Gewalt ist ein vielschichtiges Phänomen, das sich in Ausdrucksart, Wirkungsgrad, Hintergründen und Motiven unterscheidet. Emotionale Gewalt ist keine Seltenheit und es ist fast unmöglich, im Laufe eines Lebens von ihr verschont zu werden. Laut Nolting tritt sie auffällig häufig zwischen Menschen auf, die sich mehr oder weniger gut kennen!
Emotionale Gewalt kann in jeder erdenklichen Beziehungskonstellation auftreten. Wir treffen sie innerhalb der Familie, wenn Kinder durch ihre Eltern mit Liebesentzug bestraft oder misshandelt werden, in der Schule zwischen Schülern bzw. Schülerinnen in Form von Bullying oder ausgehend von Pädagogen und Pädagoginnen, im Netz und in sozialen Medien, als Mobbing im Arbeitsalltag, unter "Freunden", in Partnerschaften, von Tätern bzw.
Formen emotionaler Gewalt
Einige Beispiele für emotionale Gewalt sind:
- Der gestreckte Mittelfinger
- Der böse Blick
- Das Handy kontrollieren
- Drängeln auf der Autobahn
- Jemanden wie Luft behandeln
- Ausschließen
- Einem Kind immerzu sagen, dass aus ihm nichts wird
- Beleidigen
- Drohen
- Heimlich oder öffentlich verleumden
Dies geschieht immer wieder über eine längere Zeit hinweg.
Auswirkungen emotionaler Gewalt
Körperliche Schäden bei Opfern durch körperlichen Ausdruck - also "heiße" Gewalt - von Tätern, wie z.B. durch Schläge, sind sichtbar und damit "messbar". Bei psychischen Folgen, welche durch Ausgrenzung oder Liebesentzug entstehen, tun wir uns schwer - zumindest so lange, bis sie den Grad einer Erkrankung erreichen und diagnostiziert werden können. Die Folgen emotionaler Gewalt für die psychische und körperliche Gesundheit können mindestens genauso schwerwiegend sein wie aus körperlicher Gewalt entstandene Verletzungen.
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Andauernd psychischer Gewalt ausgesetzt zu sein bedeutet also, sich in einem stetigen Zustand von Hochstress zu befinden. Über den Regelkreis Hypothalamus und Hypophyse im Gehirn werden Botenstoffe auf den Weg gebracht, die wiederum die Nebenniere dazu anregen, vermehrt Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin auszuschütten. Menschen, die emotionaler Gewalt ausgesetzt sind, leiden häufig unter chronischen Entzündungen. Dabei fährt der Körper die Konzentration proentzündlicher Botenstoffe hoch und ist damit in ständiger Abwehrbereitschaft. Problematisch daran ist die Überproduktion gemessen an den Gefahren tatsächlicher äußerer Erreger.
Zu den körperlichen Auswirkungen von Stress durch emotionale Gewalt zählen beispielsweise die Verkalkung und Verhärtung von Arterien, eine niedrigere Schmerzschwelle, Beeinträchtigungen der Immunabwehr, des Stoffwechsels und des Hormonhaushalts sowie herabgesetzte Wundheilung. Hinzu kommen Magengeschwüre und Rückenschmerzen sowie orthopädische Beschwerden durch verhärtete und verkürzte Muskeln.
Es ist keine allzu neue Erkenntnis, dass körperliche wie seelische Schmerzen in denselben Gehirnregionen verarbeitet werden, wie Eisenberger, Lieberman, Williams in ihrer Studie belegen konnten. Somit liegt es nahe, dass Selbstmedikation mit Schmerzmitteln eine gängige Methode darstellt, um die durch emotionale Gewalt entstandenen Schmerzen zu lindern.
Umgang mit emotionaler Gewalt
Dabei wäre es so wichtig, sich klar gegen emotional verletzendes Verhalten zu positionieren und dem Gegenüber die eigenen Grenzen aufzuzeigen. Werden Grenzen hingegen nicht respektiert, kommt die Überlegung hinzu, ob im Hinblick auf die eigene Unversehrtheit der Umgang mit der kränkenden Person gänzlich vermieden werden könnte oder sollte, was im Kontext von Familie oder Arbeit natürlich nicht einfach ist.
Wenn man sich behelfen möchte, um eine Trivialisierung des Begriffs, ähnlich wie das im Falle des Phänomens Trauma geschehen ist, zu vermeiden - nicht jede Kritik, nicht jede Empörung, nicht jede aggressive Äußerung ist im engeren Sinne Gewalt - könnte man sich der Einordnung bedienen, die z. B. Dass im Falle von häuslicher oder Intimpartnergewalt etwas getan werden müsse, um diese zu verhindern, wurde durch das Gewaltschutzpaket in Politik und Medien bereits deutlich diskutiert und - wenn auch unausgereift - am 25. Dass Kinder häufig Opfer von Gewalt ihrer Väter bzw. Mütter, Frauen ihrer Partner und Männer ihrer Partnerinnen werden, wurde durch die mediale Diskussion rund um das Gewaltschutzpaket aufgemacht.
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