Angst ist ein normales Gefühl, das jeder Mensch kennt. Sie übernimmt für uns bei Gefahr eine wichtige Funktion, indem sie uns warnt und schützt. Angst entsteht im Gehirn, im sogenannten Mandelkern (Amygdala). Schon die Urmenschen hatten dieses Angstzentrum. Angst ist also nicht nur natürlich, sondern auch nachgewiesenermaßen sehr lange in unserer Entwicklungsgeschichte verankert. Angst hilft uns, als Alarmsignal eine Angstreaktion in Gang zu setzen und so Gefahren erfolgreich zu meistern.
Allerdings kann es passieren, dass dieses Angstzentrum überaktiv wird, nicht zur Ruhe kommen kann, und Angst unverhältnismäßig stark und ohne erkennbare reale Bedrohung auftritt. Diese Fehlschaltung kann unterschiedlichen (erkennbaren oder nicht erkennbaren) Ursachen zugrunde liegen. Meist erleben Betroffene eine deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität, sowie im Erleben ihres Alltags, denn übermäßige Angst, lähmt und blockiert Verhalten und Denken. Ebenfalls kann sich Angst auf der körperlichen und emotionalen Ebene auswirken. Die Angsterkrankung betrifft sehr viele Menschen. Häufig sind die Symptome körperlicher Natur.
Was ist eine Panikattacke?
Als Panikattacken, Panikstörungen oder Panikanfälle werden wiederkehrende Angstattacken bezeichnet, zu denen es meist plötzlich und ohne ersichtlichen Grund kommt - zumindest für Außenstehende. Die Panik gibt den Betroffenen zusammen mit den weiteren auftretenden Symptomen (wie Herzklopfen, Schwitzen und Atemnot) das Gefühl, es läge eine lebensgefährliche Situation vor. Das wiederholte Auftreten von intensiver Angst, zumeist in Form einer plötzlichen Panikattacke ohne ersichtlichen Anlass, ist charakteristisch.
Nach der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen definiert man Panikattacken als plötzlich auftretende Angstanfälle (Panik), die mit einer Vielzahl körperlicher Symptome einhergehen. Die Angstzustände, die Betroffene dabei empfinden, beschränken sich oft nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände und sind deshalb auch nicht vorhersehbar. Die heftige Alarmreaktion kann so weit reichen, dass Patienten befürchten, zu sterben. Wer diese Angstanfälle erlebt, hat das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
Charakteristisch sind eine Vielzahl an heftigen körperlichen Reaktionen, wie z.B. Schweißausbrüche, Herzrasen, Atemnot. Panikattacken treten anfallsartig auf und dauern meist zwischen wenigen Minuten und einer halben Stunde. Nicht selten tritt die erste Panikattacke für den Betroffenen ohne erkennbare Ursache plötzlich auf und löst eine massive Verunsicherung aus. Häufig erfolgt zunächst der Gang in die nächste Arztpraxis, oder die Fahrt in die Notaufnahme die ohne klaren Befund wieder verlassen wird und die Verunsicherung weiter ansteigen lässt.
Lesen Sie auch: Bin ich psychisch gesund?
Die physiologische Ursache liegt in der überschießenden Stressreaktion. Das vegetative Nervensystem schüttet bei drohender Gefahr Stresshormone aus. Dazu kommt es zu den typischen Symptomen. Das Herz schlägt schneller und die Atmung beschleunigt sich. Der Körper reagiert auf die Gefahr mit Flucht oder Angriff und Kampf.
Wie lange dauert eine Panikattacke?
Die Phasen starker Angst während der Panikattacke dauern meistens nur wenige Minuten an, meist maximal eine halbe Stunde, und vergehen von allein. Es können in extremen Ausnahmefällen aber auch mehrere Stunden sein. Und hinterlässt eine starke Erschöpfung.
Ursachen von Panikattacken
Es gibt nicht einen genauen Auslöser für Panikattacken. Die Ursachen für Panikattacken können verschiedene sein, wie z.B. Platzangst. Die Panik ist relativ häufig ein Problem, das sich vordergründig darstellt, dem aber ein anderes verstecktes oder tieferliegendes Problem zu Grunde liegt. Schrittweises Analysieren der Situationen, die die Panik produziert haben.
