Die Bedingungen des Leistungssports bringen Belastungen mit sich, die die Entwicklung von psychischen Erkrankungen begünstigen. Besonders häufig finden sich bei Sportlerinnen und Sportlern depressive Erkrankungen, oft im Sinne einer Stressfolgeerkrankung, häufig begleitet von Schlafstörungen, Angst- oder Panikzuständen. Auch andere psychische Problematiken sind möglich: Essstörungen, Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität, Dopingfolgen. Zudem findet sich bei SportlerInnenn relativ häufig ein missbräuchlicher Umgang mit Suchtmitteln. Während der Karriere, am Karriereende.
Der Zugang zu adäquater psychiatrisch-psychotherapeutischer Diagnostik und Behandlung ist für SpitzensportlerInnen allerdings häufig schwieriger als für die Allgemeinbevölkerung. SportlerInnen vermeiden es aus Angst um die Karriere oft, sich bei Problemen ihrem Umfeld anzuvertrauen. MannschaftskollegInnenen sind MitspielerInnen, aber auch KonkurrentInnenen. Sponsoren, Förderstellen und Vereine als Arbeitgeber könnten irritiert sein, das Publikum bzw. die Öffentlichkeit reagiert mit Stigmatisierung.
Auch TrainerInnen und BetreuerInnen bis hin zu MentaltrainerInnenn und SportpsychologInnenen haben nicht immer die nötige Ausbildung bzw. psychiatrisch-psychotherapeutische Basiskompetenz. Dazu stehen sie naturgemäß vor allem im Dienst der Leistungsoptimierung, oft auch in Abhängigkeit von Vereinen und Verbänden.
Was versteht man unter Sportpsychiatrie?
Das Fachgebiet der Sportpsychiatrie ist relativ neu, etabliert sich jedoch zusehends auch in Österreich. Mit Kollegen habe ich 2015 die Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft Sportpsychiatrie und -psychotherapie“ in der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) initiiert, 2020 dann die Gründung einer „Österreichischen Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie (ÖGSPP)“.
Die Bedürfnisse von Sportlern und Sportlerinnen in Krisen, mit psychischen Problemen oder Erkrankungen stehen im Mittelpunkt der sportpsychiatrischen und-psychotherapeutischen Arbeit. Der andere ist der Einsatz von Sport und Bewegung in der Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen.
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Bewegungstherapie
Bewegungstherapie nutzt gezielte Bewegung (Wandern, Gymnastik, Koordinations- und Muskeltraining) zum Aufbau von Ausdauer, Kraft, Koordination, Beweglichkeit und Gleichgewicht. Es gibt jedoch verschiedene Konzepte von Bewegungstherapie, die sich von präventiven Bewegungsempfehlungen über Heilgymnastik bis hin zu psychotherapeutisch orientierten Formen erstrecken.
Fachleute, die zum Beispiel als PhysiotherapeutInnen tätig sind, erstellen Förderungs- und Behandlungspläne für Gruppen- oder Einzeltherapien. Sie schlagen den PatientInnen verschiedene grundlegende Bewegungselemente vor, welche sie anwenden können. TherapeutInnen können PatientInnen mit spezifischen Beschwerden, die z.B. nach einer Operation, einem Unfall, einer Krankheit oder durch Haltungsschäden auftreten, Möglichkeiten der Entlastung aufzeigen. Bewegungsübungen können auch vorbeugend angewendet werden oder um weiteren Schäden vorzubeugen.
Bewegungstherapie kann auch Tanz und Bewegung nutzen, um in psychotherapeutischer Weise als Medium zur Persönlichkeitserweiterung des Menschen zu wirken. Beschäftigungsmöglichkeiten finden sich in Krankenanstalten, Kuranstalten, Heilbäder, Rehabilitationsanstalten, Instituten für physikalische Medizin sowie ärztlichen Ordinationen und (privaten) Praxen.
Bewegungstherapie findet oft in der Physiotherapie und häufig auch in der Prävention-, Paar- und Familientherapie (Psychotherapie) statt. TherapeutInnen arbeiten in Beratungsstellen, Kinder- und Jugendheimen, psychiatrischen Kliniken, in Freizeiteinrichtungen und privaten Praxen. Weiters arbeiten sie in sonderpädagogischen Einrichtungen, ambulanten Praxen für Tanztherapie Onkologie, Neurologie, Rehabilitation, Suchteinrichtungen, Krisenintervention bei Klienten mit starken körperlichen Veränderungen (z.B. nach Unfällen oder Krebserkrankungen).
