Sozialtherapeutische Einrichtungen spielen eine wichtige Rolle bei der Rehabilitation und Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die Konzepte und Betreuungsangebote solcher Einrichtungen, insbesondere im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe.
Sozialpädagogische Betreuungszentren
In den sechs Betreuungszentren wird im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe und dem Arbeitsmarktservice jungen Menschen in schwierigen familiären oder anderen Krisensituationen ein kleinstrukturiertes lebensweltnahes Umfeld geboten. Der Übergangs- und Schonraum bietet den jungen Menschen Schutz, Förderung und Entwicklungsmöglichkeiten. Unsere SozialpädagogInnen begleiten und unterstützen Kinder und Jugendliche aus Niederösterreich im Alter von 0 - 18 Jahren. Über die Kinder- und Jugendhilfe kommen junge Menschen zu uns, die aus unterschiedlichen familiären Gründen Unterstützung benötigen.
Besondere Angebote
In allen NÖ Sozialpädagogischen Betreuungszentren gibt es zusätzlich zu den folgend beschriebenen Betreuungsangeboten viele spezielle Angebote und unterstützende Maßnahmen; angefangen von Psychotherapie, Ergotherapie, Heilpädagogischer und therapeutischer Förderung mit dem Pferd bis hin zu Erlebnispädagogik oder einer Heilpädagogischen Lernbetreuung.
Sozialpädagogik im Fokus
Mit jungen Menschen wertschätzend in Beziehung zu treten, Begleitung, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, motivierende Unterstützung zu geben sowie ressourcenorientiertes, klares Handeln sind wichtige Kennzeichen der neuen Sozialpädagogik. Im Mittelpunkt das Kind, der Jugendliche!
Betreuungsformen
Tagesgruppen
Die Betreuung in der Tagesgruppe ist ein Familien ergänzendes Angebot sowohl zur Vermeidung einer vollstationären Unterbringung als auch als Wiedereinstiegshilfe in die Familie. Teilstationäre Betreuung findet grundsätzlich tagsüber von Montag bis Freitag statt.
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Wohngruppen
Betreuung in der Wohngruppe heißt, dass vollstationär bis zu zehn Kinder und Jugendliche rund um die Uhr betreut werden. Unsere SozialpädagogenInnen planen unter Anleitung einer Sozialpädagogischen Leitung die pädagogische Arbeit für jede stabile freundliche Wohngruppe. Das Zusammenleben der Kinder und Jugendlichen in der Gruppe ermöglicht selbstverständliches, ständiges, emotionales, soziales und kognitives Lernen. Lernunterstützung und Hilfe bei der Berufsfindung fördern das Selbständigwerden. Lebenspraktische Tätigkeiten werden eingeübt und Anregungen für eine sinnvolle, aktive Freizeitgestaltung gegeben. Persönliche Beziehungen stärken das Selbstwertgefühl und stützen emotional.
Gemeinsam mit unseren PartnerInnen in allen Netzwerken gelingt die Begleitung des jungen Menschen hinein ins Leben. Mit Eltern, Kinder- und Jugendhilfe, Schule, PsychologInnen und TherapeutInnen etc. findet ein regelmäßiger Informationsaustausch statt.
Förderung
Für Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche mit kognitiven, emotionalen und sozialen Beeinträchtigungen finden in heilpädagogischen Wohngruppen individuelle integrative, pädagogische Förder- und Therapieangebote. Ziel ist die individuelle Förderung und die Ermöglichung der Rückkehr in die Familie. Lebensweltorientiert sorgen SozialpädagogInnen für konstante, überschaubare Strukturen und ausreichend flexible Grenzen.
Für Jugendliche und junge Erwachsene
In Wohngemeinschaften werden junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren mit kognitiven, emotionalen und sozialen Behinderungen auf eine möglichst selbstständige Lebensführung vorbereitet. Bei Bedarf werden die jungen Menschen danach, außerhalb der Wohngemeinschaften, im sogenannten „Betreuten Wohnen“ weiter unterstützt. Mit Beschäftigungstrainings (Kreativ, Töpferei, Küche, Instandhaltung, Garten, Hauswirtschaft … ) werden sie auf die Arbeitswelt vorbereitet.
