bei. Jeder Mensch hat Momente, in denen das Selbstbewusstsein einmal schwächer ist. Bei einem geringen Selbstbewusstsein überwiegt die kritische und negative Sicht auf die eigene Person. Dies erschwert es, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen.
Wie man das Selbstbewusstsein stärken kann
- Eigene negative Gedankenmuster hinterfragen: Wenn man z.B. häufig denkt: „Das kann ich nicht.“ Oder: „Ich bin nicht gut genug, um dies oder jenes zu tun.“ Stattdessen kann man aufschreiben, was man gut kann.
- Nachsicht mit sich selbst haben: Niemand ist perfekt. Vielleicht sind Sie mit einer Freundin oder einem Freund nachsichtig.
- Lernen, zu seinen Bedürfnissen zu stehen: Das ist nicht immer leicht.
- Herausforderungen begegnen: Zum Beispiel etwas Neues ausprobieren. Lassen Sie sich dabei nicht entmutigen, wenn etwas nicht sofort klappt.
Umgang mit psychischer Erkrankung in der Familie
Es gibt viele verschiedene psychische Erkrankungen. Alle haben gemeinsam, dass sie die erkrankte Person beeinträchtigen. Es kann z.B. das Gefühlsleben, das Verhalten, die Wahrnehmung, das Denken bzw. die Beziehungsfähigkeit beeinträchtigt sein. Bei der Entstehung spielen psychische, soziale und genetische Ursachen mit.
Mehrere Diagnosen innerhalb einer Familie - das kann bei psychischen Störungen oder Erkrankungen vorkommen. Wie finden betroffene Eltern und Kinder einen Umgang damit? Der erste Schritt ist, die Situation zu akzeptieren. Der zweite, einen Alltag zu schaffen, der die Bedürfnisse aller berücksichtigt.
Tipps für Familien mit psychisch erkrankten Mitgliedern
- Situation annehmen und verstehen: Eine psychische Krankheit ist keine Schwäche. Sie ist ein medizinischer Zustand, und so sollte man sie auch behandeln. "Bei einer psychischen Erkrankung sollte man sich nicht schämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen".
- Offen miteinander sprechen: Verdrängen und überspielen funktionieren nicht. Offen und ehrlich miteinander zu reden, ist auch in Familien mit mehreren psychisch Erkrankten ratsam. Alle sollten einander den Raum und die Zeit geben, über ihre Gefühle, Ängste und Bedürfnisse zu sprechen.
- Alltagsstruktur beibehalten: "Routinen geben Sicherheit". Deshalb ist ein strukturierter Tagesablauf für alle eine Stütze. Der gesunde Elternteil sollte darauf achten, dass die Kinder weiterhin zur Schule gehen, ihren Hobbys nachgehen und Freunde treffen.
- Kindern die Last nehmen: Kinder geben sich oft (unterbewusst) die Schuld an der Erkrankung der Eltern. Erklären Sie Ihrem Kind, dass die Probleme nicht von ihm ausgelöst werden. Achten Sie darauf, dass es nicht zu einem Rollenwechsel kommt.
- Ausgleich schaffen: Nicht erkrankte Menschen sollten weiterhin Dinge tun, die ihnen Spaß machen und sie positiv bestärken. Das können Sport, Kino, Freunde oder der Besuch einer Selbsthilfegruppe sein.
Es ist wichtig, psychischen Problemen und Erkrankungen offen zu begegnen, professionelle Hilfe zu suchen und Therapien in Anspruch zu nehmen.
Lesen Sie auch: Ursachenforschung: Psychischer Stress
Psychische Gesundheit in Österreich
Die Zeiten sind herausfordernd. Psychische Belastungen von jungen Menschen und Erwachsenen nehmen zu. Depression ist weltweit die häufigste psychische Erkrankung. Viele psychosoziale Beratungsstellen bieten auch Online- und Telefonberatungen an. Wichtig ist es, Unterstützung anzunehmen.