Treten die Panikattacken weiter auf, kommt es nicht selten dazu, dass eine Reihe an Vermeidungs- und Sicherheitsstrategien eingesetzt werden, die die Symptomatik weiter aufrecht erhalten, auch wenn sie unmittelbar als Entlastung erlebt werden. Es kommt zu einer langanhaltenden Angst, die nicht auf bestimmte Situationen oder Objekte gerichtet ist und keinen äußeren Auslöser hat.
Die Auslöser für die Panikanfälle bei Kindern und Jugendlichen sind vielfältig. Oft haben die Kinder Angst, vor anderen Menschen zu sprechen oder fürchten sich vor Tieren oder der Dunkelheit beim Einschlafen. Meist haben Kinder und Jugendliche Panikattacken, wenn auch ihre Eltern unter einer Panikstörung leiden. Sie übernehmen oft das ängstliche Verhalten ihrer Eltern. Gerade kleine Kinder imitieren ihre Eltern, um zu lernen. Auch bei besonders schüchternen und zurückhaltenden Kindern zeigt sich eine Panikstörung im Erwachsenenalter häufiger.
Lesen Sie auch: Bin ich depressiv? Selbsttest
Bei manchen Frauen sind hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft Auslöser von Panikattacken. Die Angst vor der Geburt und vor dem Muttersein verstärken diese oft zusätzlich. Vor allem wenn Frauen bereits eine schwierige Schwangerschaft hinter sich haben oder unter einer bestehenden psychischen Erkrankung leiden, kann sich eine Panikstörung entwickeln.
Es können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen:
- Veranlagung
- Bewältigungsmuster
- belastender Lebensumstände
Panikstörung und Agoraphobie
Oft tritt eine Panikattacke einmalig oder nur vereinzelt auf. Manche Betroffene erleben jedoch immer wieder heftige Angstanfälle, die ihr Leben stark beeinträchtigen. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer Panikstörung (auch Paniksyndrom), die zu den sogenannten Angststörungen gehört.
Laut der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen liegt eine Panikstörung jedoch erst vor, wenn die Panikattacken immer wieder auftreten (mindesten einmal im Monat) und die Angst vor einer erneuten Attacke über mindestens einen Monat anhält.
Panikattacken treten auch häufig gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen auf. Vor allem Menschen mit Agoraphobie ("Platzangst") sind häufig von Panikattacken betroffen. Sie haben Angst vor öffentlichen Plätzen, Menschenmengen bzw. Angst, alleine oder weit weg zu reisen. Viele wagen es nicht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, ein Kino oder ein Theater zu besuchen oder im Supermarkt einkaufen zu gehen. Sie machen daher nach Möglichkeit einen Bogen um Orte, die ihnen Angst machen (Vermeidungsverhalten). Mediziner sprechen dann von einer "Agoraphobie mit Panikstörung". Diese kommt häufiger vor als eine reine Panikstörung.
Lesen Sie auch: Was tun gegen Atemnot?
Auch andere Angststörungen, Depressionen, Zwangsstörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) treten oft gemeinsam mit einer Panikstörung auf.
Die Symptome bei Agoraphobie können sich z.B. in folgenden Situationen äußern:
- weiten Plätzen und Orten
- vor konkreten Situationen wie z.B. oder auf Reisen mit Auto, Bus, Zug oder Flugzeug zu sein.
- Notfall keine schnelle Hilfe zu erwarten wäre.
Das Vermeidungsverhalten kann dabei sehr offen zu Tage treten oder eher versteckt sein, ohne dass es Betroffenen so wirklich auffällt. Es entwickeln sich auch bestimmte Vermeidungsrituale, z.B. dass sich Betroffene "einreden", noch nie gerne alleine mit der Straßenbahn gefahren zu sein.
Die Prävalenz für Agoraphobie beträgt ca. 5%. Das heißt, ca. Agoraphobie.
Was tun bei einer Panikattacke?
Bei Panikattacken ist es wichtig, sich gut zuzureden und abzulenken, um das Gefühl der Angst abzuschwächen. Es hilft, tief ein- und auszuatmen. Dies beruhigt. Alternativ kann zur Ablenkung ein leichter Schmerzreiz ausgewählt werden. Die Zufuhr von reichlich Flüssigkeit hilft ebenso. Die Panik muss nicht unterdrückt werden, denn Gegendruck kann sie verschlimmern.
Behandlung von Panikattacken
Bei wiederholten Panikattacken empfiehlt es sich, einen Mediziner oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Panikstörungen lassen sich mit einer Psychotherapie sehr gut behandeln. Bewährt haben sich die kognitive Verhaltenstherapie. Die Konfrontationstherapie ist ein Bestandteil davon. Betroffene lernen, dass die körperlichen Reaktionen durch die eigenen angstauslösenden Gedanken selbst erzeugt werden. Panikattacken sind immer heilbar, wenn die Auslöser gefunden werden.
