In jedem Leben gibt es mal Probleme oder Krisen. Manchmal wird es ohne fremde Hilfe wieder besser, manchmal helfen Gespräche mit nahestehenden Menschen. Es gibt viele Gründe, professionelle Unterstützung bei psychischen Problemen in Anspruch zu nehmen. Oft stehen Hilfesuchende jedoch einem Dschungel von Informationen gegenüber.
Wer macht was?
Da es vielen Menschen schwerfällt, zwischen den verschiedenen Berufsgruppen zu unterscheiden, die sich mit psychischen Belastungen und Erkrankungen beschäftigen, gibt es hier eine kurze Beschreibung der diversen Fachrichtungen:
- Psychologen: Der Psychologe/die Psychologin hat Psychologie an der Uni studiert und arbeitet in diversen Tätigkeitsfeldern, die mit Menschen zu tun haben, z.B. Klinische Psychologen unterstützen Menschen bei der Bewältigung von psychischen Herausforderungen und fördern die psychische Gesundheit. Sie arbeiten mit Einzelpersonen oder Gruppen, um Verhaltensweisen, Emotionen und Denkweisen zu verändern und so die Lebensqualität zu verbessern. Ihre Arbeit basiert auf wissenschaftlichen Methoden, oft in Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten wie Ärzt:innen oder Therapeut:innen.
- Psychotherapeuten: Der Psychotherapeut/die Psychotherapeutin hat eine Ausbildung für Psychotherapie gemacht und begleitet Menschen ein paar Wochen bis zu mehreren Jahren. Psychotherapie ist ein eigenständiges Heilverfahren, das von ausgebildeten Psychotherapeutinnen beziehungsweise Psychotherapeuten angewendet wird, um seelische Störungen zu behandeln und Leidenszustände zu verringern.
- Psychiater: Ein Psychiater/eine Psychiaterin hat Medizin studiert und die Fachrichtung Psychiatrie gewählt. Psychiater und Psychiaterinnen sind also immer auch Ärzte und Ärztinnen. Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie haben ein Medizinstudium absolviert und sich in ihrer Ausbildung auf psychiatrische Erkrankungen spezialisiert. Sie dürfen Medikamente verschreiben, wie z.B. Antidepressiva, Neuroleptika oder Anxiolytika.
- Neurologen: Neurolog_innen haben Medizin studiert und eine Facharztausbildung in Neurologie gemacht. Sie erkennen und behandeln Erkrankungen des Nervensystems, z. B. Epilepsie, Gehirntumor und können Medikamente verschreiben.
Wann ist Psychotherapie die richtige Wahl?
Psychotherapie ist hilfreich, wenn es darum geht, anhaltende psychische Belastungen oder Verhaltensmuster zu verändern. Sie bietet eine professionelle Begleitung bei Themen wie Depression, Angststörungen, Traumata, zwischenmenschlichen Konflikten oder auch bei Lebenskrisen. Die Therapie zielt darauf ab, seelische Blockaden zu lösen und Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen.
Es gibt viele Gründe, eine Psychotherapie zu machen:
- Du hast in gewissen Situationen Angst, z.B.
- Du wirst von Gedanken geplagt, über die du dich nicht zu sprechen traust (z.B.
- Du fühlst dich gezwungen, ständig dasselbe zu denken oder tun (z.B.
- Du befindest dich in einer belastenden Situation, z.B.
Wie kommt man zu einem Psychotherapeuten?
Bei einer Therapie geht man einmal die Woche, je nach Problem und Methode auch öfter oder seltener, in die Praxis eines Psychotherapeuten/einer Psychotherapeutin. Manchmal dauert das ein paar Wochen, manchmal auch einige Monate oder Jahre.
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Hier sind einige Möglichkeiten, wie man vorgehen kann:
- Hausarzt: Dein Hausarzt/deine Hausärztin kann dir eine Überweisung schreiben. Dein Hausarzt/deine Hausärztin kann dir eine Psychotherapie auf Krankenschein verordnen. Allerdings ist der Andrang auf bezahlte Plätze sehr groß, es kann also sein, dass du bis zu einem Jahr warten musst, bis du mit der Therapie beginnen kannst.
- Selbst suchen: Du kannst dir selbst einen Psychotherapeuten/eine Psychotherapeutin auswählen. Informiere dich über den Therapeuten/die Therapeutin, z.B. Kennt er/sie sich mit deinen Problemen gut aus? Wie arbeitet die Person?
- Psychotherapeutischer Bereitschaftsdienst: Du wendest dich an den Psychotherapeutischen Bereitschaftsdienst oder an den VÖPP.
Wie findet man den richtigen Therapeuten?