Mythen über psychische Gesundheit
- Mythos 1: Psychische Belastungen sind eh so selten. Das betrifft mich nicht. Falsch! Ungefähr ein Drittel der Österreicher*innen erlebt mindestens einmal im Leben eine psychische Erkrankung oder Krise.
- Mythos 2: Nur schwache Menschen sind psychisch krank. Falsch! Psychische Gesundheit hängt nicht von Stärke oder Schwäche ab. Jeder und jede kann eine psychische Erkrankung entwickeln.
- Mythos 3: Bei psychischen Belastungen kann man nicht helfen. Falsch! Jeder und jede kann helfen!
Die 10 Schritte für psychische Gesundheit
- Darüber reden
- Um Hilfe fragen
- Sich nicht aufgeben
- Sich selbst annehmen
- In Kontakt bleiben
- Aktiv bleiben
- Sich beteiligen
- Etwas Kreatives tun
- Sich entspannen
- Neues lernen
Unterstützung für Angehörige
Das Leben mit einem Menschen mit Depression kann belastend sein. Es ist wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und sich Hilfe zu holen. Die wichtigste Anlaufstelle ist HPE - Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter. Es kann sowohl der:dem Betroffenen als auch Ihnen selbst als Angehörige:r, Partner:in oder Freund:in sehr helfen, wenn auch Sie sich Unterstützung holen: www.hpe.at
Tipps für Angehörige
- Aufmerksam sein: Hören Sie Ihrer:Ihrem Partner:in gut zu, wenn sie:er über ihre:seine Gefühle spricht. So können Sie Veränderungen rasch merken und Hilfe anbieten.
- Die Depression akzeptieren: Eine Depression ist eine Krankheit, die man ernst nehmen muss. Informieren Sie sich darüber. So können sie Ihre:n Partner:in besser verstehen.
- Keine Ratschläge geben: Bieten Sie ein offenes Ohr, eine innige Umarmung und Hilfe an. Das hilft ihrer:ihrem Partner:in am meisten.
- Schuldzuweisungen vermeiden: Niemand ist an der Depression schuld. Weder Ihr:e Partner:in noch Sie. Diskussionen darüber bringen nichts.
- Entscheidungen erleichtern: Während einer Depression fällt es einem schwer, etwas zu entscheiden. Sie können dabei unterstützen und zeigen, welche Optionen es gibt.
- Die:Den Partner:in nicht bevormunden: Bevormunden bewirkt nur Streit und Widerstand. Niemand möchte bevormundet werden, auch Sie nicht.
- Gefühle nicht unterdrücken: Es ist völlig natürlich, wenn Angehörige diese Gefühle haben: Wut, Zorn, Angst, Enttäuschung, Traurigkeit, Ärger oder Ohnmacht. Sie dürfen diese Gefühle auch zulassen und zeigen. Es belastet Sie und die Beziehung, wenn Sie Gefühle unterdrücken.
- Auf sich achten: Es ist schön, dass Sie Ihre:n Partner:in unterstützen und für sie:ihn da sind. Vergessen Sie aber nicht Ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse. In einer Selbsthilfegruppe für Angehörige können Sie mit Menschen reden, denen es ähnlich geht. Dort finden Sie in schwierigen Zeiten immer Verständnis und Beistand.
Weitere Informationen und Anlaufstellen
- Plattform Psyche: Hier finden Sie die richtige Anlaufstelle bei psychischen Belastungen.
- GO-ON Kompetenzzentrum für Suizidprävention in der Steiermark: Wenn es Ihnen selbst nicht gut geht oder Sie sich Sorgen um einen lieben Menschen machen, finden Sie hier passende Informationen.
- Verein Achterbahn: Eine Plattform für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die Betroffene in der Öffentlichkeit vertritt.
- Erste Hilfe für die Seele: Von Pro Mente Austria, um im Krisenfall der Seele nicht wegzuschauen.
- Telefonische Gesundheitsberatung 1450: Rund um die Uhr bei gesundheitlichen Beschwerden.
Lesen Sie auch: Berufsunfähigkeitsversicherung bei psychischen Leiden
tags: #offen #mit #psychischer #erkrankung #umgehen #tipps