Psychologe, Psychiater, Psychotherapeut: Wo liegen die Unterschiede?

Laien nutzen die Berufsbezeichnungen „Psychologe/-in“, „Psychiater/in“ und Psychotherapeut/in“ tendenziell synonym. Doch jeder Job ist anders und der Weg dahin ebenso. Also was ist der Unterschied zwischen den Berufsgruppen Psychologe/-in, Psychiater/in und Psychotherapeut/in?

Ausbildung und Studium

Psychologinnen und Psychologen studieren Psychologie. Für die Berufsausübung schreibt das österreichische Psychologengesetz ein Psychologie-Studium mit einem Gesamtumfang von mindestens 300 ECTS (Punkte für besuchte Module an der Uni) vor. Der Punktzahl zufolge entspricht das dem Masterabschluss.

Zugangsvoraussetzung für das Psychologie-Studium ist das Reifezeugnis (Matura, Abitur oder vergleichbarer ausländischer Schulabschluss). Alternativ berechtigen auch die Studienberechtigungsprüfung oder die Berufsreifeprüfung zum Hochschulzugang. An staatlichen Universitäten müssen Studienanwärter/-innen zudem eine zentrale Aufnahmeprüfung bestehen. Private Hochschulen führen häufig eigene Aufnahmetests und/oder ein Aufnahmegespräch durch.

Das Psychologie-Studium gliedert sich in einen Bachelor- und Masterstudiengang. Zunächst macht man das Bachelorstudium (B.Sc.). Es umfasst 180 ECTS. An den staatlichen Universitäten findet das Studium in Präsenzveranstaltungen statt und ist in Vollzeit zu absolvieren. An verschiedenen privaten Hochschulen ist ebenfalls ein berufsbegleitendes Fernstudium in Psychologie möglich. Einige Schulen fokussieren sich dabei auf eine bestimmte psychologische Fachrichtung, zum Beispiel angewandte oder Wirtschafts-Psychologie. Zu beachten ist, dass nicht alle Fernstudiengänge die gesetzlich geforderten 300 ECTS umfassen.

Während des Studiums erlernen angehende Psychologen/-innen diagnostische Grundlagen, Forschungsmethoden und Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens. Einführung in die psychologischen Fachbereiche (z. B. Im Masterstudium schärfen Studierende ihr fachliches Profil im gewählten Schwerpunkt. Das Psychologie-Bachelorstudium umfasst sechs bis acht Semester, also drei bis vier Jahre. Das Masterstudium dauert vier bis sechs Semester. Das entspricht einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Den Studiengang Psychologie bieten die staatlichen Universitäten in Wien, Innsbruck, Graz, Salzburg und Klagenfurt an. Darüber hinaus lassen sich der Bachelor- und der Masterstudiengang an verschiedenen privaten Hochschulen in ganz Österreich absolvieren.

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Im Unterschied dazu studieren Psychiater/innen Medizin, sodass sie zu den Ärzten/-innen zählen. Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin bzw. Psychiater haben Medizin studiert und sind daher Ärzte. Im Anschluss an das Studium haben Psychiater eine mehrjährige praktische und theoretische Ausbildung an einer psychiatrischen Krankenhausabteilung abgeschlossen. Obwohl schon früher nahezu alle Psychiater eine zusätzliche Psychotherapieausbildung absolviert hatten, ist heute eine psychotherapeutische Ausbildung verpflichtend. (Wegen dieser Verpflichtung wurde kürzlich auch die psychotherapeutische Ausbildung in der Bezeichnung dieser Facharztes berücksichtigt.)

Psychotherapeuten/-innen machen ebenfalls eine Ausbildung, häufig zusätzlich zu anderen Berufsausbildungen. Psychotherapeuten absolvieren eine mehrjährige Ausbildung, die in Österreich aus einem allgemeinen Theorieteil und einer speziellen Ausbildung in einer der Psychotherapieschulen (z.B. Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Familientherapie, Gestalttherapie) besteht. Diese Ausbildung wird häufig zusätzlich zu einer anderen Berufsausbildung gemacht, wie beispielsweise von Sozialarbeitern, Ärzten, Psychologen, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Krankenpflegepersonen.

Psychotherapeuten absolvieren ihre Ausbildung nach den Anforderungen des Bundesministeriums grundsätzlich in einer, in Ausnahmefällen jedoch auch in mehreren therapeutischen Richtungen. Die konkrete Behandlungsweise eines Psychotherapeuten hängt demnach vom methodenspezifischen „Weltbild“ und den Mitteln der jeweiligen Therapie-Richtung ab. Sie sind somit gesetzlich an diese eine Methode gebunden.

Aufgabenbereiche

Als Psychologin bzw. Psychologe befasst man sich mit dem menschlichen Verhalten, Handeln und Erleben. Der Fokus liegt darauf, die Vorgänge in der menschlichen Psyche zu verstehen und zu erklären, sie vorauszusagen und, falls nötig, zu verändern. Als Psychologe/-in beschäftigt man sich mit der menschlichen Psyche, also mit der Gesamtheit des Erlebens, Verhaltens, Denkens und Empfindens. Diesen inneren Vorgängen geht man mithilfe wissenschaftlicher Methoden auf den Grund. Prinzipien der Psychologie finden sich in zahlreichen Aspekten des Lebens. Entsprechend viele Karrieremöglichkeiten stehen Psychologen/-innen offen.