Sie arbeiten mit Personen verschiedener Altersstufen, welche sich in einer schwierigen psychischen bzw. seelischen Situation befinden und auch mit Suchtkranken. In Zukunft sind innovative IKT-gestützte Lösungen für ein aktives und gesundes Altern im eigenen Heim, in der Gemeinschaft oder am Arbeitsplatz gefragt. Diese Lösungen sollen zur Steigerung der Lebensqualität ältere Menschen beitragen.
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Die Fachhochschulen bieten den Studiengang "Physiotherapie" zum Teil auch in Kombination mit Musiktherapie. Angrenzende Bereiche sind z.B. Ergotherapie, Psychotherapie sowie Sport- und Bewegungswissenschaft (z.B. Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in künstlerischer Hinsicht, aber auch in Bereichen wie Sozialmanagement, Musik und Recht. Für qualifizierte Fachleute bestehen Aufstiegschancen unter anderem in Leitungsfunktionen, auch im Gesundheitsmanagement.
Detaillierte Beschreibungen zu den Ausbildungen zeigen, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen und welche Bildungseinrichtungen die Ausbildungen anbieten, sowie die Berufe und Weiterbildungsmöglichkeiten nach Abschluss. Zu den einzelnen Ausbildungen finden Sie auch die Adressen der Institutionen, die diese Ausbildung anbieten (erst nach erfüllter Schulpflicht, also z. B.
Trainingstherapie
Die Tätigkeit in der Trainingstherapie durch Sportwissenschafter:innen umfasst die strukturelle Verbesserung der Bewegungsabläufe und der Organsysteme mit dem Ziel, die Koordination, Kraft, Ausdauer und das Gleichgewicht durch systematisches Training, aufbauend auf der Stabilisierung der Primärerkrankung und zur ergänzenden Behandlung von Sekundärerkrankungen zu stärken. Übergeordnetes Ziel ist die Vermeidung des Wiedereintritts von Krankheiten sowie des Entstehens von Folgekrankheiten, Maladaptionen und Chronifizierungen.
Für die Zulassung zum Gesundheitsberuf "Trainingstherapie" (Medizinische Assistenzberufe-Gesetz - MABG, BGBl. I Nr. 89/2012) ist ein vom Bundesministerium für Gesundheit vorgegebenes Qualifikationsprofil lt. der derzeitigen 460. Verordnung des Bundesministers für Gesundheit über Qualifikationsprofil und Ausbildung für Sportwissenschafter:innen in der Trainingstherapie (Trainingstherapie-Ausbildungsverordnung - TT-AV; BGBl. II Nr. 460/2012) Voraussetzung.
Da die regulären Diplom- bzw. Bachelor-Studiengänge "Sportwissenschaften" bzw. "Sport- und Bewegungswissenschaften" an den österreichischen Universitätsstandorten Graz, Wien, Salzburg und Innsbruck diese Inhalte derzeit nicht oder nur zum Teil enthalten, ist lt. Verordnung eine positiv absolvierte ergänzende Ausbildung in der Trainingstherapie möglich. Dieser Universitätskurs bietet die vom Gesetzgeber geforderte Nachqualifikation zur Zulassung zum Berufsbereich "Trainingstherapie" an.
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Absolvent:innen der Diplom-Studiengänge "Sportwissenschaften" bzw. der Bachelor- und Masterstudiengänge "Sport- und Bewegungswissenschaften" der Universitätsstandorte Graz, Wien, Salzburg und Innsbruck, welche die Voraussetzungen für die Zulassung zur "Trainingstherapie" nicht erfüllen und eine Nachqualifikation für diese Zulassung benötigen, sind die Hauptzielgruppe.
Für die Bewerbung sind der Nachweis über die Erfüllung der Zulassungsvoraussetzungen vorzulegen. Der Nachweis der allgemeinen Universitätsreife gilt durch den Nachweis dieser Zulassungsvoraussetzung jedenfalls als erbracht.