Sozialtherapie
Stationäre sozialtherapeutische Behandlung dient der psychotherapeutischen und nachpsychiatrischen Rehabilitation für Kinder und Jugendliche, die auf Grund ihrer psychosozialen Beeinträchtigungen einer stationären Sozial- und Psychotherapie bedürfen. Eine mehrdimensionale stationäre Psychotherapie und ein therapeutisch geprägtes Gesamtmilieu fördern die Entwicklung der Persönlichkeit. Ein multiprofessionelles Team sorgt für eine umfassende Betreuung und Behandlung der Kinder und Jugendlichen.
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Krisenintervention
Zentren für Krisenintervention und Klärung in der stationären Kinder- und Jugendhilfe sind zuständig für eine zeitlich befristete Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, die sich in einer familiären Krisensituation befinden und/oder die durch sexuelle, physische oder psychische Gewalt akut bedroht sind. In einem geschützten und beruhigenden Klima leistet ein multiprofessionelles Team rund um die Uhr stützende Begleitung und entwickelt gemeinsam mit Angehörigen und SystempartnerInnen konkrete Perspektiven für die weitere Zukunft.
Ausbildung als Perspektive
Vermittlung und Stärkung von sozialen und beruflichen Kompetenzen sowie qualifizierte Ausbildungsangebote stellen wichtige Bausteine auf dem Weg zu selbständiger eigenverantwortlicher Lebensführung dar. Für junge Menschen, die bei uns betreut werden und am regional verfügbaren Arbeitsmarkt keine passende Ausbildungsstelle finden, bieten wir eine professionell geführte und betreute überbetriebliche Lehrausbildung (ÜBA) in den verschiedensten Lehrberufen an. Diese Ausbildung wird in enger Kooperation mit dem Berufsförderungsinstitut NÖ entsprechend dem dualen Ausbildungssystem in unseren sozialpädagogischen Lehrwerkstätten sowie in den öffentlichen NÖ Landesberufsschulen durchgeführt.
Betreutes Wohnen
Für junge Menschen, die eine gewisse Selbstständigkeit erreicht haben, wird das selbstbestimmte Wohnen in einer eigenen (Miet)Wohnung ermöglicht und begleitet. Betreutes Wohnen wird grundsätzlich ab dem 16. Lebensjahr intern und ab dem 17. Lebensjahr extern sehr individuell angeboten. Diese Betreuungsform gibt den jungen Menschen in den Wohngruppen zusätzlichen Anreiz rasch selbstständig zu werden.
Nachbetreuung
Nach dem Geborgensein in der Wohngruppe gibt es die Möglichkeit der Nachbetreuung bis zum Leben in Selbstständigkeit. Bei der Nachbetreuung eines mindestens 17-jährigen jungen Menschen wird ein sehr individuelles, sozialpädagogisches Konzept erstellt. Die Nachbetreuung findet grundsätzlich in der eigenen Wohnung des jungen Menschen statt.
Soziotherapie von pro mente: kinder jugend familie
pro mente: kinder jugend familie hat für den Fachbereich Wohnen, die sogenannte "Soziotherapie", in den letzten Jahren ein sozialpädagogisches und sozialtherapeutisches Konzept entwickelt, welches sich an den jeweiligen Bedürfnissen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen orientiert. Soziotherapie ist kein eigenes psychotherapeutisches Konzept, sondern hat „Erfahrungsregeln helfenden Verhaltens“ zum Inhalt. Sie soll die gesunden Ressourcen der Klientinnen und Klienten aktivieren und nutzen, um so dazu beizutragen, die Anpassung an soziale Denkmuster und soziale Beziehungen (Sozialisation) zu bewerkstelligen (Schreckling, 2003).
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Stufenmodell der Betreuung
Im Bereich Soziotherapie von pro mente: kinder jugend familie wurde ein Stufenmodell entwickelt, welches Jugendlichen ermöglicht, Schritt für Schritt Selbständigkeit zu erreichen. Jugendliche können auf jeder dieser Stufen einsteigen und dürfen je nach individueller Lebenssituation sowohl Schritte nach vorne, als auch wieder zurück machen beispielsweise aufgrund einer Krise.