Sie beraten Menschen mit psychischen Leiden, arbeiten in der Forschung und Lehre (Wissenschaft), in Wirtschaft und Werbung, Sport und Medien. Beispielsweise unterstützen Psychologen/-innen Menschen, die mit Angststörungen, Depressionen oder PTBS (posttraumatischen Belastungsstörungen) kämpfen. Jene untersuchen mithilfe spezieller wissenschaftlicher Methoden, welches Krankheitsbild vorliegt. Dann erklären Psychologen/-innen Patienten/innen ihre Ergebnisse. Die in der “Untersuchung” festgestellten Beschwerden sollen nun mit einer Behandlung bewältigt werden. Gemeinsam wird versucht, die Ursachen zu ermitteln und Geschehenes aufzuarbeiten. Auch geben Psychologen/-innen Methoden an die Hand, etwa mit möglichen Triggern umzugehen.

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In der Werbepsychologie besteht das Hauptziel der Arbeit darin, bei Konsumenten/-innen eine Reaktion oder Emotion durch das Marketing auszulösen. Ist man als Psychologe/-in in der Lehre und Forschung tätig, ist der Arbeitsplatz etwa an Bildungseinrichtungen. Dort unterrichtet man Studenten/-innen, hält Vorträge, besucht Veranstaltungen.

Zu den Aufgaben eines Psychiaters gehören das Erstellen einer Diagnose und die Behandlung von psychischen Erkrankungen in Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen. Psychiater verwenden üblicherweise psychotherapeutische Interventionen und soziotherapeutische Methoden (so wie andere Berufsgruppen). Als Psychiater/in darf man Medikamente verschreiben und muss eine psychotherapeutische Ausbildung absolviert haben. Sie sind für die medikamentöse Behandlung sowie für die Überprüfung der Wirkung und Nebenwirkungen der Medikamente zuständig.

Psychotherapie ist als ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich zur Behandlung von psychisch, psychosomatisch und psychosozial bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen anerkannt. Das konkrete Ziel einer Psychotherapie ist nicht vorgegeben. Es wird zu Behandlungsbeginn zwischen Psychotherapeuten und Klienten besprochen. Mittelpunkt der psychotherapeutischen Arbeit ist das Gespräch und der Austausch zwischen Psychotherapeuten und Patienten. Es geht darum, bestehende Symptome zu beseitigen oder zumindest zu mildern, gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die Reifung, Entwicklung und Gesundheit des Klienten zu fördern und zu unterstützen.

Tätigkeitsfelder und Spezialisierungen

Die Psychologie gliedert sich in viele unterschiedliche Fachbereiche. Bereits während des Studiums kann man persönliche Schwerpunkte setzen: dabei gibt es vielfältige Zweige beispielsweise Klinische Psychologie, Gesundheitspsychologie, Entwicklungspsychologie, Neuropsychologie, Biologische Psychologie, Sportpsychologie, Wirtschaftspsychologie, Rechtspsychologie, u. v. m.

Im klinischen Bereich begutachtet und behandelt man zum Beispiel psychische Auffälligkeiten und Leiden. Als psychologischer Coach berät man Klienten/-innen bei ihrer Lebensführung. In Unternehmen tätige Psychologen/-innen beraten beispielsweise bei der Umgestaltung des Arbeitsplatzes, damit Beschäftigte motivierter arbeiten.

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Nach dem Psychologie-Studium kann man zu einem bestimmten Schwerpunkt eine Weiterbildung besuchen, zum Beispiel in der Gesundheitskommunikation, in Mediation und Konfliktmanagement oder in der Bildungs- und Berufsberatung. Möchte man als Gesundheitspsychologe/-in oder klinische/-r Psychologe/-in arbeiten, ist die postgraduelle Ausbildung verpflichtend.

Die Ausbildung zum Klinischen Psychologen ist in Österreich gesetzlich eindeutig geregelt. Nur Personen, die das Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen haben ist es möglich diese Ausbildung zu absolvieren. Diese postgraduelle Ausbildung schließt einen über etwa 1 bis 2 Jahre dauernden theoretischen und praktischen Teil mit begleitender Supervision ein.

In Österreich ist auch die Ausbildung zum Gesundheitspsychologen gesetzlich genau geregelt. Desgleichen kann sie nur von Personen absolviert werden, die das Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen haben. Die Ausbildung umfasst einen etwa 1 bis 2 Jahre dauernden theoretischen und praktischen Teil mit begleitender Supervision.

Gehaltsübersicht für Psychologen in Österreich

Das Gehalt eines/r Psychologe/-in richtet sich stark nach der im/nach dem Studium gewählten Fachrichtung und der jeweiligen Branche. Weitere Einflussfaktoren für das Gehalt von Psychologen/-innen sind die Arbeitsform, also ob man freiberuflich oder angestellt tätig ist, die Berufserfahrung und die Region. Das Durchschnittseinkommen für Psychologen/-innen beträgt in Österreich etwa 3.820 Euro brutto im Monat. Die Gehaltsspanne erstreckt sich von 3.300 Euro bis 5.880 Euro brutto im Monat.

Wer/Wann/WoBruttomonatsgehalt
Schulpsychologe/-in3.500 €
Klinische/r Psychologe/-in4.450 €
Forensische/r Psychologe/-in4.200 €
In Kur- und Rehaeinrichtungen3.850 €
Einstiegsgehalt3.300 €
Über 20 Jahre Berufserfahrung5.833 €
Psychologe/-in mit eigener Praxis4.100 €

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