Module:
- Modul A: Berufsspezifische Rechtsgrundlagen und Berufspflichten
- Modul B: Erste Hilfe und Hygiene
- Modul C: Kommunikation und Motivation in der Patienten/innenarbeit
- Modul D: Krankheitsbilder und Trainingstherapie bei Inneren Erkrankungen
- Modul E: Krankheitsbilder und Trainingstherapie bei Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates
- Modul F: Krankheitsbilder und Trainingstherapie in der Neurologie / Psychiatrie / Psychosomatik
- Modul G: Praxis aus mind. zwei der Fachbereiche der Module D, E und F wobei mind. 25% auf einen Fachbereich fallen muss
Die ESP® Sportphysiotherapie Ausbildung bietet Ihnen einen methodischen Leitfaden, der diese Fragen klar strukturiert beantwortet. Dieser Kurs vermittelt Ihnen aktuelles theoretisches Wissen kombiniert mit reichhaltiger Erfahrung aus der sportphysiotherapeutischen Praxis. Im theoretischen und praktischen Setting beschäftigen Sie sich mit wesentlichen Elementen der Sportmedizin (Wundheilung, Akutversorgung), Sportwissenschaften (Leistungsphysiologie, Adaptationslehre) und Sportphysiotherapie (Diagnostik, Rehabilitation).
Durch die vernetzte Zusammenarbeit mit Fachhochschulen in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden fließen aktuelle evidenzbasierte Ergebnisse direkt in die Ausbildung ein. Das Ziel der ESP® Sportphysiotherapie Ausbildung ist es, Ihnen aktuelles theoretisches Wissen zu vermitteln und dieses mit dem Erlernen praxisrelevanter motorischer Fähigkeiten zu kombinieren.
Die Ausbildung dauert zwei Jahre, mit jeweils 3 Wochen à 5 Tage Unterricht pro Jahr. Der Unterricht ist in sportmedizinische, sportphysiotherapeutische und sportwissenschaftliche Fachgruppen unterteilt.
Rückerstattung und finanzielle Unterstützung
Liegt eine krankheitswertige Diagnose vor, gibt es die Möglichkeit eine Kassenleistung in Anspruch zu nehmen. Voraussetzungen: vorherige Bewilligung, ärztliche Bestätigung vor der zweiten Therapiestunde, Einreichung der bezahlten Honorarnote (Status Jänner 2025):
- ÖGK: 33,70 €
- SVS: 45,00 €
- BVAEB (öffentlich Bedienstete, Eisenbahn & Bergbau): 48,80 €
Jährlich werden Psychotherapieplätze von den Krankenkassen als Sachleistungskontingente für Gruppenpsychotherapie vergeben, wobei entweder Jahres- oder Halbjahresgruppen vorgesehen sind.
Wird die Behandlung als Sachleistung von der Krankenkasse bewilligt, gibt es für Patient:innen bei der ÖGK keine Kostenbeteiligung. SVS und BVAEB verrechnen die jeweilige Kostenbeteiligung direkt mit den Patient:innen.
Erfullt die/der Patient:in die Kriterien der wirtschaftlich Schwachen, dann entfällt diese Kostenbeteiligung gänzlich oder teilweise und wird vom Land Salzburg getragen.
Im Salzburg gibt es bei eingetragenen Psychotherapeut:innen kostenlose Psychotherapieplätze, wenn Menschen wirtschaftlich schwach sind. Versicherte der ÖGK, die ihren Hauptwohnsitz im Bundesland Salzburg haben und die Kriterien für die Rezeptgebührenbefreiung erfüllen, können Psychotherapie als Sachleistung in Anspruch nehmen und haben dann überhaupt keinen Selbstbehalt mehr.
Für einen kostenlosen Therapieplatz müssen Sie zusammen mit Ihrem/Ihrer Therapeuten/Therapeutin einen Antrag bei der Krankenkasse stellen.
Die Prüfung des geringen Einkommens erfolgt bei Versicherten der ÖGK nach Stellung eines Antrages durch die ÖGK Salzburg. Wenn Sie bei der BVAEB Salzburg oder der SVS Salzburg versichert sind, müssen Sie den Antrag bei der BVAEB bzw. der SVS einreichen.
Folgende Personengruppen sind zudem von der Rezeptgebühr automatisch befreit und haben daher Anspruch auf eine kostenlose Psychotherapie:
- Zivildiener
- Menschen, die eine Ausgleichszulage beziehen
- Personen, die Sozialhilfe beziehen und krankenversichert sind
- Asylwerberinnen und Asylwerber
- Selbstversicherte Personen, die ein behindertes Kindes pflegen
- Menschen, die ein freiwilliges Sozialjahr bzw. ein freiwilliges Umweltschutzjahr machen
- Personen, die der ÖGK nach dem Kriegsopferversorgungsgesetz, Heeresversorgungsgesetz bzw.
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