Ergänzend oder alternativ können je nach Ausmaß der Beschwerden Antidepressiva, wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, verordnet werden. Beruhigungsmittel (Benzodiazepine) sind nicht zur längerfristigen Behandlung geeignet.
Die Psychotherapie kann mit Hilfe spezieller Techniken helfen, die Panik in den Griff zu bekommen bzw. Langfristiges Ziel ist die übertriebene Angst loszuwerden.
In meiner Praxis wird vor jeder Behandlung eine ausführliche Diagnostik durchgeführt. Nach der Diagnosestellung folgt die Psychoedukation. Entspannungsmethoden nimmt hier den größten Stellenwert ein. Abläufe (wie die Atmung, den Herzschlag, die Muskelanspannung) gezielt zu beeinflussen. Unterstützend kann zusätzlich Brainspotting eine großartige Ergänzung zur psychologischen Therapie darstellen.
Online Selbsttest bei Angstzuständen oder Angststörungen
Ängste und Sorgen kennt jeder von uns in einem bestimmten Ausmaß. Schwieriger wird es jedoch, wenn sie so intensiv sind, dass sie massiv den Lebensalltag beeinträchtigen. Fühlen Sie sich schon über längere Zeit öfter ängstlich, angespannt, ruhelos? Um herauszufinden, ob auch Sie unter einer Angststörung leiden, können Sie hier den Selbsttest machen.
Mit Hilfe eines Selbsttests kann man bei Verdacht auf eine Panikattacke eine Selbsteinschätzung vornehmen. Die Gesundheitsfragebogen umfassen klinisch relevante Symptome von Panikstörungen. Auch die eigene Wahrnehmung wird ausgewertet. Zu beachten ist, dass der Test nicht das Gespräch mit einem Arzt oder Psychotherapeuten ersetzt. Er basiert auf eigenen Erfahrungen, sodass die Auswertung nicht zu 100 Prozent zuverlässig ist.
Der folgende Test dient lediglich Ihrer eigenen Einschätzung der Symptomatik. verzichtet, da dies ausschließlich in Absprache mit einer dafür ausgebildeten Person erfolgen soll. Welche der folgenden Aussagen treffen auf Sie zu?
Die folgenden Selbsttestfragen dienen als Orientierung, ob psychotherapeutische Hilfe für Sie nützlich oder notwendig sein könnte. Die Fragen sind der Überschaubarkeit halber in Themengruppen gegliedert. Wenn Sie auf eine Frage mit Ja beantworten, dann reicht dies eigentlich. Je mehr Fragen Sie bejahen, umso empfehlenswerter ist es, psychotherapeutische Hilfe oder zumindest Beratung in dieser Richtung aufzusuchen.
Beantworten Sie Fragen betreffend das Arbeitsumfeld mit Ja, so können Sie auch Berufscoaching in Erwägung ziehen.
- Ich habe Ängste, die mich daran hindern, aus dem Haus oder in die Arbeit zu gehen
- Ich fühle mich verfolgt bzw. ich fühle mich in unmittelbarer Gefahr, und dies lässt sich nicht rational klären
- Ich habe Ängste bezogen auf besonderer Situationen oder Gegenstände, wie etwa Angst unter Leuten zu gehen, Angst in ein Lift zu steigen, Angst vor Wasser u.a.
- Ich höre Stimmen bzw.
- Ich habe Missbrauch (sexuell, emotional, Gewalt) erlebt oder miterlebt
- Meine Erfahrungen von Krieg, Katastrophen, Unfällen usw.
- Ich habe Schwierigkeiten, mich auf Aufgaben zu konzentrieren
- Mein Perfektionismus steht mir selber sehr im Weg
- Mein Zaudern hindert mich sehr in meiner Arbeit
- Ich setze mich selber unter sehr viel Druck. Dies belastet mich sehr
- Ich tue mir schwer, den Druck von Vorgesetzten bzw. KollegInnen auszuhalten bzw.
WICHTIG: Dieser Schnelltest ersetzt keine exakte fachliche Diagnose.
Ich würde mich freuen, mit Ihnen in Kontakt treten zu dürfen. Folgen Sie mir auch gerne auf meinen Social Media Kanälen!
tags: #panikattacken #selbsttest