Wenn du den Therapeuten/die Therapeutin deiner Wahl gefunden hast, frage nach, ob du zu einem Erstgespräch vorbeikommen kannst. Dieses sollte kostenlos oder zumindest sehr günstig sein. Kläre die Bedingungen. Manche Therapeuten/Therapeutinnen möchten, dass man zu Beginn 4-5 Sitzungen fix vereinbart. Falls du dir unsicher bist, ob du dir eine Therapie bei dieser Person vorstellen kannst - oder wenn du mehrere Erstgespräche vereinbart hast, sag einfach, dass du eine Weile Bedenkzeit brauchst. Du musst nicht gleich einen neuen Termin vereinbaren, wenn du dir nicht sicher bist. Das muss dir nicht unangenehm sein, das hören die nicht zum ersten Mal.
Kosten und Krankenkasse
Psychotherapie wird größtenteils als private Leistung angesehen und muss von den Betroffenen selbst bezahlt werden. Psychotherapie auf Krankenschein wird durch sogenannte „Vereinslösungen“ ermöglicht, die für eine gewisse Anzahl an Patientinnen und Patienten die Kosten der Therapie übernehmen. Die Kosten für eine Behandlung oder Beratung durch niedergelassene Klinische Psychologinnen beziehungsweise Psychologen oder Gesundheitspsychologinnen beziehungsweise Gesundheitspsychologen werden von den Krankenkassen nicht übernommen und müssen selbst gezahlt werden. Eine klinisch-psychologische Diagnostik wird jedoch von den Versicherungen bezahlt, wenn es sich um eine Vertragspsychologin oder einen Vertragspsychologen handelt.
Dein Hausarzt/deine Hausärztin kann dir eine Überweisung schreiben. In diesem Fall übernimmt die Krankenkasse 28 Euro pro Sitzung. Du kannst dir in diesem Fall selbst einen Psychotherapeuten/eine Psychotherapeutin auswählen, z.B. über die Helpline von BÖP oder auf psyonline.at.
Weitere Anlaufstellen und Hilfsangebote
Hier sind einige weitere Anlaufstellen für psychische Gesundheit:
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- Berufsverband Österreichischer PsychologInnen: Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen hat eine Helpline eingerichtet. Hier beraten psychologische Profis am Telefon kostenlos und vertraulich und bieten Hilfe bei Krisen.
- „Gesund aus der Krise“: Bei der Aktion Gesund aus der Krise können Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis inklusive 21 Jahre kostenlose psychologische und psychotherapeutische Hilfe in Form von 15 Behandlungseinheiten erhalten. Der Zugang und die Anmeldung ist einfach und niederschwellig.
- ÖH-Helpline: Du studierst, leidest an Überforderung, psychischen Beschwerden oder brauchst einfach nur seelische Unterstützung? Die ÖH-Helpline ist eine erste anonyme Anlaufstelle, an die sich Studierende für Beratung montags, mittwochs und donnerstags wenden können.
- Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK): Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK) bietet in seinem Webportal verschiedene Möglichkeiten der Online-Suche. Du kannst hier nach Namen, Bundesland oder Ausbildung Fachleute im Bereich Psychotherapie und Psychologie in ganz Österreich ausfindig machen.
- Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP): Der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) hat zweckdienliche und aktuelle Antworten für Interessierte.
- Psychologische Studierendenberatung: Hier finden Studierende bei persönlichen oder studienbezogenen Problemen psychologische Beratung, telefonisch, online oder persönlich - 6x in Österreich.
- Nightline: Du kannst bei der Nightline anrufen. Dein anonymes Zuhörtelefon von Studierenden für Studierende.
Psychische Krise - Was tun?
Eine psychische Krise können zum Beispiel Selbstmordgedanken sein, Halluzinationen oder Panikattacken. Du bist mit einer Situation konfrontiert, die du alleine nicht mehr bewältigen kannst. Dein Denken dreht sich im Kreis.
In einer Notfallsituation raten wir, umgehend einen psychosozialen Notdienst oder eine Notrufnummer kontaktieren!
Dein Leben oder das einer anderen Person befindet sich in Gefahr? Kontaktiere direkt die Rettung unter 144 oder die Polizei unter 133.
Schnelle Hilfe gibt es auch gebührenfrei 24 Stunden am Tag bei der Telefonseelsorge der Notrufnummer 142 oder im Sofortchat auf www.telefonseelsorge.at.
Für Kinder- und Jugendliche empfehlen wir die Beratung von Rat auf Draht via der Notrufnummer 147, welche rund um die Uhr und anonym erreichbar ist.
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Unterstützung in Krisen und bei Gewalterfahrungen bieten die Frauenhelpline unter 0800 222 555 sowie der Männernotruf unter 0800 246 247.
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