Sozialer Wettbewerb aus psychologischer Sicht: Eine Definition

Die Sozialpsychologie beschäftigt sich damit, wie situative Kontexte menschliches Erleben und Verhalten beeinflussen. Hierbei werden insbesondere die psychologischen Prozesse untersucht, die hinter wichtigen Alltagsphänomenen stecken. Dabei wird besonders der soziale Kontext ins Auge gefasst.

Wie bilden Menschen ihre Einstellungen und aufgrund welcher Informationen fällen sie Urteile und treffen Entscheidungen? Welchen Einfluss hat beispielsweise Stimmung auf unser Denken? Wie wirkt sich physische Distanz zu Situationen auf deren Erinnerung aus? Welche Konsequenzen haben ein hoher oder niedriger Selbstwert? Diese Fragen versuchen Sozialpsycholog:innen zu beantworten.

Klassische Themen der Sozialpsychologie sind soziale Wahrnehmung (z.B. soziale Stereotypen), soziales Verhalten (z.B. Hilfeverhalten, Aggression), zwischenmenschliche Attraktion, sozialer Einfluss (z.B. Konformität, Einstellungsänderung) und Gruppenprozesse (z.B. Kooperation und Wettbewerb).

Sozialpsychologie ist Grundlagenforschung, die aber auch wichtige Implikationen für die Praxis bereitstellt, zum Beispiel für die Anwendungsbereiche Werbung und Konsum, Schule, Arbeit und Organisation, Umwelt, Krankheit und Gesundheit. Sozialpsychologie spielt in den verschiedensten Bereichen des alltäglichen Lebens eine Rolle und wird auch in der Kunst oft als Thema aufgegriffen.

Ein Beispiel aus der Literatur

Hier ein berühmtes Beispiel aus der Literatur: Die Hauptfigur Tom Sawyer aus Mark Twains Die Abenteuer des Tom Sawyer (1876) stellt allerlei Blödsinn an und bekommt zur Strafe von seiner Tante Polly immer wieder leidige Arbeiten aufgebrummt. Eines Tages wird er dazu verdonnert, den hauseigenen Zaun zu streichen.

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Als sein Freund Ben vorbei schlendert, bleibt der Spott natürlich nicht aus. Doch Tom lässt sich nicht beeindrucken: Wer will denn schwimmen gehen, wenn er stattdessen die Chance bekommt, einen Zaun zu streichen! Mit allem nur möglichen Enthusiasmus vertieft sich Tom in die Arbeit, trägt hier einen Pinselstrich auf, beäugt dort eine noch nicht perfekt getünchte Stelle. Ben ist ungläubig - und wird neugierig. Ob er vielleicht nicht auch mal ein wenig pinseln dürfe?

Tom guckt skeptisch: Könne Ben das denn überhaupt gut genug? Seine Tante Polly sei sehr kritisch in solchen Dingen… Ben wird nervös. Er habe einen Apfel, den er Tom schenken könne! Tom windet sich ein wenig, schließlich willigt er ein. Am Ende des Tages hat er mehrere seiner Freunde davon überzeugt, dass sie nichts lieber wollen, als diesen einen Zaun zu streichen. Er hat seinem Freund eine Option der Freizeitgestaltung schmackhaft gemacht, auf die er nicht im Traum verfallen wäre - wäre sie nicht so schwer zu erreichen gewesen.

Erst dadurch, dass Tom auf seine kritische Tante verwies und damit unterschwellig andeutete, nur die Besten würden eine solche Aufgabe bewerkstelligen, konnte er Ben überzeugen. Mehr noch, der Freund zahlte sogar dafür, die Arbeit zu tun. Den Zaun zu streichen, erscheint nun als etwas ganz Besonderes.

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