Wohngemeinschaften
In unseren Wohngemeinschaften leben Kinder und Jugendliche, die von unseren Fachkräften ganzjährig und rund um die Uhr betreut werden. Hier werden Jugendliche in allen Lebensbereichen (von basalen Grundbedürfnissen bis hin zu Haushaltsführung und organisatorischen Bereichen), je nach Entwicklungsstand pädagogisch und therapeutisch unterstützt.
Betreute Wohnungen
Jugendliche die bereits ein gewisses Maß an Selbstständigkeit erlangt haben oder aufgrund ihrer individuellen Lebenssituation auf einen gesonderten Rückzugsraum von der Gruppe angewiesen sind, können in eine der kleinen Wohnungen übersiedeln, welche direkt an den Wohngemeinschaften angeschlossenen sind. Dadurch wird eine Erprobung der Selbständigkeit ermöglicht.
Betreutes Aussenwohnen
Dieser 3. Schritt in die Selbständigkeit richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die sich bereits in mehreren Lebensbereichen selbst versorgen bzw. organisieren können aber noch weiterhin auf Unterstützung angewiesen sind. Hierzu bieten wir in ganz Kärnten kleine Wohnungen. Die gewohnte Bezugsbetreuerin bzw.
Konzeptanpassung
Dieses Konzept stellt keine starre Konstruktion dar, sondern wird ständig weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Kinder, der Jugendlichen und deren Familien angepasst. Im Falle einer Änderung bedarf es jedenfalls einer Abstimmung mit dem Amt der Kärntner Landesregierung.
Zielgruppe
Die Wohngemeinschaften sowie das betreute Wohnen sind für Kinder und Jugendliche konzipiert, die in ihrer Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigt sind und deren bisheriges Lebensumfeld eine erfolgreiche Lebensbewältigung erschwert hat.
Ziele der Betreuung
- Die Stärkung und Entwicklung sozialer Ressourcen unter Einbindung des unmittelbaren Lebensumfeldes, beispielsweise Familie, Schule, Freunde, Beruf, Vereine).
- Im Vordergrund der Betreuung stehen soziale und emotionale Stabilisierung sowie die Bewältigung von persönlichen Schwierigkeiten und Konflikten.
- Des Weiteren werden das Erlernen von Beziehungsfähigkeit und sozialer Kompetenz sowie eine zukünftige Sicherung der selbständigen Existenz gefördert.
- Grundsteine des Alltages mit Kindern und Jugendlichen bilden Tagesstruktur, Unterstützung und Hilfe im schulischen bzw. beruflichen Kontext sowie das Erlernen von lebenspraktischen Fähigkeiten.
Aufnahmekriterien
Die Grundvoraussetzung für eine Aufnahme in eine unserer Einrichtungen ist die Freiwilligkeit und Bereitschaft des Kindes, des Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die Strukturen in unseren Wohngemeinschaften oder dem Betreuten Wohnen zu akzeptieren. Ebenso benötigt es der Zustimmung des Jugendhilfeträgers. Für den Einzug in das Betreute Wohnen oder in das Betreute Aussenwohnen wird ein psychologischen Gutachten benötigt.
Aufnahmeprozedere
- Erstkontakt durch eine Sozialarbeiterin oder einen Sozialarbeiter.
- Vorstellungsgespräch des Kindes, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen gemeinsam mit der Sozialarbeiterin, dem Sozialarbeiter sowie der Obsorgeberechtigten bzw.
- 2 Tage bzw.
- Einzug mit einer 4-wöchigen Probezeit.
- Danach erfolgt ein Aufnahmegespräch, bei dem gemeinsam mit dem Kind bzw. Jugendlichen, der Sozialarbeiterin oder dem Sozialarbeiter sowie der Obsorgeberechtigten bzw.
- Leitung: Mag.
Individuelle Betreuung
Individuelle Betreuung, hauptsächlich in Einzelwohnungen für Jugendliche ab dem vollendeten 16.
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